Polizeiruf 110: Bis Mitternacht
Der Titel dieses Polizeirufs 110 aus München sagt eigentlich schon alles: „Bis Mitternacht“ – und keine Sekunde länger. Bis Mitternacht muss es den Kriminalbeamten um Oberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) gelingen, einen psychisch kranken Sexualstraftäter und Frauenmörder zu überführen, der schon ein Opfer auf dem Gewissen hat und eine andere junge Frau körperlich schwer verwundet und psychisch traumatisiert zurückgelassen hat. Aber wenn bis Mitternacht kein Geständnis vorliegt und auch kein dringender Tatverdacht nachgewiesen kann, muss Eyckhoff den Mann freilassen – so will es das Gesetz aus guten Gründen.
Dieser von Regisseur Dominik Graf als intensives, dichtes Kammerspiel inszenierte Kriminalfilm des Bayerischen Rundfunks hat ein reales Vorbild: In seinem Buch „Abgründe. Wenn aus Menschen Mörder werden“ beschreibt Josef Wilfing, langjähriger Leiter der Münchner Mordkommission, einige seiner interessantesten Fälle. Darin berichtet er auch von dem enormen Zeitdruck, unter dem die Ermittler stehen, wenn sie einen Tatverdächtigen vorläufig festgenommen haben. Nur bis zum Ablauf des darauffolgenden Tages haben sie Zeit, um genügend Beweismaterial zu sammeln, sodass es zum Erlass eines Haftbefehls reicht. Gelingt ihnen das nicht, müssen sie die Person wieder auf freien Fuß setzen – egal, für wie gefährlich die Polizisten sie halten. Aus einer von Wilfings Fallbeschreibungen mit dem für sich stehenden Titel „Wollust“ hat Drehbuchautor Tobias Kniebe eine Geschichte gemacht, die den Zuschauern deutlich die Grenzen der scheinbaren Machtfülle der Polizeibeamten aufzeigt – ein besonderer Film also, dieser BR-Polizeiruf 110 und mittlerweile vierte Fall für Verena Altenberger als Kriminaloberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff. Gleichzeitig ist dies für die frisch beförderte Kripo-Beamtin ihr erster Einsatz bei der Mordkommission.
Der TV-Krimi, der bereits am 2. Juli 2021 auf dem 38. FILMFEST MÜNCHEN seine Premiere feierte, ist im Fernsehen erstmals am Sonntag, den 5. September 2021 um 20:15 Uhr im Ersten Programm der ARD zu sehen.
Inhalt der Polizeiruf 110-Folge „Bis Mitternacht“
Ein lauer Sommerabend in München, der „nördlichsten Stadt Italiens“. Junge Menschen ziehen durch die Straßen, um die Häuser, viele Pärchen darunter, sie umarmen sich, schauen sich verliebt an, küssen sich, tanzen, feiern – und aus dem Off kommentiert eine Stimme die Szenerie, sagt, die Menschen sähen alle so glücklich aus, vor allem die Frauen, und beklagt sich, dass sie selbst dieses Glück nicht empfinde, dass sie nicht dazugehöre zu dieser Gemeinschaft der Glückseligen, dass sie von ihnen nicht gehört, nicht gesehen werde, obwohl sie doch auch einen Anspruch habe auf ebenjenes Glück, auf das Geliebt-Werden, auf Sex … Es ist die Stimme von Verena Altenberger alias Kriminaloberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff, die man hier im Hintergrund hört, aber wer meint, es gehe in den nächsten 90 Minuten um die seelischen und emotionalen Befindlichkeiten einer einsamen Kriminalbeamtin, der täuscht sich. Denn Eyckhoff spricht nicht über sich selbst, sondern über den Mann, der ihr im Vernehmungsraum gegenübersitzt: Jonas Borutta (Thomas Schubert), ein mutmaßlicher Serientäter, Physikstudent, hochintelligent, allerdings mit enormen psychischen Problemen und wohl auch deshalb komplett beziehungsunfähig. Der Studentin Susanne Michl hat er vor ihrem Zimmer im Wohnheim aufgelauert, sie mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt und ihr mehrere Messerstiche zugefügt. Nur mit Glück überlebt sie. Zeugen für die Tat gibt es jedoch keine, und weil der Täter einen Kapuzenpulli trägt, ist auch das Phantombild nicht sehr aussagekräftig. Auch sonst können die Ermittler keine Beweise vorlegen, auch keine handfesten, verwertbaren Indizien. Allein das vom Täter verwendete Pfefferspray erinnert Hansi, einen der ermittelnden Beamten, an einen alten Fall von vor drei Jahren, den „Isarauenmörder“. Am Ufer des Flusses, der sich durch München schlängelt, wurde damals eine junge Frau ermordet aufgefunden, und die Spur führte die Polizisten – zu wem wohl? Genau: zu dem psychisch gestörten Studenten Jonas B. Allerdings konnten sie ihm nichts nachweisen und mussten ihn wieder freilassen.
