Tatort Folge 708: Brandmal

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein Brandanschlag in einem Kölner Mietshaus führt zum Tod einer jungen schwangeren Frau durch Rauchvergiftung. Die Kommissare Ballauf und Schenk nehmen die Ermittlungen auf, während unter den Anwohnern sofort die Roma-Flüchtlinge aus dem gegenüberliegenden Heim verdächtigt werden. Insbesondere ein Roma-Mädchen namens Lutvija gerät ins Visier, weil sie dem Hausbesitzer zuvor gedroht hatte. Als die Ermittler tiefer in den Fall eintauchen, stoßen sie auf ein Netz aus Vorurteilen, persönlichen Konflikten und verborgenen Motiven, die alle Beteiligten in Gefahr bringen…

Inhalt der Tatort-Folge „Brandmal“

Grauer Rauch quillt aus den Kellerfenstern eines heruntergekommenen Mietshauses im Kölner Stadtteil Kalk. Der dumpfe Knall einer Explosion hat die nächtliche Stille zerrissen, während die Flammen langsam das Treppenhaus hinaufkriechen. Für eine junge Frau in einem der Apartments kommt jede Hilfe zu spät – lautlos hat das tückische Kohlenmonoxid ihr Leben ausgelöscht, während sie schlief.

Am nächsten Morgen stehen die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk vor der verkohlten Brandstelle. Ballauf wirkt angespannt – seit Tagen plagen ihn Schlafstörungen, die seine Konzentration beeinträchtigen. Sein Kollege Schenk kompensiert mit übertriebener Tatkraft und dem untrüglichen Gespür für die richtigen Fragen. Der Hausbesitzer Hans-Dieter Lange ist außer sich: „Das können nur die Zigeuner gewesen sein!“ Seine Worte fallen wie Steine in die angespannte Atmosphäre.

Schräg gegenüber liegt das Flüchtlingsheim, in dem Sinti und Roma aus dem Kosovo untergebracht sind. Seit seiner Eröffnung schwelt der Konflikt mit den Anwohnern. Eine Bürgerinitiative unter Führung des Kneipenbesitzers Thorsten Riepert fordert die Schließung des Heims und kämpft gegen das Bleiberecht für die Flüchtlinge. Ihre Plakate an den Hauswänden wirken im Morgenlicht wie mahnende Finger.

Die Ermittlungen führen Ballauf und Schenk schnell zu Lutvija Demiri, einem Roma-Mädchen, das bereits mehrfach polizeilich auffällig wurde. Bei einer Durchsuchung des Kellers finden sie ein Medaillon, das ihr gehört. „Sie hat mir gedroht, mein Geschäft anzuzünden!“, beharrt Lange. Doch das verschlossene Mädchen entzieht sich immer wieder dem Zugriff der Kommissare wie Wasser, das durch Finger rinnt.

Als sich herausstellt, dass das Opfer schwanger war, gerät auch der Freund der Toten, Kai Bracht, ins Visier der Ermittler. Seine kühle Reaktion auf den Tod seiner Freundin verstört Ballauf. „Manchmal ist die offensichtlichste Erklärung wie eine Fata Morgana in der Wüste“, murmelt er, während er die Beziehungsverhältnisse des Opfers auf einer Tafel visualisiert. Die Suche nach dem Täter gleicht der Jagd nach einem Geist, der nur Spuren hinterlässt, die in verschiedene Richtungen weisen.

In einem unbeobachteten Moment gelingt es Ballauf, Kontakt zu Lutvija herzustellen. Hinter ihrer harten Fassade entdeckt er ein traumatisiertes Kind – ihr Vater kam im Kosovo bei einem Brand ums Leben. „Wie könnte ich Feuer legen?“, fragt sie mit tränenerstickter Stimme. Die Brandnarben ihrer Vergangenheit machen sie zur Unschuldigen, doch zugleich zur Zeugin, die möglicherweise zu viel gesehen hat.

