Kurz und knapp – darum geht’s
Im Frauenkloster „Heilig Blut“ wird die junge Nonne Theresa tot am Fuß des Glockenturms aufgefunden – ein Unfall, wie die Äbtissin Laetitia vermutet. Doch die Düsseldorfer Ermittler Flemming und Koch werden skeptisch, als sich herausstellt, dass die fromme Schwester im fünften Monat schwanger war. Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, zieht Kommissarin Koch undercover ins Kloster ein und beobachtet eines Nachts einen flüchtenden Mann im Klostergarten. Als die Ermittler der verschreckten Novizin Elia auf den Grund gehen, stoßen sie auf eine düstere Familiengeschichte, die die Äbtissin um jeden Preis verbergen will…
Inhalt der Tatort-Folge „Heilig Blut“
Der kalte Januarmorgen liegt wie ein Leichentuch über dem ehrwürdigen Frauenkloster, als der Schrei einer Ordensschwester die Stille zerreißt. Zu Füßen des alten Glockenturms liegt Schwester Theresa – mit gebrochenem Genick und einer rätselhaften Holzfigur in Form eines Fisches fest umklammert in ihrer Hand. Kommissar Flemming, der mit seinem durchdringenden Blick sofort merkt, dass hier etwas nicht stimmt, findet in der Pathologie Bestätigung: Theresa war schwanger, hatte fremdes Blut unter den Fingernägeln und Algenreste in den Haaren – das passt nicht zum Bild einer Nonne, die in stiller Abgeschiedenheit lebt.
Während die strenge Äbtissin Laetitia mit ihrer kühlen Autorität jede Einmischung in die Klosterangelegenheiten abwehrt, spürt Kommissarin Koch, dass hinter den dicken Klostermauern Geheimnisse verborgen werden wie kostbare Reliquien. Als Koch zur verdeckten Ermittlung selbst eine Zelle im Kloster bezieht, erlebt sie die bedrückende Atmosphäre der engen Gänge, in denen das Kerzenlicht gespenstische Schatten an die jahrhundertealten Steinwände wirft. „Theresa war vorbildlich“, flüstert ihr die Novizenmeisterin zu, „aber vor fünf Monaten bat sie darum, vom Glockenläuten entbunden zu werden“ – genau zu jener Zeit, als ihr Kind gezeugt worden sein muss.
Die nächtliche Ruhe im Kloster wird jäh durchbrochen, als Kommissarin Koch einen Schrei hört und die Silhouette eines fliehenden Mannes im Mondlicht erkennt. Die junge Novizin Elia, die Theresas Amt als Glockenläuterin übernommen hat, wirkt verstört wie ein aufgescheuchtes Reh. Ihre ängstlichen Augen verraten, dass sie mehr weiß, als sie zu sagen bereit ist. Die Suche nach dem Eindringling gleicht dem Versuch, Nebel mit bloßen Händen zu greifen – der Schlüssel zum Tor soll sich einzig im Besitz der Äbtissin befinden.
Flemming folgt inzwischen einer anderen Spur: Die Holzfiguren, die in Theresas Matratze versteckt waren, führen ihn zu einem jungen Restaurator namens Gabriel Engelhardt. „Sie war anders als alle anderen Nonnen“, gesteht dieser schließlich mit zitternder Stimme. Doch während die Ermittler dem jungen Mann noch auf den Zahn fühlen, verschärft sich im Kloster die Lage. Die Äbtissin verweist Koch des Klosters, nachdem diese einen verschwundenen Rosenkranz in Laetitias Schreibtisch findet – ein Rosenkranz aus Frauenhaaren, dessen Bedeutung sich den Ermittlern noch nicht erschließt…
Hinter den Kulissen
„Heilig Blut“ ist die 324. Tatort-Folge und der 13. Fall für das Düsseldorfer Ermittlerteam Flemming (Martin Lüttge) und Koch (Roswitha Schreiner). Unter der Regie von Hartmut Griesmayr entstanden die Dreharbeiten auf Grundlage eines Drehbuchs von Dorothee Schön und Susanne Schneider. Die Dreharbeiten für diesen vom Westdeutschen Rundfunk produzierten Tatort fanden in Düsseldorf und Umgebung statt.
