Katrin Königs (Anneke Kim Sarnau) Nerven liegen blank. Die LKA-Analystin, die seit vielen Jahren für die Mordkommission Rostock tätig ist, wird von einem Dämon verfolgt: Guido Wachs sitzt zwar im Gefängnis, übt aber von hier aus bösen, manipulativen Einfluss auf die Ermittlerin aus. Und dabei haben sie und Kollege Alexander „Sascha“ Bukow (Charly Hübner) eigentlich alle Hände voll zu tun und einen mysteriösen Mord am Stadthafen aufzuklären.

„Der Tag wird kommen“, ein Polizeiruf 110 aus dem Hause des Norddeutschen Rundfunks, wird am Sonntag, den 14. Juni 2020 um 20.15 Uhr im Ersten Programm erstmals ausgestrahlt. Die Folge bildet mehr oder minder den Abschluss der horizontalen Erzählung rund um die „Wachs-Affäre“.

Inhalt der Polizeiruf-Folge „Der Tag wird kommen“

„Sehr geehrte Frau König, Sie sind tot.“ Die norddeutsche Ermittlerin liegt auf dem Rücken, in ihrem Bett. Eigentlich ist sie todmüde, doch die Stimme in ihrem Kopf will einfach keine Ruhe geben. Königs Körper ist schweißgebadet, das lange blondgesträhnte Haar klebt kraftlos auf ihren Schultern. Sie atmet schwer, das Herz rast.

Die ruhige, beinahe hypnotisierende Stimme von Guido Wachs, jenem Vergewaltiger und Killer, den sie vor über zwei Jahren im Fall „Für Janina“ hinter Gittern brachte, erklingt erneut. Die Ermittlerin öffnet die Augen, und ihr Blick ist leer. Die Nacht im Polizeiruf „Der Tag wird kommen“ soll schlaflos bleiben – wie so viele vor ihr.

Es blieb nicht bei dem einen, ersten Brief, den Wachs vor Monaten an Katrin König sandte. In jedem seiner nachfolgenden suggestiven Schreiben appelliert der Mädchenmörder an das schlechte Gewissen der Beamtin: Ja, die Polizistin hat dem Kapitalverbrecher damals einen weiteren Mord untergeschoben, damit er ganz sicher zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt werden würde. Ihre Beziehung zu Kollege und Freund Sascha Bukow, Mitwisser und zugleich loyaler Beschützer, hat unter der eigenmächtigen Entscheidung Königs seitdem arg gelitten. Und doch kämpft der gutmütige Mann bis heute um Katrins Herz.

Die juckenden roten Pusteln, die sich auf dem Dekolleté der Rostocker Kriminalistin mittlerweile gebildet haben, bekämpft sie mit einer Salbe aus der Apotheke; gegen die ewig fortwährenden Kopfschmerzen, die sie in ihrem Denken blockieren, wirft die Fahnderin blau-weiße Kapseln ein. König, gereizter und unkonzentrierter denn je, schluckt die ACE-Hemmer wie Smarties. Sie will funktionieren, einen guten Job machen – und vor allem den aktuellen Mord aufklären, der ihr außerdem sehr zu schaffen macht …

Um sich abzulenken und einen Ausgleich zu finden, joggt die Fahnderin jeden Morgen in der Früh, wenn die Sonne gerade erst aufgeht. Wie üblich nimmt sie ihre Runde um den Rostocker Hafen, als sich Bukow auf dem Handy meldet. Er macht sich Sorgen und will sich nach dem Befinden seines Schwarms erkundigen. Mitten im Gespräch legt König jedoch unvermittelt auf und eilt einer Frau zu Hilfe, die von zwei jungen Männern bedrängt wird. Sie gibt sich als Polizistin zu erkennen, erntet aber bloß Gelächter. Bereits der erste Faustschlag des Größeren sitzt: Die ohnehin labile Ermittlerin verliert das Bewusstsein.

