Zwei junge Männer, die Studenten Hannes Lehm und Klaus Hößler, können im letzten Augenblick eine Vergewaltigung verhindern. Am Tatort findet der Berliner Kommissar Walther (Volker Brandt) neben dem Opfer und ihren beiden Rettern auch den vermeintlichen Vergewaltiger, den 19-jährigen Gunnar Melz vor. Er wurde von den beiden Rettern brutal zusammengeschlagen und muss in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert werden. Für Kommissar Walther und seinen Assistent Kommissar Hassert (Ulrich Faulhaber) beginnt die Beweisaufnahme

Es kommt zur Verhandlung. Und diese beginnt mit einer großen Überraschung für Hannes Lehm und Klaus Hößler. Die beiden Männer, die sich eigentlich als Helden fühlen, werden unter Anklage gestellt. Gleichzeitig erscheint der eigentliche Täter Gunnar plötzlich als Opfer. Ein Gutachten bescheinigt ihm, dass er völlig normal sei. Das Opfer weiß plötzlich nichts mehr von einem Verbrechen. Als der Staatsanwalt vier Monate Haft für die Angeklagten Lehm und Hößler fordert, reicht es den beiden Studenten: Sie wollen sich nicht mehr auf Polizei und Staatsanwaltschaft verlassen und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln.

Schon bald bestätigt sich die Vermutung der beiden jungen Männer. Sie werden erneut Zeuge, wie Gunnar ein Mädchen belästigt. Um nicht erneut ins Visier der Staatsanwaltschaft zu geraten, greifen sie beiden dieses Mal allerdings nicht ein und verlassen den Tatort. Als kurz darauf eine Leiche gefunden wird, kommt bei der Beweisaufnahme zwar die Wahrheit über Gunnar ans Licht. Doch Lehm und Hößler stehen trotzdem erneut vor Gericht; dieses Mal wegen unterlassener Hilfeleistung.

Die Tatort-Folge 122 „Beweisaufnahme“ ist der erste Fall von Kriminalhauptkommissar Friedrich Walther. Insgesamt hat Schauspieler Volker Brandt ihn bis 1985 sechs Mal verkörpert. Seine Interpretation des Berliner Kommissars erinnert an Peter Falks Columbo: Der Ermittler wirkt stets etwas zerknautscht und leicht überfordert, ist im Gegensatz zu seinem US-Kollegen aber um einiges ruppiger, bisweilen sogar aufbrausend. So kosmopolitisch wirkend passt er perfekt in sein Revier – das Berlin der frühen 80er Jahre. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass man Volker Brandt seit 1972 auch als deutsche Synchronstimme von Michael Douglas in der Krimiserie „Die Straßen von San Francisco“ kennt.

Eine weitere wichtige Protagonistin in „Beweisaufnahme“ ist die Stadt Berlin selbst. Regisseur Peter Keglevic zeigt in diesem Tatort ein frisches, junges Bild von Berlin – ein Berlin der Gegensätze. Der gerade einmal 31-jährige Filmemacher beleuchtet die Hoch- wie die Subkultur, das reiche Bürgertum in der Wannsee-Villa, wie die alternativen Lebenskünstler in dem Kreuzberger-WG-Loft. Man kann im Tatort „Beweisaufnahme“ durchaus eine Kritik am Bürgertum erkennen, das seine weiße Weste unbedingt reinhalten will – koste es was es wolle.

Der Berliner Tatort „Beweisaufnahme“ ist eine Produktion des SFB. Erstmals wurde er am 8. März 1981 im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt.

Besetzung
Ulrich Faulhaber (Assistent Hassert) · Friedrich-Karl Praetorius (Hannes) · Jochen Schröder (Klaus) · Johanna Sophia (Rita) · Inge Blau (Verena) · Dieter Thomas Heck (Erich Melz) · Magdalena Montezuma (Annemarie Melz) · Manfred Lindlbauer (Gunnar Melz) · Leslie Malton (Evi Pechelt) · Edgar Ott (Dr. Pechelt) · Anita Kupsch (Frau Pechelt) · Mareike Carriere (Susanne Roth) · Rüdiger Kreklau (Wolfgang Ehlers) · Henning Gissel · Eric Vaessen · H. H. Jochmann · Horst Schultheis · Lothar Köster · Christine Lechle · Gerd Holtenau

Stab
Drehbuch – Herbert Lichtenfeld
Regie – Peter Keglevic
Kamera – Gerard Vandenberg
Schnitt – Barbara Herrmann
Musik – Peer Raben
Produktion – SFB