Kurz und knapp – darum geht’s

Auf dem Garchinger Volksfest wird der Bierzeltbetreiber Fritz Schweikert in seinem Wohnwagen erschossen aufgefunden. Kommissar Otto Brandenburg, frisch aus Berlin nach München versetzt, übernimmt die Ermittlungen und findet heraus, dass der Tote kurz zuvor von seinem ehemaligen Schankkellner Ronny Tiefenbacher und dessen Schwager Rudi Kirchler ausgeraubt wurde. Die Lage verkompliziert sich, als wenige Tage später auch Rudi Kirchler tot aufgefunden wird – erschlagen in seinem Schuppen. Als Brandenburg die Verbindung zwischen den beiden Morden und einem früheren Fall herstellt, gerät er selbst ins Visier des skrupellosen Täters…

Inhalt der Tatort-Folge „Bier vom Faß“

Ratlos steht Kommissar Otto Brandenburg vor dem aufgebrochenen Wohnwagen auf dem Garchinger Volksfest. Der nächtliche Rummel ist noch in vollem Gange, Musikfetzen und Stimmengewirr dringen herüber, bunte Lichter werfen bizarre Schatten auf das Gesicht des Toten. Fritz Schweikert, Bierzeltbetreiber und Geschäftsmann, liegt erschossen auf dem Boden seines provisorischen Zuhauses. Ein leerer Geldkoffer daneben, ein angestochenes Bierfass tropft langsam und stetig – wie eine Uhr, die die Zeit des Todes misst.

Brandenburg, erst kürzlich aus Berlin nach München versetzt, kämpft nicht nur mit dem Fall, sondern auch mit der bayerischen Mentalität und den sprachlichen Barrieren. „Des is‘ nix für an Preiß’n wie Sie“, murmelt ein Schaulustiger im Vorbeigehen. Zudem lastet noch der ungelöste Fall um den Bankräuber Max Vogt auf ihm, der bei einer Polizeiaktion in den Tod stürzte – ein Fall, der ihm bei seinen Vorgesetzten Rechtfertigungsdruck einbringt.

Die Spuren führen zu Ronny Tiefenbacher, einem ehemaligen Schankkellner, und seinem Schwager Rudi Kirchler. Die beiden haben Schweikert in jener Nacht überfallen – doch den Mord bestreiten sie vehement. Das gestohlene Geld sollte ihnen den Traum von einer eigenen Gaststätte ermöglichen. Doch der Traum zerbricht jäh, als auch Rudi Kirchler brutal ermordet in seinem Schuppen aufgefunden wird. Wie ein dichtes Spinnennetz breiten sich die Verbindungen zwischen den Beteiligten aus: Schweikerts Geschäftspartner Xaver Heindl, der nun Alleineigentümer des lukrativen Bierzelts ist; Edith Wagner, Schweikerts Lebensgefährtin, die ihn kurz vor seinem Tod verlassen hat; und Karl Lanz, ein ehemaliger Arbeitskollege von Ronny, der verdächtig gut über die Raubpläne informiert war.

Die Fahndungsarbeit im Festtrubel gleicht dem Versuch, in einem Bierkrug nach einer Stecknadel zu fischen. Brandenburg, der dem traditionellen Bierkonsum eher skeptisch gegenübersteht, stößt auf eine überraschende Verbindung zwischen seinem aktuellen Fall und dem tragischen Ende des Bankräubers Vogt – eine Verbindung, die den wahren Mörder zu verzweifelten Maßnahmen greifen lässt.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Bier vom Faß“ wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert und in den Sommermonaten Juni bis August 1988 in München und Umgebung gedreht. Die Ausstrahlung erfolgte am 14. Mai 1989 im Ersten Programm der ARD als 218. Folge der Tatort-Reihe insgesamt.

In der Rolle des Kommissars Otto Brandenburg ist Schauspieler Horst Bollmann zu sehen, der bereits Tatort-Erfahrung als Oberstleutnant Delius gesammelt hatte. „Bier vom Faß“ markiert sowohl den zweiten als auch letzten Fall für den Münchner Ermittler Brandenburg, der als Berliner in Bayern einige kulturelle Anpassungsschwierigkeiten zu überwinden hat.

Die Folge spielt im Milieu bayerischer Volksfeste und Bierzeltwirtschaft – ein Setting, das die typische Münchner Atmosphäre einfängt und gleichzeitig die Fremdheit des norddeutschen Kommissars in der bayerischen Landeshauptstadt unterstreicht. Die Entscheidung, Brandendurgs Figur nach nur zwei Fällen wieder aus der Reihe zu nehmen, sorgte bei einigen Tatort-Fans für Überraschung, da die Charakterentwicklung des zugereisten Ermittlers durchaus Potential für weitere Fälle geboten hätte.

Nach der Ausstrahlung wurde vor allem die Symbolik des tropfenden Bierfasses als „Tatort-Uhr“ diskutiert, die Brandenburg schließlich zur Rekonstruktion der genauen Tatzeit nutzte – ein ungewöhnliches kriminalistisches Element, das in der Tatort-Geschichte als origineller Einfall gilt.

Besetzung

Alexander Duda (Kriminalobermeister Luginger)
Michele Oliveri (Kriminalobermeister Santini)
Heide Ackermann (Gerda Bleyfuß)
Franz Boehm (Xaver Heindl)
Suzanne Geyer (Edith Wagner)
Toni Berger (Fritz Schweikert)
Thomas Piper (Ronny Tiefenbacher)
Philipp Seiser (Rudi Kirchler)
Gabriele Grund (Rita Kirchler)
Rudolf Waldemar Brem (Karl Lanz)

Stab

Drehbuch – Frank Lämmel
Regie – Rüdiger Graf
Kamera – Hermann Reichmann, Frank Lorbiecki, Mike Steffl
Schnitt – Luti Dadon · Claudia Schultze-Jena
Musik – Gerhard Daum
Produktion – BR