Wiederholt sich diese Geschichte nun?
Als die Handlung des Polizeirufs 110 „Bis Mitternacht“ einsetzt, ist es 22:00 Uhr. Erst seit drei Stunden redet Borutta überhaupt mit den Kommissaren, und ihnen bleiben nur noch 120 Minuten – eben „bis Mitternacht“ – um ihn zu einem Geständnis zu bringen. Denn dummerweise haben die Polizisten im Festnahmeprotokoll 23:55 Uhr als Zeitpunkt der Verhaftung angegeben, sodass dem Team der Münchner Kripo praktisch nur ein Tag bleibt, um einen Ermittlungserfolg vorweisen zu können. Sonst müssen sie Borutta wieder laufen lassen. Entsprechend blank liegen die Nerven bei allen Beteiligten. Und auch beim Zuschauer steigt der Nervenkitzel, wenn wieder mal die leuchtend rote Anzeige einer Digitaluhr eingeblendet wird, die sekundengenau die unerbittlich voranschreitende Zeit dokumentiert.
Aber die ehrgeizige Bessie, gerade erst zur Kriminaloberkommissarin befördert und neu in der Mordkommission, lässt sich von dem Zeitdruck nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen verfolgt sie ihre ganz eigene Strategie. Sie versetzt sich in die Gedanken- und Gefühlswelt ihres Gegenübers hinein, signalisiert ihm, dass sie seine Situation versteht, versucht ihn so „einzukreisen“ und zu einem Geständnis zu bewegen. Nur leider kennt Borutta die Rechtslage mindestens genauso gut und denkt gar nicht daran, irgendetwas preiszugeben, das ihn belasten könnte. Stattdessen beklagt er sich über seine Lebenssituation im Allgemeinen und darüber, dass er schon bei unzähligen Psychologen gewesen sei, aber ihm bisher keiner habe helfen können. So wirkt Boruttas Verhör im TV-Krimi „Bis Mitternacht“ denn auch eher wie eine Therapiesitzung, wozu gut passt, dass Bessie den Verdächtigen duzt.
Irgendwann reißt dem enorm unter Druck stehenden Dienststellenleiter Martin Schaub der Geduldsfaden. Er glaubt nicht mehr daran, dass die zwar talentierte, aber noch junge und unerfahrene Eyckhoff dem Psychopathen Borutta ein Geständnis entlocken kann. Stattdessen lässt der Kripo-Chef kurzerhand seinen Vorgänger einfliegen, der sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt hat und in einem Hotel im Voralpenland nächtigt, in dem seine Tochter arbeitet. Josef Murnauer (Michael Roll) soll das Verhör fortsetzen. Er hatte vor drei Jahren den Fall des Isarauenmörders bearbeitet und Borutta befragt. Aber auch damals gab es keine Beweise, keinen dringenden Tatverdacht, kein Geständnis – nichts. So musste Murnauer Borutta laufen lassen, obwohl er sich sicher war, es mit dem Mörder zu tun zu haben. Fest steht aber: Keiner kennt Borutta so gut wie Murnauer. Wenn einer ihn knacken kann, dann er – denkt Schaub. Nun soll Murnauer also eine zweite Chance bekommen.