Während die Kommissare dem Motorradfahrer nachspüren, der es auf Lutvija abgesehen hat, wird der Hausbesitzer Lange erhängt in seinem Laden gefunden. Die Schlinge zieht sich zu – nicht nur um seinen Hals, sondern auch um die Wahrheit des Falls, die tief unter den Vorurteilen und Anschuldigungen verborgen liegt. Als Ballauf und Schenk dem letzten Puzzlestück auf die Spur kommen, offenbart sich ein Komplott, das niemand vorausgesehen hatte…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Brandmal“ ist der 41. Fall des bewährten Ermittlerduos Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) aus Köln. Die Dreharbeiten zu dieser WDR-Produktion fanden vom 15. November bis zum 14. Dezember 2007 in Köln und Umgebung statt. In der Rolle des Verdächtigen Hausbesitzers Hans-Dieter Lange brilliert Bernd Michael Lade, der mit Zottelhaar und Schnauzbart kaum wiederzuerkennen ist. Die junge Schauspielerin Muriel Wimmer überzeugt in der anspruchsvollen Rolle der Lutvija.

Bereits vor der Erstausstrahlung am 19. Oktober 2008 sorgte die Folge für Kontroversen: Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, kritisierte in einem offenen Brief an WDR-Intendantin Monika Piel die vermeintlich stereotypen Darstellungen und forderte, auf die Ausstrahlung zu verzichten. Der WDR wies die Kritik zurück und betonte den differenzierten Umgang mit der Thematik in der Tradition der sozialkritischen Kölner Tatort-Folgen.

Mit 7,89 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 22,7 Prozent erwies sich „Brandmal“ als Quotenerfolg für Das Erste. Besonders aufmerksame Zuschauer erfreuten sich an einem wiederkehrenden Detail der Kölner Tatort-Reihe: Freddy Schenk fährt auch in dieser Folge wieder einen auffälligen Oldtimer – diesmal einen dunkelblauen 1968er Ford Mustang Fastback mit dem Kennzeichen K-O 7114.

Die Idee zum Drehbuch von Karl-Heinz Käfer entstand übrigens 2004 am Rande der Verleihung des „Civis“-Medienpreises für Integration, als Klaus J. Behrendt und die Tatort-Verantwortlichen einen Roma-Sprecher kennenlernen und Einblicke in die Situation der Roma im ehemaligen Jugoslawien erhielten.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

ARD Plus Trailer

Besetzung

Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Freddy Schenk – Dietmar Bär
Dr. Joseph Roth – Joe Bausch
Staatsanwalt von Prinz – Christian Tasche
Hans-Dieter Lange – Bernd Michael Lade
Mario Klemper – Christoph Bach
Ruth Böhler – Katharina Heyer
Klaus Scherer – Wolfgang Packhäuser
Thorsten Riepert – Uwe Preuss
Stefan Woditsch – Josef Heynert
Franziska Lüttgenjohann – Tessa Mittelstaedt
Lutvija Demiri – Muriel Wimmer
Kai Bracht – Aljoscha Stadelmann
Ulf Pohlschröder – Peter Moltzen

Stab

Drehbuch – Karl-Heinz Käfer
Regie – Maris Pfeiffer
Kamera – Christian Rein
Musik – Jörg Lemberg

Bilder – WDR/U. Stratmann

6 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 708, heute als Wiederholung auf WDR III. Nicht gerade der stärkste Tatort-Spielfilm der beliebten Tatort-Kommissare Ballauf und Schenk aus Köln, aber handwerklich gefertigt und durchaus sehens- und orientierungswert. Ich habe ihn erstmalig gesehen, heute, und habe ihn letztmalig gesehen, heute.

  2. vor 10 Jahren

    naja…. Eigentlich ein gut durchdachter Tatort mit gutem sozialem Hintergrund. An manchen Stellen etwas langgezogen und eintönig. Einmal reicht.

  3. vor 10 Jahren

    Sorry… Hatte die Sterne übersehen

  4. vor 9 Jahren

    ich fand jeden Tatort aus köln sehr gut zu sehen und ich mag die beide n KOmisare aus köln sehr gerne und ich schaue jeden tatort aus köln an. 10 Sterne

  5. vor 7 Jahren

    Großartiger Tatort.
    Da fehlte wirklich nichts.

  6. Coq
    vor 2 Jahren

    Ein solider Tatort und ein tolles Ermittlerteam.

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