Kurz und knapp – darum geht’s
Ein grausiger Fund neben den Wiener Bahngleisen: Ein junger Mann wurde von einem Zug überrollt – doch war es wirklich Selbstmord? Als die Ermittler Eisner und Fellner herausfinden, dass das Opfer mit einem Muskelrelaxans betäubt wurde, führt ihre Spur in ein Fitnessstudio, wo zwischen schwitzenden Körpern und klirrendem Eisen illegale Geschäfte laufen. Der arbeitslose Bodybuilder und James-Bond-Fan Iovan Savic fuhr einen Aston Martin und hatte hunderte E-Mail-Adressen auf seinem Laptop – ein Rätsel, das die Wiener Mordkommission in ein Netz aus Sozialbetrug, gefälschten Identitäten und Rachegelüsten verstrickt.
Inhalt der Tatort-Folge „Pumpen“
Plötzlich schreckt Bibi hoch. Sie hat schlecht geträumt, und braucht einen Moment, um sich in der fremden Umgebung zurechtzufinden. Es ist das Bett von Franz, in dem sie nackt liegt. Neben ihr schlummert selig der noch frische Beziehungspartner der Majorin – Fellner lächelt milde. Gut gelaunt und fröhlich trällernd shampooniert sie sich kurz darauf die Haare, als zwei Polizisten an der Tür klingeln und nach einer gewissen Christina Howarth fragen, die unter dieser Adresse gemeldet sei. Ein Schock für Bibi, deren frisches Beziehungsglück zu bröckeln beginnt.
Parallel dazu bietet sich den Ermittlern ein grausames Bild an den Bahngleisen nahe des Wiener Bahnhofs. Der 23-jährige Iovan Savic, ursprünglich aus dem Kosovo, liegt zweigeteilt auf den Schienen. Während Eisner ungerührt in sein Laugencroissant beißt, berichtet der Lokführer, dass sich das Opfer unmittelbar vor dem Unfall seltsam bewegt habe – wie betäubt, verzweifelt bemüht, von den Gleisen zu kriechen. Kein Selbstmord also. Die metallisch kalten Morgenstunden und der beißende Geruch von Diesellok und Blut bilden eine morbide Szenerie, wie gemacht für den zynischen Wiener Schmäh der beiden Kommissare.
In der Obduktion enthüllt Rechtsmediziner Werner Kreindl, dass Savic ein hochdosiertes Muskelrelaxans im Blut hatte, das ihm in den Hals gespritzt wurde. Die Spuren führen zu „Arnis Fitness“, einem Studio, in dem der arbeitslose Savic täglich trainierte. Zwischen den stählernen Fitnessgeräten, die unter der Last muskelbepackter Körper ächzen, und dem beißenden Geruch aus Schweiß und Desinfektionsmittel begegnen Eisner und Fellner einer Welt, in der der eigene Körper zum Kunstwerk und Statussymbol wird.
Der übereifrige Revierinspektor Manfred „Fredo“ Schimpf, der im Alleingang undercover im Fitnessstudio ermittelt, zahlt für seinen Einsatz einen hohen Preis. „Ihr Kollege hatte einen Unfall. Mehrere Rippenbrüche, gebrochene Nase“, erklärt der diensthabende Arzt im Krankenhaus, nachdem Schimpf von muskelbepackten Männern in der Dusche krankenhausreif geschlagen wurde. Seine beiden Vorgesetzten können es kaum fassen, während der Verletzte, ans Bett gefesselt, unverdrossen mit den Krankenschwestern flirtet.
Unzählige Mailadressen und eine mysteriöse Liste mit Automarkennamen auf Savic‘ Computer werfen neue Fragen auf. Eisner aktiviert seinen alten Freund und Ex-Polizisten Rainer Kovacs, selbst regelmäßiger Besucher des Studios, um Licht ins Dunkel zu bringen. „Ich kenne jeden Winkel dort. Die werden mich nicht verdächtigen“, versichert Kovacs seinem ehemaligen Kollegen. Doch seine Beteiligung an den Ermittlungen wirft bald Schatten auf den Fall.