Dass die hochmotivierte Bessie davon nicht begeistert ist, versteht sich von selbst. „Der holt lieber einen alten Deppen zurück, anstatt dass er einmal einer jungen Frau glauben wird, die’s ja vielleicht auch drauf hat“, empört sie sich bei der Staatsanwältin, die ihr die schlechte Nachricht überbringen muss. Die meint, sie solle sich mal nicht so anstellen, Sexismus habe es zu ihrer Zeit auch schon gegeben, und der sei damals noch weit schlimmer gewesen, aber ihr Ego habe es schließlich verkraftet. Nun ja. Der „alte Depp“ Murnauer hat jedenfalls durchaus Verständnis für die Gefühlslage der jungen Kollegin und versucht in einem vertraulichen Gespräch das Eis zwischen beiden zu brechen, was ihm sogar einigermaßen gelingt. Auch er hat eine spezielle Verhörmethode und geht auf merkwürdige Weise vertrauensvoll mit dem unkalkulierbaren Borutta um, indem er ihn von den Handschellen befreit und für die Befragung eine beinahe intime Atmosphäre in einem ganz normalen Büro der Mordkommission schafft.
Derweil entdecken Bessies Kollegen Wolfi und Hansi einen Fleck auf der Jacke Boruttas, der verdächtig nach Blut aussieht. Ob dies eine heiße Spur ist? Oder gelingt es den beiden Verhörspezialisten, der Halb-Psychologin Eyckhoff und dem alten Hasen Murnauer, in letzter Minute doch noch, dem gewieften Borutta ein Geständnis zu entlocken? Auch er hat schließlich einen wunden Punkt, der eigentlich schon die ganze Zeit offen liegt. Aber werden Eyckhoff und Murnauer ihn rechtzeitig finden – und zu nutzen wissen? Am Sonntag, den 05.09.2021 um 20:15 Uhr in Das Erste erfahren Sie es.
Der Polizeiruf 110 „Bis Mitternacht“ wurde vom 26. Januar bis zum 26. Februar 2021 in München gedreht.
Die Redaktion von Tatort-Fans meint…
Tobias (34 Jahre, Krimi-Fan):
Ticktack, die Zeit läuft ab – hoffentlich aber nicht die von Verena Altenberger als Bessie Eyckhoff im Münchner Polizeiruf 110! Nach ihrem etwas schwachen dritten Fall ist es erfreulich zu sehen, dass die Krimireihe des BR ihr hohes Niveau hält, auch nach dem Abgang von Matthias Brandt, der in der ausdrucksstarken österreichischen Schauspielerin eine würdige Nachfolgerin gefunden hat. Wie sie sich in die Gedankenwelt eines Psychopathen und Serientäters hineinversetzt und einfach nicht aufgibt, ist ganz großes Kino. Aber dieser Film ist mehr als das – er ist ein Gesamtkunstwerk: angefangen bei der genialen Idee, aus einer von Wilfings Geschichten einen Fernsehkrimi zu machen, über die geschliffenen Dialoge, in denen wirklich jedes Wort sitzt, die perfekte Inszenierung als intensives Kammerspiel bis hin zu der grandiosen schauspielerischen Leistung von Altenberger, Thomas Schubert und Michael Roll. Wenn ein Sonntagabend-Krimi 5 Sterne verdient hat, dann dieser!
Gerald (41 Jahre, IT Nerd):
Ein wunderbares Kammerspiel. Von mir volle 5 Sterne für den Spannungsbogen.
Musik im Polizeiruf 110
Matti Rouse – Out of my mind
Polizeiruf-Besetzung
Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff – Verena Altenberger
Jonas Borutta – Thomas Schubert
Josef Murnauer – Michael Roll
Susanne Michl – Emma Jane
Hansi Dorfmeister – Robert Sigl
Wolfi Hader – Daniel Christensen
Martin Schaub – Christian Baumann
Sarah Ehrmann – Birge Schade
Bernhard Schmelzer – Thomas Wittmann
Haftrichter Weber – Arthur Klemt
Franca Ambacher – Sophie Meinecke
Roswitha Michl – Michaela Steiger
Elfie Murnauer – Theresa Hanich
Vera – Maria Preis
u.a.
