Kurz und knapp – darum geht’s
Siegfried Rubeck, Leiter einer Sparkassenfiliale, hat sich in die junge Anni Tillmann verliebt und für ein gemeinsames Leben mit ihr eine Million Mark Kundengelder unterschlagen. Als ein mysteriöser Schweizer ihn mit seinem Wissen über das versteckte Geld zu erpressen beginnt, verliert Rubeck die Nerven und tötet den Mann in einer Affekthandlung. Verzweifelt vertraut er sich seiner Ehefrau Helga an, die bereit ist zu schweigen – aber nur, wenn er Anni nie wiedersieht. Als die Leiche gefunden wird und Kommissar Rullmann die Ermittlungen aufnimmt, gerät Rubecks sorgsam aufgebautes Lügengebäude ins Wanken…
Inhalt der Tatort-Folge „Rubecks Traum“
Nächtliche Schatten huschen über die Fassaden der Kleinstadt, während Siegfried Rubeck mit gesenktem Kopf durch die leeren Straßen schleicht – ein Mann auf dem Weg zu einer verbotenen Liebe. Doch seine Geliebte Anni Tillmann ist seiner überdrüssig geworden, weist ihn ab, und auf dem Heimweg tritt plötzlich ein Fremter mit Schweizer Akzent an ihn heran. Das ist der Beginn eines Alptraums, der Rubecks sorgsam konstruierte Fassade zum Einsturz bringen wird.
Kommissar Rullmann erscheint auf den ersten Blick unscheinbar, fast schlampig in seiner Kleidung, doch sein ruhiges, besonnenes Wesen verbirgt einen scharfen Verstand. Während der Ermittlungen bewahrt er stets einen kühlen Kopf – ein wohltuender Gegensatz zu dem emotional aufgewühlten Protagonisten Rubeck, dessen Leben wie ein Kartenhaus zusammenbricht.
Die Spurensuche nach dem mysteriösen Toten gleicht einem Labyrinth aus Halbwahrheiten und Täuschungen. Während Rullmann akribisch die Hinweise zusammensetzt, kämpft Rubeck mit seiner panischen Angst vor Entdeckung. „Ich möchte mit dir in die Ferne,“ flüstert er Anni zu, doch sein Traum von Flucht und Neuanfang wird zum Albtraum der Realität. Seine Ehefrau Helga, die längst von seiner Affäre weiß, steht vor der Zerreißprobe zwischen Loyalität und Moral.
Die Kleinstadt wird zur Bühne eines psychologischen Dramas, in dem Liebe und Verzweiflung, Gier und Schuld wie schwere Gewitterwolken über den Protagonisten hängen. Jeder Schritt, den Rubeck unternimmt, um seine Tat zu vertuschen, zieht ihn tiefer in den Sumpf der Verstrickung. Seine zunehmende Panik ist förmlich greifbar, während Kommissar Rullmann langsam aber unaufhaltsam den Kreis um ihn herum enger zieht.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Rubecks Traum“ wurde zwischen dem 6. Juni und dem 15. Juli 1983 in Heppenheim an der Bergstraße und Umgebung gedreht. Für das Szenenbild zeichnete Hartmut Schönfeld verantwortlich. Es handelt sich um den ersten und einzigen Fall des Heppenheimer Kommissars Rullmann, dargestellt von Hans-Werner Bussinger, der vor allem auch als Synchronsprecher bekannte wurde. Er lieh unter anderem Figuren in amerikanischen Serien wie „Quincy“, „Der Denver-Clan“ oder „Ein Colt für alle Fälle“ seine Stimme und war auch als Hörspielsprecher bei „Benjamin Blümchen“ und „Bibi Blocksberg“ erfolgreich.
In den Hauptrollen sind außerdem Manfred Boehm als verzweifelter Sparkassenfilialleiter Siegfried Rubeck zu sehen. Bei der Erstausstrahlung am 8. Januar 1984 im Ersten erreichte diese 153. Tatort-Folge beachtliche 14,23 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 37 Prozent entsprach – ein außergewöhnlicher Erfolg für die Krimireihe.
Der Film wird oft als eher ungewöhnlicher Tatort beschrieben, da er weniger ein typischer Kriminalfilm ist, sondern vielmehr eine psychologische Studie eines Mannes, dessen Traum von einem neuen Leben mit einer jüngeren Frau ihn in den Abgrund führt.
