Kurz und knapp – darum geht’s
Polizeihauptmeister Reinhold Dietze steht kurz vor seinem letzten Arbeitstag – der Umzug nach Hamburg und ein lukrativer Job beim Wachschutz locken. Doch als bei einem brutalen Raubüberfall die frisch angetraute Ehefrau seines jungen Kollegen Michael Lück lebensgefährlich verletzt wird, nehmen die Ereignisse eine dramatische Wendung. Der verzweifelte Lück nimmt die Ermittlungen eigenmächtig in die Hand und gerät dabei auf die Spur des abgehalfterten Boxers Helmut Zander. Als die Ermittler schließlich erkennen, dass hinter dem aktuellen Überfall ein ungesühntes Verbrechen aus der Vergangenheit lauert, wird aus dem Routineeinsatz ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel…
Inhalt der Tatort-Folge „Acht, neun – aus“
In den grauen Straßenschluchten Frankfurts zählt Polizeihauptmeister Reinhold Dietze die letzten Tage bis zu seinem Abschied. Dreißig Jahre Polizeidienst haben ihre Spuren hinterlassen – in seinem Gesicht, in seiner Haltung, in seiner abgeklärten Art. Das nächtliche Streifenlicht wirft fahle Schatten auf das Pflaster, während er mit seinem jungen Kollegen Michael Lück durch das Frankfurter Bahnhofsviertel fährt. Der Funkspruch durchschneidet die Stille im Wagen: Raubüberfall in einem Musikgeschäft, zwei Schwerverletzte.
Was als Routineeinsatz beginnt, wird zum persönlichen Albtraum für Lück. Zwischen Blutlachen und umgestürzten Regalen liegt seine Frau Uschi – niedergeschossen vom flüchtigen Täter. Der Schock sitzt tief, verwandelt den sonst besonnenen Polizisten in einen getriebenen Rächer. „Ich finde diesen Dreckskerl“, zischt er durch zusammengebissene Zähne, während Dietze ihn besorgt beobachtet. Der erfahrene Hauptmeister kennt die Gefahren blinder Wut nur zu gut.
Die Spuren führen in die heruntergekommene Boxszene Frankfurts, wo zwischen verschwitzten Trainingsräumen und schummrigen Hinterzimmern der abgehalfterte Boxer Helmut Zander mit dem Kokain-Teufel ringt. „Der Junge braucht dringend Geld“, raunt sein Manager Bruno Komschak, der wie ein blasser Schatten die Fäden im Hintergrund zieht. Die Tatwaffe entpuppt sich als Gespenst aus der Vergangenheit – bereits bei einem Banküberfall in Offenburg vor fünf Jahren im Einsatz.
Die neonbeleuchteten Straßen Frankfurts werden zum Labyrinth aus Verdächtigungen und Geheimnissen. Während der junge Lück wie ein Bluthund die Spur des Täters aufnimmt, mischt auch die Bistro-Besitzerin Petra mit, die mit Dietze ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Ihr vertrauliches Wissen über den Offenburger Überfall wirkt zunächst wie ein harmloser Zufall – ein fataler Irrtum, wie sich später herausstellen wird.
Der Boxer Zander bewegt sich wie ein verwundetes Tier durch die Stadt, gehetzt von seiner Sucht und den Dämonen seiner Vergangenheit. Komschak und Petra schmieden unterdessen einen Plan, der ihn zum Sündenbock macht. „Dann sind wir ihn endlich los“, flüstert Petra, deren unschuldiges Lächeln plötzlich eiskalt wirkt. Als Zander zu einem weiteren Überfall gedrängt wird, läuft die Falle zu.
Lück, blind vor Rachedurst, stürmt entgegen aller Vorschriften in den Supermarkt. Die Sekunden dehnen sich zu einer Ewigkeit, als er dem Täter gegenübersteht. Das Knallen der Schüsse hallt durch die engen Regalreihen. Als Dietze eintrifft, kann er nur noch seinen sterbenden Kollegen in den Armen halten. Die Erkenntnis trifft ihn wie ein Schlag: Alle Fäden laufen bei Petra zusammen – der Frau, die er für eine Freundin hielt.
