Tatort Folge 328: Tod auf Neuwerk
Erscheinungsjahr: 1996
Kommissar: Stoever und Brockmöller
Ort: Tatort Hamburg
Ein Mord auf der kleinen Insel Neuwerk ist für die beiden Kommissare Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer) in dem Tatort „Tod auf Neuwerk“ der Beginn einer schwierigen Ermittlung, bei der das Hamburger Tatort-Team auch auf einen Fall von Bestechung stößt.
Tatort „Tod auf Neuwerk“ – Trailer
Die vor Cuxhaven in der Nordsee liegende Insel Neuwerk gehört schon seit mehreren Jahrhunderten zum Stadtgebiet der Hansestadt Hamburg, bis zum Tatort „Tod auf Neuwerk“ ist es dort aber immer friedlich zugegangen. Das ändert sich, als die Einwohner im Watt vor der Insel plötzlich eine Leiche entdecken. Bei dem Toten, der an den Händen gefesselt wurde, handelt es sich um einen Mann namens Drost, der in Hamburg als leitender Schifffahrtsdirektor tätig war. Die Ermittlungen in dem ungeklärten Todesfall übernehmen die beiden Hamburger Polizisten Brockmöller und Stoever.
Die beiden Fahnder fahren nach Neuwerk, um sich den Fundort genauer anzusehen. Dort stoßen die Kommissare in dem Tatort „Tod auf Neuwerk“ auf wenig Hilfsbereitschaft bei den insgesamt 42 Einwohnern der kleinen Insel. So will keiner davon gewusst haben, was ein Geschäftsmann aus Hamburg auf der Insel Neuwerk verloren haben könnte. Auch will keiner der Einwohner den Mann vor seinem Tod gesehen haben. Daraufhin macht sich Brockmöller in dem Tatort „Tod auf Neuwerk“ auf den Weg zurück nach Hamburg, während Stoever vor Ort bleibt.
Von Hamburg aus kommt Brockmöller den kriminellen Aktivitäten des Opfers auf die Schliche: Anscheinend war Drost an mehreren Bestechungsaffären beteiligt. Unklar ist in dem Tatort „Tod auf Neuwerk“ jedoch, wofür der ehemalige Schifffahrtsdirektor das Geld gebraucht hat. Während dessen hört sich Stoever weiter auf der Insel um. Dabei erfährt er, dass Drost angeblich auf die Insel gekommen war, um Vögel zu beobachten. Dieses Motiv kann der Fahnder aber nicht ganz glauben, zumal er in dem Zimmer des Toten auf mehrere Seekarten stößt.
Anstatt sich Vögel anzusehen, hatte Drost wohl eher jeden Tag einen Kutter namens „Xylia“ beobachtet, der einem Hamburger Tauchschulbesitzer namens Knoll gehört. Diese erste Spur kann Stoever kaum weiter verfolgen, weil ihm keiner der Inselbewohner noch mehr erzählen kann oder will. Wo auch immer der Kommissar nach weiteren Informationen fragt, trifft er im Tatort „Tod auf Neuwerk“ auf eine Mauer eisigen Schweigens.
Bewegung in den Fall bringt erst eine Entdeckung seines Kollegen Brockmöller. Dieser hat herausgefunden, dass der frühere beste Freund des Opfers, Jonas Schomer, vor etwa zwei Jahren auf Neuwerk gewesen und dort spurlos verschwunden ist. Wollte Drost also seinen verschollenen Freund suchen? Dafür sprechen im Zuge der Untersuchungen in dem Tatort „Tod auf Neuwerk“ immer mehr Hinweise. So war der Schifffahrtsdirektor anscheinend auf der Suche nach dem Schiff, auf dem sich Jonas Schomer damals vermutlich aufgehalten hatte. Stoever vermutet jedoch, dass es Drost nicht nur um das Finden des Freundes geht. Doch was könnte den Mann an einem Schiff noch interessiert haben?
Die Tatort-Folge 328 „Tod auf Neuwerk“ wurde von Helmut Förnbacher gedreht, der auch Regisseur der Fernsehserie „Ein besonderes Paar“ ist. Ausgestrahlt wurde der Krimi, dessen Drehbuch von Raimund Weber stammt, am 24. März 1996 zum ersten Mal im NDR.
Besetzung
Hauptkommissar Paul Stoever – Manfred Krug
Kommissar Peter Brockmöller – Charles Brauer
Freimut Drost – Bernd Herzsprung
Sven Bolten – Michael Lesch
Fritz Helm – Paul Berndt
Hans Vogt – Ulrich Faulhaber
Kai Helm – Peter Buchholz
Annegret Schwarz – Karen Friesicke
Volker Butt – Elmar Gehlen
Leo Möller – Manfred Reddemann
u.a.