Besetzung
Hauptkommissar Rullmann – Hans-Werner Bussinger
Kommissar Tetzel – Rudi Knaus
Siegfried Rubeck – Manfred Boehm
Helga Rubeck – Witta Pohl
Anni Tillmann – Eva Geigel
Karl Sennemann – Heini Göbel
Frau Sennemann – Aenne Nau
Erpresser – Don Balmer
Stab
Drehbuch – Heinz Schirk
Regie – Heinz Schirk
Kamera – Werner Hoffmann
Szenenbild – Hartmut Schönfeld
Schnitt – Elke Herbener
Ton – Wolfgang Richter
Produktionsleitung – Dieter von Volkmann
Der Tatort 153, wieder einmal von Heinz Schirk. Diesen Fernsehfilm sah ich zum ersten Mal und wunderte mich über die abgehackte Story von einem erpresserischen Schweizer Banker, einem fremdgehenden Durchschnittsbankangestellten, einer Zahnarzthelferin am Rande des Nervenzusammenbruchs, einem wahrscheinlich an Altersdemenz leidenden Schwiegervater, einem Tatort-Kommissar mit Namen Rullmann (aus Heppenheim soll der sein) und einer über alles stehenden Ehefrau, welche durchaus den Namen “ Mutter der Nation “ verdient hätte. Der ist und bleibt aber schon vergeben. Unteres Mittelfeld würde ich sagen, erschreckend bieder und real, noch heute. Bislang hat dieser „Sozial-Psycho“ nur, durch Zufall, eine Meinung erhalten. Ehrlich, schade ist es nicht. Oder???
Rubecks Traum heißt der Film. Und nach der Mechanik eines Alptraums funktioniert er – es kommt plötzlich alles zusammen: Ein fieser Erpresser will 30 Prozent vom Geld, das Sparkessenfuzzi Rubeck auf ein Köntili in der Schweiz beiseite geschafft hat. Der Neffe der geprellten Sparkassenkundinnen stellt nervige Fragen und wird vielleicht bald draufkommen, dass da etwas nicht stimmt. Rubecks junge Ex-Geliebte hat einen Neuen und will sich nicht mit dem alten Bock ins Ausland absetzen. Und sein strunzdummer Schwiegervater findet im Keller die Aktenmappe mit dem für den Erpresser bereitgestellten Geld. Alles ein bisschen viel auf einmal für so einen biederen Sparkassenmann – und vor allem für den Zuschauer.
Die Ermittler aus Heppenheim sind so farblos, dass sie sich kaum von den beige-braunen Interieurs der Achtziger abheben, in denen sie agieren. Einen Forensiker, der die Wunde am Hals des Opfers mal als Pfeilschuss klären könnte, gibt es nicht. Aber das macht nichts, denn am Ende sind es sowieso nicht die Kriminalbeamten, sondern die Frauen, die Rubeck ans Messer liefern. Wobei nicht mal Witta Pohl etwas retten kann an dieser bleischweren Möchtegern-Mittelstandsstudie.
Hinzu kommt, dass das Lokalkolorit in den Kamereinstellungen erwürgt und zudem von für die Region unsäglich unpassenden Phantasie-Ortsnamen erdrosselt wird. Auch das Idiom, das einige der Protagonisten sprechen, ist ein Fastnachtshessisch, das den Zungenschlag der Region ganz und gar nicht trifft.
Alles in allem wird man vor 30 Jahren wohl ähnlich von diesem Fall gelangweilt worden sein wie heute. Weitere Experimente mit einem Tatort Heppenheim blieben uns zum Glück erspart.
Im Großen und Ganzen nicht schlecht – die Zeiten damals waren in etwa so. Über 30 Jahre später wirkt einiges irgendwie spießig und altbacken. So wird man wahrscheinlich auch mal die heutige Zeit in 30 Jahren sehen. Witta Pohl war in dieser Ära im Fernsehen recht angesagt. Meist verkörperte sie den biederen Typ engagierter Hausfrauen und Mütter. Früher war nicht alles besser, man sieht vieles heute verklärt. Trotzdem sind für mich solche „Zeitreisen“ immer interessant.
@Norbert
Als Zeitreise natürlich immer interessant!
Witta Pohl spielte ab 1983 übrigens in der südhessischen Familiensaga „Diese Drombuschs“ und machte ihre schauspielerische Sache dort sehr gut. Das Darmstädter Lokalkolorit wurde bei den Drombuschs auch gut eingefangen. Die Bücher schrieb bekanntlich Robert Stromberg (in Darmstadt geboren), da passte einfach eins zum anderen. Dieses TO-Drehbuch von Heinz Schirk wirkt dagegen eher wie eins aus der Schublade, was man halt „irgendwo in Deutschland“ verwurstet hat, deshalb auch die absurden fiktiven Ortsnamen.
mir hats gefallen….