Kurz und knapp – darum geht’s

Ein renommierter Psychiater wird brutal in seiner Praxis erschlagen. Der Spezialist für Kriegstraumata behandelte sowohl traumatisierte US-Soldaten der nahegelegenen Ramstein Air Base als auch zivile Opfer von Drohnenangriffen. Hauptkommissarin Lena Odenthal und ihre Kollegin Johanna Stern suchen den Täter im Kreis seiner Patienten, darunter eine depressive Drohnenpilotin und ein Kurde, der bei einem amerikanischen Luftangriff seine Kinder verlor. Als die Ermittlerinnen entdecken, dass zeitgleich ein hochrangiger US-Staatssekretär in Ludwigshafen eintrifft, geraten sie mitten in die Vorbereitungen eines Anschlags, der die Schrecken des Drohnenkriegs ins Herz Deutschlands tragen soll…

Inhalt der Tatort-Folge „Vom Himmel hoch“

Dr. Christa Dietrich schließt an einem düsteren Wintermorgen die Türen der Gemeinschaftspraxis auf. Die Verhaltenstherapeutin geht ihrer morgendlichen Routine nach: Post durchsehen, Anrufbeantworter abhören, erster Kaffee. Auf dem Flur entdeckt sie schmierige Fußabdrücke und greift verärgert zu Putzeimer und Handschuhen. Während sie auf den Knien den Boden schrubbt, wirft sie einen beiläufigen Blick in das offenstehende Behandlungszimmer ihres Kollegen – und erstarrt: Dr. Steinfeld liegt blutüberströmt und leblos auf dem Boden, neben ihm eine schwere Plastik, eine Interpretation von Munchs „Der Schrei“.

Lena Odenthal trifft als erste Ermittlerin am Tatort ein. Ihre Nerven liegen blank – der Abschied ihres langjährigen Kollegen Kopper hat Spuren hinterlassen. Wie ein kalter Nebel liegt die Trauer über ihrem Alltag, während sie mechanisch ihre Arbeit verrichtet. Dr. Dietrich erklärt, dass der ermordete Professor als renommierter Experte für Kriegstraumata die besonders schweren Fälle übernahm: Soldaten mit Posttraumatischer Belastungsstörung, Flüchtlinge mit Kriegserfahrungen, Menschen, deren Seelen durch Gewalt zerrissen wurden. „Manche Patienten verlieren während der Sitzungen völlig die Kontrolle“, berichtet sie mit ungewöhnlicher Gefasstheit.

Für Odenthal steht fest: Der Mörder muss im Patientenkreis zu finden sein. Doch Steinfelds Praxis gleicht einem Papierberg – der unordentliche Psychiater sammelte Berge handschriftlicher Notizen und hielt nichts von Digitalisierung. Während Johanna Stern und die Sekretärin Edith Keller die chaotischen Unterlagen durchforsten, entdeckt Odenthal in der Privatwohnung des Opfers einen markierten Zeitungsartikel über eine Explosion in den Weinbergen. In der Praxis findet Dr. Dietrich zudem ein Dokument im Drucker, das von einem bevorstehenden Staatsbesuch im feinen Hotel Grand House International berichtet: Jason O’Connor, Staatssekretär des US-Verteidigungsministeriums, wird in Ludwigshafen erwartet.

Die Nacht hüllt die Stadt in tiefe Dunkelheit, als zwei Männer kurdischer Herkunft vor dem abgesperrten Luxushotel herumlungern. Vom Wachpersonal angesprochen, zeigen Martin und Mirhan Rojan bereitwillig ihre Ausweise vor und verlassen scherzend den Bereich. Was niemand ahnt: Die vom Krieg gezeichneten Brüder planen einen Racheakt. Bei US-Drohnenangriffen haben sie ihre Familie verloren – nun wollen sie mit selbstgebauten Fluggeräten ein tödliches Fanal setzen.

Die Fahndung gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit. Während Odenthal im spärlichen Licht der Weinberge nach Spuren einer Drohnenerprobung sucht, befragt Stern auf eigene Faust eine Patientin des Ermordeten: Heather Miller, eine US-Soldatin, die als „Screener“ bei Drohnenangriffen für die Zielerfassung zuständig war. „Vor Ihnen steht eine Massenmörderin“, gesteht die traumatisierte Frau mit leerem Blick. „Dreihundert Menschen. Frauen. Kinder.“ Ihr Geständnis verwandelt sich unversehens in einen gefährlichen Hinterhalt für die junge Kommissarin…

Hinter den Kulissen

Der SWR-Tatort „Vom Himmel hoch“ ist nach 17 Jahren Abstinenz die Rückkehr des Regisseurs und Drehbuchautors Tom Bohn zum Ludwigshafener Ermittlerteam. Insgesamt ist es sein sechster Fall mit Kommissarin Odenthal. Die Dreharbeiten fanden vom 14. November bis zum 15. Dezember 2017 in Ludwigshafen, an der Ramstein Air Base sowie in Mannheim und Umgebung statt.

Die Hauptrollen verkörpern Ulrike Folkerts als Lena Odenthal (in ihrem 68. Fall) und Lisa Bitter als Johanna Stern. In den Gastrollen brillieren Lena Drieschner als traumatisierte US-Soldatin Heather Miller, Cuco und Diego Wallraff als kurdische Brüder Mirhat und Martin Rojan, Beate Maes als Dr. Christa Dietrich sowie Peter Gilbert Cotton als US-Staatssekretär O’Connor.

Die Erstausstrahlung am 9. Dezember 2018 im Ersten sahen 7,69 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 21,8 Prozent entsprach. Zuvor hatte der Film beim 14. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein (22.08. bis 09.09.2018) seine Premiere gefeiert und dabei lang anhaltenden Applaus erhalten. Der im Film mehrfach eingesetzte Song „Strong“ der britischen Band London Grammar erlebte nach der TV-Ausstrahlung ein Revival in den deutschen Single-Charts.

Mit seinem thematischen Fokus auf modernen Drohnenkrieg und dessen psychologische Folgen für Opfer wie Täter greift der Tatort ein hochaktuelles und politisch brisantes Thema auf. Nach der Ausstrahlung kursierten im Netz intensive Diskussionen über die Rolle der Ramstein Air Base als mögliches Zentrum des US-amerikanischen Drohnenkriegs – eine Kontroverse, die lange Zeit von offizieller Seite dementiert wurde.

Musik

Strong – London Grammar
Nationalhymne der USA – European Brass Band
Titelthema „Forrest Gump“ – Alan Silvestri

Besetzung

Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Ermittlerin Johanna Stern – Lisa Bitter
Kriminaltechniker Peter Becker – Peter Espeloer
Sekretärin Edith Keller – Annalena Schmidt
Oberstaatsanwalt Benninger – Max Tidof
Dr. Christa Dietrich – Beate Maes
Martin Rojan – Diego Wallraff
Mirhat Rojan – Cuco Wallraff
Heather Miller – Lena Drieschner
US-Staatssekretär Jason O’Connor – Peter Gilbert Cotton
General Peter Huffing – Jim Boeven
Dr. Hakan Özcan – Kailas Mahadevan
Ortspolizist Flörke – Stefan Ruppe
u.a.

Stab

Drehbuch – Tom Bohn
Regie – Tom Bohn
Kamera – Jürgen Carle
Schnitt – Isabelle Allgeier
Szenenbild – Andreas C. Schmid
Musik – Jan Kazda

Bilder-Galerie zum Krimi aus Ludwigshafen