Kurz und knapp – darum geht’s

Nach fünfzehn Jahren Haft wird der Bankräuber Peter Fuchs vorzeitig entlassen und begibt sich sofort auf einen Rachefeldzug gegen seine ehemaligen Komplizen, die ihn damals im Stich ließen. Während der ersten Mord noch als Unfall getarnt werden kann, steigt der Druck auf Kommissar Philipp von Burg und sein Team, als weitere Leichen den Weg des Ex-Häftlings pflastern. Als die Ermittler endlich die wahren Zusammenhänge zwischen Fuchs und dem Hotelbesitzer Bruno Lamont erkennen, droht ein tödliches Finale im verschneiten Wallis, das auch für die junge Praktikantin Magda Raimondi zur Todesfalle werden könnte…

Inhalt der Tatort-Folge „Die Abrechnung“

Frühmorgens, als der Nebel noch schwer über Bern liegt, wird der Bankräuber Peter Fuchs nach fünfzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Das graue Mauerwerk des Gefängnisses wirkt wie eine rissige Festung, aus der er viel zu lange nicht fliehen konnte. Nun steht er draußen, die fahle Morgensonne spiegelt sich in seinen wachsamen Augen. Sein Bruder Sepp holt ihn ab, und gemeinsam schaffen sie es, den observierenden Detektivwachtmeister Markus Gertsch abzuhängen – ein Spiel, das erst der Anfang einer tödlichen Hetzjagd sein wird.

Kommissar Philipp von Burg ist misstrauisch. Schwer lastet auf ihm die Ahnung, dass dieser Fall ihm mehr abverlangen wird als üblich. Der Berner Kriminalbeamte mit dem aristokratischen Namen wirkt stets leicht distanziert, doch sein analytischer Verstand arbeitet auf Hochtouren. „Fünfzehn Jahre Schweigen. Warum hat er seine Komplizen nie verraten?“, fragt er seinen Assistenten Gertsch, während sie am nächsten Morgen vor der Leiche des ersten Opfers stehen: Alfons Mettler, einst verdächtigt, am gleichen Banküberfall beteiligt gewesen zu sein, wurde in seinem Altersheim erschossen.

„Hier ist etwas faul“, murmelt von Burg, als er das Altersheim durchstreift, in dem die gelb-grauen Tapeten von der Last der Erinnerungen der Bewohner zu erzählen scheinen. Die Ermittlungen führen das Team um von Burg zum Hotel des schmierigen Bruno Lamont und seiner Frau Miriam, deren Blicke mehr verraten als ihre Worte. Das Ehepaar wirkt wie ein abgenutztes Paar Handschuhe – zusammengehörig, aber an manchen Stellen bereits durchgescheuert.

Die junge Praktikantin Magda Raimondi wird von von Burg ins Hotel eingeschleust, obwohl er ihre fehlende Erfahrung kritisch sieht. „Sie hat ein gutes Gespür“, verteidigt Gertsch sie, doch von Burg knurrt nur widerwillig seine Zustimmung. Als hätte er geahnt, dass die Mission der jungen Frau gefährlicher werden könnte, als er zunächst dachte.

Die Jagd nach der Wahrheit gleicht einem Spiel mit verdeckten Karten – je länger es dauert, desto deutlicher wird, dass alle Beteiligten ihre eigenen Geheimnisse hüten wie einen Schatz. Fuchs‘ Rachefeldzug nimmt immer bedrohlichere Züge an: erst Mettler, dann sein eigener Bruder, der bei einem „Unfall“ in seiner Werkstatt stirbt. Das metallische Klirren der Werkzeuge und das Ächzen des sterbenden Sepps hallen noch nach, als der Kommissar den Tatort inspiziert.

Die verhängnisvolle Liaison zwischen Fuchs und Miriam Langer, die mittlerweile Lamont geheiratet hat, wird zum Katalysator eines dramatischen Showdowns. Magda beobachtet mit angehaltenem Atem, wie sich eine tödliche Dreiecksbeziehung entfaltet, deren Eckpunkte von Verrat, Gier und Rachsucht markiert sind. „Ich wusste nicht, dass sie deine Frau werden würde“, sagt Fuchs zu Bruno mit einer Stimme, die wie ein Messer durch die nächtliche Stille schneidet.

Als sich die Ereignisse überschlagen und die Ermittler dem Täter auf den Fersen sind, verschiebt sich der Schauplatz in ein abgelegenes Ferienhaus im Wallis. Schneebedeckte Bergkuppen umrahmen das idyllische Bild, das bald von Blut besudelt werden wird. Die weiße Landschaft steht in grellem Kontrast zu den dunklen Abgründen der menschlichen Seelen, die hier ihre letzte Konfrontation erleben werden…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Die Abrechnung“ wurde vom Schweizer Fernsehen produziert und am 12. Mai 1996 erstmals ausgestrahlt. Die Dreharbeiten fanden in Bern und Umgebung sowie im malerischen Wallis statt, wo die schneebedeckte Bergkulisse dem finalen Showdown eine besonders dramatische Atmosphäre verlieh.

Für den Hauptdarsteller László I. Kish war es bereits der vierte Einsatz als Detektivwachtmeister Philipp von Burg, während Ernst C. Sigrist zum fünften Mal als sein treuer Assistent Markus Gertsch zu sehen war. Der Film markierte den siebten vom Schweizer Fernsehen produzierten Tatort und erhielt bei seiner Erstausstrahlung eine beachtliche Einschaltquote von 19,04 Prozent, was 6,04 Millionen Zuschauern entsprach.

Markus Fischer übernahm nicht nur die Regie, sondern war auch am Drehbuch und sogar an der Filmmusik beteiligt – eine bemerkenswerte Dreifachfunktion, die dem Film seine besondere Handschrift verleiht. Die schweizerische Variante des Tatorts setzte damit einen eigenen Akzent in der langjährigen Krimireihe, indem sie auf die charakteristische Schweizer Gelassenheit und präzise Ermittlungsarbeit setzte, die im deutlichen Kontrast zur explosiven Emotionalität des Antagonisten Peter Fuchs stand.

Kurios: Bereits 1975 gab es eine Tatort-Folge mit dem exakt gleichen Titel. In der 52. Episode „Die Abrechnung“ ermittelte damals Kommissar Haferkamp in seinem fünften Fall in Essen – eine zufällige Namensgleichheit, die Tatort-Kenner aufhorchen ließ.

Besetzung

Detektivwachtmeister Philipp von Burg – Laszlo I. Kish
Wachtmeister – Ernst C. Sigrist
Gusti Stettler – Albert Freuler
Magda Raimondi – Claudine Wilde
Peter Fuchs – Ulrich Mühe
Sepp Fuchs – Ueli Jäggi
Bruno Lamont – Thilo Nest
Miriam Langer – Krista Posch
Fritz Mettler – Hannes Schmidhauser
Meili, Bewährungshelfer – Hans-Peter Müller
Kommissar Lagrange – Hausi Leutenegger
u.a.

Stab

Buch und Regie – Markus Fischer
Kamera – Gernot Roll
Produktionsleitung – Werner Kließ
Kostüme – Monika Beuert
Maske – Peter Müller