Der Münchner Tatort „Freies Land“ führt die Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in das abgelegene Städtchen Traitach, ein (fiktiver) Ort im niederbayerischen Grenzgebiet zu Tschechien, drei Autostunden von der Landeshauptstadt entfernt. Der nach München gezogene Florian Berg, geborener Traitacher, wird mit aufgeschnittenen Pulsadern in seiner Badewanne entdeckt – von einer Klinge fehlt jedoch jede Spur. Ein Fall für die Mordkommission München.
Die Erstausstrahlung von „Freies Land“, Folge Nummer 1061 innerhalb der traditionsreichen Tatort-Reihe, ist für Sonntag, den 3. Juni 2018 um 20.15 Uhr im Ersten angesetzt. Die Kommissare ermitteln außerhalb Münchens auf eigene Faust, einzig ihr junger Assistent Kalli schanzt seinen Vorgesetzten wertvolle Informationen vom Büro aus zu. Nach Dienstschluss alternativ aus der Disco – vom „Kollegensport“, wie es der Hilfssheriff nennt.
Inhalt der Tatort-Folge „Freies Land“
„Hier ist die Welt noch in Ordnung.“ – Sicher? Batic und Leitmayr fahren mit der Limousine nach drei Stunden gemeinsamer, anstrengender Autofahrt durch das ländliche Traitach in Bayern, nahe der tschechischen Grenze. Die Häuser sind im schlechten Zustand, die Schlaglöcher fordern die Stoßdämpfer des Dienstwagens. Die Zeit scheint an diesem Ort still zu stehen. Kaum eine Menschenseele verirrt sich an diesem Tag in der brütenden Sommerhitze hinaus auf die staubigen Straßen.
Die zwei Münchner Tatort-Ermittler treibt es aus einem ernsten Grund von der Großstadt aufs Land: Der rätselhafte Suizid von Florian Berg, aus Traitach stammend. Bergs Mutter fand den jungen Mann mit aufgeschnittenen Pulsadern in der gefluteten Badewanne. Die Tatsache, dass am Tatort kein Messer sichergestellt werden konnte, machte die Kripo stutzig. Selbst wer als Täter den Selbstmord eines Opfers vortäuscht, der begeht wohl kaum einen solch entscheidenden Fehler. Ein wertvoller Hinweis von Johanna Berg führt die Kriminalhauptkommissare zum ersten Anlaufpunkt im idyllischen Traitach: zum umzäunten Hof „Freiland“ der seit zwei Jahren dort ansässigen Reichsbürger.
Die Begrüßung könnte freundlicher sein. Batic und Leitmayr treffen im Fall „Freies Land“ gleich am Eingangstor auf einen Schlägertyp, der eine deutliche Sprache spricht: Die sogenannte Polizei sei hier nicht willkommen. Die Nachricht von Florians Tod, selbst zu Lebzeiten Mitglied dieser reichsbürgerlichen Vereinigung, berührt den Freiländer Klaus augenscheinlich kaum. Die Frau, die zu der Gruppe dazustößt, verhält sich jedoch anders. Sie scheint besorgt und betroffen. Einlass auf das zwölf Hektar große Gelände gewährt sie der Kripo allerdings ebenfalls nicht.
Das nächste Ziel ist die ortsansässige Polizeidienststelle – eine ausgediente, heruntergekommene Schlachterei. Die Herren Kollegen sitzen gerade gegenüber des Gebäudes in der Kneipe „Zum alten Jäger“ und verdrücken einen Schweinsbraten. Die Münchner Ermittler unterbrechen die Mittagspause jäh und stellen sich den Dorfpolizisten im Gasthaus vor. Sie ernten überraschte Blicke von Mooser und seinem Kollegen: Die Mordkommission hier? Extra angereist aus München?
Die Polizisten berichten von den Freiländern und ihrem „König Ludwig“, dem Anführer der Reichsbürger in Traitach. Ludwig Schneider soll Florian Berg bedroht haben, deswegen ging der ehemalige Buchhalter der Freiländer schließlich nach München. Die beiden Ordnungshüter sind angesichts der wachsenden Zahl von Reichbürgern in ihrem Ort machtlos; sie haben in der Vergangenheit bereits etliche Strafanzeigen gestellt, die jedoch wenig Wirkung zeigten. Die Aktenberge türmen sich auf den Tischen der kleinen Polizeidienststelle und der Ärger mit den „Spinnern“ will kein Ende nehmen. Auch die Staatsanwaltschaft hat längst das Handtuch geworfen.