Polizeiruf-Stab
Regie – Dominik Graf
Drehbuch – Tobias Kniebe, basierend auf der Fallbeschreibung „Wollust“ aus dem Buch „Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden“ von Josef Wilfing
Bildgestaltung – Hendrik A. Kley
Musik – Florian van Volxem & Sven Rossenbach
Casting – An Dorthe Braker
Maskenbild – Nannie Gebhardt-Seele, Friederike Mirus
Kostümbild – Barbara Grupp, Dorothee Hohndorf
Szenenbild – Claus- Jürgen Pfeiffer
Schnitt – Claudia Wolscht
Ton – Roman Schwartz
Sounddesign – Florian Neunhoeffer, Andreas Schneider
Mischung – Michael Stecher
Requisite – Joachim Proske, Joachim Schwan
Licht – Kai Giegerich
2. Kamera – Lars Petersen
Kameraassistenz – Maxi Engl, Anian Bernrieder
Script Supervisor – Heike Manzke
Regieassistenz – Tim Wustrack
Postproduktion – Cornelia Schacht (PROVOBIS), Martina Kiechle (BR)
Aufnahmeleitung – Oliver Alber, Hans-Peter Abts, Ingo Herrmann, Sascha Buchalik
Produktionsleitung – Thomas Riedel
Herstellungsleitung – Finn Freund (PROVOBIS), Melanie Bührdel (BR), Stefanie von Lerchenfeld (BR)
Produktion – PROVOBIS (Produzent Jens C. Susa) im Auftrag des BR
Redaktion (gemeinsam) – Claudia Simionescu, Tobias Schultze
36 Meinungen zum Polizeiruf 110: Bis Mitternacht
Selten habe wir einen Polizeiruf nicht zu Ende geschaut.Nun haben wir umgeschaltet.Einfach nur nervig und langweilig.Da ist 1 Stern noch zu viel.
Spannend bis zum Schluss!
Einschläfernd von Beginn an. Schon die Klassifizierung Kammerspiel lässt nichts besseres erwarten.
Großartig! Mir ist der Atem gestockt. So spannend, so toll gespielt, auch visuell etwas Besonderes. Selten so einen Thrillerabend genossen. 100 Punkte!!!
Ich bin so geflasht von diesem Polizeiruf aus München, dass mir die Worte fehlen, bis auf diese
Vielen Dank, das war Brilliant….
5 Sterne, mehr geht leider nicht.
laaaaaaaangweilig!
was war an diesem Polizeiruf noch Polizeiruf ??? -Psychodrama von der langweiligsten Art und so gut wie spannungsfrei ; dazu noch ein merkwürdig kasperlhaftes urbayrisch wirkendes Ermittlerteam vorrangig damit beschäftigt , sich ständig irgendwelche Fastfoodprodukte in sich reinzustopfen – wirklich sehr appetitlich – ich kann nur hoffen , daß demnächst mal wieder ein richtiger PR 110 vorzugsweise made in Rostock erscheint .
und immer wieder der gleiche Bedienfehler – beim Absenden haben sich doch glattweg wieder zwei Sterne dazugemogelt – definitiv 1 Stern
Zunächst irritierte mich, dass eine wesentliche Figur der 2. Münchner Folge („Die Lüge, die wir Zukunft nennen“), damals die Ehefrau eines des Börsen-Insiderhandels Verdächtigen und finanzielle Gewinnerin der Story, durch dieselbe Schauspielerin (Emma Jane) dargestellt wurde, wie hier in der 4. Folge das aktuelle Opfer des Verdächtigen, eine Studentin. Muss innerhalb so kurzer Zeit die tragende Rolle einer Folge desselben PR-Teams durch dieselbe Schauspielerin dargestellt werden? –> das halte ich für etwas ungeschickt im Besetzungs-Vorgang (auch wenn Emma Jane als Schauspielerin ganz okay ist).
Die Geschichte der gegenständlichen Folge ist ein recht gutes Kammerspiel, bei dem allerdings die Schluss-Pointe fehlte. Ich dachte eigentlich, dass das Opfer im Verhörraum die Pistole von Bessie entwenden würde und den Täter nach vergeblichem Verhör vor dem Kommissariat erschießen würde. Schließlich verlangte sie von Bessie hartnäckig, dass diese die Pistole in den Verhörraum mithehmen müsse. Das wäre eine Schluss-Pointe nach meinem Geschmack gewesen …
Am liebsten null*
Kommissarin kaum zu ertragen. Die Folge sollte wohl in erster Linie nur aktuell geforderte Quoten erfüllen. Für diesen Mist fordere ich meine gezahlten Gebühren zurück. Kann’s nicht fassen das mit dem Geld so ein Müll produziert wird
Ununterbrochenes Schnellsprechen, fürchterliche Dialoge, andauerndes Suggestivgelaber und nervige Hintergrundtöne. Woraus soll sich da eine Spannung aufbauen?
