Tatort Folge 282: Die Zärtlichkeit des Monsters

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein psychopathischer Ex-Schauspieler bricht aus einer psychiatrischen Klinik aus, um sich an der Frau zu rächen, die ihn hinter Gitter brachte: Kommissarin Lena Odenthal. Während Hans-Martin Carsdorff die Ermittlerin auf perfide Weise verfolgt und psychisch terrorisiert, muss Odenthal parallel den Mord an einer älteren Dame aufklären. Mit wachsender Bedrohung wird die sonst so furchtlose Kommissarin selbst zur Gejagten. Als die Falle des rachsüchtigen Psychopathen schließlich in den Katakomben des Berliner U-Bahn-Systems zuschnappt, steht Odenthal ihrem Verfolger in einem nervenaufreibenden Showdown gegenüber…

Inhalt der Tatort-Folge „Die Zärtlichkeit des Monsters“

Schweißgebadet schreckt Kommissarin Lena Odenthal aus einem Albtraum hoch – düstere Vorahnung dessen, was kommen wird. Der kalte Oktobernebel hängt über Ludwigshafen, als in der psychiatrischen Klinik ein gefährlicher Patient ausbricht: Hans-Martin Carsdorff, einst gefeierter Schauspieler, nun verurteilter Mörder. „Ich hole mir, was mir zusteht“, flüstert er der bedrohten Krankenschwester ins Ohr, bevor er mit einem gekaperten Linienbus die Flucht ergreift.

Lena Odenthal, jung, entschlossen und mit einer unverkennbaren 90er-Jahre-Frisur, war es, die Carsdorff damals überführte. Die Demütigung durch die Kommissarin hat tiefe Narben in seiner narzisstischen Seele hinterlassen. Die Polizei sichtet Videomaterial von Therapiesitzungen – Carsdorffs Hasstiraden gegen Odenthal lassen keinen Zweifel an seinen Absichten. Doch Lena gibt ihrer Angst nicht nach: „Ich verstecke mich nicht vor diesem Mann.“

Die sterile Neonbeleuchtung des Polizeireviers bietet trügerische Sicherheit. Als wäre die Bedrohung durch den Psychopathen nicht genug, wird auch noch eine 78-jährige Frau in ihrer Wohnung erschlagen aufgefunden. Odenthals Ermittlungen führen zu zwei älteren Männern, die wie verwelkte Blätter im Herbstwind durch die Stadt irren – ein Fall, der von der existenziellen Angst vor dem Alleinsein erzählt.

Carsdorff dringt immer weiter in Odenthals Leben ein. Geschickt verkleidet wie ein Chamäleon verfolgt er sie bis in den Supermarkt, ritzt ihr eine Wunde in den Arm und verschwindet wieder. Die Jagd gleicht einem makabren Katz-und-Maus-Spiel durch die grauen Straßen Ludwigshafens. „Er spielt mit mir“, gesteht Odenthal ihrer Kollegin, während die Kamera durch nächtliche Fensterscheiben ihre rastlosen Bewegungen einfängt.

Schließlich verfolgt Carsdorff Odenthal bis nach Berlin, wo sie im Rahmen einer LKA-Tätigkeit eingesetzt ist. Die monumentale Architektur des Olympiastadions wird zur Kulisse eines atemlosen Verfolgungsjagd. Durch verlassene Katakomben, in denen jeder Schritt unheilvoll widerhallt, flüchtet die Kommissarin in die nächtliche U-Bahn-Station. Als sich die beiden in der gespenstischen Leere des Berliner Untergrunds gegenüberstehen – ein Messer, ein wahnhaftes Grinsen, nackte Angst – scheint die Falle zugeschnappt…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Die Zärtlichkeit des Monsters“ wurde 1993 als fünfter Fall der Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) vom Südwestfunk produziert. Für den vierfachen Grimme-Preisträger Hartmut Schoen, der sowohl Regie führte als auch das Drehbuch schrieb, war es der erste große Fiktion-Film und sein erster Ausflug ins Thriller-Genre.