Aber in einer Sache ist sich der Traitacher Polizist Mooser sicher: „Der Ludwig is koana der jemanden umbringt!“ Ob er den Mord an dem Aussteiger Berg in Auftrag gegeben hat? Franz Leitmayr und Ivo Batic verfolgen die heiße Spur weiter und suchen die Gespräche mit den widerwilligen Freiländern. Zu der Gruppe gehören die alleinerziehende Mutter Lene mit ihrer blinden Tochter Maria, der treue Anhänger Roland, der Krawall-Klaus von der Begegnung am Tor, Gustl und seine Mitläufer-Jungs Luis und Max. Als es zu Handgreiflichkeiten gegenüber der Kripo kommt, wird spätestens deutlich, mit welcher Konsequenz die Reichsbürger ihre Ideologie durchzusetzen versuchen: Sie verleumden die Bundesrepublik als Staat samt ihren Gesetzen und dem Polizeiapparat.
Entgegen des ursprünglichen Plans der zwei Hauptkommissare aus München, den Fall „Freies Land“ fallen zu lassen und noch am Tag der Ankunft in Traitach wieder heim zu fahren, übernachten die Männer in der urigen Pension „Zum alten Eber“, vom Gasthausbesitzer Alois geleitet. Dank eines Currywurst-Automaten an einer verlassenen Tankstelle können die Fahnder auf kostengünstige Weise regelmäßig ihren Hunger stillen (die Köchin der Pension hat frei) – und die Stärkung haben die beiden Kommissare in ihrem 78. Tatort-Fall “Freies Land“ auch dringend nötig. Als Kalli den auswärtigen Ermittlern die rechtsmedizinischen Untersuchungsergebnisse am Telefon mitteilt, wird immer wahrscheinlicher: Florian Berg wurde ermordet.
Die Dreharbeiten zum BR-Tatort „Freies Land“ dauerten vom 19. Juni bis 19. Juli 2017 und fanden in München und Umgebung statt. Vreni Bock, die das blinde Mädchen Maria spielt, gibt in diesem Krimi ihr Filmdebüt. Das Drehbuch lieferte Holger Joos, der unter anderem die Vorlagen zum Münchner Tatort „Der Tod ist unser ganzes Leben“ (Tatort-Folge 1021) lieferte. Die Regie übernahm Andreas Kleinert, der bereits diverse Polizeiruf 110-Episoden in Szene setzte, darunter „Rosis Baby“.
Bis kurz vor 9 habe ich es ertragen in der Hoffnung, ich könnte noch einen Handlungsstrang erkennen. Hoffnungslos.
Ein Tatort, wieder einmal aus München und Vergebung, mit einer Nummer und zwar die 1061. Heute in Erstsendung um 20:15 h in der ARD. Die beiden langjährigen und auch beliebten Ermittler der Mordkommission, der Hauptkommissar Batic und der Hauptkommissar Leitmayr, ermitteln in einem was auch immer Fall und werden dabei von so gut und auch gezeigt niemanden besonders unterstützt. Tja, Freie Körper Kultur wird auch gezeigt. Na, die gibt es ja bekanntlich in allen regionalen Teilen der sogenannten EU. Ich kann mich auch noch an Zeiten der anfänglichen 70iger Jahre erinnern, wo die Anhänger der Nackedei ständig in die Bekleidungsregionen der Nordsee-Strände eingedrungen sind – und nicht umgekehrt. Ansonsten ein, wie ich meine, sehr mäßiger Tatort-Fernsehfilm aus der Landeshauptstadt von Bayern und mehrmals muss ich diesen auch wirklich nicht sehen. Spannender kann der einfach nicht werden.
Thema wurde im Tatort Sonnenwende besser umgesetzt. Dieser Tatort ist verzichtbar.
„Die Zeit scheint an diesem Ort still zu stehen.“ Sehr passend! selbst an HintergrundMusik wird gespart. Ein ziemlich einschläfernder TO, den man sich nicht antuen muss. Gute Nacht!
Leider ein sehr langweiliger Tatort .Bin zwischendurch eingeschlafen.
Totaler Müll, mehr braucht man nicht zu sagen.
Eine spannende Kommödie mit Krimi-Elementen. Etwas arg langsam.
Starkes Stück, (fast) rundum gelungen. Ich mag diese Tatorte, die „raus aufs Land“ gehen, in eine – mit oder ohne „Freiland“ – fast hermetisch abgeschlossene Welt. Grandiose Bilder von Verlassenheit und Niedergang, wie aus dem „Wilden Westen“, daneben geradezu Absurdes in dieser Umgebung wie der Wurstautomat… herrlich.
