Kurz und knapp – darum geht’s
Selbst im Angelurlaub findet Kommissar Horst Schimanski keine Ruhe. Nachdem er die Großbauerntochter Silke Faber nach einem Reitunfall aus dem See rettet, wird er zum Polterabend eingeladen – doch ihr Verlobter, der Tierarzt Dr. Karl-Heinz Ascher, wird am Hochzeitstag erhängt aufgefunden. Die Ermittlungen enthüllen, dass Ascher die Bauern der Region mit überteuerten Hormonpräparaten für deren Masttiere betrogen und in den Ruin getrieben hat – nur sein künftiger Schwiegervater blieb verschont. Als die wütenden Landwirte den Hof des Großbauern Faber belagern, geraten Schimanski und sein Kollege Thanner zwischen die Fronten eines Konflikts, der längst außer Kontrolle geraten ist…
Inhalt der Tatort-Folge „Bis zum Hals im Dreck“
Motorradlärm durchschneidet die ländliche Stille, als Horst Schimanski auf seiner BMW R 100 GS durch die sommerliche Landschaft braust. Der Duisburger Kommissar will beim Angeln am idyllischen Weiher endlich Ruhe finden – doch bereits bei der Suche nach einem Zeltplatz schlägt ihm die Ablehnung der Dorfbewohner entgegen wie eine eisige Brise an einem schwülen Sommertag.
Schimanski, mit seinem ewigen Schmuddellook und der unverblümten Art, passt so gar nicht in die geschlossene Dorfgemeinschaft. Die feindseligen Blicke der Einheimischen verfolgen ihn auf Schritt und Tritt. Als er der jungen Silke Faber nach einem Reitunfall das Leben rettet, scheint das Eis zu brechen – zumindest bei ihr. Götz George spielt Schimanski wie gewohnt rau und doch verletzlich, ein einsamer Wolf, der wider Willen in ein Wespennest gerät.
„’Mit dem Hochzeitstermin haben Sie wohl nicht gerechnet‘, spottet ein Bauer, als Schimanski ratlos vor der Leiche des Tierarztes steht.“ Der angehende Bräutigam Dr. Karl-Heinz Ascher hängt am Morgen nach dem Polterabend, an dem er sichtlich über den Durst getrunken hatte, wie eine leblose Puppe am Baum – unweit von Schimanskis Zelt. Die Braut Silke, Tochter des reichen Bauern Faber, kann nicht glauben, dass ihr Verlobter Selbstmord begangen haben soll, und bittet den Kommissar um Hilfe.
Die Obduktion bestätigt den Verdacht: Mord. Schimanski holt seinen Kollegen Christian Thanner ins Boot, gespielt von Eberhard Feik, der als ruhiger Gegenpol zu Schimanskis aufbrausendem Temperament fungiert. Das Ermittlerduo stößt in dem verschlafenen Dorf auf eine Mauer des Schweigens. Die Bauern sind etwa so gesprächig wie die Fische im See – und bald wird klar, warum.
In der Tierarztpraxis, in der ein Feuer gelegt wurde, finden die Kommissare Dokumente, die zeigen, dass Ascher die Bauern mit überteuerten Hormonpräparaten für ihre Masttiere betrogen hat. Der Tierarzt hat viele in die Existenznot getrieben, während er ausgerechnet seinen künftigen Schwiegervater Faber verschonte. Die Ermittlungen gleichen einem Gang durchs Minenfeld – je tiefer Schimanski und Thanner graben, desto explosiver wird die Lage.
Die Einschaltung des Landwirtschaftsministeriums verschärft die Situation noch. Unter dem grauen Regenhimmel, der sich wie eine Unheil verkündende Decke über das Dorf legt, werden die belasteten Kälber abtransportiert. Die Verzweiflung der Bauern schlägt in blinde Wut um – und richtet sich nun auch gegen die Ermittler.
