Kurz und knapp – darum geht’s
Ein anonymer Anruf erreicht Hauptkommissar Stoever: Ein Profikiller sei in Hamburg und plane, einen Teilnehmer einer wissenschaftlichen Tagung zu ermorden. Während Stoever den Hinweis verfolgt, ermittelt sein Kollege Brockmöller in einem scheinbar unzusammenhängenden Mordfall an einer jungen Frau – ohne zu ahnen, dass beide Fälle miteinander verknüpft sind. Die Spuren führen zu einem internationalen Waffenschmuggelring, doch als die Kommissare endlich die Verbindungen erkennen, könnte es für das Ziel des Auftragskillers bereits zu spät sein…
Inhalt der Tatort-Folge „Schmutzarbeit“
Über der Nordsee kämpft Pilot Ulf Thorning verzweifelt mit einem Feuer an Bord seiner Frachtmaschine. Der Himmel ist grau, das Meer unter ihm aufgewühlt, und in seinen Ohren dröhnt der schrille Alarm des Cockpits. Als der Feuerlöscher versagt und er in den Frachtkisten statt der deklarierten Ware nur Ziegelsteine findet, wird ihm mit eisiger Klarheit bewusst: Jemand will seinen Tod.
In Hamburg nehmen derweil die Kommissare Paul Stoever und Peter Brockmöller den Tatort in Augenschein: Katja Nodorp wurde in ihrer eigenen Wohnung erschossen, zwischen umgestoßenen Möbeln und zerbrochenen Gläsern. Stoever, dessen Gesicht stets eine gewisse Melancholie ausstrahlt, nimmt den Fall mit der für ihn typischen Mischung aus Professionalität und persönlicher Anteilnahme auf. Sein Kollege Brockmöller hingegen wirkt ungeduldiger, direkter – eine Kombination, die ihre Zusammenarbeit so effektiv macht.
„Ein Killer ist in der Stadt“, sagt die anonyme Anruferin zu Stoever, „sein Opfer nimmt an einer wissenschaftlichen Tagung der Alfred-Bergmann-Stiftung teil.“ Dann legt sie auf und hinterlässt den Kommissar mit einem unbehaglichen Gefühl. Während Brockmöller den Anruf als Hirngespinst abtut, spürt Stoever instinktiv, dass mehr dahintersteckt. Die seltene Gelegenheit, einen Mord zu verhindern statt nur aufzuklären, lässt ihn nicht los. Seine Nachforschungen führen ihn zur Tagungsleiterin Doris Eucken, die sich an einen auffälligen „Journalisten“ erinnert, der sich verdächtig intensiv für die Teilnehmerliste interessierte.
Die Ermittlungen gleichen einem Schachspiel, bei dem die Figuren ständig in Bewegung sind: Hier der polyglotte Auftragskiller Jorek, der in seinem Hotelzimmer auf den richtigen Moment wartet, dort Brockmöller, der auf einem Schiff Waffenkisten entdeckt und die Verbindung zu einem gewissen Horst Simmath herstellt. Die Hafenstadt Hamburg mit ihren nebelverhangenen Kanälen und düsteren Lagerhallen bietet die perfekte Kulisse für dieses tödliche Katz-und-Maus-Spiel.
„Den Mord an meiner Freundin wollte ich Jorek unterschieben“, gesteht Simmath später, nachdem die Schlinge sich um seinen Hals zugezogen hat. Doch da ist bereits ein Verbrechen geschehen, das nicht mehr rückgängig zu machen ist, und die Ermittler müssen sich fragen, ob sie es hätten verhindern können.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Schmutzarbeit“ wurde im Jahr 1988 in Hamburg gedreht und von Studio Hamburg Filmproduktion im Auftrag des NDR unter der Regie von Werner Masten produziert. Die TV-Ausstrahlung erfolgte am 19. Februar 1989 als 216. Folge der Tatort-Reihe.
Für Manfred Krug in der Rolle des Kriminalhauptkommissars Paul Stoever war es bereits der 10. Fall, während Charles Brauer als Peter Brockmöller zum 7. Mal auf Verbrecherjagd ging. In bemerkenswerten Gastrollen brillierten Burghart Klaußner als überlebender Pilot Ulf Thorning, der italienische Charakterdarsteller Lou Castel als mehrsprachig fluchender Auftragskiller Jorek sowie Wolf-Dietrich Sprenger als zwielichtiger Waffenhändler Horst Simmath.
Mit 16,23 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 57,80 Prozent erreichte die Folge bei ihrer Erstausstrahlung eine beeindruckende Resonanz. Die Erzählweise des Films mit seinem gemächlichen Tempo und der atmosphärischen Inszenierung unterscheidet sich deutlich von heutigen, schneller geschnittenen Krimis.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die Darstellung des Killers Jorek durch Lou Castel diskutiert, dessen vielsprachige Selbstgespräche zu den ungewöhnlichsten Elementen der Folge gehören. Die Episode ist auch ein zeitgeschichtliches Dokument, da sie im letzten Jahr vor dem Mauerfall spielt und mit der wissenschaftlichen Tagung zum Thema „Nuklearer Winter“ die Ängste der späten 80er Jahre widerspiegelt.
