Der „ur-bayerische“ Kommissar Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) gewinnt in der Tatort-Folge 034 „Tote brauchen keine Wohnung“ im Rahmen seiner Ermittlungen ungewohnte Einblicke in die Mächte des Mietmarktes:

Josef Bacher hat Jahre lang gesessen. Gerade ist er aus der Jugendstrafanstalt in Hamburg entlassen worden, nun steuert er sein erstes Ziel in der neu erworbenen Freiheit an: München. Hier wohnt seine Mutter. Obwohl das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn nicht das Beste ist, möchte Josef sie unbedingt einmal besuchen. Doch Nadja Bacher kann keine Liebe für ihr einziges Kind empfinden, sie reagiert kühl und abweisend auf den überraschenden Besuch. Schließlich erinnert Josef die unglückliche, einsame Frau zu stark an ihren Ex-Mann.

München ist Josef völlig fremd geworden. Überall stehen neue Gebäude, ziehen neue Straßen ihre Wege durch die pulsierende Großstadt. Bei seiner Arbeitssuche findet der ehemalige Häftling einen Job bei einem Grundstücksbesitzer, der alte Häuser räumen möchte, um Platz für moderne Bürokomplexe zu schaffen. Schließlich lässt sich damit mehr Geld verdienen, als alte Gebäude zu sanieren.

In einem jener alten Häuser wird eine Rentnerin tot aufgefunden – die alte Dame wurde nachweislich vergiftet. Der Verdacht fällt zunächst auf Josef. Als der jedoch einige Tage später erschlagen in den Isaranlagen liegt, übernimmt Oberinspektor Veigl die Aufklärung beider Fälle. Früh wird dem Kommissar allerdings klar, dass er damit vor einer äußerst schwierigen Aufgabe steht. Melchior Veigl muss nach einer langwierigen Ermittlungsarbeit feststellen, dass die Tatmotive nicht nur mit menschlichem Versagen in Verbindung stehen, sondern auch mit den geplanten Sanierungsmaßnahmen zusammen hängen. Der Miethai, der den Ex-Häftling Bacher beschäftigte, nimmt keine Rücksicht auf Verluste…


Die Erstausstrahlung des BR-Tatorts „Tote brauchen keine Wohnung“ lief am 11. November 1973 im Ersten; die Sehbeteiligung lag an dem Abend bei 47 Prozent. Trotz der guten Einschaltquote kritisierte der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks die Darstellung des brutalen, menschenverachtenden Miethais so stark, dass die Folge für fast 20 Jahre in den Giftschrank wanderte und nicht mehr gezeigt werden durfte. Dank eines Intendantenwechsels erlebte der Veigl-Fall am 16. März 1992 eine Rehabilitation und wurde seitdem mehrfach wiederholt.

Erwähnenswert ist die erstklassige Kameraarbeit von Michael Ballhaus, der seit den 80er Jahren für Hollywood-Größen wie Martin Scorsese arbeitet.

Besetzung
Oberinspektor Veigl – Gustl Bayrhammer
Oberwachtsmeister Lenz – Helmut Fischer
Wachtmeister Brettschneider – Willy Harlander
Kommissar Böck – Hans Häckermann
Erster Assistent von Böck – Manfred Ebel
Zweiter Assistent von Böck – Bernd Wiegmann
Kriminalrat Härtinger – Hans Baur
Josef Bacher – Andreas Seyferth
Nadja Bacher – Mady Rahl
Kriminalrat Härringer – Hans Baur
Kriminalwachtmeister Brettschneider – Willi Harlander
Mutti Mandl – Maria Singer
Rudi Mandl – Arthur Brauss
Opa Hallbaum – Wilhelm Zeno Diemer
Terry Hallbaum – Veronika Fitz
Terry Hallbaums Freund – Günther Maria Halmer
Liese Hallbaum – Elisabeth Karg
Jürgen Hallbaum -Robert Seidl
Ruth Bacher-Segova – Veronika Faber
Pröpper – Walter Sedlmayr
Frau Altmann – Herta Worell
u.a.

Stab
Regie – Wolfgang Staudte
Musik – Popgruppe „18 Karat Gold“
Buch – Michael Molsner

Bilder: BR/Foto Sessner