Kurz und knapp – darum geht’s
Die 16-jährige Silke Wilbrandt ist verschwunden, und ihre verzweifelten Eltern erhalten einen Erpresserbrief mit der Forderung nach 300.000 DM. Da die Familie in finanziellen Schwierigkeiten steckt, stellt Frau Wilbrandts wohlhabende Tante das Lösegeld zur Verfügung – verständigt jedoch gegen den Willen der Erpresser die Polizei. Kommissar Lutz soll nun diskret ermitteln, um das Mädchen nicht zu gefährden. Als die erste Geldübergabe durch einen Fehler der Beamten scheitert und Günter Wilbrandt bei einem zweiten Versuch betäubt aufgefunden wird, nimmt der Fall eine unerwartete Wendung: Plötzlich meldet sich ein weiterer Entführer, der behauptet, Silke in seiner Gewalt zu haben…
Inhalt der Tatort-Folge „Verdeckte Ermittlung“
Angespannt sitzt Kommissar Eugen Lutz in der Wohnung der Familie Wilbrandt, während draußen der Regen gegen die Fensterscheiben prasselt. Das gedämpfte Licht der Wohnzimmerlampe wirft lange Schatten an die Wand, während er mit wachsamer Miene die verzweifelten Eltern beobachtet. „Wenn Sie die Polizei einschalten, sehen Sie Ihre Tochter nie wieder“, zitiert Günter Wilbrandt mit zitternder Stimme aus dem Erpresserbrief, den er unter seiner Haustür gefunden hat.
Lutz ist ein erfahrener Ermittler, doch dieser Fall fordert besondere Vorsicht. Die Falten auf seiner Stirn vertiefen sich, als er über die seltsamen Umstände nachdenkt: Warum ausgerechnet die Wilbrandts, die mit ihrer Versicherungsagentur finanziell am Boden sind? Etwas an diesem Fall erscheint ihm von Anfang an merkwürdig. Sein Aushilfsassistent Nordenstedt erweist sich zudem als Belastung – er vermisst seinen eigentlichen Kollegen Wagner, der auf einem Fortbildungskurs weilt.
In einem schäbigen Telefonhäuschen am Stadtrand ertönt die verängstigte Stimme des entführten Mädchens vom Band. Die Sekunden, in denen die Eltern die Stimme ihrer Tochter hören, erscheinen wie eine Ewigkeit. Die Fangschaltung greift ins Leere – die Entführer sind zu clever, um lange genug in der Leitung zu bleiben.
Die Geldübergabe an einem verlassenen Industriegelände gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Entführern. Die Betonwände des verfallenen Geländes reflektieren jeden Schritt, jedes Flüstern. „Wir müssen vorsichtiger sein als die Entführer selbst“, mahnt Lutz seine Kollegen, „sonst ist das Mädchen verloren.“ Doch die erste Übergabe platzt, als ein Sicherheitsmann die versteckten Polizisten entdeckt.
Die Nacht legt sich wie ein dunkler Mantel über Stuttgart, während Lutz an seinem Schreibtisch Indizien zusammenträgt. Das Gespräch mit Silkes Freundin Bärbel hat ihn aufhorchen lassen. „Silke wollte manchmal einfach ausbrechen“, hat sie ihm anvertraut. „Sie ist mit ihrem Halbbruder Rolf durch die Diskotheken gezogen.“ Rolf Wilbrandt – der Sohn aus erster Ehe – scheint mehr zu wissen, als er zugibt. Seine Schulden stapeln sich wie die Akten auf Lutz‘ Schreibtisch.
Bei der zweiten Geldübergabe wird der Koffer mit einem Peilsender präpariert. Die elektronischen Signale führen die Ermittler durch die nächtliche Stadt, bis plötzlich alles verstummt. Der Erpresser ist schlauer gewesen. Günter Wilbrandt wird betäubt in seinem Wagen aufgefunden – das Geld ist verschwunden. Als Lutz ihn im Krankenhaus befragt, unterbricht ein Telefonanruf die Ermittlungen. Eine fremde Männerstimme behauptet, nun Silke in seiner Gewalt zu haben, und fordert einen Teil der Beute. Der Fall nimmt eine völlig unerwartete Wendung – wer sind diese neuen Täter, und was ist mit dem ursprünglichen Entführer geschehen?
