Kurz und knapp – darum geht’s
Mitten in der Nacht wird im Intercity von Frankfurt nach Paris eine südamerikanische Prostituierte ermordet – direkt vor den Augen des observierenden Kommissars Brinkmann. Es ist bereits das zweite Opfer aus dem Frankfurter Eros-Center „Miami“, das auf mysteriöse Weise während einer Zugfahrt nach Frankreich ums Leben kam. Als die Ermittlungen Brinkmann und seinen französischen Kollegen Etchegoyen in die Kreise der türkischen Drogenmafia führen, wird die junge Prostituierte Béatrice zur Schlüsselfigur im Kampf gegen die skrupellosen Verbrecher – ohne zu ahnen, dass sie bald selbst im Fadenkreuz des Killers stehen wird.
Inhalt der Tatort-Folge „Frankfurt-Miami“
Schlaflos lehnt Kommissar Edgar Brinkmann am kühlen Fenster des nächtlichen Intercity nach Paris, während die Lichter entlang der Bahnstrecke wie ferne Sterne vorbeiziehen. Er hat die südamerikanische Prostituierte im Auge, die er bereits seit Tagen observiert – in der Hoffnung, durch sie dem Mörder einer ihrer Kolleginnen aus dem Frankfurter Rotlichtetablissement „Miami“ auf die Spur zu kommen. Der monotone Rhythmus der Zugräder wird plötzlich zum unheilvollen Taktgeber, als Brinkmann einen Moment zu spät bemerkt, dass sich jemand dem Abteil seiner Zielperson nähert. Als er einschreitet, findet er nur noch eine Leiche vor.
„Die Pariser Polizei erwartet Sie bereits am Bahnhof“, teilt ihm der aufgeregte Schaffner mit. In der französischen Hauptstadt macht Brinkmann Bekanntschaft mit dem eigenwilligen Sittenpolizisten Anders Etchegoyen, dessen unkonventionelle Methoden den peniblen deutschen Kriminalhauptkommissar zunächst irritieren. „Wir arbeiten hier nicht mit Samthandschuhen, Monsieur Brinkmann“, erklärt der Franzose mit einem Schulterzucken, das den kulturellen Graben zwischen den beiden Ermittlern nicht deutlicher hätte markieren können.
Die Spur führt zurück nach Frankfurt ins „Miami“, wo die türkische Mafia nicht nur das Rotlichtmilieu kontrolliert, sondern auch einen schwunghaften Drogenhandel betreibt. Die Atmosphäre im Etablissement ist so stickig wie ein Gewitter vor dem Ausbruch – gedämpftes Licht, schwere Parfüms und die allgegenwärtige Angst der Frauen, die hier arbeiten. Unter ihnen ist Béatrice, die verzweifelt versucht, aus dem Milieu auszusteigen, doch der Bordellboss Khamon hält sie in einem unsichtbaren Käfig gefangen. Als Etchegoyen und seine Kollegin Clara Franconeri in Frankfurt eintreffen, erkennt er in Béatrice eine Frau wieder, die er aus seiner Heimat kennt.
Die Fahndung nach dem Mörder gleicht einem Tanz auf dem Vulkan. Jede Befragung, jeder Schritt tiefer in das kriminelle Netzwerk bringt die Ermittler in größere Gefahr. Béatrice wird zur Schlüsselfigur, als die Mafia sie als Drogenkurierin auf die nächste Zugfahrt nach Paris schickt – unwissend, dass sie lediglich als Köder dienen soll. „Sie werden nicht zögern, auch dich zu beseitigen“, warnt Brinkmann die junge Frau, als sie sich bereit erklärt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten.
Während in Frankfurt die Nacht hereinbricht und die Lichter der Skyline wie kalte Sterne über dem Main funkeln, bereiten Brinkmann und Etchegoyen einen riskanten Plan vor. Béatrice soll den Kontakt zu den Hintermännern herstellen – ein Spiel mit dem Feuer, das jeden Moment außer Kontrolle geraten könnte. „Wir haben nur diesen einen Versuch“, murmelt Brinkmann, während er nervös seinen Mantelkragen gegen die kühle Abendluft hochschlägt. Was er nicht ahnt: Im Schatten der Hochhäuser hat der Killer bereits sein nächstes Opfer ins Visier genommen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Frankfurt-Miami“ wurde als deutsch-französische Koproduktion vom Hessischen Rundfunk (HR) und der französischen Fernsehgesellschaft Téléclip unter der Regie von Klaus Biedermann realisiert. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1996 in Frankfurt am Main und Paris statt, wobei für die Bordellszenen aus ethischen Gründen auf Original-Locations verzichtet wurde – stattdessen funktionierte man kurzerhand die Tiefgarage des HR entsprechend um.