Eine besondere Strahlkraft erhielt der Film durch die Besetzung der Äbtissin mit der österreichischen Schauspiellegende Maria Schell, die mit ihrer Präsenz der Figur eine eindrucksvolle Aura verlieh. Der Krimi wurde am 14. Januar 1996 erstmals im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt und erreichte mit 10,99 Millionen Zuschauern einen beachtlichen Marktanteil von 31,01 Prozent.
Die Kritiker blieben allerdings verhalten – die Fernsehzeitschrift TV Spielfilm sah in dem Versuch, ein klösterliches Setting ähnlich „Der Name der Rose“ in einen Tatort zu übertragen, ein nur mäßig gelungenes Experiment. Nach der Ausstrahlung führte besonders die düstere Darstellung des Klosterlebens zu Diskussionen, wobei einige Zuschauer die psychologische Tiefe der Charaktere lobten, während andere die Darstellung religiösen Lebens als zu klischeehaft empfanden.
Der Tatort Nummer 324 aus Düsseldorf. Hauptkommissar Flemming und seine Miriam Koch ermitteln in einem außergewöhnlichen Tötungsfall. Die sind ja auch von der Mordkommission. Eine junge Nonne wurde gemordet, innerhalb des Klosters und in der allgemeinen Dienstzeit. Interessanter Tatort-Kirchen-Krimi, der bei dem zuschauenden Publikum durchaus Neugier geweckt haben könnte. Aber Spannung? Negativ! Ich sehe diesen Tatort-Fernsehfilm nun zum zweiten Mal und dabei wird es auch letztendlich bleiben.
Kloster Nonne Tot Kommissarin nicht undercover kein Ballauf ein müder Flemming. Buhhhh
„Verdammt noch mal“, Flemminings first words here.
The Äbtissin sounds like she has been smoking all her life
Myriam enters the monastery with two bottles of wine, a popcorn maker and Mickey Mouse pajamas.
The music is awful.
Jede Minute von dem Film ist Folter…
Man muss ja kein Freund der katholischen Kirche oder von Glaubensgemeinschaften im Allgemeinen sein. Aber Fleming´s intolerante und überhebliche Äußerungen gehen einem (oder mir) schon irgendwann auf den Zünder. Letztendlich merkt man auch daran, dass der Film schon etwas älter ist. Damals noch ein Tabubruch, ist es heute kein Problem mehr, auf der Kirche herumzuhacken. Sowas würde heute keinen Weg mehr ins Drehbuch finden, denn es ist nichts besonderes mehr.
@Henning:
Ich stimme Ihnen zu. Dennoch war es m.E. wichtig, die (katholische) Kirche von ihrem ‚Sockel‘ herunter zu holen. (Da ihr dieser – wie wir nun wissen – nicht zusteht!). 😇
⭐️⭐️⭐️
Getragen wird diese von Hartmut Griesmayr inszenierte Folge natürlich von ‚Seelchen‘ Maria Schell, neben ihr sind noch Ina Weisse und Holger Handtke zu erwähnen.
Die Story bleibt leider allzulange unscharf und nebulös, was Flemming in seiner ausnehmend freundlichen Art entsprechend zu kommentieren pflegt.
Im weiteren Verlauf wird es recht krude, um nicht zu sagen unglaubwürdig, die Auflösung am Ende dann ziemlich weit hergeholt.
Als protestantisches Nordlicht habe ich mit Marien-Verehrung, der Schuld-und-Sühne-Lehre und dem Bußsakrament (vulgo Beichte) der „Katholen“ erhebliche Probleme – aber das tut hier nix zur Sache …
Erfreuen wir uns lieber an der Optik, denn die Bilder, die Kameramann Charly Steinberger (1984 von Susanne Uhlen geschieden) eingefangen hat, können gefallen: Jean-Jacques Annauds geniale Verfilmung von Umberto Ecos Bestseller ‚Der Name der Rose‘ von 1986 läßt grüßen!