Gedreht wurde in Ludwigshafen und in den atmosphärischen Katakomben unter dem Berliner Olympiastadion, die dem Film seine beklemmende Endspiel-Kulisse verleihen. Die düstere Herbststimmung der Dreharbeiten überträgt sich spürbar auf die Atmosphäre des Films und verstärkt den psychologischen Thriller-Charakter.

In der Hauptrolle brilliert Ulrike Folkerts als junge, androgyne Kommissarin mit charakteristischer Spät-80er-Jahre-Frisur. Ihr gegenüber steht Manfred Zapatka als charismatischer Psychopath Hans-Martin Carsdorff, dessen Darstellung von der Kritik besonders hervorgehoben wurde. In den Nebenrollen sind unter anderem Manfred Steffen und Peter Sattmann zu sehen.

Mit einer Einschaltquote von 9,30 Millionen Zuschauern (28,4% Marktanteil) bei der Erstausstrahlung am 31. Oktober 1993 erwies sich der Film als Publikumserfolg. „Die Zärtlichkeit des Monsters“ markierte einen Wendepunkt in der Tatort-Reihe – weg vom klassischen Whodunit-Muster hin zum psychologischen Thriller. Die TV Spielfilm bezeichnete den Film als „leicht nostalgischen Nervenkitzel“ und hob die innovative Machart hervor.

Im August 2007 wurde die Episode in die „Tatort“-Hörbuchreihe aufgenommen, mit Ulrike Folkerts selbst als Sprecherin. Nach seiner Ausstrahlung löste der Film Diskussionen über die Darstellung psychisch kranker Menschen im Fernsehen aus und gilt heute als ein frühes Beispiel für die spätere Thriller-Welle im deutschen Fernsehen der 90er Jahre.

Videos zur Produktion

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Kommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Hans-Martin CarsdorffManfred Zapatka
Albert Pößmann – Manfred Steffen
Werner Sawitzky – Gerd E. Schäfer
Assistent Seidel – Michael Schreiner
Kriminalrat Friedrichs – Hans-Günter Martens
Dr. Wagemann – Manfred Andrae
Beckermann – Renato Grünig
Elli Mühstock – Brigitte Schauder

Stab

Regie – Hartmut Schön
Buch – Hartmut Schön
Kamera – Hans-Jörg Allgeier
Schnitt – Gudrun Böhl
Musik – Detlev Schmelzenbach · Matthias Frey: Klavier
Produktion – SWF

Erstausstrahlung: 31.10.1993

10 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×
  1. vor 14 Jahren

    Super spannend bis zum Schluss!
    Großartig gespielt, einfach toll!

  2. gjb
    vor 14 Jahren

    ….leider wieder einmal einer dieser rachekrims….

    manfred zapatka ohne zweifel gut wie immer…!

    …der stoff leider einfallslos wie häufig…!

    grüsse

    gjb

  3. vor 11 Jahren

    Mein Favorit der odenthalkrimis.

  4. vor 11 Jahren

    Ulrike Folkerts gut wie immer – Zapatka hervorragend. Story eigentlich spannend aber langfädig….. Heitere Senioren, die in den Mord an der alten Frau verwickelt sind – gut ja lockert das ganze Ding etwas auf.
    DAS ENDE ja das war wirklich gut umgesetzt und hat mich vom Hocker gerissen. Dazwischen habe ich aber (leider?) immer etwas vorgespult.

  5. vor 11 Jahren

    Bitte, ich muß an die einmalige Tablamusik kommen. SWF schafft es nicht; nur Hinweis auf
    Schmelzenbach und Frey, Eigenproduktion, nicht im Handel. Bemühen Sie sich bitte für mich!
    Danke sehr im voraus!

