Kurz und knapp – darum geht’s
Ein tödlicher Sturz aus einem Dachgeschossfenster erschüttert Baden-Baden: Eva Dieckmann, die Ehefrau eines ambitionierten Architekten, kommt dabei ums Leben. Während misstrauische Nachbarn den Ehemann Gert Dieckmann beschuldigen, seine Frau gestoßen zu haben, steht Hauptkommissarin Hanne Wiegand vor einem komplexen Fall. Ohne direkte Tatzeugen muss sie herausfinden, ob es sich um einen tragischen Unfall, einen verzweifelten Suizid oder doch um ein Verbrechen handelt. Dabei stößt sie auf ein zerrüttetes Ehepaar, unerfüllte Träume und ein abgerissenes Lederherz, das zum entscheidenden Beweisstück werden könnte… Wie die Geschichte ausgeht, ist am 3. Mai 1981 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Das Lederherz“
Es ist ein später Freitagabend in Baden-Baden, als in einem ausgebauten Dachgeschoss die Spannung zwischen zwei Menschen ihren Höhepunkt erreicht. Der idealistische Architekt Gert Dieckmann sitzt wie so oft noch über seinen Entwürfen, während seine Frau Eva verzweifelt um seine Aufmerksamkeit ringt. Sie möchte ausgehen, dem Alltagstrott entfliehen – doch ihr Mann bleibt seinen Plänen treu, die von ökologischem Bauen und nachhaltiger Architektur träumen.
Was als gewöhnlicher Ehezwist beginnt, eskaliert schnell zu einer dramatischen Auseinandersetzung. Eva, die schon länger mit psychischen Problemen kämpft, greift zu Tabletten. In der hitzigen Auseinandersetzung steigt sie auf das Fensterbrett des charakteristischen Jugendstilfensters – ein auf den Kopf gestelltes Herz, das zum stummen Zeugen der Ereignisse wird. Sie droht zu springen, er versucht sie zu halten, doch plötzlich ist sie verschwunden, hinab in die Tiefe der Nacht.
Hauptkommissarin Hanne Wiegand, die erste Ermittlerin des Südwestfunks, nimmt die Ermittlungen auf. Mit ruhiger Hand und scharfem Verstand versucht sie, die Wahrheit hinter den widersprüchlichen Aussagen zu finden. Während die Nachbarn den unnahbaren Architekten bereits verurteilt haben, entdeckt Wiegand Schicht um Schicht eine komplexere Geschichte: Eine Ehe zwischen künstlerischem Idealismus und materiellen Erwartungen, zwischen einem Mann, der sich den Großprojekten seines Schwiegervaters verweigert, und einer Frau, die zwischen Depression und Sehnsucht nach Leben schwankt.
Ein scheinbar nebensächliches Detail wird zum Fokus der Ermittlungen: ein Lederherz, das von Dieckmanns Jacke fehlt. Je tiefer Wiegand gräbt, desto mehr verdichten sich die Hinweise, dass in jener Nacht mehr geschah als ein tragischer Unfall. Doch was ist die Wahrheit hinter dem rätselhaften Sturz?
Hinter den Kulissen
„Das Lederherz“ markiert den Auftakt der Ermittlungen von Karin Anselm als Hauptkommissarin Hanne Wiegand. Die Dreharbeiten zu dieser 124. Tatort-Folge fanden zwischen dem 29. Juli und dem 28. August 1980 in Baden-Baden und Umgebung statt. Die vom Südwestfunk (SWF) produzierte Episode wurde am 3. Mai 1981 erstmals im Ersten ausgestrahlt und erreichte mit 19,73 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 54% einen bemerkenswerten Erfolg. Unter der Regie von Imo Moszkowicz entstand ein atmosphärisches Kammerspiel, das die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld, zwischen moralischer und juristischer Verantwortung auslotet.
Besetzung
Hanne Wiegand – Karin Anselm
Gert Dieckmann – Peter Dirschauer
Eva Dieckmann – Margit Schulte-Tigges
Rolf Simon – Wolfgang Kaven
Erwin Brunner – Peter Pankalla
Herr Weber – Herbert Steinmetz
Frau Weber – Barbara Thummet
Angelika Kesting – Monika Schuster
Stab
Buch – Irene Rodrian
Regie – Imo Moszkowicz
Kamera – Imo Rentz
Kostüme – Alheid Lupp
Szenenbild – Jost Bednar
Schnitt – Bernd Lorbiecki
Produktionsleitung – Heinz Recht
Produktion – Peter Schulze-Rohr
Einfach nur Kult, super!!!!
Selten so einen lahmen Tatort gesehen :-) Wie die letzten Jahrzehnte doch das TV verändert haben ;-) Kann man sich gar nicht vorstellen, dass diese Folge einmal jemand spannend gefunden haben soll :-)
Ein wunderbarer alter Tatort mit der besten Ermittlerin aller Zeiten!
Spannend und interessant von der ersten bis zur letzten Minute,
zeitlos, was die direkte Art des Hergangs betrifft. Klarer Fall!
Frau Wiegand ist präsent, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen oder sich in den Vordergrund zu spielen, wenn ich an die Damen Blum, Lürsen und Co. denke. Eine so angenehme Stimme, symphatisch wie immer!
Eine Simone Thomalla kann Ihr nicht das Wasser reichen, schade, das es NUR die 8 Filme mit der Karin Anselm auf Seiten des Gesetzes gibt.
Spielt Sie in anderen TO’s mit? Mir bis jetzt nicht präsent.
