Kurz und knapp – darum geht’s

Bei einem Banküberfall in Frankfurt nehmen die Gangster Hannes Knaab und Alex Dehn einen Kunden als Geisel mit und erbeuten dessen Aktenkoffer, ohne zu ahnen, dass sie damit einen wahren Schatz in die Hände bekommen haben: Schmuck und Bargeld im Wert von fast einer Million Mark. Der Entführte, in Wirklichkeit selbst ein raffinierter Juwelendieb namens Harry Meier, hat kurz zuvor mehrere Bankschließfächer geplündert und ist fest entschlossen, seine Beute zurückzubekommen. Als Kommissar Konrad und sein Assistent Luck beginnen, die Fäden zu entwirren, entwickelt sich ein gefährlicher Dreikampf zwischen den Kriminellen, bei dem keiner dem anderen über den Weg traut und alle bereit sind, über Leichen zu gehen…

Inhalt der Tatort-Folge „Zwei Flugkarten nach Rio“

Das Dröhnen der Motoren hallt durch die engen Gassen der Frankfurter Innenstadt. Zwei maskierte Männer rasen auf einem Motorrad davon, hinter ihnen heulende Polizeisirenen. Hannes Knaab und Alex Dehn haben soeben eine Bankfiliale überfallen und dabei einen Mann namens Helmut Sirber, der sich später als Harry Meier entpuppt, als Geisel genommen. Als sie ihn samt seinem Aktenkoffer weit außerhalb der Stadt zurücklassen, ahnen sie noch nicht, welch unerwarteten Fang sie gemacht haben.

Kommissar Konrad, ein akribischer Ermittler alter Schule, übernimmt mit seinem jüngeren Assistenten Robert Luck den Fall. Die widersprüchlichen Zeugenaussagen führen zunächst in die Irre und Konrad ist verwundert, dass sich die vermeintliche Geisel nicht bei der Polizei meldet. „Irgendwas stimmt hier nicht“, murmelt er immer wieder, während er in seinem spartanisch eingerichteten Büro die Fakten durchgeht. Seine jahrelange Erfahrung lässt ihn spüren, dass mehr hinter diesem Fall steckt als ein einfacher Banküberfall.

Währenddessen entdecken Knaab und Dehn, dass der erbeutete Koffer Schmuck und Bargeld im Wert von über 200.000 DM enthält – weit mehr als ihre eigentliche Beute. Die Spannung zwischen den beiden ungleichen Partnern wird greifbar wie die schwüle Sommerluft, die über der Stadt liegt. Knaab, impulsiv und leichtsinnig, beginnt bereits, die Beute auszugeben, während der berechnende Dehn versucht, die kostbaren Juwelen über einen Hehler zu verkaufen.

In der Bank wird unterdessen festgestellt, dass mehrere Schließfächer auf mysteriöse Weise geleert wurden – darunter jenes der steinreichen Frau Conndorf. Die Ermittlungen führen Konrad in die Frankfurter Unterwelt, wo die Kontakte so verschlungen sind wie die Gassen der Altstadt. „In diesem Sumpf zu ermitteln“, erklärt er seinem Assistenten, „ist wie das Abtasten eines Hais im trüben Wasser – man weiß nie, wo die Zähne lauern.“

Harry Meier, dessen elegantes Auftreten seine kriminelle Energie kaschiert, hat indessen seine eigene Suche begonnen. Seine Verbindung zur Bankangestellten Helga Böker, mit der er eine gemeinsame Flucht nach Rio geplant hatte, erweist sich dabei als entscheidender Vorteil. Mit kalter Präzision spinnt er sein Netz, um an die beiden Gangster heranzukommen, die im Besitz seiner Beute sind.

Als ein Schmuckhehler tot aufgefunden wird, beginnt sich das Tempo der Ereignisse zu beschleunigen. Auf einem verlassenen Schrottplatz, wo rostige Autoskelette wie mahnende Zeugen aufragen, kommt es zum dramatischen Showdown zwischen den drei Kriminellen. Der Kampf um die Beute wird zum gnadenlosen Katz-und-Maus-Spiel, bei dem jeder jeden verrät – und Konrad versucht, alle drei zur Strecke zu bringen, bevor sie sich gegenseitig umbringen…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Zwei Flugkarten nach Rio“ wurde komplett in Frankfurt am Main und Umgebung gedreht. Die überfallene Bank lag an der Ecke Eschersheimer Landstraße und Bockenheimer Anlage, während die spektakuläre Verfolgungsjagd mit dem Motorrad am Osthafen, in der Großmarkthalle und am historischen Römerberg stattfand. Auch der Frankfurter Dom, damals tatsächlich eingerüstet und mit einem Bauaufzug versehen, diente als authentische Kulisse für eine Szene.

In der Hauptrolle des Kommissar Konrad überzeugte Klaus Höhne bereits zum sechsten Mal als hartnäckiger Ermittler. An seiner Seite spielte Robert Luck seinen loyalen Assistenten. Besonders bemerkenswert war ein Auftritt von Karl-Heinz von Hassel in einer Nebenrolle als Bankangestellter – ganze neun Jahre vor seinem eigenen Debüt als Tatort-Kommissar Brinkmann. In einem Cameo-Auftritt war zudem der berühmte Komponist Franz Grothe zu sehen, der sich selbst spielte.

Die am 11. April 1976 im Ersten Programm ausgestrahlte Folge erreichte einen beeindruckenden Marktanteil von 64 Prozent – fast zwei Drittel aller Fernsehzuschauer verfolgten an diesem Sonntagabend die Ermittlungen von Kommissar Konrad. Ein bemerkenswertes Detail am Rande: Die im Film zu sehenden Streifenwagen der Polizei entsprechen exakt dem ab 1975 eingeführten Design in Weiß mit grüner Beschriftung – allerdings waren die beweglichen Teile wie Türen, Motorhaube und Heckklappe noch nicht in Grün lackiert, was erst einige Jahre später Standard wurde. Für Nostalgiker und Fahrzeugkenner bietet der Film damit einen authentischen Einblick in die polizeiliche Ausstattung der mittleren 1970er Jahre.

Besetzung

Kommissar Konrad – Klaus Höhne
Kriminalobermeister Robert Luck – Manfred Seipold
Harry Meier – Christian Quadflieg
Hannes Knaab – Heinz W. Kraehkamp
Alex Dehn – Siegurd Fitzek
Lassky – Hans-Helmut Dickow
Schütz – Hans-H. Hassenstein
Frau Conndorf – Ingmar Zeisberg
Frau Hochwald – Liesel Christ
Helga Böker – Angelika Bender
Bankdirektor Schöne – Günter Strack
und Barbara Kramer, Ingrid Pearce, Claus Berlinghof, Walter Dennechaud, Franz Grothe, Karl-Heinz von Hassel, Walter Morbitzer, Karl-Heinz Staudenmayer u.a.

Stab

Drehbuch – Herbert Lichtenfeld
Regie – Fritz Umgelter
S/B – Hartmut Schönfeld
Kamera – Horst Thürling
Produktionsleitung – Wolfgang Völker
Maske – Hans Evers