Kurz und knapp – darum geht’s
Ilona Vogtländer kann nicht glauben, dass ihr Vater seine Frau Eva – ihre Stiefmutter – ermordet haben soll und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Kommissar Schimanski, der von Rolf Vogtländer gebeten wurde, seine Tochter von weiteren Nachforschungen abzuhalten, wird wider Willen in den Fall hineingezogen, während sein Partner Thanner allein den Mord an einer Prostituierten untersucht. Als Ilona herausfindet, dass ihre Stiefmutter ein Doppelleben führte und Mitbesitzerin eines Bordells war, gerät sie ins Visier von skrupellosen Zuhältern und schwebt in Lebensgefahr – nur Schimanski kann sie noch retten.
Inhalt der Tatort-Folge „Einzelhaft“
Das Neonlicht der Duisburger Hafenbar flackert, als Ilona Vogtländer wieder einmal vergeblich nach Hinweisen sucht, die ihren Vater entlasten könnten. Draußen pfeift ein kalter Wind durch die Industriekulisse des Ruhrgebiets, während in einer Zelle Rolf Vogtländer schweigend die Wand anstarrt. Er sitzt in Einzelhaft, verurteilt für den Mord an seiner Frau Eva, doch seine Tochter Ilona ist überzeugt von seiner Unschuld.
Kommissar Horst Schimanski hat währenddessen ganz andere Sorgen. Zwischen zerknitterten Hemden und leeren Bierflaschen in seiner Wohnung klingelt das Telefon – Rolf Vogtländer bittet ihn aus dem Gefängnis heraus, seine Tochter von weiteren Nachforschungen abzuhalten. „Sie bringt sich nur in Gefahr“, raunt Vogtländer mit belegter Stimme. Schimanski, der nie einen Fall wirklich abschließen kann, willigt ein, obwohl er spürt, dass hier etwas nicht stimmt.
Sein Kollege Christian Thanner ist sichtlich genervt, als Schimanski sich wieder einmal um ein „hübsches Mädchen“ kümmert, während er allein den Mord an einer erdrosselten Prostituierten aufklären muss. „Du machst den Babysitter, während ich die Drecksarbeit erledige?“, faucht Thanner, dessen Loyalität zu seinem Partner immer wieder auf die Probe gestellt wird. Die Spannung zwischen den ungleichen Ermittlern liegt wie Smog über dem grauen Duisburg der späten 80er Jahre.
Als Ilona in eine Falle gelockt und beinahe getötet wird, steht plötzlich Schimanski im Türrahmen – breitbeinig und mit gezogener Waffe. Seine Rettungsaktion bleibt nicht die letzte, denn Ilona kommt den wahren Tätern immer näher. Mit Hilfe ihrer Freundin findet sie heraus, dass ihre Stiefmutter ein schockierendes Doppelleben führte: Eva Vogtländer war Mitbesitzerin eines als Wohnung getarnten Bordells. Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf Messers Schneide, während die Straßen von Duisburg im Nieselregen zu glänzen beginnen.
„Die liegen alle falsch. Mein Vater hat niemanden umgebracht!“, beharrt Ilona gegenüber Schimanski, der zunehmend Zweifel an dem Fall bekommt. Als dann auch noch Thanners erdrosselte Prostituierte eine Verbindung zum selben Bordell aufweist, vereinen die Kommissare ihre Kräfte. Die Wahrheit erweist sich wie so oft als komplizierter als gedacht – und gefährlicher für alle Beteiligten.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Einzelhaft“ wurde vom 28. September bis zum 23. Oktober 1987 sowie vom 11. bis zum 15. Januar 1988 in Duisburg und in den Bavaria Filmstudios in München gedreht. Die Produktion des WDR ist die 209. Folge der Tatort-Reihe und die 17. mit den Kriminalhauptkommissaren Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik).