Als Katrin König die Augen aufschlägt, werden die Umrisse der Notaufnahme erst langsam scharf. Am Fuße ihres Krankenbettes hat Hauptkommissar Bukow Platz genommen. Mit besorgter Mine erklärt er ihr die Diagnose: Eine blutende Nase, eine leichte Gehirnerschütterung, „sonst is nix kaputt – meinen die“, sagt er mit skeptischem Tonfall und weist auf die vorbeilaufenden Ärzte. Der Beamte hat längst bemerkt, wie schlimm es eigentlich um seine Kollegin steht, schließlich ist sie seit einigen Wochen das reinste Nervenbündel.

Die LKA-Beamtin leidet unter Gedächtnislücken und kann sich an den morgendlichen Tathergang im Polizeiruf 110 „Der Tag wird kommen“ nicht erinnern; wie gut, dass die Obdachlose Erna alles genau beobachtet und auch den Notruf abgegeben hat. Die junge Frau, die Katrin rettete, ist allerdings spurlos verschwunden. – Doch kaum wird die Unbekannte zum Thema, wird eben jene an Königs Bett vorbeigeschoben, in Richtung Notbehandlungszimmer. Sie verstirbt wenige Minuten später an ihrer schweren Stichverletzung, und die Kommissarin ist geschockt. Während sie ohnmächtig am Ufer der Warnow lag, verstarb die ehemalige Profisportlerin Nadja Flemming, geborene Kohns, mit gerade einmal 24 Jahren einen Steinwurf von Katrin König entfernt. Hätte sie den Tod verhindern können, hätte sie gegenüber den Schlägern anders reagiert? Ist ihre derzeitige Verfassung der Grund für ihr Versagen? Die Ermittlerin macht sich Vorwürfe.

Lange lässt sich die ehrgeizige Kripobeamtin nicht in der Klinik festhalten. Gemeinsam mit Sascha Bukow und Kriminaloberkommissar Volker Thiesler begutachtet sie den Fundort von Flemmings Leiche am Hafen. Die Indizien sind rätselhaft und ergeben für König keinen Sinn: Irgendetwas stimmt hier nicht. Ein Raubmord soll es laut ihren Kollegen sein, aber nein, zu Vieles spricht dagegen.

Der Besuch bei dem Ex-Mann des Opfers, Klaus Flemming, bestätigt Königs diffusen Verdacht. Zwar scheint er über den plötzlichen Tod Nadjas geschockt, doch lange hielt die Liebe nicht: Nach der Heirat vor vier Jahren wurde die Scheidung nur ein Jahr später eingereicht, dazwischen bekam das Ehepaar einen Sohn. Der lebt nun bei Papa und dessen neuer, zweiten Frau Annie. Nadja galt als Einzelgängerin mit wenig sozialen Kontakten, und an dem Drang alleine zu sein scheiterte angeblich auch die Ehe. Die Patchwork-Familie lebte nach der Trennung allerdings in völliger Harmonie miteinander; Nadja besuchte den kleinen David regelmäßig und alle waren glücklich – so heißt es. Das Bauchgefühl der LKA-Expertin meldet sich mit einem lauten Grummeln: Katrin König glaubt den Schilderungen von Annie Flemming nicht.

In der Zwischenzeit spitzt sich die Situation um Guido Wachs im TV-Krimi „Der Tag wird kommen“ zu. Die gebeutelte Kommissarin wirft sich in schicke Klamotten, legt sich die Haare und besucht den Häftling – ohne Bukows Wissen – in der JVA. Sie will ihre selbstsichere, überlegene Fassade aufrecht erhalten, kann den eindringlichen Worten des verurteilten Mörders jedoch kaum Kontra bieten. Wachs setzt König unter Druck, als sie sich gegenübersitzen: Er wird sie in Ruhe lassen, wenn sie im Gegenzug ihre Beweismanipulation gesteht. Auch soll die Beamtin den Kontakt zwischen den geschiedenen Eheleuten Wachs herstellen, denn es ist Guidos Liebe zu seiner Ex-Frau, die ihn am Leben erhält. Mit zitternden Händen und Herzklopfen verlässt Katrin die Haftanstalt.