Als das verschwundene Luxusauto des Toten bei einer Polizeikontrolle auftaucht, gelenkt von einem Obdachlosen, scheint der Fall eine neue Wendung zu nehmen. Doch die Ermittlungen führen immer tiefer in ein Netz aus gefälschten Identitäten, Sozialbetrug und missbrauchten Versicherungskarten. Die Fahndung im sozialen Netzwerk des Toten gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und als Fellner endlich eine heiße Spur findet, ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich begibt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Pumpen“ ist die 1136. Folge der beliebten Krimireihe und der 23. gemeinsame Fall des österreichischen Erfolgsduos Eisner/Fellner. Die Dreharbeiten fanden vom 4. März bis 1. April 2019 in Wien und Umgebung statt, unter der Leitung von Andreas Kopriva, der mit dieser Folge sein Tatort-Debüt gab. Der Regisseur hatte sich zuvor durch die österreichische Serie „Walking on Sunshine“ einen Namen gemacht.
Produziert wurde der Film von der Allegro Film im Auftrag des Österreichischen Rundfunks. Für Drehbuchautorin Karin Lomot und -autor Robert Buchschwenter war es ebenfalls die erste Tatort-Folge. Zu den Gaststars zählt unter anderem Laurence Rupp, für den es nach „Familiensache“ (2007) und „Paradies“ (2014) bereits die dritte Tatort-Folge war. Besonders bemerkenswert: Rupp und Anton Noori (Rainer Kovacs) standen zuvor 2017 für den Spielfilm „Cops“ vor der Kamera und wurden dafür beide mit dem Österreichischen Filmpreis 2019 ausgezeichnet.
Die Erstausstrahlung am 6. September 2020 im ORF, im Ersten und auf SRF 1 erreichte beeindruckende Einschaltquoten: Allein im Ersten verfolgten 8,26 Millionen Zuschauer die Folge, was einem Marktanteil von 25,5 Prozent entspricht. Im ORF sahen rund 1,1 Millionen Menschen zu, mit einem Marktanteil von 31 Prozent.
Die Kritiken fielen überwiegend positiv aus. Die Zeit lobte den Wiener Tatort als „gelungenen Saisons-Auftakt nach der langen Sommerpause“, und die Stuttgarter Nachrichten bezeichneten den Film als „würdigen Start in die Tatort-Jubiläumssaison“. Besonders gelobt wurden der schwarze Humor, die spannenden Wendungen und die Darstellung der gesellschaftlich relevanten Themen wie Sozialbetrug und Identitätsdiebstahl. Interessanterweise bestätigte sogar eine Sprecherin des Dachverbandes der Österreichischen Sozialversicherungen, dass einige der im Film dargestellten Fälle von Scheinanmeldungen in den letzten Jahren tatsächlich Gegenstand von Betrugsbekämpfungsmaßnahmen waren.
Ja, In Österreich ist eben vieles anders.
Da hat Sportstudios ohne Mitgliedskarten, Ragen nach Bankverbindung oder gar vorhandene Alarmanlagen. Dafür gibt es dort kostenlose Handtücher, dubiosen Sozialhilfe und Krankenkassenmissbrauch. Und am Ende ist es stets die Liebe, die tötet….
Mich hat der Tatort 90 min. gut unterhalten.
Das kann man von weit nicht allen Tatorten der letzten Zeit behaupten.
Joa…
Freue mich jedesmal auf die Wiener. Dieser Fall war allerdings eher langweilig.
Offenbar schauen alle Fußball, oder wo sind die anderen Kommentare?
Fall war lahm, aber Fußball für mich ist (spätestens) seit den „Corona-Sonderregelen“ für die werten Rasenball-Sachsen gestorben.
Moritz und Bibi vor!!!
Ein Durchschnitt-Tatort. Das ist nicht unbedingt schlecht…
Klar, die üblichen Probleme, man versteht nicht immer unbedingt, was gesagt wird, und sie könnten berücksichtigt haben, dass Zuschauern in Deutschland nicht selbstverständlich ist, was eine E-Card ist.
Sonst unterhaltsam, so was, was ich gerne regelmäßig hätte. Schön dass es wieder neue Folgen gibt!