Stab
Drehbuch – Raimund Weber
Regie – Helmut Förnbacher
Kamera – Heinz Hölscher
Schnitt – Wiebke Koester
Musik – Klaus Doldinger
Produktion – NDR
6 Meinungen zum Tatort Folge 328: Tod auf Neuwerk
Nanu, noch keine Kommentare??
Habe diesen TO seit Jahren auf Video und ihn mir gerade einmal wieder angesehen. Sicherlich beiweiten kein Glanzstück der Serie, dennoch mag ich ihn wegen seiner Unaufgeregtheit und atmoshärischen Dichte.
‚Paul und Brocki‘ – Stöver und Kollege Brockmüller – waren fast immer ein gutes Ermittlerteam. In diesem Fall kann man gut den Gedankengängen der beiden Beamten folgen, wenn auch das ursprüngliche Mordopfer etwas in den Hintergrund gerät.
Die Spannung hält bis zum Schluss. Etwas seltsam begründet sich wieder einmal vieles auf einem Öko-Thema (verseuchtes Bauland), aber das ist ganz okay so. Einzig der etwas melodramatische Schluss sorgt leider für einen leicht seltsamen Nachgeschmack.
Dieser übertönt zum Glück nicht das Gefühl von Meeresrauschen, Möwengeschrei und frischer Seeluft, gepaart mit der herrlichen ‚Jugendherbergsatmosphäre‘ ihrer Unterkunft auf Neuwerk…
…yes, „somewhere over the rainbow, skies are blue…“ Ein schönes Lied, welches stimmungsvoll von unseren Singing cops dargebracht wird!
3 Sterne für gelungene Unterhaltung!
Der Tatort mit der Nummer 328 aus Hamburg beziehungsweise Neuwerk. Diese unbekannte Insel-Schönheit sollte auch namentlich erwähnt werden. Die Hauptkommissare Stoever und Brockmöller, langjährig ein Team und trotzdem weiß man, wer letztendlich das Sagen hat, ermitteln akribisch und kriminalistisch in einem soliden und ansprechenden Kriminalfilm, kommen dabei das eine und das andere Mal in eher peinliche Situationen, meistern diese aber mit der gewohnten Professionalität. Unter norddeutscher Küstenidylle und harmonischen Vogelgezwitscher klären sie zwei Morde auf, geschehen der Vertuschung wegen, aufgrund von illegalen Giftmüllentsorgungen, gewissenlosen Wohnbauobjekten und aus Geldgier. Sehenswert.
Ein Klassiker aus den 90ern. Kann mich noch an die Erstaustrahlung erinnern. Tolle Landschaftsaufnahmen, ein sehr gutes Ermittlerteam mit viel guter Laune, spannende Story. Klasse Super Tatort. 4,7 Sterne
Ein interessanter Tatort mit einer nicht vorhersehbaren Geschichte. Und Stoever und Brockmöller ausnahmsweise einmal in idyllischer Landschaft. Die Handlung verläuft ruhig, ohne Action, aber auch ohne Langeweile. Nicht ein Highlight der Reihe, aber rundum gelungen. Zudem war es der erste Tatort mit Gesang und daher stilprägend. Nach vielen Jahren immer noch sehenswert.
Eine Doppelfolge beim NDR in örtlichem Zusammenhang aber chronologisch umgekehrter Reihenfolge; die Aufzeichnungen wurden hier natürlich in der richtigen Abfolge geschaut.
Fehlte nur noch ‚Haie vor Helgoland‘ (2020 leider verpaßt) und alle Folgen wären beisammen gewesen, die in Küstennähe spielen.
Konventionell, geradezu nüchtern inszeniert ist diese hier: das Hafenpanorama mit den Museumsschiffen ‚Cap San Diego‘ und ‚Rickmer Rickmers‘, Pferdefuhrwerke zuckeln durch das Watt, schöne Blicke vom und auf den Leuchtturm, Sonnenuntergänge werden bewundert; alles herrlich bebildert von Kameramann Heinz Hölscher, der neben unzähligen Klamotten zwei Winnetou- und Heintje-Filme und den Klassiker ‚Peggy hat Angst‘ ins Bild gesetzt hat.