Im fahlen Licht der Dämmerung belagern die ruinierten Landwirte den Hof des Großbauern Faber, in dem sich auch Schimanski und Thanner aufhalten. Als Fabers Sohn Gustav plötzlich zu schießen beginnt, fliegen Kugeln durch die Luft wie Hagelkörner bei einem Sommergewitter. Inmitten des Chaos bemerkt Schimanski, wie sich der Pferdeknecht Franz auffällig zurückzieht – eine Bewegung, die dem geübten Blick des Kommissars nicht entgeht. Die Spur führt in eine unerwartete Richtung…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Bis zum Hals im Dreck“ ist die 244. Folge der beliebten Krimireihe und die 27. mit Kommissar Schimanski. Die Produktion des WDR wurde im Sommer 1990 gedreht, wobei als Drehorte das Kloster Kamp und umliegende Gebäude in Kamp-Lintfort genutzt wurden. Die markanten Szenen am Weiher, darunter der Leichenfund, entstanden an einem Gewässer nördlich des Steinsees am Spiegelbüchl bei Niederseeon im Landkreis Ebersberg in Oberbayern.
In den Hauptrollen brillieren wie gewohnt Götz George als unkonventioneller Ermittler Horst Schimanski und Eberhard Feik als sein bodenständiger Kollege Christian Thanner. In weiteren Rollen sind Peter Striebeck als Großbauer Faber und Ilona Schulz als dessen Tochter Silke zu sehen. Die Besetzungsliste zeigt die typische Mischung aus etablierten Schauspielern und frischen Gesichtern, die für die Schimanski-Tatorte charakteristisch ist.
Musikalisch untermalt wird der Film von einer besonderen Zusammenarbeit: Die renommierte Elektronik-Band Tangerine Dream produzierte für den Tatort das Lied „I Just Want To Rule My Own Life Without You“, gesungen von Chi Coltrane – ein atmosphärischer Soundtrack, der die düstere Landidylle perfekt einfängt.
Die Erstausstrahlung der Folge fand am 9. Juni 1991 im Ersten statt. Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 29. März 2022 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Version aus, die dem Klassiker neues Leben einhauchte. Das Motorrad, mit dem Schimanski durch die ländliche Idylle fährt, war übrigens eine BMW R 100 GS in der speziellen „Paris-Dakar“-Ausführung – ein Detail, das Motorradfans begeisterte.
Nach der Ausstrahlung kursierten unter Tatort-Fans Diskussionen über die Darstellung der Landwirtschaft und den Hormonskandal, der zu dieser Zeit tatsächlich die deutsche Landwirtschaft erschütterte. Die Folge gilt unter Schimanski-Fans als besonders interessant, weil sie den raubeinigen Kommissar aus seinem gewohnten städtischen Umfeld herauslöst und in eine völlig fremde Welt versetzt.
Ein eher schwacher Tatort. Muss man nicht unbedingt gesehen haben.
Tja die Geschmäcker sind eben verschieden. ich fand ihn einen der besten…
Eine der besten Folgen. Nicht krampfhaft auf Effekt getrimmt.
Der Tatort Nummer 244 mit den Hauptkommissaren Schimanski und Thanner aus Duisburg. Ein bauernstarker Spielfilm, auf dem Lande gedreht, da wo die Traktoren schon 40 km/h fahren durften und die Bellos der dörflichen Polizei einem noch die Wurst vom Teller klauen durften. Ein damals aktuelles Thema, Hormonskandale innerhalb der Viehzucht, in einer knalligen dörflichen Möchtegern – Idylle gedreht. Die Szene, in der die Fast-Witwe dem Schimanski in Duisburg die Wohnung wienerte, habe ich allerdings bis dato nicht verstanden. Wenn man diesen Streifen, den habe ich schon in der Erstsendung gesehen, einmal ohne Logik und Verstand, als reine abendliche Unterhaltung ansieht, ist der gar nicht so schlecht. Aber bitte nicht an die sich anschließenden Straf- und Diziplinarmaßnahmen denken. M.E. ein wiederholungswerter Tatort-Fernsehfilm.
Wo zeltet Schimmi in der Folge “ Bis zum Hals im Dreck “ ?
Toller Tatort, Schimanski und Thanner auf dem Dorfe…
Gute Szenen mit viel Lokalkolorit. Schon zweimal gesehen und trotzdem wieder sehr genossen heute.
