Kurz und knapp – darum geht’s
Ein toter Säugling wird an Heiligabend vor dem Altar einer kleinen Münchner Kirche abgelegt – mit einem verzweifelten Zettel in gebrochenem Deutsch, der um eine Beerdigung bittet. Die Kommissare Batic und Leitmayr stoßen bei ihren Ermittlungen auf zwei rumänische Schwestern, die Teil eines brutalen organisierten Bettlerrings sind und deren jüngere gerade ein Kind zur Welt gebracht hat. Als die Ermittler den Drahtzieher des Clans aufspüren und erfahren, dass die Mutter des Kindes in Lebensgefahr schwebt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Radu Stelica duldet keine Zeugen und ist bereit, über Leichen zu gehen…
Inhalt der Tatort-Folge „Klingelingeling“
Besinnliche Weihnachtsmelodien hallen durch die Kantine des Münchner Polizeipräsidiums, während draußen ein eisiger Dezemberwind durch die festlich beleuchteten Straßen fegt. „Stille Nacht, heilige Nacht“ trällert der Polizeichor andächtig, doch die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr stehen dem Weihnachtstrubel mit gemischten Gefühlen gegenüber. Immer wieder vibriert Leitmayrs Handy – seine Mutter drängt auf gemeinsame Festtagspläne. Batic hingegen erhält eine SMS-Absage nach der anderen für seinen Heiligabend. Die beiden alternden Ermittler wirken rastlos, fast melancholisch. Ohne eigene Familie erscheint das Fest der Liebe wie ein stiller Vorwurf.
In der Stephanskirche am Alten Südfriedhof ereignet sich zeitgleich ein herzzerreißendes Drama: Ein neugeborener Junge wird eingewickelt in eine schmutzige Decke vor dem Altar niedergelegt – tot. Die gelben Lichter der Kerzen werfen flackernde Schatten auf das winzige Bündel, dessen Leben kaum begonnen hatte. Neben ihm ein handgeschriebener Zettel: „Bitte geben Lucian begraben“. Als Batic und Leitmayr am Tatort eintreffen, liegt der Säugling wie ein stummes Mahnmal vor ihnen; selbst die hartgesottenen Kommissare schlucken schwer angesichts dieses Anblicks.
Die Suche nach der Mutter gleicht einem Puzzle, dessen Teile über die ganze Stadt verstreut sind. Da ist Tida Dablika, eine junge Rumänin, die nach einer Frühgeburt zusammengebrochen auf der Straße gefunden wurde. Und ihre Schwester Anuscha, die verzweifelt mit einem toten Baby in einer Arztpraxis auftauchte. Beide gehören zu jenen Menschen, die täglich stundenlang in der Kälte ausharren müssen, um für die organisierte Bettlerbande Geld zu sammeln. Wie Schachfiguren werden sie von skrupellosen Hintermännern durch die Stadt bewegt – ausgestattet mit nichts als einem Pappbecher und der Angst im Nacken.
Der Kripo-Experte Josef Waducek führt die Kommissare tiefer in die Strukturen dieser Schattenwelt. „Die stehen jeden Tag wie versteinerte Skulpturen in der Fußgängerzone“, erklärt er, „doch hinter ihrer Unbeweglichkeit verbirgt sich ein System von Abhängigkeiten und Drohungen.“ Die Ermittlungen führen Batic und Leitmayr in eine verlassene Fabrikhalle am Stadtrand – ein trostloser Unterschlupf, in dem die rumänischen Bettler dicht gedrängt hausen müssen. Die kahlen Wände, die feuchte Kälte und der beißende Geruch nach zu vielen Menschen auf zu engem Raum – alles ein krasser Kontrast zur festlich glitzernden Innenstadt Münchens.
