Kurz und knapp – darum geht’s

Ein scheinbarer Selbstmord erschüttert die Frankfurter Bankenwelt: Norbert Harzendorf, ein einflussreicher Bankvorstand, wird tot in seiner Kronberger Villa aufgefunden. Doch die Gerichtsmedizin enthüllt: Es war Mord – und aus dem Tresor des Opfers sind vier Millionen Mark verschwunden. Während Kommissar Brinkmann und sein Assistent Wegener zwischen einer mysteriösen Theaterchefin, einer scheinbar untreuen Ehefrau und dubiosen Geldgeschäften ermitteln, führt sie die Spur zu einem gefährlichen Geheimnis aus der DDR-Vergangenheit. Als die Ermittler einem zweiten Mord auf die Spur kommen, wird klar: Sie müssen den Täter finden, bevor noch mehr Menschen sterben…

Inhalt der Tatort-Folge „Verspekuliert“

Der Märzmorgen liegt noch kühl über der Kronberger Villengegend, als die Haushälterin ihren Arbeitgeber findet – leblos, mit einer Schusswunde in der Brust. Kommissar Brinkmann, der mit seiner bedächtigen Art wie ein ruhender Pol in der hektischen Bankenmetropole Frankfurt wirkt, steht vor einem Rätsel. Der Tote, Norbert Harzendorf, war nicht irgendwer – als Bankvorstand bewegte er sich in den obersten Kreisen der Finanzwelt.

Doch in der Bank, die sich wie ein gläserner Hochmut über die Frankfurter Skyline erhebt, will niemand von Problemen wissen. Brinkmanns Assistent Wegener, der sechste in einer langen Reihe von Partnern des Kommissars, spürt die Mauer des Schweigens, die sich vor ihnen aufbaut. Erst die Obduktion bringt die Wahrheit ans Licht: Ein präziser Handkantenschlag eines Kampfsportlers beendete Harzendorfs Leben – der Schuss war nur Tarnung.

Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf dem Parkett der gehobenen Gesellschaft: Da ist Karola Amendt, die charismatische Theaterchefin, die plötzlich ihre Schulden begleichen kann. Brigitte Harzendorf, die Witwe, deren Alibi für die Tatnacht wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Und ein mysteriöser Koffer mit vier Millionen Mark, der wie ein Schatten aus der DDR-Vergangenheit des Opfers auftaucht.

Das Frankfurter Bankenviertel mit seinen spiegelnden Fassaden wird zum Labyrinth aus Lügen und Geheimnissen. Jede Spur, der Brinkmann und Wegener folgen, führt sie tiefer in ein Netz aus Geldwäsche, verbotener Liebe und alter Schuld. Die Wahrheit scheint so flüchtig wie das Licht, das sich in den Glasfronten der Hochhäuser bricht.

Hinter den Kulissen

„Verspekuliert“ ist der 255. Tatort und die achte Folge mit Karl-Heinz von Hassel als Hauptkommissar Brinkmann. Der vom Hessischen Rundfunk (HR) produzierte Film wurde am 15. März 1992 erstmals in der ARD ausgestrahlt. Mit einer beeindruckenden Einschaltquote von 13,63 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 40,20 Prozent erwies sich die Folge als echter Publikumsmagnet.

Sebastian Baur verkörpert in dieser Episode Brinkmanns Assistenten Wegener – eine Rolle, die in der Geschichte der Brinkmann-Tatorte insgesamt von sechs verschiedenen Schauspielern interpretiert wurde. Die Dreharbeiten fanden an authentischen Schauplätzen in Frankfurt und dem noblen Vorort Kronberg statt, wo die imposante Bankenwelt der frühen 1990er Jahre eine perfekte Kulisse für diesen Fall bot.

Besonders interessant: Die Handlung spielt vor dem Hintergrund der deutschen Wiedervereinigung und greift mit der Geschichte um die versteckten DDR-Gelder ein hochaktuelles Thema der damaligen Zeit auf. Der Fall erregte nach der Ausstrahlung besondere Aufmerksamkeit, da er Parallelen zu tatsächlichen Fällen von Geldwäsche im Zusammenhang mit der Abwicklung des DDR-Vermögens aufwies.

Besetzung

Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Ernst Bickel – Sigmar Solbach
Norbert Harzendorf – Udo Vioff
Brigitte Harzendorf – Eleonore Weisgerber
Karola Amendt – Karin Eickelbaum
u.a.

Stab

Drehbuch – Peter Scheibler
Regie – Wolfgang Luderer