Wunderbar gespielte Charaktere, zum Beispiel der Polizist, gespielt vom guten alten Sigi Zimmerschied, aber auch der knorrig-verschmitzte Alois und andere. Sehr gut und glaubhaft der Menschenfänger, der doch auch nichts ist als ein hochstapelnder Betrüger. Die Auflösung war mir dann allerdings ein wenig zu banal, auch die „Machtübernahme“ hätte differenzierter hergeleitet werden können. Und dass eine ähnliche Thematik erst vor kurzem im Schwarzwaldkrimi behandelt wurde, spricht nicht gerade für redaktionelle Koordination.
Dennoch, hat gepasst heute, runde vier Sterne.
na ja, zwei Punkte.
Kaum war der Schwarzwaldkrimi überstanden, gibt es noch ein Aufgwärmten aus Bayern. Diesmal mit den Reichsbürgern im direkten Bezug. Was mag da in den Köpfen vorgehen, die dieses Thema kriminalistisch einfallslos, dafür aber politisch um so eindringlicher an den Zuschauer bringen. Ist es der erhobene Zeigefinger, oder doch gar die Information, dass es genug andere Spinner gibt und man sich neudeutsch definieren kann (eigentlich nicht neu, sondern asbachuralt). Eigentlich aber auch egal, wo hirnlose Politiker vor sich hinbrabbeln dürfen, darf auch der Tatort dem geistigen Tiefpunkt entgegenfiebern. Nur reden wir nicht eigentlich von „Unterhaltung“ beim Tatort? Was erwarte ich von Unterhaltung, oder konkret vom Tatort? Er darf viel, das gestehe ich ihm zu, aber er soll bitte nicht der verlängerte Arm der Tagesschau werden. Es bedarf keiner Ebene den einfachen Krimizuschauer zu erreichen. Der Tatort erinnert mich immer mehr an die Zeiten in denen Krimis auf 100 Seiten vergewaltigt, äh nein: gekürzt worden sind. Dieses weil man Lesern von Krimis nicht eine längere Lektüre zutrauen wollte. Aus München kommend – man hält es ja eigentlich kaum für möglich – wird es mit ergrauten Ermittlern verpackt, die im Gegensatz zu ihren Kölner Kollegen diesen Schritt nicht würdevoll begangen haben, sondern nicht weit von den Automaten Würstchen, die sie hier verspeisten, entfernt sind. Ich könnte mich noch weiter aufregen, aber so tolle Bilder, wie sie das Drehbuch geliefert hat, kann ich nicht beisteuern. Das Highlight ist das blinde Mädchen, welches die Machenschaften von Rechtsaussen nicht sieht. Ganz grosses Kino! Halt ein Stern, aufgerundet für den Abspann, der dann doch noch etwas Sonntag abend ermöglicht, halt mit einem guten Buch.
Bin leider trotz schönen Bildern an der Überfrachtung von Klischees – Polizisten ermitteln auf dem Land und geraten an eine Mauer des Schweigens und kauzige und unfähige Lokalpolizisten- eingeschlafen.
nicht enttäuscht von dem , was ich aus München erwartet hatte – rundum gelungener TO mit aktuell brisanter Story im Hindergrund – aber ohne überaufdringlichen politischenZeigefinger – besonders gut hat mir die optische Gestaltung ( Kamera ; Szenenbild ; Schnitt ) gefallen . Ansonsten solide Sonntagabend TO Unterhaltung .
Leider wieder so ein Tatort der mir irgendwie vorkommt wie in einem Medien dominierten Staatsfernsehen. Ich finde es schade das die Darsteller so was mitmachen.
Und von der Zeit her kam es mir vor wie in den 70er Jahren.
Und ein wenig Realismus hätte auch nicht geschadet was die Örtliche Polizei angeht.
Von dem her war nach 15 Minuten Schluss mit Tatort.
Vreni Bock, die das blinde Mädchen Maria gespielt hat, war sehr gut. Ansonsten war der Wurstautomat eine tolle Idee. Und natürlich Leitmeiers Idee den Rest der Wurst im Gummihandschuh zu transportieren…Kameraeinstellungen und manches Szenenbild (Anspielung ans Abendmahl) waren gut. Insgesamt war die Story nicht so mein Ding. Ich wünsche mir mal wieder einen soliden Tatort!
Hat mir gut gefallen. War zwar jetzt der dritte Tatort mit einer Parallelgesellschaft, aber die Umsetzung dieses Mal intelligent und humorvoll. Sigi Zimmerschied als Dorfpolizist grossartig, vom Wurstautomat ganz zu schweigen…
Starke messianische Bezüge, Bewohner an Tafel sitzend angeordnet wie im „Letzten Abendmahl“, zentrale Figur Jesus (Ludwig).
