Tatort Folge 290: Mord in der Akademie

Kurz und knapp – darum geht’s

In der ehrwürdigen Düsseldorfer Kunstakademie wird der Kunststudent Till Bornemann mit einer Drahtschlinge ermordet. Seine Freundin Pia hat den Täter zwar nicht gesehen, aber gehört, wie Till seinen Mörder mit „Gereon“ ansprach. Doch der Kunststudent Gereon Müller bestreitet jede Schuld und macht Kommissar Flemming auf seine Gipsmasken aufmerksam – hat sich der Täter damit getarnt? Als die Ermittler herausfinden, dass Till HIV-positiv war und eine Affäre mit dem Werkstattleiter Heinz Joesges hatte, führt die Spur in die Düsseldorfer Schwulenszene, wo sie in ein dramatisches Beziehungsgeflecht aus Liebe, Betrug und Verzweiflung geraten.

Inhalt der Tatort-Folge „Mord in der Akademie“

Düster und verlassen liegen die weiten Flure der Kunstakademie im Halbdunkel, nur aus der Gipswerkstatt dringt noch Licht, als ein Schrei die nächtliche Stille zerreißt. Der Leiter der Werkstatt, Heinz Joesges, entdeckt kurz darauf die Leiche des Kunststudenten Till Bornemann, erdrosselt mit einer Drahtschlinge. Tills Freundin Pia Erzberger, die in einem Nebenraum mit Gipsbinden über ihrem Gesicht dem Toten Modell saß, hat nichts gesehen – aber alles gehört: wie Till seinen Mörder arglos mit „Gereon“ ansprach, bevor die tödliche Schlinge sich um seinen Hals legte.

Hauptkommissar Flemming, dessen zerknitterte Kleidung von einer weiteren durchwachten Nacht zeugt, nimmt mit seinen Kollegen Max Ballauf und Miriam Koch die Ermittlungen auf. Die Spur führt zunächst zu Gereon Müller, einem Kommilitonen des Opfers. „Den Mord begangen zu haben wäre Selbstmord gewesen – warum sollte ich Pia am Leben lassen, wenn sie meinen Namen gehört hat?“, fragt Gereon im Verhör und verweist auf seine Sammlung realistischer Gipsmasken. Eine davon fehlt. Könnte sich jemand als Gereon ausgegeben haben?

Flemming, dessen Instinkt ihm sagt, dass Gereon die Wahrheit spricht, wendet sich einem anderen Verdächtigen zu: Heinz Joesges, dem Leiter der Gipswerkstatt, der die Leiche entdeckt hat. Das jungenhaft-scheue Lächeln des älteren Mannes kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er etwas verbirgt. Die Recherchen führen die Ermittler in die Düsseldorfer Homosexuellenszene wie in einen Irrgarten aus verborgenen Beziehungen und verschwiegenen Leidenschaften. Hier treffen sie auf den exzentrischen Kneipenwirt Gerd „Greta“ Kosminski, dessen Bar ein Treffpunkt der Szene ist.

„Till war nicht nur bei den Frauen beliebt“, verrät Kosminski mit einem vielsagenden Blick, während das Neonlicht der Bar sein geschminktes Gesicht wie eine geisterhafte Maske erscheinen lässt. Die Ermittlungen enthüllen, dass der bisexuelle Till eine Affäre mit Joesges hatte, die er für Pia beendete. Als wäre das nicht kompliziert genug, erfahren die Ermittler, dass Till HIV-positiv war – und sein neues Wissen mit niemandem teilte.

Die Nachricht trifft Pia wie ein Schlag. „Wie konnte er mir das antun?“, fragt sie, während das fahle Licht des Verhörzimmers ihre blassen Wangen noch bleicher erscheinen lässt. Für Joesges könnte diese Diagnose ein tödliches Motiv bedeuten, vermutet Flemming: Betrogen, infiziert und verlassen zu werden ist mehr, als die meisten Menschen ertragen können.

Mit einem raffinierten Trick gelingt es Flemming schließlich, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Er spielt Joesges und Kosminski gegeneinander aus, nutzt ihre komplizierte Liebesgeschichte, um den Mörder zu einer Beichte zu bewegen. In der dunklen, staubigen Kunstakademie, wo die Gipsabdrücke wie stumme Zeugen von den Wänden starren, stellt sich Flemming dem Täter – und erkennt, dass hinter der scheinbar kaltblütigen Tat eine Geschichte tiefster menschlicher Verzweiflung steht.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Mord in der Akademie“ ist der siebte Fall des Düsseldorfer Ermittlertrios um Hauptkommissar Flemming (Martin Lüttge), Kriminalhauptmeister Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Kommissarin Miriam Koch (Roswitha Schreiner). Die Dreharbeiten für diese WDR-Produktion fanden im Frühjahr 1994 in Düsseldorf und München statt, wobei als Schauplätze unter anderem die echte Kunstakademie Düsseldorf und authentische Lokalitäten in der Düsseldorfer Altstadt dienten.