In der aufziehenden Morgendämmerung steht Dietze vor einer Entscheidung. Der Umzug nach Hamburg, der neue Job, die wartende Frau – alles verblasst vor dem Gesicht seines toten Kollegen. Mit entschlossenem Blick wendet er sich wieder seinem Revier zu. Seine Zeit in Frankfurt ist noch nicht vorbei.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Acht, neun – aus“ wurde zwischen dem 28. Mai und dem 11. Juli 1984 unter der Regie des Tatort-Routiniers Jürgen Roland in Frankfurt am Main gedreht. Besonders präsent sind die Aufnahmen im Frankfurter Stadtteil Bornheim, wo unter anderem Szenen in einem Supermarkt in der Berger Straße 234 entstanden – ein Ort, der heute noch existiert, wenn auch unter anderem Namen.
In der Hauptrolle brilliert Klaus Löwitsch als Polizeihauptmeister Reinhold Dietze, der damit seinen ersten und zugleich letzten Auftritt als Tatort-Ermittler hat. Bemerkenswert ist auch die Besetzung von Klaus Höhne als zwielichtiger Gangster – eine überraschende Rollenwende für den Schauspieler, der zuvor als erster Tatort-Kommissar des Hessischen Rundfunks bekannt wurde. An seiner Seite agiert der junge Pierre Franckh als tragischer Polizeimeister Michael Lück.
Die Erstausstrahlung am 10. Februar 1985 im Ersten Programm der ARD verfolgten 9,47 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 29 Prozent entsprach. Die Kritiker lobten besonders die authentische Darstellung des Frankfurter Kiezmilieus und die überzeugende Leistung von Klaus Löwitsch, der bereits in einem früheren Tatort als Polizist Werner Rolfs ermittelt hatte.
Interessanterweise markiert dieser Film einen der wenigen Tatort-Fälle, in denen der Ermittler kein Kommissar, sondern ein einfacher Streifenpolizist ist – ein ungewöhnlicher Perspektivwechsel in der traditionsreichen Krimireihe, der dem Film eine zusätzliche Bodenhaftung verleiht.
Besetzung
Polizeihauptmeister Reinhold Dietze – Klaus Löwitsch
Polizeiwachtmeister Michael Luck – Pierre Franckh
Helmut Zander – Micha Lampert
Bruno Komschak – Klaus Höhne
Petra – Ingmar Zeisberg
u.a.
Stab
Drehbuch – Jürgen Roland
Regie – Jürgen Roland
Kamera – Armin Alker, Werner Hoffmann
Schnitt – Birgitt Bosboom-Schröder, Christina Ganninger
Verworrene Story und dabei unglaubwürdig, ein gut besetzter Tatort der sich nicht sehen lassen kann.
Der zweite versuch mit dem Schauspieler Klaus Löwitsch, der in einer früheren Folge (Rolfs so ein Tag…) allerdings schon verstorben war.
Die Folge war nicht schlecht, leider traurig, Michael Lück mit sehr großen Vorurteilen. Was mich immer ärgert: gerade bei alten Folgen ist es sehr schwer, herauszufinden, wer welche Rolle spielte, und Bilder von damals (screenshots) gibt es fast nicht, wie soll man da die Darsteller zuordnen können?? Es gibt doch sicher Besetzungslisten, warum werden die nicht veröffentlicht?