Deshalb hätte der Name des Drehortes in Tschechien im Abspann ruhig genannt werden können – das Kloster und die Abteikirche ist in Südböhmen zu finden: Knapp 100 Kilometer südlich von Prag und ca. 35 km nördlich von Budweis entfernt, liegt südwestlich der Stadt Tabor an der Luznice (Lainsitz), einem Nebenfluß der Moldau, der kleine Ort Bechyne (Beching).
Unweit des mächtigen Renaissance-Schloßes befindet sich die spätgotische Klosterkirche Mariä-Himmelfahrt, zweimal ist sie kurz im Hintergrund hoch oben auf einem Felsen zu sehen; später parken die Ermittler ihr Auto vor dem Seiteneingang.
Auch die Innenaufnahmen sind dort entstanden, als Kulisse für die Klosterräumlichkeiten diente das im Geviert angebaute ehemaligen Kloster (jetzt Musikschule), bis 1950 waren dort Franziskaner ansässig.
Unterhalb des Schloßberges findet man direkt am Ufer der Luznice die Werkstatt des Restaurators, Ort der Festnahme des Verdächtigen; auf dem Gelände ist heute eine Ferienpension.
Lediglich den Turm konnte ich nicht lokalisieren, der befindet sich weder bei der Kapelle noch beim Schloß, es wird ein anderes Gebäude sein.
Hübsche Dialoge werden geboten:
– zwischen Flemming und dem Restaurator:
R: „Die Unschuld hat im Himmel einen Freund – Schiller“.
F: „Tja, aber der verschafft ihm hier kein Alibi auf Erden“.
– Flemming altväterlich zu Koch: „Fallen sie mir nicht vom Glockenturm!“
Dank dieser Folge wissen wir nun, daß Frau Kochs Heinzi einen Nachnamen hat: Dombrowski.
Jedoch ist deren Verhältnis momentan ziemlich getrübt, was unschwer an der Menge des konsumierten Rotweins zu erkennen ist!
Zur Personalie Dorothee Schön (Drehbuchautorin):
Verheiratet mit Jürgen Bretzinger, der TO-Fans nicht unbekannt sein dürfte – Stichwort Stoever & Brockmöller!
Die Grimme-Preisträgerin hat in vielen TV-Produktionen bis heute Spuren hinterlassen, verfaßte rd. 30 Drehbücher, allein 17 für die TO-Reihe (8x Blum, 5x Odenthal, Thiel & Boerne 2x und je einmal Borowski und Flemming).
In ihrer Drehbuchwerkstatt München betreute sie auch ihre Co-Autorin Susanne Schneider und z.B. Friedrich Ani.
Und am Rande bemerkt:
– netter, aber verzichtbarer Gag: die Popcornmaschine
– Auto von Schafen umringt: immer wieder gern genommenes Motiv, so in ‚Tod im Häcksler‘ oder im Vorspann von ‚Mord mit Aussicht‘.
@Al.Ter:
War der „Heinzi“ nicht der Staatsanwalt, mit dem Fr. Koch in einer der Flemming-Vorfolgen ‚Herz As‘ (hab‘ ich zufällig letzte Wo. auf WDR gesehen) erotische Fesselspiele trieb (und der dann nach Neu-Kaledonien ausgewandert ist)?
Das traurige Gesicht von Fr. Koch in der Schluss-Szene ist mir noch in Erinnerung! (sie fragt: „Neu-Kaledonien, wo ist denn das überhaupt? Flemming antwortet mit exaktem Längen- und Breitengrad – keiner wird’s
überprüfen!). 😉
@ Der Fremde
Jau, genau der StA (die Szene findet sich in #316 ‚Herz As‘).
Aber ich meine, daß die beiden am Ende von #354 ‚Brüder‘ heiraten!
Da gibt es mittendrin ein Telefonat, in dem sie Heinzi mitteilt, keinen Bock zu haben mit dem Camping-Bus durch Finnland zu gurken, weil sie bis dahin im 6. Monat ist!
Am Schluß kommt sie im Brautkleid ans Rheinufer gelaufen und ruft Flemming, der gerade mit seinem Boot abgelegt hat, „V-e-n-e-d-i-g!“ zu und meint dann leise: „Du schaffst das schon“, wobei sie ein Tränchen verdrückt!
Ein schönes Finale!