Ludwig-Jesus ergibt sich dem Opfertod.
Lene (Maria Magdalena) übernimmt den Laden, die Jünger.
Toll ! habe mich gut amusiert. Schöne Bilder auch.
Die Lene bildete im Vorgarten mit dem Erschossenen im Arm eine „Pietá“,
hier also MARIA (-Magdalena).
Ludwig, der Anführer der Freiländer, bemühte den starren, stechenden Blick von Charles Manson,
auch ein namhafter Anführer.
Hier hat sich der Regisseur Andreas Kleinert einiges einfallen lassen, vielleicht gab es ja auch das Drehbuch vor.
Landschaftsaufnahmen und Lokalkolorit wunderbar.
Kann mir vorstellen, daß die bayerischen Landsleute genauso „mauern“, wenn ein Fremder in ihren Ort kommt, der ihnen nicht gefällt, für den ist dann der Schweinsbraten immer „aus“.
Endlich mal wieder ein Tatort der ohne ständige Dronenmusik im Hintergrund auskommen konnte. Charaktere, Dialoge und Szenen gut umgesetzt.
Nicht zu ertragen.
Unterhaltsam – besonders der Wurstautomat – Religiöse Anspielungen ans Abendmahl und Maria und das Kind etc. – Kein einfach gestrickter Tatort und nicht mal realitätsfremd. Batic und Leitmeyer wieder endlich mal zu ertragen und gut. Leider nicht mehr als 3 Sterne.
Dieser Tatort hatte seine Schwächen, seine Stärken und auch seine lustigen Momente. Nicht nur der „Würschtl-Automat“ sondern auch die 2 „Dorf-Sheriffs“ haben haben den einen oder anderen Schmunzler für sich verbucht.
Die Handlung fand ich etwas durchwachsen, wobei die „Freiländer“ teilweise sehr gut getroffen waren (ich habe ab und an Kontakt zu „Reichsbürgern“ und „Germaniten“, da waren doch Parallelen zu erkennen).
Im Ganzen ein Tatort, der mir gefallen hat auch wenn die „Moralkeule“ mal wieder nicht ausblieb.
Guter Film, wenn auch die Story sehr linear war und im Wesentlichen in 3 Sätzen erzählt ist. Hätte mehr sein können.
Aber: Starke Bilder, ein bisschen Desperado-Feeling im Bayerwald.
Schön stimmige Pampa-Bilder, jedoch als Krimi war diese Folge einfach nur plätschernd laaangweilig! So kam erst nach 30 Minuten überhaupt mal ein Gespräch (oder so ähnlich) mit dem Ober-Reichsbürger zustande, das absolut null Erkenntnis brachte. Wie auch alle weiteren eher verhaltenen Ermittlungsversuche von Batic und Leitmayr. Eigentlich haben der Assistent Kalli (den man gar nicht mehr auf dem Schirm hatte) und Kommissar Zufall den Fall gelöst. Ein Undercover-Einsatz hätte, denke ich, weitaus mehr und vor allem mehr Schwung in das Geschehen gebracht.
Zudem gingen mir die tumben männlichen Freiland-Deppen, die sehr ausgiebig gezeigt wurden, auf die Nerven, ebenso das salbungsvolle Getue des Anführers und die stets besorgt dreinblickende Lene. Die Sexszene auf dem Getreidehaufen, nachdem Ludwig zugeben musste, dass er ein Betrüger und Vollversager (und womöglich auch ein Mörder??) ist, habe ich komplett nicht verstanden. Na, wenigstens hat die Frau dann den Laden und die Gefolgschaft übernommen :-)
Ein zweites Mal muss ich diesen Tatort nicht sehen, von daher nur zwei Sterne. Da konnten auch die humorigen Szenen mit dem Würstchen-Automaten und den „Einzelzimmern“ nicht wirklich etwas retten. Ich bin auch der Meinung, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde. Entweder hätte man einen ernstzunehmenden Polit-Tatort über die Reichsbürgerszene oder einen Landkrimi über krude Außenseiter-Gestalten drehen sollen. So war es weder noch. Schade um die gelungenen Bilder (wie Leitmayr im Angesicht der Kuh).
Den Zeitgeist perfekt getroffen und die damit einhergehende Scheinheiligkeit aufgedeckt. Die beiden Kommissare überzeugen auch in für sie ungewohnter Umgebung und im Umgang mit den entsprechend „besonderen“ Menschen. Und Sigi Zimmerschied als Dorfpolizist ist für sich genommen schon sehenswert.