Nun ja, das war, sagen wir: recht amüsant. Die bekannten und bewährten spezifischen Wiener Ingredenzien ziehen halt immer, und Moritz und Bibi sind schon ein Traumpaar unter den Tatort-Kommissaren. Aber ein richtiges Feuerwerk, wie man’s aus Wien auch schon hatte, war das heute nicht, und der Fall selbst eher dröge und zäh. Dass Bibi mal einen Lover haben darf, ist immerhin eine Fortentwicklung, geht dann ja aber erwartungsgemäß eh schief. Wenn dann noch ein Akteur betont nebensächlich-zufällig in die Handlung eingeführt wird wie der ehemalige Polizist, weiß der erfahrene Tatort-Seher ohnehin, was die Stunde geschlagen hat, da bleibt dann nur das Motiv als Überraschungsmoment offen. Die wichtigste Frage ist doch sowieso: Wo ist Inkasso-Heinzi? Durchschnittliche Kost für den Start in die neue Saison, drei Sterne glatt.
Abruptes Ende. Dies war die beste Szene des Tatort-Krimis. Ansonsten eher mittelmäßig, da man in der Regel von einem „Wiener-Tatort“, durchaus besseres gewohnt ist.
Das Ende war nicht meins, aber ansonsten habe ich mich gut unterhalten und es gab sogar mehrere spannende Momente. Somit drei Sterne plus einen extra für Fredo, bist mir sehr sympathisch. :-)
recht ordentliche TO Kost aus Wien – hat meine Wünsche im Wesentlichen erfüllen können
Was ist das immer für ein Mist mit diesen Tatorten aus Österreich. Man versteht vielleicht die Hälfte des Gesagten. Man sollte diese Folgen lieber sein lassen.
Nicht die allerstärkste Folge, aber die Wiener sind immer eine Freude. Ein schöner Auftakt nach der viel zu langen Sommerpause.
Kameraschwenks, Wackelbilder und eine schlechte Ausleuchtung! Diese filmische Umsetzung war einfach nur schlecht, so dass ich nach einer dreivierltel Stunde das Programm gewechselt habe.
Wann wird bloß dieser Ösitatort abgeschafft. In den Dialogen nuscheln die beiden Ermittler was zusammen, daß ein Untertitel nicht schlecht wäre. Inhalt unterste Schublade sowie die Spannung. Von mir sechs Sterne minus.
Ein guter Einstand nach der Sommerpause.
Ein erfreulicher Abend. Handwerklich gelungener Whodoneit-Krimi, bei dem bis zum Schluss die Spannung erhalten wurde. Der Plot füllte das 90-Minuten Zeitbudget aus, ohne dass auf überflüssige Längen oder erratisches Verhalten der Protagonisten zurückgegriffen werden musste. Stück für Stück kommt man der (interessanten Auflösung) näher, wenn diese auch für den erfahrene Krimi-Schauer nicht ganz so überraschend war.
Schön die Dialoge in Mundart (liebe Schweizer: hört mit der idiotischen hochdeutschen Nachsynchronisation auf – Untertitel sind besser), verbunden mit einer schönem Prise schwarzer Humors. Niedlich, aber nicht zu zeitfressend die kleinen persönlichen Schwächen der Protagonisten, insbesondere das eigene Aussehen betreffend.
Einzige (kleine) Schwäche des Krimis: das Puzzle auf den Gleisen und später auf dem Seziertisch muss man nicht so detailliert zeigen, und die Ausführlichkeit, mit der Adele Neuhauser unter der Dusche begleitet wurde, mag Geschmackssache sein (wobei lobend hervorgehoben werden muss, dass dafür – anders als bei amerikanischen Produktionen – keine perfekt geglättete Endzwanzigerin herangezogen wurde, sondern eine Frau im siebten Lebensjahrzehnt).
Für fünf Sterne reicht es nicht, aber klar im oberen viersternigen Bereich. Kann man wieder ansehen.
Wie ist es möglich, dass ein Kommissar, kaum am Tatort angekommen, wo eine von einem Zug zerstückelte Leiche liegt, in aller Ruhe seinen Kaffee und sein Croissant geniesst und dabei noch den Kollegen von der Spurensicherung fragt, ob er auch etwas davon wolle ?!
