Die Tatort-Folge 064 „Fortuna III“ gilt als Kommissar Haferkamps stärkster Fall. Das ermordete Mädchen, um das sich die Handlung eigentlich dreht, wird dabei schnell nebensächlich. Der Krimi konzentriert sich im Wesentlichen auf den zwölfjährigen Paul, der Zeuge des Verbrechens wurde:

Paul Starczik macht mal wieder blau. Der Junge hat mittlerweile schwere Probleme in der Schule, er treibt sich oft herum und ist bei der Essener Polizei bereits aktenkundlich. Im Präsidium liegt eine dicke Akte mit zahlreichen kleineren Delikten, die Paul in den letzten Jahren begangen hat. Auch war er bereits in verschiedenen Heimen untergebracht, aus denen er jedes Mal ausbrach. Zurzeit lebt der Zwölfjährige gemeinsam mit seinem Vater und seiner großen Schwester Birgit im Vereinsheim des Fußballvereins SV Fortuna III, dass Ernst Starczik gepachtet hat.

Der einzige Mensch, der zu Paul hält, ist Jul, der Besitzer einer Likörfabrik. Julius Schneider, wie Pauls Freund und Birgits zukünftiger Ehemann mit richtigem Namen heißt, macht sich eines Abends nach einer fröhlichen Stammtischrunde auf den Heimweg. Jul ist stark betrunken, dennoch steigt er in sein Auto und fährt los. Zur gleichen Zeit macht die Aushilfskellnerin Ellen Schelle Feierabend und radelt nach Hause. Die Wege der beiden kreuzen sich. Schneider macht der hübschen Frau zunächst Avancen, die geht aber nicht darauf ein. Der alkoholisierte Mann wird ungeduldig, belästigt sie und reißt ihr schließlich die Kleider vom Leib. Ellen schreit verzweifelt um Hilfe; um sie zum Schweigen zu bringen, presst Jul seine Hand fest auf den Mund seines Opfers. – Ellen Schelle erstickt.

Paul ist fassungslos. Er hat den Mord mit angesehen, denn der Tatort – das Gelände einer still gelegten Zeche – dient dem Jungen oft als Versteck, wenn er Ärger mit seinem Vater hat. Der Zwölfjährige konnte nicht eingreifen und die Frau retten, zu groß war seine Angst. Außerdem wollte er seinen besten Freund nicht in Verlegenheit bringen. Paul will flüchten, wird aber von Julius entdeckt und gestellt. Er muss ihm versprechen, keinem Menschen etwas zu erzählen. Der Junge stimmt zu, auch wenn ihm bewusst ist, dass eigentlich er als Tatzeuge jede Gefälligkeit von Jul verlangen könnte.

In der Tatnacht wird die Leiche der Kellnerin in der verlassenen Zeche gefunden. Kommissar Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy) von der Kripo Essen wird mit der Aufklärung des Mordfalls betraut. Doch die einzigen Indizien am Tatort sind Reifenspuren. Über eine Fahrzeugkontrolle stößt der Ermittler auf Julius Schneider und Paul Starczik. Sein Bauchgefühl sagt Haferkamp dabei sofort, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt. Der schweigt sich jedoch eisern aus und reagiert geradezu feindselig auf den Kommissar. Heinz Haferkamp versucht fortan Pauls Vertrauen zu gewinnen, denn er ahnt, dass dieser Junge der Schlüssel zum Fall „Fortuna III“ sein könnte…

Die Idee zum WDR-Tatort „Fortuna III“ stammt von Hannes Burger, das Drehbuch schrieb Wolfgang Mühlbauer und Wolfgang Becker führte schließlich die Regie. Die Dreharbeiten fanden auf einem Fußballplatz in Katernberg statt, das dortige Vereinsheim diente als Kulisse für die fiktive Vereinskneipe Lindenbruch.

Der achte Fall des Essener Ermittlers Haferkamp wurde erstmalig am Pfingstmontag, den 7. Juni 1976, im Ersten gesendet.

Besetzung
Kommissar Haferkamp – Hansjörg Felmy
Jul – Gerd Böckmann
Ellen Schelle – Evelyn Palek
Birgit Starczik – Gracia-Maria Kaus
Scheffner – Bernd Schäfer
Kreutzer – Willy Semmelrogge
Anwalt – Hans Dieter Schwarz
Starczik – Ferdinand
Dux Schelle – Hans Beerhenke
Wickert – Paul Neuhaus
Untersuchungsrichter – Christoph Lindert
Fußballer – Erich Ludwig
Kapitän – Henning Schlüter Paul Starczik – Oliver Urlichs
Erzieher – Jürgen Schornagel
Revierbeamter – Karl-Heinz Krolzyk
Polizist – Walter Figge
Arbeiter – Claus Fuchs
u.a.

Stab
Autor – Wolfgang Mühlbauer
Regie – Wolfgang Becker
Produktionsleitung – Werner Kließ
S/B – Michael Pilz
Produktionsleitung – Richard Deutsch (für WDR)
Kamera – Josef Vilsmeier
TA – in Farbe

Bilder: WDR