Nicht nur König hat ein Geheimnis, auch Alexander „Sascha“ Bukow verheimlicht etwas vor seiner Partnerin. Sein Vater Veit, der ehemalige Big Boss der Rostocker Unterwelt, ist wiederholt an Krebs erkrankt und will sich dieses Mal nicht behandeln lassen. Stattdessen plant der heimlich einen letzten Deal, um seinem Sohn und dem Enkel ein größeres Erbe hinterlassen zu können …


Der NDR-Polizeiruf „Der Tag wird kommen“ wurde im Zeitraum vom 13. August bis 11. September 2019 in Rostock, Hamburg, auf der Halbinsel Wustrow (Rerik) und Umgebung gedreht. Für ihre Darstellung der erkrankten Figur König erhielt Anneke Kim Sarnau den Preis als „Beste Darstellerin“ im Rahmen des Deutschen Fernsehkrimi-Festivals am 6. März 2020 in Wiesbaden.

Der gebürtige Pole Klaus Manchen, Jahrgang 1936, der mit dieser Folge des Polizeiruf 110 aus dem festen Ensemble ausscheidet, spielte Saschas Vater Veit Bukow zehn Jahre lang. Damit hatte Manchen seinen ersten Einsatz gleich in der ersten Episode des 2010 neu ins Rennen geschickten Rostocker Polizeiruf 110-Teams mit Bukow und König. Der Titel: „Einer von uns“.

Die Redaktion von Tatort-fans meint …

Sabine (40 J. | Kinoliebhaberin)

Die Rostocker liefern wie gewohnt feinste Krimikost ab. Das Spiel von Anneke Kim Sarnau beeindruckt und ist zurecht preisgekrönt. Mich stört einzig die Auflösung zum Tathergang/Tod des Opfers – nur Sherlock Holmes wäre wohl in einen solch absurden Fall verwickelt. 4 Sterne.

Gerald (40 J. | IT-Nerd)

Wer sagt der Polizeiruf ist der bessere Tatort, hat vielleicht Recht. Mal wieder ist hier ein ganz starkes Team unterwegs, Bukow und König überzeugen. Die Geschichte mit Guido Wachs wird endlich zu einem Ende gebracht und man kann gespannt sein, wie es nun mit den Kommissaren weitergeht. Unbedingt gucken!

Musik im Polizeiruf

Anja Plaschg – „Me and the Devil”
Jermaine Cole – “No Role Modelz”
Anja Plaschg – “Sleep”
Leonard Cohen – “So Long Marianne”
Regine Dobberschütz – “Solo Sunny”

Polizeiruf-Besetzung

LKA-Analystin Katrin König – Anneke Kim Sarnau
Kriminalhauptkommissar Alexander „Sascha“ Bukow – Charly Hübner
Leiter der Mordkommission Henning Röder – Uwe Preuss
Kriminaloberkommissar Anton Pöschel – Andreas Guenther
Kriminaloberkommissar Volker Thiesler – Josef Heynert
Häftling Guido Wachs – Peter Trabner
Alexanders Vater Veit Bukow – Klaus Manchen
Nadja Flemming – Xenia Rahn
Nadjas Ex-Mann Klaus Flemming – Helgi Schmid
Klaus‘ zweite Ehefrau Annie Flemming – Victoria Schulz
Hausmeister Bender – Björn Meyer
Roman Dörfel – Anton Weil
Mike Führmeister – Florian Kroop
Benni – Miguel Ribeiro
Tito – Alexandru Cirneala
Obdachlose Erna – Rike Eckermann
Ex-Frau von Guido Wachs – Florentine Schara
Marion Breckwoldt – Sandra Freist
Dr. Brandstetter – Julia Schmidt
u.a.

Polizeiruf-Stab

Drehbuch – Florian Oeller
Regie – Eoin Moore
Kamera – Andreas Höfer
Szenenbild – Sonja Strömer
Schnitt – Florentine Bruck
Ton – Thorsten Schröder
Musik – Warner Poland, Bernhard Glum, Kai Uwe Kohlschmidt

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