In der Tatort-Folge 153 „Rubecks Traum“ ermittelt der Heppenheimer Hauptkommissar Rullmann (Hans-Werner Bussinger) zum ersten und einzigen Mal in einer Mordsache. Es geht um Erpressung, Liebe und blinde Wut.
Siegfried Rubeck geht hart auf die Fünfzig zu. Er ist verheiratet und beruflich ziemlich erfolgreich; immerhin ist er zum Leiter der Sparkassenfiliale in Moorstedt bei Heppenheim aufgestiegen. Es gibt also eigentlich keinen Grund zu klagen – wäre da nicht die schöne Anni Tillmann. Der diesem Tatort seinen Namen gebende Rubeck ist unsterblich in die junge Frau verliebt, mit der er auch eine Affäre hatte. Inzwischen ist ihre Leidenschaft für ihn allerdings erloschen und sie möchte den alternden Herren nur noch loswerden. Rubeck aber will seinen Traum von einem gemeinsamen Leben mit Anni nicht aufgeben. Und so versucht er unablässig, Anni wieder ganz für sich zu gewinnen. Ihretwegen hat er bereits eine Million Kundengelder veruntreut. Sie liegen auf einer Bank in der Schweiz und sollen ihm helfen, mit Anni ein neues Leben zu beginnen.
Doch dann wird Rubecks Traum ihm zum Verhängnis. Eines Nachts wird der Filialleiter von einem Fermden angesprochen. Der Mann weiß alles über die Unterschlagung und verlangt 30 Prozent von dem veruntreuten Geld für sich. Rubeck lässt sich wohl oder übel auf die Erpressung ein – Hauptsache der Mann schweigt und er kann seinen Traum weiterverfolgen. Doch als er zum vereinbarten Treffpunkt kommt, um den Erpresser zu bezahlen, erwartet ihn am Tatort eine böse Überraschung. Die Folge: In einer Kurzschlussreaktion tötet Rubeck den Erpresser – ein Fall für die Kripo Heppenheim also; doch noch wissen Hauptkommissar Rullmann und seine Kollegen nichts von dem Mord. Und damit so bleibt, versteckt Rubeck die Leiche des Fremden auf einer stillgelegten Müllkippe.
Über seine Tat verzweifelt, vertraut Rubeck sich seiner Frau Helga an. Sie weiß längst um sein Verhältnis mit der jüngeren Frau, liebt ihren Mann aber immer noch und möchte ihn nicht verlieren. Deshalb erklärt sie sich auch bereit, ihm zu helfen. Allerdings nur unter einer Bedingung: Er darf Annie nie wiedersehen.
Doch dann wird die Leiche gefunden. Hauptkommissar Rullmann nimmt die Ermittlungen auf. Schon bald spitzen sich die Dinge dramatisch zu.
Die Produktion des Hessischen Rundfunks wurde zum ersten Mal am 8. Januar 1984 ausgestrahlt. Der Fall um Hauptkommissar Rullmann ist eher eine Psychostudie als ein typischer Kriminalfilm, büßt aber dennoch nichts an Spannung ein.
Interessant: Der Schauspieler Hans-Werner Bussinger wurde vor allem auch als Synchronstimme bekannt. Er lieht unter anderen Figuren in amerikanische Serien seine Stimme (Quincy, Denver Clan, Ein Colt für alle Fälle), und feierte auch als Hörspielsprecher (Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg) Erfolge.