  6. vor 10 Jahren

    Für mich der beste Tatort aller Zeiten.

  7. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 282 aus Ludwigshafen. Mit einer der besten Tatort-Thriller seines Genres aus dem Jahre 1993 und mit einer Hauptkommissarin Lena Odenthal in Höchstform. Kein Wunder, ist sie doch das Hauptziel eines höchst psychopathischen und hochintelligenten Mörders, welcher gnadenlos sein Ziel zu verfolgen sucht, was Lena fast an den Rand der nervlichen Verzweiflung bringt. Ein sehr spannender und sehr sehenswerter Psycho-Tatort-Thriller mit einer hervorragend besetzten Schauspielerliste. Alleine die fiktive Figur des Mörders Hans-Martin Carsdorff ist mit einem der besten deutschen Schauspielern besetzt und wird dementsprechend auch filmisch dargestellt. Immer wieder spannend zu schauen und absolut wiederholungswürdig. Bravo.

  8. vor 5 Jahren

    Sorry, aber neeee, ehrlich … wie oft ich bei dem Tatort gedacht habe „So dämlich kann die Odenthal doch gar nicht sein, sonst hätte sie nicht so lange in dem Job überlebt.“ Also war das Drehbuch dämlich. Sie hat so oft darum gebettelt, dass der Irre sie erwischt, dass es schon fast an Vorsatz grenzt. Dann hat sie ihn am Boden, er krümmt sich und kann sich nicht mehr wehren. Was macht sie? Sie rennt weg, nimmt ihm nicht einmal die Pistole weg. Hallo!?! Jede ausgebildete Polizistin hätte es in der Situation zu Ende gebracht, ihm die Waffe abgenommen und ihn fixiert und sei es, indem man ihm nochmal auf’s Hirn schlägt, damit er endgültig außer Gefecht ist. Zapatka? Naja, ein Ekel eben, wie es im Buch steht, aber phasenweise an der Grenze zu overacting – oder auch darüber. Hier wird künstlich Spannung aufrecht erhalten, um die 90 Minuten zu füllen, die es nun einmal braucht für einen Tatort.

  9. vor 4 Jahren

    Manfred Zapatka hier als Mann mit den tausend Masken. Richtig toller Odenthal Tatort von 1993. Immer wieder gerne gesehen. 5 Sterne

  10. vor 2 Jahren

    Ich mag Lena Odenthal bzw. Ulrike Folkerts, aber in dieser Folge wirkt sie wie ein überspanntes Kind, unausgereift, vorlaut und dabei dümmlich. Es betrifft sicher eher das Drehbuch als die Schauspielerin, doch diesen Tatort zu schauen ist vergeudete Zeit.

Neue Tatort-Folgen
Baden-Baden
14 Folgen
Berlin
96 Folgen
Bern
12 Folgen
Braunschweig
1 Folgen
Bremen
49 Folgen
Bremerhaven
1 Folgen
Dortmund
28 Folgen
Dresden
39 Folgen
Duisburg
29 Folgen
Düsseldorf
15 Folgen
Erfurt
2 Folgen
Essen
22 Folgen
Frankfurt
87 Folgen
Freiburg
1 Folgen
Göttingen
5 Folgen
Hamburg
105 Folgen
Hannover
30 Folgen
Heppenheim
1 Folgen
Kiel
51 Folgen
Köln
100 Folgen
Konstanz
31 Folgen
Leipzig
44 Folgen
Lübeck
2 Folgen
Ludwigshafen
81 Folgen
Luzern
17 Folgen
Mainz
7 Folgen
München
124 Folgen
Münster
47 Folgen
Nürnberg
10 Folgen
Saarbrücken
45 Folgen
Schwarzwald
14 Folgen
Stade
1 Folgen
Stuttgart
78 Folgen
Weimar
11 Folgen
Wien
90 Folgen
Wiesbaden
13 Folgen
Zürich
9 Folgen