In der Gastbesetzung brillieren Rufus Beck als verdächtiger Kunststudent Gereon Müller und Markus Knüfken als Mordopfer Till Bornemann. Die Szenen in der Düsseldorfer Altstadt wurden an echten Schauplätzen gedreht – unter anderem in der damaligen Altstadtkneipe „Pille“ in der Liefergasse 11 und in der Nähe der traditionellen Hausbrauerei „Im Füchschen“, die im Hintergrund der letzten Szene zu sehen ist, noch mit dem ursprünglichen weiß-roten Schriftzug vor der Modernisierung im Jahr 1995.

Bei seiner Erstausstrahlung am 24. April 1994 in der ARD erreichte der Film mit 10,70 Millionen Zuschauern einen beachtlichen Marktanteil von 34,50 Prozent und zählt damit zu den erfolgreicheren Folgen der Reihe. Bemerkenswert ist, dass der Film für die damalige Zeit ein gesellschaftlich noch kontrovers diskutiertes Thema – HIV und Homosexualität – in den Mittelpunkt einer Primetime-Sendung stellte. Für Fans interessant: Klaus J. Behrendt, der hier noch als Kriminalhauptmeister zu sehen ist, kehrte später als Hauptkommissar Max Ballauf ins Tatort-Universum zurück – allerdings am Standort Köln, wo er bis heute ermittelt.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Bernd Flemming – Martin Lüttge
Kommissar Miriam Koch – Roswitha Schreiner
Hauptmeister Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Till Bornemann – Markus Knüffken
Heinz Joesges – Joachim Kemmer
Pia Erzberger – Anne Kasprik
„Greta“ Kosminski – Gerd Böckmann
Gereon Müller – Rufus Beck
„Heinzi“ Dombrowski – Oliver Lentz
u.a.

Stab

Drehbuch – Claus Michael Rohne
Regie – Ulrich Stark
Kamera – Manfred Ensinger
Ausstattung – Christoph Simons

5 Kommentare

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  1. vor 11 Jahren

    Ich suche zum Kaufen den Tatortfilm Düsseldorf Nr.290 Mord in der Akademie.
    Vielleicht können Sie mir mitteilen,wo ich diesen käuflich erwerben kann.

    Vielen Dank für Ihr Mühe.
    Günter Rothe

    1. vor 11 Jahren

      Hallo Herr Rothe,

      eine offizielle DVD ist nicht erschienen. Daher wird es hier Folgen wohl nur im grauen Markt geben.

  2. vor 10 Jahren

    Der Tatort 290 mit dem Düsseldorfer Hauptkommissar Flemming und sein Team. Ein Mord in der künstlerischen Homosexuellenszene mit involvierten Heterosexuellen. Hauptsächlich geht es um das Thema Eifersucht unter Schwulen, man, die können aber auch beleidigt sein sowie um das damalige leidige Hauptthema AIDS. Der Spielfilm entwickelt sich zum Aufklärungsfilm, selbst die Kommissarin und der Staatsanwalt machten mit. Leider wirkte dieses alles hausbackend, Oswald Kolle schien zurückgekehrt zu sein. Nur wo war Helga? Auch die Schauspieler, nicht wirklich überzeugend – alle! Aber ich kenne Düsseldorf aus 10 jähriger Berufstätigkeit. Da hingen seinerseits tatsächlich Plakate mit nacktem Männer-Po und einem Text. “ Mein Po gehört … !“ Gesehen habe ich diesen Tatort erstmalig und dabei wird es auch bleiben. So einen Opel Omega A, wie Flemming, fuhr ich auch einmal. Kleinere Klasse, 2 ltr, 115 PS. Der schaffte aber mit Anlauf auch seine 210 km/h. Ja, ja, ja.

  3. vor 5 Jahren

    Ich habe diesen Tatort seinerzeit gesehen und war von ihm nachhaltig beeindruckt. Man sagt ja, jeder lese sein eigenes Buch und offensichtlich sieht auch jeder seinen eigenen Film – ich fand die darstellerische Leistung sehr gut, vor allem von Gerd Böckmann, aber auch den anderen. Martin Lüttge hat mir als Tatort-Kommissar gut gefallen und ich habe ihn vermisst … nun wird er nie mehr spielen – eine vertraute Generation, Könner, die mit ihrem ganzen Körper spielen und in Blicke ganze Sätze legen können – verschwindet. (Glücklicherweise wachsen immer wieder ein paar nach, bei denen es eine Freude ist, zuzusehen.)

  4. vor 4 Jahren

    Klasse Flemming Tatort aus Düsseldorf. Unvergessen sicherlich Max Ballauf mit seinem Spruch „Na du altes Hoppelhäschen gibt’s denn hier noch ein schnukliges Plätzchen für mich“. Super

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