D. Glaser
Der Tatort Nummer 166. Ich habe ihn das erste Mal gesehen, vielleicht war bei der Erstendung gerade Karneval. Hauptmeister unter sich mit einem wahrscheinlich „neu“ zu versetzten Vorgesetzten. Kurz vor Beendigung seiner Polizeidienstzeit, auf Eigeninitiative heraus, um einen lukrativen Job in der zivilen Sicherheitsbranche zu erhaschen, überschlagen sich für den erfahrenen Hauptmeister Dietze die Ereignisse. Bar jeden Sicherheitsgefühls erledigt er waffenlos schießwütige Gesellen und Mörder, nicht ohne seinen ihm zugeteilten neuen Kollegen, welcher mit ansehen mußte, das seine junge Ehefrau bei einem Raubüberfall schwerst verletzt wurde und er später selbst den Kugeln des gemeinen Meuchelmörders erlegen war, wortgewaltig als Null darzustellen. Die verschiedenen Handlungen im Tatort wurden von dem Multi-Talent dieses Regisseurs mal wieder logisch und nachvollziehbar in Szene gesetzt. Er gehört nun einmal der Gilde der Besten an. Das Multi-Talent Hauptmeister Dietze hinterließ aber nur den Eindruck, daß er mehr um die Täter, als um die Opfer bemüht war. Seine Rächer – Szene zum Schluß, dieses an sich sehenswerten Tatort – Krimis, erfolgte wahrscheinlich ohne Kugeln im Lauf seiner Heckler und Koch, Handballensicherung.. Ein Anti-Polizeifilm, welcher auf einer fiktiven Polizeiakademie wahrscheinlich unter dem Titel laufen würde: “ Der, den keiner haben will. “ Oder: “ So nicht, Herr Dietze!“ Ach ja, Montag spielt der KSC gegen den HSV.
an den: Der Tatort mit der Nummer blablabla- Dirk..
Ich will Dir endlich mal mitteilen dass ich Deine Kommentare immer lese wenn es darum geht welchen Tatort ich mir heute ansehe oder aber eben besser nicht..Du scheinst gerne zu schreiben und ich mag Deinen Stil..macht mir etwas bessere Laune;-) alles gute für Dich!
Mir fiel sofort der dokumentarische Charakter des Films auf und ich fühlte mich ein wenig an das Großstadtrevier erinnert. Erst dann erkannte ich, dass auch hier der Altmeister Jürgen Roland federführend war – einmal außerhalb seines geliebten Hamburgs. Die Story mag trotz Rolands Mitwirken diesmal ein paar Schwächen haben, doch ich mag diesen Tatort alleine schon durch die Darstellung des großartigen Klaus Löwitsch. Man ahnt schon im Laufe der Handlung, dass dieser Polizist trotz der Tatsache, dass er seines Jobs und der technischen Entwicklungen überdrüssig ist, am Ende „sein“ Revier niemals verlassen wird. 4/5 Sterne von mir.
Ich geb auch 4 Sterne – und nen Kommentar ab:
Die Besetzungsliste ist ja mal wieder äußerst mau – gerade die alten Folgen werden hier oft stiefmütterlich behandelt.
Also man hätte Anita Kupsch (als Handtaschendiebin) erwähnen können, Verena Krützfeldt (s. Foto oben) spielte Uschi, die frisch angetraute Ehefrau von PM Lück.
Der Reporter im gelben Pulli am Boxring war echt: Rainer Koppke, lange Jahre Redakteur im Sport-Ressort beim NDR (Zitat DER SPIEGEL 22/1989: „Er moderiert, was kommt:“)
Köstliche Sprüche: „Sie hörten den Landfunk – es sprach: Die Sau!“
Interessant: Die Fotografen am Ring nutzen Blitzgeräte Marke Metz mecablitz – als Frau Lück ihren Mann aus der Telefonzelle anruft, ist im Hintergrund am Schaufenster der Firmenschriftzug zusehen!
Ach ja, und zwecks besserer Sicht nach vorn für den Kameramann auf dem Rücksitz des Streifenwagens wurden die Kopfstützen abmontiert, bei den Einstellungen seitlich/von vorn sind’se wieder dran!
@ anonym vom 28.11.2020
Vielen Dank. Wie sagt man: Zwei sind besser als drei.
Meine Meinung vom 30.05.2015 zum Tatort-Spielfilm 166 halte ich.