Dort treffen sie auf Radu Stelica, den Kopf der Operation – ein Mann mit kaltem Blick und noch kälterem Herzen. „Von was für einem Baby reden Sie?“, entgegnet er mit gespielter Unschuld. Doch hinter der Fassade brodelt Berechnung. Die Ermittler spüren, dass er mehr weiß, als er zugibt. Währenddessen hat er bereits seinen Bruder Calin beauftragt, alle Spuren zu beseitigen – koste es, was es wolle. Ein brutales Versteckspiel beginnt, bei dem das Leben der geschwächten Tida auf dem Spiel steht, die irgendwo gefangen gehalten wird. Die Zeit rinnt den Kommissaren wie der Schnee durch die Finger, der leise auf das Dach des Präsidiums rieselt.
Hinter den Kulissen
Der Weihnachts-Tatort „Klingelingeling“ aus München ist die 1005. Folge der beliebten Krimireihe und der 73. Fall des Ermittlerduos Batic und Leitmayr. Gedreht wurde die Produktion der Bavaria Fernsehproduktion im Auftrag des Bayerischen Rundfunks und der ARD Degeto vom 17. November bis zum 16. Dezember 2015 in München. Besonders die Szenen in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt und am Alten Südfriedhof sorgen für die atmosphärische Dichte des Films.
Für die rumänischen Rollen konnte die Produktion namhafte Stars aus Osteuropa gewinnen: Allen voran Florin Piersic Jr., ein in Rumänien gefeierter und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Schauspieler, der den skrupellosen Bandenchef Radu Stelica verkörpert. Auch Cosmina Stratan als Anuscha Dablika hat sich international bereits einen Namen gemacht – sie wurde 2012 in Cannes ausgezeichnet und 2014 auf der Berlinale als Shooting Star geehrt. Die junge deutsche Schauspielerin Mathilde Bundschuh überzeugt in der Rolle der verzweifelten Mutter Tida.
Die Erstausstrahlung des Tatorts „Klingelingeling“ am 26. Dezember 2016 im Ersten Programm erreichte 6,73 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 19,3 Prozent. In der Schweiz verfolgten 334.000 Zuschauer die Ausstrahlung auf SRF 1, was einem Marktanteil von 20,3 Prozent entsprach.
Regisseur Markus Imboden und Drehbuchautorin Dinah Marte Golch setzten mit dieser Folge einen bewussten Kontrapunkt zur weihnachtlichen Besinnlichkeit. Die Kritiken fielen gemischt aus – während einige die schonungslose Darstellung des Bettlermilieus und den Realismus der Produktion lobten, bemängelten andere die teils stereotypen Darstellungen und die Dramatisierung eines komplexen sozialen Themas. Nach der Ausstrahlung wurden die tatsächlichen Strukturen von Bettlergruppen in deutschen Großstädten in den Medien intensiv diskutiert, was die gesellschaftspolitische Relevanz des Tatorts unterstrich.
Die Beiden werden langsam zu „Pattex-Kommissaren;-) Ich weiss. So eine (Serien)-Rolle kriegt man nicht mehr. Aber man sollte aufhören wenn die Leute sagen „Schade“ .Nicht „Gott sei Dank“. Haben ihre Schäfchen ja bestimmt im Trockenen.Und sollten mal jüngeren Kollegen ein chance geben.
Puh..schwerer Stoff!!
Aber ein sehr gelungener Tatort! Ich mag die beiden:-)
Solides Mittelmaß, würde ich sagen. Erfreulich war, dass man viel München zu sehen bekam.
Und mal wieder bin ich erschüttert, wie wenig ich von solcher Art Kriminalität weiß und welche Bestie der Mensch sein kann. Dieser TO hat mich sehr berührt. Und ich wünsche mir, dass die beiden Kommissare noch lange nicht aufhören.
Interessantes – wenn auch trauriges Thema – mit nachvollziehbarem Drehbuch.
Nachtrag: 5 Sterne
Recht ordentlicher Tatort, vielleicht anfänglich etwas arg symbolüberfrachtet und vor allem insgesamt dramaturgisch gar zu sehr aufs Handy abgestellt, aber erfreulich frei von political correctness und recht spannend inszeniert der Wettlauf, wer die beiden Mädels zuerst findet. Batic und Leitmayer und das Ermittlerteam angenehm zurückgenommen und dennoch profiliert, starkes Finale, wenn auch das „Ergebnis“ etwas in der Luft hängen blieb.