Unter der Regie von Theodor Kotulla, der bereits 1977 mit Götz George den Film „Aus einem deutschen Leben“ gedreht hatte, entstand ein düsterer Krimi mit viel Ruhrgebiets-Atmosphäre. In der Rolle der Ilona Vogtländer brilliert Brigitte Karner, die als Gaststar dem Ermittlerteam Paroli bietet.
Dramatisch wurde es nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera: Während der Dreharbeiten im Januar 1988 erlitt Schauspieler Eberhard Feik einen Herzinfarkt und musste sich anschließend drei Bypass-Operationen unterziehen – ein Schicksalsschlag, der die Produktion überschattete.
Die Erstausstrahlung erfolgte am 21. August 1988 im Ersten. Die Kritiker lobten besonders das Spiel von Eberhard Feik, der unter Kotullas Regie zu Höchstformen auflaufe und beweise, dass Schimanski ohne seinen Thanner nur halb so gut wäre. Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 18. Januar 2022 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Fassung der Folge aus. Der musikalische Rahmen des Films wird unter anderem durch Roger Chapmans Song „Slap Bang In The Middle“ geprägt.
Allein wie Thanner ausflippt ist die Folge schon sehenswert („Zuhälter, Nutten, Getue, Geschrei! Ich will hier Ordnung und Ruhe!) Schön gespielt von Eberhard Feik, und dabei hat er mitten in den Dreharbeiten einen Herzinfarkt erlitten. Man erkennt es deutlich, dass es insbesondere gegen Ende des Film deutlich abgenommen hat. Insgesamt guter Tatort!
Der Tatort Nummer 209 aus Duisburg. Ein Hau-Drauf-Tatort mit den beiden Hauptkommissaren Thanner und Schimanski. Thanner zeigt sich in diesem Tatort-Fernsehfilm in Höchstform, Schimi will wohl nachziehen. Warum er in den sehr angespannten Situationen seine Waffe stecken lässt, wird sein Geheimnis bleiben. Zum Ende bemerkt er aber noch nicht einmal die Entwendung dieser. Neben den gezeigten Action- und verbalen Brutalitäts-Szenen aber auch ein teilweise leiser und sentimentaler Tatort-Krimi, mit traurigen Sequenzen. Seit der Erstsendung schaue ich diesen nun zum zweiten Mal. Durchaus sehens- und wiederholungswert.
Ein Tatort mit einem Inhaftierten, der die ganze Zeit nichts anderes sagt, als dass er die Tat auch begangen hat, will seine Tochter schützen lassen. Diese verhält sich nicht unbedingt so, dass es Spaß macht, sie zu schützen. Ob die in der Schlussszene gezeigten Verhaltensweisen von ihr, auf der einen Seite die totale Verzweiflung ob der bitteren Erkenntnis der wahren Täterschaft und gleich im Moment darauf die Taktik, um an die Waffe Schimanskis zu kommen, zusammenpassen, damit müssen sich Fachleute beschäftigen. Schimanski spricht in dieser Folge ungewöhnlich deutlich und Thanner glänzt.
Grandioser Tatort aus Duisburg. Mit spannender Story, tollen Schauspielern und ein fantastisch jazzigen Soundtrack. Super gut. 5 Sterne
Insgesamt einer der schwächeren Duisburger Tatorte, obwohl er einige tolle Szenen und Dialoge in sich birgt. Kultig vor Allem Thanners Ausraster im Präsidium. Thanner und Schimanski ermitteln die ganze Zeit aneinander vorbei und vor Allem Thanners Geplänkel bezüglich Schimanskis Spontaneität ist zu göttlich.
Zwei Sterne für das Lokalkolorit, ansonsten ziemlich langweilig.
Ein Duisburg-Tatort mit sehr gut choreographierten Actionszenen aber auch berührenden Momenten. Ich schließe mich dem Kommentar von @Dirk voll an. 5 von 5 Schimanski- und Thannersterne!