Das Beste an diesem Tatort war die Landschaft, dazu die Kulisse der Häuser, die wie aus der Zeit gefallen schien. Doch die Kulisse der Reichsbürger wurde hier nur an der Oberfläche gestreift, die Handlungen der Protagonisten erschienen zumeist nicht schlüssig. Das Staatsgebilde stieg scheinbar mit dem Eigentum am Land und fiel damit auch wieder, als hier der Irrtum offenbar wurde. Ständig wurden Gewaltszenarien aufgebaut, am Ende aber war es doch Selbstmord. Der „Freitod“ des Staatsleiters im Finale war wodurch gerechtfertigt? Die Fragezeichen schallen hier im Chor, aber immerhin hatte der Film eine eigene Atmosphäre.
Für meinen Geschmack fraglos ein 4 Sterne Tatort! Habe mich (wieder) bestens unterhalten gefühlt. Das lag nicht zuletzt an den hervorragend inszenierten und fotografierten Einzelszenen: Ivo und Franz am Wurstautomaten (überhaupt: Der Wurstautomat war eine Klasse für sich!); Franz Aug in Aug mit dem Rindviech an der abgeranzten Bushaltestelle; die „Vorhang-zwischen-den-Einzelzimmern-Szene“, Ivo mit blankem Popo im Mondenschein auf dem Weg in den See und später Franz, der es ihm gleichtut; das „Musikscharmützel“ zwischen Ivo und Franz auf der Hinfahrt; die kleine „Philosophiestunde“ zwischen Franz und Alois auf dem Steg; ja und sogar die „Abendmahlszene“ fand ich vortrefflich. Dazu noch Sigi Zimmerschied als Dienststellenleiter Mooser… (Er ist halt zum „Dienststellenleiter“ geboren! Bei Eberhofer Dienststellenleiter Moratschek, hier Dienstellenleiter Mooser). Wunderbar! Dann noch die herrlichen Kulissen und schon konnte ich sehr gut verschmerzen, dass die eigentliche Krimihandlung (vermeintlicher Mord) und die etwas dumpfe Darstellung der „Freiländer“ und des Reichsbürger-Themas noch Luft nach oben hatten.
@Wolfram: Den Suicide by Cops habe ich so verstanden, dass dem Cheffe letztendlich sein gesamtes Lügengebäude um die Ohren geflogen ist. Die Potempkinschen Dörfer waren nicht mehr zu halten. Da er aber NICHT der Typ war, sich vom Acker zu machen (wie zwischenzeitlich von Lene vermutet wurde), sondern offenbar bis zum Schluss zutiefst an seine „Idee“ glaubte , war das die (einzige?) Möglichkeit, sich a) grundlegend aus der Affäre zu ziehen (was hätte er sonst tun sollen? Sein Leben war kaputt.) und b) die Polizei noch einmal so richtig dämlich dastehen zu lassen (ungeladene Waffe). Und mit etwas Fantasie passt das auch wieder zum Bild des „letzten Abendmahls“. Der „Messias“ (denn dafür hält er sich ja wohl offensichtlich) stirbt den/geht in den Märtyrertod und wird von denen, die ihn verleugnen, schäbigst umgebracht. Ein bisschen ähnlich war ja auch der Selbstmord von Florian zu interpretieren. Der Junge hatte all sein Wohl und Wehe, sein Leben und sein Herzblut in die Idee der Freiländer gesteckt. Mit der Entdeckung des grundlegenden Betruges (NICHTS gehörte ihnen, nichts war wahr) zog es ihm den Boden unter den Füßen weg. Und eine Alternative zum Freitod hatte er offenbar nicht. Kurz: Wenn sehr große Lebenslügen zerbröseln, zerbröselt oft auch alles andere …
Ach, was war ich kleinlich. Angesichts der TO-Folgen der letzten Jahre und manchem von mir vergebenen Gnadenstern für pure „Erträglichkeit“ schiebe ich hier mal kurz den 5. und wohlverdienten Stern nach!
Wenig Spannung aber viel Atmosphäre und teilweise satirischer Film über Reichsbürger, Altbayern, Kommissare und Polizisten am Ende der Welt. Sehr gute Schauspieler, Kamera, Ausstattung, Regie und Drehbuch! Durch den bayerischen Dialekt ist der Ton für Nichtbayern an einigen wenigen Stellen schlecht zu verstehen. Trotzdem unbedingt sehens- und hörenswert, 5 von 5 Sterne!