Das psychologisch tiefgründige Kammerspiel mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen, Allen voran der grossartigen Leistung der Ermittlerin und der grandiosen Charakterdarstellung des abgebrühten Täters war ganz grosses Kino! Vielen Dank für diesen tollen Krimiabend.
Klasse Kammerspiel!
Der Drehbuchautor dieses „Polizeiruf“, Tobias Kniebe, ist Filmkritiker der „Süddeutschen Zeitung“, und zwar der politisch korrekteste. Er hat es sogar fertiggebracht, Thomas Vinterbergs Meisterwerk „Die Jagd“ von 2012 zu verreißen, weil darin nicht nur Männer schlecht wegkommen, sondern auch Frauen. Im Polizeiruf „Bis Mitternacht“ ist das nicht der Fall. Da zeigt Kniebe, wie man’s besser macht. Glückwunsch.
Ein Stern für die darstellerische Leistung der ‚Bessie‘.
Hätte ich, statt nur die Beschreibung der Handlung zu lesen, auch auf den Regisseur geachtet, hätte ich wahrscheinlich lieber Rosamunde Pilcher geschaut.
So eine schöne Schnulze kann eventuell spannender sein als ein Krimi von Dominik Graf.
Nein, Nein, Nein; wenn es „Tatort“ oder „Polizeiruf“ heißt, möchte ich einen Krimi sehen. Kein psychologisch tiefgründiges Kammerspiel.
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso einige diese Folge spannend fanden.
Es war nach einigen Minuten klar, dass er der Täter ist, und die Frage ist nur, ob er Geständnis ablegen wird. nach einiger Zeit wurde auch klar, er werde das tun, und offen blieb nur, wer und wie es erreicht, dass er es tue.
Und eigentlich nach dem Gespräch beider Frauen in der Toilette was schon auch klar, dass der alte Depp scheitern, und Frauenpower es schaffen wird.
Eine Spannung gab es gar nicht.
Schauspieler und Regie waren sehr gut, das Buch hat mir aber gar nicht gefallen, so am Ende drei Sterne.
Zum Thema Emma Jane: ich finde es noch komischer, dass der Schauspieler Robert Sigl in der gleichen Folge („Die Lüge, die wir Zukunft nennen“) einen Polizisten gespielt hat, aber einen anderen, nicht den, wie gestern.
Und im Allgemeinen zu Eykchoff-Polizeirufen: ein ganz interessantes Experiment, wo alles einzig und allein um Bessie dreht. Es gab nur eine einzige Figur, die in zwei verschiedenen Folgen erschien, und auch diese (Wolfgang Maurer) war am Ende der zweiten Folge tot. Es ist die einzige Tatort/Polruf-Serie, wo es kein Team gibt. Und, um Bessie immer in den Mittelpunkt setzen zu können, werden die Grenzen der Realität ab und zu überschritten. Eine Streifenpolizistin schafft es enorm schnell, Mordverdächtigen zu verhören, eine Oberkommissarin prüft ganz normale Verkehrsunfälle (vorige Folge) (wie lange war Nadeshda in Münster nur Anwärterin?), egal. Als ob hätten die vier Folgen miteinander eigentlich gar nichts zu tun.
Mal sehen wir, ob es in den folgenden in eine „normale“ Polizeiruf-Serie umgewandelt wird, oder im nächsten Fall Eyckhoff wieder in einer ganz neuen Umgebung und Position erscheint.
@ Attila: Ja, Sie haben völlig Recht auch mit dem Schauspieler Robert Sigl. Er spielte in der 2. Folge zwar ebenfalls einen Polizisten, aber einen mit anderem Namen –> offenbar herrscht bei der Besetzung der Rollen rund um Bessie akuter SchauspielerInnen-Mangel … ;-)
Psychologisch fundiert; die verschobene Wahrnehmung des Täters gut nachvollziehbar dargestellt…
Danke an das komplette Team!