In den Hauptrollen brillieren Karl-Heinz von Hassel als der penible Frankfurter Kriminalhauptkommissar Edgar Brinkmann, der hier seinen 14. Fall bearbeitet, und Patrick Chesnais als sein französischer Kollege Anders Etchegoyen. Zum weiteren Ensemble gehört Martin Semmelrogge in der Rolle des Bordellbetreibers Mathias.
Am Sonntag, den 23. Juni 1996, feierte „Frankfurt-Miami“ seine Fernsehpremiere im Ersten. Mit 6,31 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 19,03 Prozent erreichte die Ausstrahlung solide Quoten. Der HR bewarb den Film im Vorfeld intensiv als ersten Tatort, der in Deutschland und Frankreich spielt – was allerdings nicht ganz korrekt war. Begleitend zur Ausstrahlung sendete das Hörfunkprogramm hr3 in der Sendung „Piazza“ mit Moderator Klaus Reichert den ganzen Morgen Informationen, Hintergründe und Interviews zu dieser Tatort-Folge.
Nach der Erstausstrahlung wurde besonders die ungewöhnliche Dynamik zwischen dem deutschen und dem französischen Ermittler positiv hervorgehoben. Der Reiz der Episode lag für viele Zuschauer in diesem kulturellen Kontrast der beiden Polizeifiguren, die trotz ihrer Unterschiede gemeinsam einen komplexen Fall lösen.
Besetzung
Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Beatrice – Anne Jacquemin
Clara Franconeri – Ilaria Borelli
Matthias – Martin Semmelrogge
Kemal Slaheddine – Ben Saad
Roche Blandin – Philippe Rouleau
Khamon – Maurice Barrier
Kommissar Etchegoyen – Patrick Chesnais
Stab
Ausstattung – Claire-Lise Leisegang
Kamera – Mark Lennard
Buch – Frédéric Fajardie
Buch – Jacques Labib
Regie – Klaus Biedermann
Bilder: HR/Stills
Irgendwann hieß es mal, Hauptkommissar Edgar Brinkmann (Karl-Heinz von Hassel) verstünde keinen Spaß.
Eine Einschätzung die ich nicht teile. Brinkmann (Erkennungazeichen Fliege) wirkte oft erfrischend ironisch und ließ sich nicht bluffen. Es waren insgesamt heitere und schöne 16 Brinkmann-Jahre
Der Tatort mit der Nummer 336 aus Frankfurt, wobei der Titel des Films ein wenig in die Irre führt. Hauptkommissar Brinkmann ermittelt zusammen mit französischen Kollegen im Rotlicht- und Drogenmilieu, da wo knallharte und brutale türkische $Mafiosis$ das Sagen haben und auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken. Das organisierte Verbrechen arbeitet länderübergreifend zwischen Deutschland und Frankreich, wobei die Bosse selbst in der Türkei verweilen und von dort aus Direktiven erteilen. Brinkmann und seine französischen Kollegen kommen das eine und das andere Mal in äußerst prekäre Situationen. Ein klassischer und spannender Kriminal- und Polizeifilm aus dem Jahr 1996, mit dem vor wenigen Tagen verstorbenen Schauspieler, welcher 16 Jahre lang den +Hauptkommissar Brinkmann+ glaubhaft darstellte. In den 1980iger und 1990iger Jahren für mich einer der beliebtesten Tatort-Charakter-Schauspieler. Ehrlich.
Eine Co Produktion mit den Franzosen. Naja ziemlich lahm sorry. Brinkmann ist immer gut für schleppende, fast langatmige Stimmung.
einer der außergewöhnlichen tatorte, mal was anderes und gute unterhaltung.
Es lebe die deutsch-franzöische Freundschaft. Ich habe mittlerweile Gefallen an diesem Tatort gefunden. Er ist schon was besonderes. Meinungen ändern sich über die Jahre. Ich habe dieses Mal irgendwie sehr gefallen gefunden am französisches Kommissar. Wie ein US-Thriller wirkt das Ganze dank der Synchronisation. Toll. Wirkt wie ein Francokanadischer B-Thriller! Jetzt 4 Sterne