Grossartiger Humoresker Stoever/Brockmöller -Klassiker mit extrem grossem Staraufgebot :
Fassbinder-Star Irm Hermann als neurotische Ehefrau mit obskurer „Reederei“, Diana Körner als Kongress-Leiterin mit neugierigem Drang zur Dedektivarbeit, Dietrich Mattausch als trockener Physik-Professor, Diether Krebs als Killer-Vermittler. Auch alle anderen Rollen sehr stimmig und ueberzeugend: Lutz Reichert mimt mal wieder den schlappsig, aber eifrigen „Meyer Zwo“, Jorek spiet den durchaus realistischen Killer, mit grossartigem Zynismus.
Die Spannung des sehr abwechlungsreichen Tatorts, die sogar eine Flugzeugkatastrophe erhaelt wird angereichert durch eine zusaetzliche Stress-situation : waehrend des gesamten, sogenannten Doppelfall sind Stoever/Brockmoeller genervt, weil die Maler im Polizeibuero alles auf den Kopf stellen.
Absolute Kroenung : Britischer Krankenhaushumor sowie unkonventionelle Verhoerungsmethoden des Ermittlerteams bringen den sehr unterschwelligen Humor aufs groesste Niveau und zeigen einen trockenen Polizeialltag auf Hamburger Weise, was sonst wohl nur von Schimanski bekannt war ; Sehr efrischend ;
Der Tatort mit der Nummer 216 aus Hamburg. Die Hauptkommissare Stoever und Brockmöller von der Mordkommission ermitteln in einem Mordfall an einer jungen Frau. Mit dabei ist der Kollege Meyer Zwo, der langjährige brave Zuarbeiter der beiden Mordermittler. Wohl mit einer der besten Tatort-Filme der beiden Kommissare aus der Hansestadt, mit einer prächtigen Brise von sarkastischen Humor. Spannender und sehenswerter Tatort-Krimi mit hervorragenden Darstellern, welche allesamt wohl zu den besten ihrer Zunft gehören dürften, sowie mit einer lebens- und dienstnahen Szene, über durchzuführende Renovierungsarbeiten in bundesdeutschen Amtsstuben. Für mich waren diese beiden Schauspieler sowie die hanseatischen Tatort-Ermittler, die sich am realistischsten darstellen konnten. Bravo.
Auch ohne Lou Castel wäre ein guter Krimi entstanden – mit ihm aber ist es ein super Film geworden. Er gibt diesem freakigen Killer das Gesicht des Filmes. Und bringt den Zuschauer in den Zwiespalt. Auf der einen Seite wünscht man sich natürlich, dass der nette Professor Thorning am Leben bleibt, grade jetzt, wo er der attraktiven Hoteldirektorin näher kommt. Auf der anderen Seite aber hofft man, dass dieser aufgrund der widrigen Umstände immer frustrierter werdende Killer bald mal sein Erfolgserlebnis bekommt. Sein sangesfreudiger, jedoch aufgrund einer Bombe verletzter Bruder versucht, den Professor zu warnen – scheitert jedoch an britischen Krankenschwestern und der Tatsache, dass man eine Wählscheibe mit der Nasenspitze nicht allzu gut bedienen kann. Die beiden tollen (und in dieser Folge außergewöhnlich groben) Kommissare und die Nebenhandlung um den charakterschwachen Herrn Simmath (dargestellt vom in dieser Zeit sehr gut beschäftigten Wolf-Dietrich Sprenger) runden den Tatort zu einem spannenden und besten aller Zeiten ab – meiner Meinung nach jedenfalls.
Spannende Folge!
Lustig fand ich das in die Hotelszenen im Hintergrund der Kultklassiker „Vanishing Point“ (Fluchtpunkt San Francisco) aus 1971 mit Originalton läuft.
Der ist wie dieser Tatort sehr, sehr sehenswert!
Trailer: youtube.com/watch?v=wLsbIj2JysI
Geil, endlich mal ein T. mit Überlänge !
Man kennt das ja gar nicht.
Wie ein Gesetz steht unser T. für SO 20:15 von exakt 90 Min.
… Und dann diese Porno 80 iger Stimmung,
übrigens wie gedacht ein paar Monate vorm Mauerfall mit
dem Mr. Krug brauchte einfach 20 min. mehr – spannendes Happy End.
Ich kann mich mit dem Tatort „Schmutzarbeit“ nicht ganz anfreunden und das trotz toller Darsteller wie Dieter Krebs und Irm Herrmann. Die Überlänge fällt nicht weiter auf, aber spannend fand ich diesen Stoever Klassiker nicht so da gab’s viel viel bessere Fälle. 2 Sterne
Sehr sehenswerte Tatort-Folge mit vielen bekannten Darstellern wie Burghard Klaußner, Irm Hermann, Diether Krebs, Angelika Bartsch, Dietrich Mattausch, Diana Körner und – leide nur in einer winzigen Nebenrolle – Dominique Horwitz
In Wiederholung ein Klassik-Tatort aus Hamburg und aus dem Jahr 1989. Diesen Kriminalfilm mit der Nummer 216 finde ich jedoch tat und sächlich für zeitlos, die Besatzungsliste gravierend gut. Ein Film für die beste Sendezeit im Fernsehen – „Sommerloch“.
Die Meinung vom 10.04.2016 halte ich.