Besetzung
Hauptkommissar Rullmann – Hans-Werner Bussinger
Kommissar Tetzel – Rudi Knaus
Siegfried Rubeck – Manfred Boehm
Helga Rubeck – Witta Pohl
Anni Tillmann – Eva Geigel
Karl Sennemann – Heini Göbel
Frau Sennemann – Aenne Nau
Erpresser – Don Balmer
Stab
Drehbuch – Heinz Schirk
Regie – Heinz Schirk
Kamera – Werner Hoffmann
Szenenbild – Hartmut Schönfeld
Schnitt – Elke Herbener
Ton – Wolfgang Richter
Produktionsleitung – Dieter von Volkmann
Der Tatort 153, wieder einmal von Heinz Schirk. Diesen Fernsehfilm sah ich zum ersten Mal und wunderte mich über die abgehackte Story von einem erpresserischen Schweizer Banker, einem fremdgehenden Durchschnittsbankangestellten, einer Zahnarzthelferin am Rande des Nervenzusammenbruchs, einem wahrscheinlich an Altersdemenz leidenden Schwiegervater, einem Tatort-Kommissar mit Namen Rullmann (aus Heppenheim soll der sein) und einer über alles stehenden Ehefrau, welche durchaus den Namen “ Mutter der Nation “ verdient hätte. Der ist und bleibt aber schon vergeben. Unteres Mittelfeld würde ich sagen, erschreckend bieder und real, noch heute. Bislang hat dieser „Sozial-Psycho“ nur, durch Zufall, eine Meinung erhalten. Ehrlich, schade ist es nicht. Oder???
Rubecks Traum heißt der Film. Und nach der Mechanik eines Alptraums funktioniert er – es kommt plötzlich alles zusammen: Ein fieser Erpresser will 30 Prozent vom Geld, das Sparkessenfuzzi Rubeck auf ein Köntili in der Schweiz beiseite geschafft hat. Der Neffe der geprellten Sparkassenkundinnen stellt nervige Fragen und wird vielleicht bald draufkommen, dass da etwas nicht stimmt. Rubecks junge Ex-Geliebte hat einen Neuen und will sich nicht mit dem alten Bock ins Ausland absetzen. Und sein strunzdummer Schwiegervater findet im Keller die Aktenmappe mit dem für den Erpresser bereitgestellten Geld. Alles ein bisschen viel auf einmal für so einen biederen Sparkassenmann – und vor allem für den Zuschauer.
Die Ermittler aus Heppenheim sind so farblos, dass sie sich kaum von den beige-braunen Interieurs der Achtziger abheben, in denen sie agieren. Einen Forensiker, der die Wunde am Hals des Opfers mal als Pfeilschuss klären könnte, gibt es nicht. Aber das macht nichts, denn am Ende sind es sowieso nicht die Kriminalbeamten, sondern die Frauen, die Rubeck ans Messer liefern. Wobei nicht mal Witta Pohl etwas retten kann an dieser bleischweren Möchtegern-Mittelstandsstudie.
Hinzu kommt, dass das Lokalkolorit in den Kamereinstellungen erwürgt und zudem von für die Region unsäglich unpassenden Phantasie-Ortsnamen erdrosselt wird. Auch das Idiom, das einige der Protagonisten sprechen, ist ein Fastnachtshessisch, das den Zungenschlag der Region ganz und gar nicht trifft.
Alles in allem wird man vor 30 Jahren wohl ähnlich von diesem Fall gelangweilt worden sein wie heute. Weitere Experimente mit einem Tatort Heppenheim blieben uns zum Glück erspart.
Im Großen und Ganzen nicht schlecht – die Zeiten damals waren in etwa so. Über 30 Jahre später wirkt einiges irgendwie spießig und altbacken. So wird man wahrscheinlich auch mal die heutige Zeit in 30 Jahren sehen. Witta Pohl war in dieser Ära im Fernsehen recht angesagt. Meist verkörperte sie den biederen Typ engagierter Hausfrauen und Mütter. Früher war nicht alles besser, man sieht vieles heute verklärt. Trotzdem sind für mich solche „Zeitreisen“ immer interessant.
@Norbert
Als Zeitreise natürlich immer interessant!
Witta Pohl spielte ab 1983 übrigens in der südhessischen Familiensaga „Diese Drombuschs“ und machte ihre schauspielerische Sache dort sehr gut. Das Darmstädter Lokalkolorit wurde bei den Drombuschs auch gut eingefangen. Die Bücher schrieb bekanntlich Robert Stromberg (in Darmstadt geboren), da passte einfach eins zum anderen. Dieses TO-Drehbuch von Heinz Schirk wirkt dagegen eher wie eins aus der Schublade, was man halt „irgendwo in Deutschland“ verwurstet hat, deshalb auch die absurden fiktiven Ortsnamen.
mir hats gefallen….