Ich fasse es immer noch nicht, dass Götz George gestorben ist. Zu traurig. Auch Eberhard Feik. Die beiden fehlen sehr.
#Tom
Da diese Folge im Stadtbereich und Umfeld von Kamp-Lintfort gedreht wurde, hat Schimmi vermutlich auch dort gezeltet, also am Pappelsee oder Rossenrayer See.
……..fahre seit dieser Tatort-Folge bis heute die R 100 GS PD. Kult!!
Alleine für den genialen Soundtrack gibt es *****
Es ist von den Kulissen her ein ungewöhnliches Schimanski Erlebnis aber es bleibt trotz allem einer meiner aller aller aller Lieblingstatorte 4ever
Das erste mal gesehen und sehr angetan !
Auch richtig klasse mit dem Motorrad.
„Bis zum Hals im Dreck“ führt Schimanski aufs Land. Im Tatort wird sie nicht weiter benannt, aber alle Landszenen entstanden in Kamp-Lintfort rund um das Kloster Kamp.
Das raue Land- und Dorfleben der Bauern wird hier toll gezeichnet. Als „Städter“ haben Schimanski und Thanner hier einen sehr schweren Stand. Auch hier gibt es eine nette Nebenrolle von Tana Schanzara als Gasthofwirtin.
Auch Peter Striebeck als patriarchalischer Hofbesitzer brilliert an vorderster Front.
Schimanski legt sich mit dem „schlafmützigen“ Dorfbullen an, fährt Motorrad und tröstet Tochter Faber auf seine Art.
Neben dem Mord noch der Medikamentenskandal um die Rinderzucht. Der genialste Dialog in dem Zusammenhang beim Mittagessen von Schimanski und Thanner in der Dorfgaststätte:
Thanner: „Gentosonol hat was mit Östrogenen zu tun. Das spritzen die Bauern ihren Tieren… sie wachsen schneller und werden rund und fett.“
Schimanski: „Ist das das Zeug, wo man solche Titten von kriegt?“
Thanner: „Genau“.
Schimanski und Thanner schauen im gleichen Moment gemeinsam in den weiten Ausschnitt der Kneipenwirtin, die dann antwortet: „Iss irgendwat?“ LOL
Ein netter, eher ruhiger Tatort, wenn auch etwas ungewohnt.
Habe diesen Tatort erstmals 2004 gesehen…….die Lust auf die R 100 GS PD wurde abermals geweckt- gesucht, gefunden, restauriert…..fahre sie seither (mit Kult-Status) bis heute!
Da ich die Dreharbeiten damals fotografisch im Raum Kamp-Lintfort begleitet habe kann ich definitiv sagen das die Camping Szene nicht in Kamp-Lintfort weder am Pappelsee noch am Rossenrayer See gedreht wurden.
Die Szenen aus Kamp-Lintfort machen vielleicht 10 Minuten im fertigen Film aus..
Grüße
ein super tatort!
können sich einige aktuelle eine scheibe abschneiden!
und cool, ja natürlich die zeit, das outfit von „schimanski“, eher wie ein billiger zuhälter, das lederhöschen ;-)
Der Tatort mit der Nummer 244 aus Duisburg und aus dem Jahr 1991. Toll das der Westdeutsche Rundfunk noch einmal in die Archivkiste kramt und diesen alten Fernseh-Knaller hervor holt. Die Mordermittler aus Duisburg sollten wohl damals den zu „bieder“ gewordenen Tatort Essen mit seinen Ikonen ablösen und durften deshalb auch mal kräftig übertreiben. Ein rasanter Tatort-Spielfilm.
Meine Meinung vom 12.11.2015 halte ich.
Solide Folge.
Drehorte des Films waren das Kloster Kamp und umliegende Gebäude in Kamp-Lintfort, der Zeltplatz und die zugehörigen Ereignisse (Abwurf durch das Pferd, Leichenfund) wurde an einem Weiher nördlich des Steinsees am Spiegelbüchl bei Niederseeon (Landkreis Ebersberg/Oberbayern) gedreht. Siehe Wikipedia Eintrag zur Folge.