Kurz und knapp – darum geht’s
Am Kölner Rheinufer wird Barbara Sylvester, Besitzerin eines noblen Autohauses, erstochen aufgefunden. Die Ermittlungen führen Ballauf und Schenk in eine betreute Jugend-WG namens „Bermuda“, in der ausgerechnet die Tochter des Opfers mit drei anderen problembelasteten Jugendlichen lebt. Während die junge Winifred durch den Tod ihrer Mutter plötzlich zur Millionärin wird, gerät zunächst der Werkstattleiter Lachner unter Verdacht – bis ein zweiter Mord geschieht und die Kommissare erkennen, dass hinter den Fassaden der vermeintlich harmlosen Jugendlichen tiefe Abgründe lauern. Als Ballauf und Schenk die scheinbar unzertrennliche Freundschaft zwischen zwei der Bewohnerinnen genauer unter die Lupe nehmen, geraten sie an ein verstörendes Geheimnis…
Inhalt der Tatort-Folge „Bermuda“
Düster spiegelt sich das Mondlicht auf dem Rhein, als am Ufer die Leiche einer wohlhabenden Frau entdeckt wird. Barbara Sylvester, Chefin eines exklusiven Autohauses, wurde mit mehreren Messerstichen getötet – ein Tod, der Kommissar Freddy Schenk besonders nahegeht, kennt er doch Wolf-Dieter Lachner, den Werkstattleiter und heimlichen Geliebten des Opfers. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dazu fähig wäre“, murmelt Schenk nachdenklich, während sein Kollege Max Ballauf skeptisch bleibt. Die Verwüstungen in der Villa des Opfers sprechen eine andere Sprache: zerrissene Fotos, umgeworfene Möbel, wirre Schmierereien an den Wänden – wie von jemandem, der von tiefer Wut getrieben wurde.
Freddy Schenk, dessen väterliches Gespür für Menschen ihm oft den richtigen Weg weist, spürt, dass hinter diesem Fall mehr steckt als ein Raubmord. Sein Partner Ballauf hingegen, stets der Pragmatiker, will zunächst dem naheliegenden Verdacht gegen Lachner nachgehen – schließlich hatte dieser sich mit dem Opfer gestritten und ist nun verschwunden. Wie Feuer und Wasser prallen die unterschiedlichen Ermittlungsansätze der Kommissare aufeinander, als sie der Spur zu einer Jugend-WG namens „Bermuda“ folgen.
In dem heruntergekommenen Gebäude, in dem die Wände von Jahren jugendlicher Rebellion zeugen, begegnen die Ermittler vier Jugendlichen: Winifred, der Tochter des Opfers, die sich von ihrer wohlhabenden Familie losgesagt hat; David, einem Lehrling aus dem Autohaus; dem verschlossenen Philipp, dessen Fingerfertigkeit mit Messern beunruhigend ist; und der rebellischen Marlott, die wie eine Klette an Winnie hängt. Die WG gleicht einem Treibsand aus Lügen und Loyalitäten, in dem die Wahrheit zu versinken droht. „Die Kids halten zusammen wie Pech und Schwefel“, stellt Ballauf fest, „jeder gibt dem anderen ein Alibi.“
In der Untersuchung stoßen die Ermittler auf verstörende Details: Winnie und Marlott ziehen nachts durch die Kneipen, erzählen älteren Männern herzzerreißende Geschichten und bestehlen sie; David sollte am Tag nach dem Mord entlassen werden; und der Erzieher Michael Kramer hatte Winnies verstorbenen Vater wegen Kindesmissbrauchs erpresst. Jeder im „Bermuda“ scheint ein Motiv zu haben – wie Puzzleteile, die nicht zusammenpassen wollen.