Tendenziell ein TO vom eher alten Schlag, und das ist nicht in jedem Fall das schlechteste, was man sagen kann.
3,5 Sterne, weihnachtlich aufgerundet auf 4.
Freuet euch ihr Nörglerheit….
das habt ihr euch ja gewünscht .. ein Tatort ohne Ecken und Kanten,…..
leider auch ohne Spannung und Esprit.
Ich fand‘ s stinklangweilig .
das Team kackt allmählich ab … Schade drum.
Tatort war gut, aber mich stört jedesmal, wenn die Kommisare immer beim
pinkeln gezeigt werden.
Ein wichtiges und aufwühlendes Thema mit guten Schauspielern. Leider sind die eingeschobenen Scherze ziemlich unpassend. Der Scherz mit der Weihnachtsgans während der Babysarg in den Leichenwagen gelegt wird war Geschmack- und Pietätlos und unerträglich.
Und so begab es sich, dass uns die ARD-Koordinatoren uns innerhalb von einer Woche gleich eine zweite Regiearbeit von Markus Imboden anboten. Nach der in meinen Augen äußerst bemühten Science-Fiction-Groteske von vor einer Woche nun melancholische Töne, untermalt vom kakophonen Klingelingeling der auch zur Weihnachtszeit allgegenwärtigen Smartphones. Auf der Leiter des Kunstanspruchs nicht mit riesigem Anlauf zum tollkühnen Hochsprung angesetzt, sondern einfach grundsolide Krimikost. Unaufgeregte 3, 5 Sterne, auch bei mir weihnachtlich aufgerundet.
Bedrückend und leider real.
Tatort war das keiner. Als Drama hat es mir gefallen. Die Szene, als die zwei den Sarg nach Rumänien bringen, hat mich berührt. Franzens Mutter hätte ich gerne kennengelernt.
Habe ich es richtig verstanden, in dem Kindersarg war die Gans von Leithmeier???
Das geht zu weit!!!!
was mich brennend interessiert, wer ist verena marisa? die dame ist im „tatort-stab“ unter: „musik“ angegeben. hat sie diese selbst komponiert? oder nur abgekupfert? dann sollte das bitte auch in den inhalts/quellenangaben so nachzulesen sein. so was tut man nicht!
Nur 2 Sterne von mir, obwohl ich die beiden Münchner mag. Was mir gefällt, ist die Dramaturgie ihrer Dialoge, die meist im Freundschaftlichen endet, auch wenn sich beide nicht eingestehen wollen, dass die Arbeit sie in einem ganzen langen Leben so sehr aufgefressen hat, dass sie engste Freunde und Vertraute geworden sind, aber dafür die ganze Welt verloren haben. Aber das muss nicht immer herausgestellt werden.
Der Tatort selbst hat mir nicht gefallen, das Thema fand ich unnötig, auch wenn es in die soziale Dramaturgie der Münchner Tatorte passt und sicherlich pc inszeniert worden war. Die schauspielerische Leistung der beiden war tadellos, aber diesmal nicht herausragend, auch die Nebenrollen waren nicht immer glücklich besetzt. Die Motivationen der vielen Figuren waren nicht erkennbar, zudem bleiben viele Fragen offen: wer steckt hinter der Organisation, wieso hat sie soviel Macht, warum macht der Busfahrer mit?
Der Film wirkt auf mich unfertig, und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr verärgert mich das; denn das Budget ist ausreichend, um einen solchen Stoff ausreifen zu lassen.
Ich wünschte mir für München ein Knaller Thema, eine undurchsichtige Kriminaltragödie, während der beide zeigen können, was sie in den vielen Jahren gelernt haben. Vielleicht noch einmal mit einer Psychologin oder Profilerin verstärkt. Ohnehin wäre es an der Zeit, ein zweites Paar (Frauen? Mann und Frau?) Kriminalisten aufs Gleis zu setzen, mit denen sie konkurrieren, bis sich irgendwann ein Übergang abzeichnet…
Solider Tatort, halbwegs spannende und zeitgemäße Story. Tat mal auch wieder gut einen „normalen“ Tatort zu schauen, nicht der Beste und Spannendste, aber grundsolide.