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Verdeckte Ermittlung“ wurde als 155. Folge der erfolgreichen Krimireihe vom Süddeutschen Rundfunk (SDR) produziert. Die Dreharbeiten fanden in Stuttgart und Umgebung statt, wobei Regisseur Theo Mezger die städtische Kulisse der schwäbischen Metropole geschickt in Szene setzte.
In der Rolle des Kriminalhauptkommissars Eugen Lutz brillierte einmal mehr Werner Schumacher, für den dies bereits der 14. Fall war. Als Überraschung für Zuschauer tauchte der damals noch junge Uwe Ochsenknecht in einer Nebenrolle auf – ein früher Auftritt des später berühmt gewordenen Schauspielers.
Die Erstausstrahlung am 26. Februar 1984 im Ersten Programm der ARD erreichte sensationelle 19,69 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 50 Prozent entsprach – jeder zweite Fernsehzuschauer verfolgte diesen Fall. Besonders ungewöhnlich: Als eine der wenigen Tatort-Folgen kommt hier niemand zu Tode.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Krimi-Fans besonders intensiv über die moralisch ambivalente Grundkonstellation des Falls und die Frage, wie weit Eltern gehen würden, um ihr Kind zu retten. Die für die damalige Zeit außergewöhnliche Wendung in der Handlung sorgte für zahlreiche Zuschauerreaktionen und machte „Verdeckte Ermittlung“ zu einem der meistdiskutierten Tatorte der 1980er Jahre.
Die Tatort-Folge 155, gerade ging sie zu Ende. Hauptkommissar Lutz ermittelt in einem Entführungsfall, welcher sich als ein perfides Verbrechen innerhalb einer Familie entpuppte. Assistent Wagner war diesmal nicht dabei, musste dringend fortgebildet werden. Es ging um 300.000 Deutsche Mark (dreihunderttausend), um eine liebenswürdigen alten Dame, einer am Rande des Nervenzusammenbruchs stehenden Mutter, einem schnodderigen und ängstlichen Bruder, einem abgebrühten gewissenlosen Vater und einer ihm gleichgeschalteten Tochter. Und der Gag am Ende. Zwei doofe Rockers machen diesem familiären Verbrecherpärchen einen ungewollten Strich durch die Rechnung. Diesen Tatort-Fernsehfilm kann man gerne immer mal wieder schauen. Gute Schauspieler der damaligen älteren und jüngeren Generation sind zu sehen.
Ein ganz ordentlicher Krimi, zuerst wunderte ich mich über die Aggression des Vaters Lutz gegenüber und auch der Tante, aber schnell wurde mir klar, dass er irgendwie verstrickt sein musste, allerdings dachte ich in Zusammenarbeit mit seinem Sohn! An die Tochter dachte ich da überhaupt nicht, und dann der Gag mit dem Disco-Halbstarken, die an das Geld wollten, die Mutter spielte ihre Rolle am besten!
Diethelm
Mäßig spannender Tatort aus Stuttgart mit Kommissar Lutz
Guten Morgen!
Terminvormerkung 14.8.24 um 23:30 im SWR:
Die Folge 155 ist nach 23 Jahren endlich mal wieder im Programm!
War zuletzt am 5.10.2001 im Ersten zu sehen.
laaaaaangweeeeilig….
Tatort Nr. 155 mit Werner Schumacher + Pierre Franckh
„Verdeckte Ermittlung“
Diesen wunderbaren Tatort habe ich am 14.08.2024 auf Video aufge-
nommen und am nächsten Tag zur Hälfte angesehen. Leider dann den
Rest aus Versehen gelöscht.
Wie kann ich in der Mediathek diesen Tatort nachträglich ansehen.
Was muß ich da tun ????????
@Horst Schuch
Das ist sehr bedauerlich, aber wo ist das Problem?
Der ist doch noch (Stand heute 19.8.) in drei Qualitätsstufen gelistet:
mediathekviewweb.de/#query=verdeckte&everywhere=true
So spart man sich den tlw. mühevollen Weg durch die ARD-Mediathek!
PC oder irgendein anderes Endgerät verfügbar?
Evtl. rote HbbTV-Taste für SmartTV an der FB des internetfähigen Fernsehers vorhanden?
Die „Verdeckte Ermittlung“ ist auf jeden Fall kein Action-Film. Relativ ruhig wird gezeigt, wie die handelnden Personen vorgehen – und auch Fehler machen. Ein schönes Zeitdokument. Es sieht so aus, als ob das Wohnhaus der Familie in Stuttgart-Heslach steht (ev. Baumreute). Aber das ist nur eine Vermutung.