Und Verena Altenberger ist eine wunderbare Bereicherung …
Der ach so eloquente Täter durchlebt in den letzten paar Minuten des Verhörs dann doch noch seine Katharsis und erfährt durch sein Geständnis endlich Erlösung. Ziemlich verkopft, aber kann man natürlich so einfädeln. Den Weg dorthin fand ich allerdings sehr öde und auch weitgehend ausgetrampelt. Das von „alter Fan ™“ beschriebene urbayerische Kasperltheater mit seinen hölzernen Vorträgen zur Zusammenführung der bisherigen Ermittlungsfäden löste bei mir schon früh Widerwillen aus, ebenso wie plumpe Regieeinfälle (ein Hausmeister, der um zehn Uhr nachts mit Renovierungsarbeiten beginnt). Das eigentliche „Kammerspiel“ blieb allzu vorhersagbar, und auf der Zielgeraden wird dann unter dem Ticken der Uhr noch das Opfer aus dem Bett geholt und schnellschnell ein Fast-Pensionär reaktiviert. Zu viel ist zu viel. Solche spektakulären Countdowns mögen in Hollywood funktionieren – kombiniert mit der deutschen Tiefgeistigkeit wirkten sie auf mich aber mächtig konstruiert. Nach dem Esprit von „Frau Schrödingers Katze“ fand ich dieses bleischwere Opus leider enttäuschend, deshalb schlägt mein Pendel diesmal ganz nach unten aus. Den einen Stern vergebe ich für die schauspielerische Leistung von Verena Altenberger. Übrigens bin ich der Meinung, dass nun endlich mal Kontinuität in das Team kommen und die One-Woman-Bessie-Show auf diese Weise etwas stärker geerdet werden sollte. Aber das nur am Rande.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ihr wollt. Endlich mal was Anspruchsvolles, ja, anders als gewohnt, aber sehr gut mit kleinen Abstrichen. Psychologisch dicht und sehr gut gespielt. Mehr davon, bitte.
Spannend fand ich es gar nicht, dazu war die Geschichte zu schwach und zu konstruiert. Und das Geständnis aus heiterem Himmel völlig unglaubhaft. Nervig auch die permanente Unterstellung, dass Frauen doch eigentlich die besseren sind, aber die bösen Männer sie nicht lassen.
Die „One-Woman-Bessie-Show“ ist fürs feministische Herz konzipiert. Die will gar nicht nicht stärker geerdet werden, die will über der Erde schweben wie ein Frauentraum – inklusive der „permanenten Unterstellung, dass Frauen doch eigentlich die besseren sind, aber die bösen Männer sie nicht lassen“. Das ist der zentrale Lehrsatz des Feminismus, und der wird gnadenlos umgesetzt, koste es was es wolle. Beispiel: Hat der Altkommissar Josef Murnauer womöglich etwas zum Geständnis des Täters beigetragen? Wohl schon, aber das zählt nicht. Bessie sagt ihm am Schluss, er soll ihr in Zukunft mehr vertrauen, sprich, er soll es sie gefälligst allein machen lassen. Denn sie hat es ja auch diesmal allein geschafft, und die Männer haben bloß dabei gestört. So geht feministische Logik.
Letzten Sonntag schon so ein Müll aber dieser Polizeiruf war der Höhepunkt an Verarschung. Wo wurden die Möchtegern Schauspieler ausgegraben? Absoluter Müll !
@ Thorsten, Till Schneider:
Der als Figur etwas stereotyp angelegte Murnauer sagte meiner Erinnerung nach in etwa, dass der Täter – falls er die Taten gestehen würde – die besten Psychiater bekäme, weil die eben bei Mordprozessen eingesetzt würden. Das war sicherlich ein wesentlicher „Knackpunkt“ für das später erfolgende Geständnis.
Ich würde das mit Bessie und dem in deren PR-Folgen angeblich gezeigten Feminismus nicht zu ernst nehmen. Dazu sind die bisherigen Folgen dieses Teams viel zu unrealistisch dargestellt, als dass man glauben könnte, die gezeigten Szenarien könnten tatsächlich so ablaufen.
Umgehauen hat mich das nicht — aber sooo schlecht wars auch nicht.
Dem Kritiker der seine Gebühren zurück will muss ich leider mitteilen:
Das geht nicht, mit Deinen Gebühren wurde die Fussbal EM bezahlt.