Als plötzlich auch Erzieher Kramer tot aufgefunden wird, erstochen mit demselben Messertyp, verdichten sich die Hinweise. Die Ermittlung gleicht nun dem Versuch, in einem Spiegelkabinett den Ausgang zu finden – überall Reflexionen von Schuld und Unschuld, aber keine klare Linie zur Wahrheit. Durch geschickte Verhörtaktik gelingt es Ballauf und Schenk schließlich, die sorgsam konstruierte Fassade der Jugendlichen zum Einsturz zu bringen. Was dabei zum Vorschein kommt, ist eine Obsession, die tödliche Ausmaße angenommen hat…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Bermuda“ wurde von der Produktionsfirma Colonia Media im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks unter der Regie von Manfred Stelzer produziert. Die Dreharbeiten fanden in Köln und Umgebung statt. Bei der Erstausstrahlung am 14. September 2003 erreichte der Film 7,10 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 26,10 Prozent entsprach.
In den Hauptrollen ermitteln Klaus J. Behrendt als Max Ballauf und Dietmar Bär als Freddy Schenk in ihrem 26. gemeinsamen Fall. Die Riege der jungen Darsteller überzeugt besonders: Paula Kalenberg als Winifred, die plötzliche Millionenerbin, Marie-Luise Schramm als ihre Freundin Marlott, Sergej Moya als messerwerfender Philipp und Florian Riedel als problematischer Lehrling David.
Die Kritiken hoben besonders den stimmigen Düster-Look der Produktion hervor. Rainer Tittelbach von tittelbach.tv lobte die Inszenierung und die Leistungen der jungen Schauspieler, vor allem Marie-Luise Schramm, während er das Drehbuch von Scarlett Kleint und Roswitha Seidel als „nicht gerade ein Meisterstück“ bezeichnete. Moviesection.de vergab vier von fünf möglichen Sternen und betonte die nuancierte Dialogführung und die gekonnte Kameraarbeit.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Zuschauer und Kritiker besonders über die soziale Relevanz des Falls. Die WDR-Tatorte mit Ballauf und Schenk haben wiederholt Geschichten über sozial benachteiligte Jugendliche erzählt, wie auch in früheren Folgen wie „Bombenstimmung“, „Kinder der Gewalt“ und „Martinsfeuer“. Die TV-Zeitschrift TV Spielfilm fasste ihren Eindruck prägnant zusammen: „Die Jungdarsteller stehlen den ‚Alten‘ die Show.“
Wahnsinn, einfach Wahnsinn, die tolle Leistung des jungen Sergej Moya!!
dieser Tatort habe ich öffter gesehen und ich fand den sehr schön zu sehen und ich finde die beiden Komisare Max Ballauf und Freddy Schenk zeigen tolle Leistung in diesen Tatort finde ich nämlich dafür kriegen die zwei 30 Sterne von mir
Der Tatort mit der Nummer 540 aus der schönen Domstadt Köln. Die beiden Hauptkommissare Ballauf und Schenk, Mordkommission, ermitteln im Bereich der Jugendkriminalität, denn auch hier gibt es, neben Raub, auch Mord und Totschlag. Schwer erziehbare Jugendliche ziehen durch die Gegend. Solche sind immer wieder erklärbar und einfach nur arme und ausgegrenzte Persönlichkeiten, mit einem Werdegang, der sich sehen lassen kann. Hinzu kommen noch anderweitig sozial geschädigte Menschen und Ballauf und Schenk geben ihr Bestes. Ich auch, diesen sozial-politisch gesteuerten Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 2003 ausgehalten zu haben. Die Bilder stammen übrigens vom West Deutschen Rundfunk.
Einer der wenigen Kölner Folgen die mir durch und durch zu sprunghaft zu lahm zu langweilig ist schade
Auch damals hat das Kölner Team schon sein Faible für soziale Themen gezeigt. ;-)
In Erinnerung habe ich noch, wie eines der zwei jungen Mädchen aus der WG einem älteren Mann in einem Lokal schöne Augen macht, während die andere (Marlott) dessen Brieftasche aus der Jacke klaut. Dieses Muster wird aufgrund des Erfolges mehrfach wiederholt.
(SPOILER: Marlott begeht später einen Mord, weil sie Angst hat, dass die WG aufgelöst werden könnte.) Zu alledem (und weiterem) machen die Jugendlichen „Unschulds-Gesichter“, dass man ihnen nichts Böses zutrauen möchte.
Diesen schon lange nicht mehr gespielten Retro-TO werde ich mir anlässlich der jetzigen Wh. wieder mal ansehen … 😎