Grundsolide, aber nicht Grundgut.
Der Tatort Nummer 1005 aus München. Die beiden Hauptkommissare Batic und Leitmayr ermitteln im Mordmilieu der organisierten Bettlerbanden in der bayerischen Landeshauptstadt und dieses gar außerordentlich schlecht. Ein Tatort-Spielfilm zur Weihnachtszeit und zum abschalten. Zu schlecht und abgegriffen war die wiederholte Story der „ständig“ Schwangeren, der helfenden Schwester oder Freundin, der Bandenbosse und/oder Zuhälter, der politisch Verfolgten und Gebeutelten, der „Caritas“-Retter und der sentimentalen Rückführung der Geschändeten in ihre herzensgute elterliche Heimat. Ich konnte in diesem Tatort-Fernsehfilm noch nicht einmal ein Drama erkennen, sondern nur eine geschmacklose Bemerkung von Leitmayr, dass seine 7 Kilogramm ( ! )Weihnachts-Gans, eine neue Besitzerin sucht. Mensch, Mensch, Mensch.
sehr gut gemachter Tatort – realitätsnah – ging schon unter die Haut – ein Szenario , welches sich schon seit Jahren recht unspektakulär und tagtäglich in jeder deutschen Großstadt abspielt . Um das Thema Bettlerindustrie ging es bekanntlicherweise schon in Bertolt Brechts Dreigroschenoper – die dargestellte Brutaliät und Menschenverachtung dagegen – ein Zeichen der heutigen Zeit . Um die Lebensbedingungen diese bedauernswerten “ EU Bürger “ wird halt nicht so viel „Welle“ gemacht – sind ja schließlich keine Flüchtlinge .
Udo und Miro – bitte noch nicht in Rente gehen – freu´mich schon auf den nächsten Münchner . Dem geb ich dann ´garantiert 5 Sterne .
Beide Kommissare pinkeln wieder gemeinsam – wegen Rentner – Prostata ? – Abgedroschenes Bettlermärchen mit Rumänien“touristen“ – wenigstens war der Bus in D zugelassen und der Fahrer ein Deutscher. Der Laden der Rumänienhilfe war wenigstens HELL beleuchtet, wenn auch die übrigen Läden in tiefstem Dunkel lagen – Zuviel Geld für Strom ? – Völlig daneben war der blöde Gag der Weihnachtsgans, die den toten Säugling ersetzen sollte, da dieser sonst nicht nach Rumänien überführt werden könne……. Pfui, Tatort-Team und Verantwortliche das war von so etwas von geschmackslos. Es ist Zeit in Rente zu gehen.
Leider geht es mit den Münchner steil bergab. Daher nur max. 1 Stern
Gut, fand ich den Tatort. Jüngere ranlassen? Bitte nicht. Beispiele gibt es genug.
So gut wie kein Privatkram, allein da sind immer 5 Sterne.
Weiter so. München Tatort ist mein Lieblings Tatort. Obwohl das CSU-Land ist ;-)
Das mit der Gans vom Franz ist ganz anders: Die ist natürlich nicht im Sarg, sondern in der Kühlbox die der Franz ins Auto trägt kurz bevor Ivo den Sarg…
Leider sieht man die Box nicht als Ivo entsetzt fragt “ Was ist denn das?“.
Unglücklich geschnitten, aber nicht geschmacklos!
Bis kurz vor Schluss dschte ich noch „mensch, mal wieder ein guter Tatort.“
Und dann muss wieder so rine typisch deutsche extra so geschriebene Szene kommen. Ein Messer, einer mit Pistole. Und ein dritter der niemanden umbringen will aber das Messer vorsorglich schonmal in die Hand nimmt und auf denjenigen richtet.
Selten so einen Sch**ß gesehen.