Feministischer Schmäh. Regisseur: Alt-Achtundsechziger Dominik Graf. Wen wundert’s? Immer mehr wird der Tatort dazu mißbraucht, ideologische Botschaften zu vermitteln.
Ideologische Botschaften sehe ich vor allem in den Kommentaren.
Meine Meinung zum Polizeiruf: Herausragend spannend, Regie und Schauspiel sensationell. Verena Altenberger ist die vielleicht sympathischste aller aktuellen TV-Kommisar*innen (na, wer springt drauf an?) und Dominik Graf zeigt einmal mehr, dass ihm in Deutschland niemand das Wasser reichen kann.
Schulnote 6, weil Thema verfehlt. Die Idee an sich ist sicherlich stark, aber die Geschichte dazu hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse. Selbst wenn man viele Ungereimtheiten mal so hinnimmt wie beispielsweise, dass sich trotz eines intensiven Kampfes keinerlei DNA des Täters fand, sind es am Ende einfach zu viele. Es wird auch nicht wirklich herausgearbeitet, warum es so wichtig ist, dass der Verdächtige in U-Haft bleibt. Zwischen seinen Taten liegen 3 Jahre und man muss die Ermittlung gegen ihn ja nicht einstellen, kann ihn observieren und neue Beweise, Delikte oder Zeugen finden. So richtig Recherche wurde ja bisher nicht betrieben über Computerauswertung, da der Tatzusammenhang ja aus dem Gedächtnis eines Ermittlers hergestellt wurde. Jemand, der im Bus onaniert, wird wohl auffällig geworden sein, zumindest solche Taten dürften dokumentiert sein. Auch die 3 Jahre zwischen den Verbrechen erscheinen lang. Welche Fälle gab es denn im Ort seines Wohnungswechsels innerhalb des Zeitraums. Bessie analysiert, dass er auch mal Sex will und sich die Gewalt eher ergab, schlussfolgert aber, dass ihm bei der Prostituierten die Gewalt fehlte. Usw.
Auch das Verhör war befremdlich. Der Kampf gegen die Uhr und die Vernehmer verstricken sich in Zuständigkeiten, Übergriffe und Eitelkeiten. Nach dem wirklich starken Eingangsmonolog, der szenisch auf eine andere Art von Fall hinwies, mich zumindest, ging es steil bergab. Ein netter Plausch unter Freunden, die Krankheit des Täters, Monologe mit kurzer Verneinung der Gegenseite. Für mich nicht nachvollziehbar. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Art von Verhör dem Buch zur Vernehmung von Wilfing entspricht.
Die Rückholaktion von Murnauer macht es dann noch absurder. Jetzt kommt die Nummer 1, der alte Haudegen, eine Reminiszenz an den „Greifer“. Und was macht er? Vorstellungsrunde, Plaudern mit den Kollegen, eine anregende Unterhaltung über Mineralwasser und Versetzungsgesuche diktieren. Die Zeit läuft, aber wir können nicht aus unserer Haut, oder was?
Eigentlich wird der Zeitdruck bei mir als Zuschauer nicht spürbar, noch wurde mir die Dringlichkeit seiner Notwendigkeit vermittelt. Panta rei – alles ist im Fluss. Am Ende wird dann ein Knöpfchen gedrückt und Paulus wird zu Saulus. Bravo.
Am Ende bleibt nur die Idee, dass wir bei diesem Tatort die Versuchskaninchen sind für eine Art von Vorführung, die wir nicht verstehen sollen oder können und man das Feedback auswertet.
Experimentelles TV.
Ich zerreiße hier nicht die Leistung und das Können der Beteiligten, ob vor hinter oder neben der Kamera. Das ist ja alles Ansichts- und Geschmackssache. Aber ich habe nach knapp 15 Minuten weggeschaltet, da ich die Lautstärke bzw. das akustische Durcheinander und die Kameraführung bzw. den Schnitt nicht mehr aushalten konnte. Müssen die heutigen Kameraleute meinen, irgendeine neue, aufregende Bildführung zu erfinden. Das ist in einigen neuen Polizeirufen und Tatorten scheinbar modern geworden. Ständiger Bildwechsel, einfangen von sinnfreien Gegenständen, nur damit die Zeit „voll wird“?!
