Kurz und knapp – darum geht’s
Nach 16 Jahren Haft kehrt die ehemalige Kiezgröße Harry Mucher nach Hamburg zurück und bringt damit das kriminelle Gefüge im Rotlichtviertel gefährlich ins Wanken. Während Kommissar Brockmöller in Mucher den Mörder seiner früheren Kollegin sieht, sucht sein Partner Stoever nach anderen Verdächtigen für die plötzlich auftretenden Todesfälle im Milieu. Als die Ermittler auf die Spur eines Jugendlichen stoßen, der eine besondere Verbindung zu Mucher hat, geraten sie mitten in einen gefährlichen Rachefeldzug mit tödlichem Potenzial…
Inhalt der Tatort-Folge „Der König kehrt zurück“
Nächtlicher Nebel wabert durch die engen Gassen des Hamburger Kiez, während Kommissar Brockmöller rastlos in seinem Dienstzimmer die alten Akten durchforstet. Der Name Harry Mucher lässt ihn nicht schlafen – jener Mann, dem er nie den Mord an seiner Kollegin und Freundin Verena Becker nachweisen konnte. Nun ist Mucher zurück auf St. Pauli, und mit ihm kehrt die Unruhe in die Szene ein.
Die Neonlichter der Kaschemmen spiegeln sich in den Pfützen, als im Hinterzimmer einer Videothek die erste Kugel fällt. Der Geschäftsführer Wolfgang Braun liegt tot am Boden, und für Brockmöller ist der Fall klar: Harry Mucher räumt auf. Sein Kollege Stoever hingegen zweifelt an dieser einfachen Lösung. „Ein kranker Mann, der nur noch seine Ruhe will“, murmelt er nachdenklich, während er das blasse Gesicht des Verdächtigen auf dem Fahndungsfoto betrachtet. Die Spannung zwischen den beiden langjährigen Partnern ist mit Händen zu greifen – wo Brockmöller blinde Wut empfindet, sieht Stoever Raum für Zweifel.
Der sechzehnjährige Jan flitzt auf seinen Inline-Skates durch die Straßen, eine ungewöhnliche Erscheinung zwischen den Zuhältern und Prostituierten. Sein Blick folgt ehrfürchtig jedem Schritt Muchers, den er wie einen Helden verehrt. „Der König ist zurück“, flüstert er seiner Mutter Kirsten zu, die als Prostituierte arbeitet und ihre eigene Geschichte mit dem ehemaligen Kiezherrscher hat. Die Suche nach dem Täter gleicht einem Irrgarten, in dem nichts ist, wie es scheint – Freunde von damals entpuppen sich als Verräter, und die wahren Motive liegen tief vergraben unter 16 Jahren ungesühnter Schuld.
Ein zweiter Mord erschüttert den Kiez, und die blau-rötlichen Lichter der Polizeisirenen durchschneiden die Nacht wie kalte Messer. Als Stoever und Brockmöller die Verbindung zwischen Jan und Mucher entdecken, ahnen sie nicht, dass der Junge bereit ist, für seine neu gefundene Vaterfigur alles zu riskieren. „Es war nie der König, der getötet hat“, behauptet Jan mit einer Überzeugung, die die Kommissare stutzig macht. Doch die Wahrheit über die Diamanten von damals und der wahre Mörder von Verena Becker scheinen unerreichbar – bis eine unerwartete Geiselnahme alle Karten neu mischt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Der König kehrt zurück“ ist die 318. Folge der beliebten Krimireihe und wurde vom Norddeutschen Rundfunk produziert. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1995 statt, wobei authentische Locations auf dem Hamburger Kiez rund um die Reeperbahn als atmosphärische Kulisse dienten.
In den Hauptrollen brillieren wie gewohnt Manfred Krug als Kriminalhauptkommissar Paul Stoever (sein 25. Fall) und Charles Brauer als sein Kollege Peter Brockmöller (sein 22. Fall). Als besonderer Gaststar überzeugt der charismatische Gottfried John in der Rolle des gebrochenen Ex-Gangsters Harry Mucher – ein Schauspieler, den viele Zuschauer noch aus Fassbinders TV-Serie „Acht Stunden sind kein Tag“ und später als Bond-Bösewicht in „GoldenEye“ kennen. In weiteren Rollen sind Benedikt Volkmer als junger Jan und eine Reihe bekannter Gesichter aus der deutschen Fernsehlandschaft zu sehen.
Bei seiner Erstausstrahlung am 17. September 1995 erreichte der Film 7,35 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 23,09 Prozent – ein beachtlicher Erfolg für das Hamburger Ermittlerduo. Die Kritiker lobten besonders die düstere Inszenierung von Regisseur Michael Gutmann und dem Kamera-Team Bergith und Johannes Geyer, die dem Fall eine „blaustichige Moritat, düster und hart“ verliehen. Der „Tatort der Extra-Klasse“ überzeugte mit seiner filmischen Qualität und der schauspielerischen Leistung des gesamten Ensembles.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die komplexe Vater-Sohn-Beziehung zwischen Mucher und Jan diskutiert, sowie die moralische Ambivalenz der Hauptfiguren, die in dieser Folge weit über das übliche Täter-Ermittler-Schema hinausgeht.
Der Tatort mit der Nummer 318 spielt in den Tiefen des Kiez in Hamburg und zwar so realistisch, dass ich noch beim dritten Schauen an einen Dokumentarfilm dachte. Sicherlich einer der Tatort-Spielfilme der beiden Spitzen-Tatort-Hauptkommissare von der Mordkommission, Stoever und Brockmöller, mit der authentischsten Tragik und Dramaturgie. Einfach Klasse, auch für den interessiert schauenden Zuschauer, welcher für dieses Milieu erstmals gar nichts über hat. Der ist auch noch 20 Jahre nach der Erstsendung, im Jahr 1995, realistisch und aktuell, mit einer schauspielerischen Leistung der Darsteller vom Feinsten. Besonders sehenswert wie ich meine, mit einem Harry Mucher in theatralischer Höchstform. Unter einer eventuellen Tatort-Liste der besten 150, sicherlich ganz oben.
Sehr geehrte Damen und Herren! Gibt es diese Folge auf DVD oder in nächster Zeit im TV? Mit freundlichen Grüßen Elisabeth Bösch
Toll gespielt, immer wieder sehenswert!
Furchtbarer Käse.
Der Jan (der Sohn) hat tierisch genervt, aber sonst ein guter Tatort.