Ich freue mich riesig auf den nächsten „alten Wiegand“ im WDR,
Danke für diesen Leckerbissen an die Programm-Macher!
LG aus Berlin.
Schöner, älterer Tatort. Natürlich hat sich der Zeitgeist im Laufe der Jahrzehnte stark verändert, so einiges wirkt nach heutigen Maßstäben altbacken. Aber so war die damalige Epoche. Karin Anselm spielt die Rolle der Kommissarin hervorragend. An der Schauspielerin Margit Schulte-Tigges (sie spielt die Ehefrau des Hauptverdächtigen) kann man anfangs sehen, was professionelles Augen Make-Up für eine Wandlung darstellt ;-)
Wer schreibt denn hier von wem ab?
Die Wohnung befindet sich in Mainz und nicht in Baden-Baden.
In einer kurzen Szene mit Blick aus dem Fenster ist die Strasse zu erkennen, und das ist nicht BAD
Atmosphärisch dicht und weitaus realistischer als die heutigen „Tatorte“, die bis auf wenige Ausnahmen unaufwändig und langatmig mit „Ermittlern“, die diese Bezeichnung gar nicht verdienen, herunter gekurbelt werden. Karin Anselm spielt sehr einfühlsarm und menschlich – ihr würde man sich auch als Täter anvertrauen. Schade, dass der heutige SWR so etwas nicht mehr auf die Reihe bekommt. Gutes Drehbuch von Irene Rodrian, die auch einige der besten „Hamburg Transit“-Folgen ersann. Routinierte Regie vom unvergessenen Imo Moskowicz.
Schrecklich aus heutiger Sicht.Und seltsam gespielt.Künstlich,alles vorhersehbar.Habe schnell abgeschaltet.Egal welche Serie aus den 80ern.Es ist wie aus einer ganz ganz anderen Zeit.
Der SWR hat den Film am 15.3.2015 versehentlich im etwas merkwürdigen Format 16:3 ausgestrahlt. Das hat mir der Sender heute bestätigt. Es wundert mich ein wenig, daß das keiner der Rezensenten die Eierköpfe bemerkt hat. ;-)
@St. Rothe: Hab den TO aufgenommen und soeben angeschaut. Das Format viel mir schon von der ersten Sekunde auf. Ich bevorzuge eigentlich immer das original-Format. @Beyer Das ist nicht „wie“ aus einer anderen Zeit – Das ist aus einer anderen Zeit. Keine Handys, keine CD’s, keine Computer, keine DNA und nicht mal überall Farbfernsehen. Deshalb ist alles langsamer und gemütlicher und wird mehr miteinander gesprochen. Das ist alles nicht schrecklich, sondern das war noch schön. Sicher, bei diesen alten Folgen kann man getrost mal schnell in die Küche gehen und was zu essen holen ohne dabei in dieser Zeit den Faden zu verlieren. Mir gefallen diese alten Folgen – aber das ist bekanntlich Geschmacksache
Der Tatort Nummer 124, mit Hauptkommissarin Wiegand aus Baden-Baden. Für Nostalgiker der leisen Ermittlungen. So viel Zeit müßte man haben, um jemanden zu überführen. Noch dazu kämen: Kein augenscheinliches Motiv. Keine erkennbaren wahren Zeugen. Frühere Suizid-Versuche des Opfers. Aber war das überhaupt Mord? Dieses müßten wirklich die Juristen klären. Realistisch auch die Szene mit dem uniformierten jungen Obermeister, welcher der Frau Hauptkommissarin Meldung machen mußte ( Hätte der nicht gleich fragen können, wer es war) . Extrovertiert war die Dame des Hauses ja, auch nach 15 Jahren Ehe war sie diesem Walbusch ein Rätsel. Enorm! Die Lieblingstatortfilme meiner Ex, immer diese Wiegand. Und wehe, ich hätte damals nicht mit geguckt.
Zäh wie Leder. Ganz übler Tatort
Eher ein ruhiger, nachdenklicher Tatort, mehr Drama als Krimi. Aus meiner Sicht war es kein Mord, sondern unterlassene Hilfeleistung. Die Verstorbene war maßgeblich an ihrem Tod beteiligt; sie hat sich absichtlich in diese lebensgefährliche Situation gebracht. Was ich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass sich Hanne Wiegand am Ende der gleichen Gefahr aussetzt. Bis zum Schluss war unklar, ob sie nicht einen Mörder vor sich hat. Er hätte einfach ein zweites mal morden können. Sie schaut auch relativ ängstlich beim Nachstellen der Tat. Das abgerissene Lederherz hat eigentlich nichts zu sagen; es ist kein Beweis. Frau Dieckmann hat es abgerissen und es ist in der Wohnung nicht gefunden worden. Das beweist aber nicht, dass Herr Dieckmann seine Frau gestoßen hat.
Noch ein paar Gedanken zu dem Thema Drehorte bzw. in welcher Stadt der Tatort spielt. Momentan ist der Film auf YouTube verfügbar. Bei ca. Minute 35:30 ist eindeutig das Schild Polizeipräsidium Karlsruhe erkennbar; auch sieht man bei Wiegands Wagen öfters die Karlsruher Kennung KA. Bei 1:10:00 sieht man eine Hochhaussiedlung im Bau. Vielleicht erkennt jemand, wo das ist. Es muss nicht in Karlsruhe sein, kann aber.
Der Tatort hat mir sehr gut gefallen.
Grüße an alle Tatort-Fans