Das ist meine Meinung und Ansicht. Wie in den Kommentaren zu lesen ist, gibt’s ja auch Leute, die damit klar kommen. Zum Rest der 90 Minuten kann ich nichts sagen. Ich glaube, ich werde alt!?
@zorrolein61- da ist wohl wieder mal jemand in die Bewertungssternefalle getappt – nach 15 min abgeschaltet – das passt doch nicht zu einer Maximalsternebewertung – nebenbei : ich fand diese Produktion auch nicht gut .
5 Sterne für diesen Polizeiruf !!
Allein schon deshalb, weil ein gewisser Frauenhasser-Psycho-Kreis wieder mal dieses Forum für kranken ideologischen Bullshit missbraucht.
@Till Schreiner, @“Gottlieb“ (nee, Gott hat dich nicht lieb :-D):
Zieht euch ein Röckchen an und geht heulen! Oder geht einfach mal zum Psychiater, anstatt Filme als Vorwand zu nehmen, um stets und ständig euer misogynes Geseier abzulassen !!
@Oliver
Chapeau, alles auf den Punkt!
Um sich gegen Ihre Kritik zu immunisieren, könnte man natürlich vorbringen, es ginge in diesem Film nicht um vordergründigen Ermittlungsrealismus, sondern eben einzig und allein um die psychologische Raffinesse eines Kammerspiels. Dann sollte man diese Kammersituation aber auch bitte konsequent in eine groteske oder sonstwie verfremdete Form einbetten und nicht solche scheinrealistischen potemkinschen Kulissen wie „um 24 Uhr ist er frei und man wird ihn nie mehr belangen können“ aufbauen. Da fühle ich mich als Zuschauer veralbert.
(Neutrale 3 Sterne wg. Mehrfachposting)
Was ein Schmarn. Nicht zu ertragen diese Drehweise.Die Caraktere der Ermittler und die Musik….. Abschalten hat geholfen.
Dominik Grafs Verhörthriller Bis Mitternacht aus der Reihe Polizeiruf bekommt in Baden-Baden den Fernsehpreis. Spiegel Online, 27.11.2021, 10.20 Uhr
(ohne Kommentar, da mir zur gegenwärtigen, stets vorhersehbaren Auszeichnungspraxis nur Ätzendes einfällt)
@slice
bin zwar nicht der Meinung von Till Schreiner und Gottlieb –
aber das Muster, mit dem Sie hier auf beleidigende und niveaulose Weise versuchen, in wechselnden Threads Männer zu diskreditieren, weil sie Kritik an Frauen oder Frauenrollen oder oder oder äußern, ist dieses Forums nicht würdig.
Ein inhaltlich wertvoller Austausch ist daher ausgeschlossen (aber wohl von Ihnen – angesichts Ihres kontinuierlichen verbalen Amoklaufs – ohnehin nicht beabsichtigt.
Beispiele finden sich genug in Tatort und Polizeiruf-Forenseiten auf dieser Page.
@Der Fremde • am 5.9.21 um 22:14 Uhr
„(…)schließlich verlangte sie von Bessie hartnäckig, dass diese die Pistole in den Verhörraum mithehmen müsse. Das wäre eine Schluss-Pointe nach meinem Geschmack gewesen …“
Sehen Sie, und mir ist es genau anders gegangen. Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Waffe irgendeine Rollen spielen würde (Opfer erschießt Täter, Täter erschießt sich selbst) – und war heilfroh, dass es so nicht zu Ende gegangen ist.
Hier wurde auch bemängelt, dass sich die Beamten fast Food reinziehen würden.
Ja, man sollte es nicht glauben- auch Polizisten essen Döner … und der Umgang des Teams miteinander, in Angesichts eines laufenden Mörder-Verhörs, sind sicher realistischer, als jeder Ermittlungsalleingang in Tatort und Polizeiruf, bei dem KommissarInnen in Hinterhalte geraten, alleine mögliche Täter stellen wollen und ohne Kollegen Verfolgungen aufnehmen etc .
Bessie gewinnt weiter an Konturen.
und: danke für die nette Bild-Montage als Reminiszenz an „24“ (mit Kiefer Sutherland)