Auch wenn Kollege Helmut Förnbacher Regie führte, haben es sicherlich Rolands gute Kontakte zur Polizei ermöglicht, allerlei polizeiliches Gerät wie verschiedene Boote und Hubschrauber auffahren zu lassen – alle Achung!
Ein gefesselter Toter im Watt vor Neuwerk, wo die Inselwarte regelmäßig aus den Familien Fock und Griebel stammen – „Weber-Steg“, wie der schlaue Stoever sofort erkennt, er bringt mit „Rum macht dumm“ den Spruch des Tages, erklärt uns die Stauwasserzeit zwischen Ebbe und Flut und verrät sogar sein Geburtsdatum: 3. Mai ’36.
Stoever & Brocki in der Spätphase: Musikalisch wird alkoholselig „Over the Rainbow“ zum besten gegeben, selbst für Pennälerhumor mit Komdom-Scherzen und dem „Schuldschein für den doofen Brocki“ als Running-Gag sind sich die Herren Kommissare nicht zu schade.
Doch die verquaste Geschichte mit dem lang zurückliegenden Immobiliengeschäft, bei dem die letzte Rate erst nach 30 Jahren floß, allerlei Beiwerk wie Schmiergeld & Bestechung, Elbschlickverklappung & Giftmülldeponie sowie eine versenkte Yacht, garniert mit allerlei falschen Fährten wie Eifersucht und Drogenschmuggel verwirrt den Zuschauer mehr und mehr – das kostet den 4. Stern, denn nicht immer sind die Handlungsstränge plausibel.
Krugs wagemutiger Einsatz im offenen Meer ist schon das Aufregendste – wenngleich ziemlich unglaubwürdig, daß den Platscher auf dem Schiff niemand bemerkt haben will: Ein schönes Bild gibt er ab, im „Affenkäfig“ (einer Rettungsbake von dreien zwischen Cuxhaven und Neuwerk) sitzend gebetsmühlenartig „Ich liebe den Dienst bei der Polizei“ vor sich hinbetend.
Die Herren Herzsprung (gab nur dieses eine Gastspiel) und Lesch (war 6x zu Gast) und in Nebenrollen die Damen Karen Friesicke als Lehrerin; Regine Lamster als Bedienung taucht auch in der Scharhörn-Folge wieder auf; dazu die älteren Semester wie Ulrich Faulhaber, der als Wattfahrer Vogt und Wattarbeiter Helm ebenso in beiden Neuwerk-Folgen auftaucht und stolze 14x im TO zu sehen war! Auch Elmar Gehlen, Vater von Johanna-Christine verheiratete Bezzel, präsentiert sich in beiden Folgen in unterschiedlichen Rollen (Butt/Wattkutscher Fitschen) – ziemlich irritierend, solche Besetzungen. Und Werner Eichhorn, der einen schönen alten 190er Benz von 1962 (W110) chauffiert, begegnete uns neulich in Folge 132 ‚Wat Recht is, …‘.
Merkwürdig, daß im Abspann die Namen der Darsteller komplett unterschlagen wurden, wodurch uns beinahe entging, daß niemand geringeres als Helmut Förnbacher, Regisseur dieser Folge, den Tauchlehrer Jochen Knoll verkörperte!
Bei der bislang noch einstelligen Anzahl an Kommentaren gilt hier ganz offensichtlich „Klasse statt Masse“ (so oder ähnlich trocken hätte es wohl KHK Paul Stoever kommentiert ;))
Auch für mich eine der besten Folgen dieses einmaligen und unvergleichlichen Ermittler-Duos, die sich wirklich durch nichts und absolut gar nichts jemals aus der Ruhe bringen lassen ;-))
Ebenfalls schön, dass die Insel Neuwerk mit als Schauplatz der 461. TO-Episode „Tod vor Scharhörn“ in der letzten Folge für die beiden „Swinging Cops“ zurückkehrt.
„Der Mensch ist ein einziges gigantisches Ferkel, wenn man den Tierchen damit (mal) kein Unrecht tut“ – KHK Stoever zu KHK Brockmöller auf dessen Hinweis gegen Ende zur soeben aufgedeckten illegalen Giftmülldeponie auf dem geplanten Bauland als Luxus-Wohnanlage.
Insofern auch von mir herzlich gerne fünf Sterne für diese beinahe 30 Jahre alte zeitlos gute und im Vergleich zu manch anderen, eher action- und psychoproblematisch-überbetonten Krimis sehr angenehmen, fast schon entschleunigten Unterhaltung, wozu auch die Filmmusik von Klaus Doldinger ganz entscheidend mit dazu beiträgt.