Ich habe kaum jemals ein Szene gesehen, die weniger Menschenwürde zeigt als diese. Was ist im Regisseur vorgegangen, solch ein grausames Verbrechen in einen so dermassen banalisierenden Rahmen zu setzen? Dass dieses Verhalten dann auch noch von einem Kommissar in Szene gesetzt wird, der eigentlich eine Vorbildfunktion hat, verschlimmert das Gesagte nur noch.
Und wir wundern uns, warum die Gesellschaft immer mehr verroht, Tag für Tag? Das, was in den Medien gezeigt wird, wird nachgelebt, und wenn es um den Wert menschlichen Lebens und seine Würde geht, muss ein Auge darauf geworfen werden.
Die ARD ist zu gut, um Filme mit solchen Szenen zu zeigen, viel zu gut.
Ich schließe mich dem Kommentar von @Thorsten an.
Da muss man erst die Sommerpause mit Wiederholungen überbrücken, wartet mit Spannung auf den ersten Tatort nach der Sommerpause, freut sich auf die Wiener und dann kommt nur Mittelmaß.
Schade, etwas enttäuscht bin ich schon, auch wenn ich Bibi großartig in ihrer Rolle fand und den Liebhaber hab ich ihr von Herzen gegönnt :-)
Die Story an sich war so lala… nix aufregendes, der Anfang versprach mehr, als die nachfolgenden Szenen hielten, das Ende war merkwürdig und passte irgendwie nicht. Kann man sich anschauen, 90 Minuten Tatort am Sonntag sind Pflicht, aber ich hab mehr erwartet.
Pumpen – es klingt auf wienerisch schon gleich ganz anders, übler, verruchter, als auf deutsch. „Pumpen“ – mit diesem Tatort durften Bibi Fellner und Moritz Eisner die Sommerpause beenden. Die Tatort-Gemeinde hat gegiert auf den Re-Start, gehofft ein furioses Opening, und wurde mit einem eher mittelmäßigen Fall enttäuscht.
Dabei kann ich noch nicht einmal behaupten, dass „Pumpen“ langweilig war… an der Spannung hat es nicht gelegen, dass ich nur 3 Punkte vergebe. Vielmehr war es das doch der sehr konstruierte Kontext, in dem Fellner und Eisner – unterstützt mit dem durchaus stark aufspielenden Sidekick Manfred „Fredo“ Schimpf – vermeintlich im Bereich des Bodybuilding-Dopings ermittelten. Da wurde dann doch mit den Klischees nur so gewuchert – die Ostmafia hat gepumpt und gedealt, die Tatverdächtigen sind schmierig und offensichtlich mit Dreck am Stecken. Die Servicekraft im Fitness-Studio (wirklich netter Gag: „Arnis – Fitness“) ist weiblich, blond und total naiv – über solche Dinge sollten wir nun in Zeiten von „me too“ schon drüber hinweg sein – und der trottelige Kriminalassistent ermittelt heimlich selbst und landet im Krankenhaus, wo er das weibliche Pflege- und Krankenpersonal reihenweise um den Finger wickelt. Ach ja – und Bibi Fellner hat eine Affäre, die – natürlich Klischee – nicht einfach ist und, oh Zufall, auch noch in den Fall verwickelt ist. Soifz! Das alles war denn doch zu viel des Guten für mich.
Da hat es dann auch nicht gerettet, dass der Tatort mit durchaus viel Witz und an und für sich unterhaltsam inszeniert war und auch mit dem Twist hin zum Sozialbetrug ein spannendes Thema aufgegriffen hat. Denn die Auflösung war dann wieder so banal und oberflächlich, dass meine Enttäuschung den Unterhaltungswert wieder egalisiert hat.
Bleiben unterm Strich „nur“ 3 Sterne. Schade!
Sehr grenzwertige Darstellung der Leiche. Das hätte man wirklich auch anders lösen können. Bei der Vielzahl der Fälle von Eisner bleibt dieser eher auf der Strecke. Schade 2 Sterne