Tatort Folge 433: Blaues Blut

Kurz und knapp – darum geht’s

Die Hamburger Kriminalhauptkommissare Stoever und Brockmöller stehen vor einem rätselhaften Fall: Die junge Fernsehjournalistin Anette Bille wurde ermordet. Bei ihren Ermittlungen entdecken sie, dass die Tote ein profitables Show-Konzept an die Konkurrenz verkaufen wollte – aber auch, dass sie die heimliche Geliebte eines Grafen war und ein Kind von ihm erwartete. Während der skrupellose Ehemann des Opfers schnell unter Verdacht gerät, führt eine weitere Spur die Kommissare in die Kreise des Hochadels, wo Intrigen, verletzte Eitelkeiten und ein überraschendes Geheimnis auf sie warten. Als die Ermittler dem Täter eine Falle stellen, ahnen sie nicht, dass sie es mit einem Mörder zu tun haben, der sein wahres Gesicht meisterhaft zu verbergen weiß… Wie alles ausgeht, ist am 9. Januar 2000 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.

Inhalt der Tatort-Folge „Blaues Blut“

Mürrisch lenkt Paul Stoever den luxuriösen 7er BMW durch die Straßen des nächtlichen Hamburg. Seine Laune passt zum trüben Nieselregen, der die Lichter der Stadt in glitzernde Pfützen taucht. „Schöne Bescherung“, brummt er, als sie am Tatort ankommen, einer teuren Wohnanlage, wo die Spuren der Gewalt im grellen Scheinwerferlicht umso brutaler wirken. Hier starb die Fernsehjournalistin Anette Bille – erstickt, wie der Pathologe später feststellen wird.

Während Brockmöller die ersten Zeugenaussagen aufnimmt, beäugt Stoever skeptisch den Ehemann des Opfers, Jochen Bille, der mit blassem Gesicht neben seinem Anwalt steht. Der Witwer gibt an, seine Frau sei letzte Nacht für ihre geplante Survival-Show in einem Parkhaus gewesen. Sein perfekt sitzender Anzug und die berechnend kühle Art, mit der er die Fragen der Kommissare beantwortet, wecken Stoevers Misstrauen. „Kann denn Liebe Sünde sein?“, summt er leise vor sich hin – eine Frage, die in diesem Fall noch oft gestellt werden wird.

Am nächsten Morgen erfahren die Ermittler, dass Anette Bille kurz vor ihrem Tod der Konkurrenz ein Show-Konzept verkaufen wollte. Bei der Durchsicht ihrer Unterlagen stoßen sie auf einen Terminkalender mit seltsamen Eintragungen – darunter ein mysteriöses „E“, das regelmäßig wiederkehrt. Der Ehemann verstrickt sich bei der Befragung in Widersprüche, doch Stoever spürt, dass hinter der Fassade des erfolgreichen TV-Produzenten etwas anderes lauert: Angst.

„Manchmal muss man in anderen Kreisen suchen“, sinniert Brockmöller, während er durch die Akten blättert. Dieser Hinweis führt die Kommissare auf die Spur des Adelsgeschlechts derer von Schönach und Ratau. Als sie auf Schloss Ratau dem Grafen Ehrenfried von Schönach und Ratau gegenüberstehen, öffnet sich vor ihnen eine fremde Welt voller ererbter Privilegien und strenger Familientraditionen – aber auch ein Nährboden für Eifersucht, Hass und lange gehegte Verbitterung.

Mit tiefer Betroffenheit gesteht Graf Ehrenfried den Kommissaren seine heimliche Liebe zu Anette Bille und dass er der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Er wollte seine Frau verlassen, die Geliebte heiraten – doch nun ist sie tot. Hinter schweren Eichentüren und samtbehangenen Wänden begegnen Stoever und Brockmöller der restlichen Familie: der verbitterten Gräfin Reingard, dem störrischen Altgrafen Sigbert mit seinem unheimlichen Nazi-Geheimnis und dem ehrgeizigen Neffen Ferdinand, der als Erbe bereits mit den Hufen scharrt.

Doch wie passt Ernst Günter Muller in diese Konstellation – der Mann, der sich seinen Adelstitel erkauft hat und nun von Poldi von Schönach und Ratau adoptiert wurde? Sein Plan, das Familienanwesen in ein Luxushotel umzuwandeln, stößt bei den Familienmitgliedern auf wenig Gegenliebe. Mit feinem Gespür bemerkt Stoever, wie Muller beim Anblick eines Fotos der ermordeten Journalistin kaum merklich zusammenzuckt. Eine vergangene Verbindung? Eine alte Rechnung?

In einer stürmischen Nacht, während der Regen an die Scheiben des Polizeipräsidiums peitscht, ordnen die beiden Kommissare die Puzzleteile ihres Falls neu. „Manchmal liegt die Wahrheit nicht im Blut, sondern im Geld“, murmelt Stoever, während sie eine riskante Entscheidung treffen: Sie werden dem Mörder eine Falle stellen. Doch der Täter ist gerissener als gedacht, und plötzlich befinden sich die Ermittler selbst in einem gefährlichen Spiel, in dem alte Familiengeheimnisse und neue Verbrechen eine explosive Mischung bilden…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Blaues Blut“ ist der 38. Fall des Hamburger Kriminalhauptkommissars Paul Stoever (Manfred Krug) und der 35. Fall seines Kollegen Peter Brockmöller (Charles Brauer). Die 433. Folge der beliebten Krimireihe wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) unter der Regie von Helmut Förnbacher produziert und feierte am 9. Januar 2000 ihre Erstausstrahlung.

Die Dreharbeiten fanden in Hamburg und Umgebung statt, wobei das Schloss der fiktiven Adelsfamilie von Schönach und Ratau auf einem echten norddeutschen Herrensitz gedreht wurde. Für besonderes Aufsehen sorgte der Gastauftritt des Modeschöpfers Rudolph Moshammer, der – begleitet von seinem berühmten Yorkshire-Terrier Daisy – den Rechtsanwalt Dr. Bechtel spielte. Auch die große Schauspielerin Inge Meysel bereicherte den Cast in einer eindrucksvollen Nebenrolle als Poldi von Schönach und Ratau.

Ein musikalisches Highlight dieser Folge ist der Auftritt des Ermittlerduos Stoever und Brockmöller beim Polizeifest, wo sie in originalgetreuen grünen Polizeiuniformen den Klassiker „Kann denn Liebe Sünde sein“ von Zarah Leander zum Besten geben – ein Lied, das den thematischen Bogen zum Inhalt des Films perfekt spannt.

Mit 9,43 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 25,1 Prozent bei der Erstausstrahlung zählt „Blaues Blut“ zu den erfolgreicheren Folgen des Hamburger Ermittlerduos. Besonders die Darstellung der Adelswelt sowie die komplexe Verwicklung der verschiedenen Verdächtigen wurde vom Publikum positiv aufgenommen. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie geschickt Stoever und Brockmöller zwischen verschiedenen sozialen Milieus navigieren – und dass kriminelle Energie nicht an Standesgrenzen Halt macht.

Für das eingespielte Team Krug/Brauer markierte diese Folge den Beginn ihrer letzten gemeinsamen Schaffensphase, bevor sie im Jahr 2001 ihren Abschied von der Tatort-Reihe nahmen und damit eine Ära beendeten, die das deutsche Fernsehen nachhaltig geprägt hat.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Gastauftritt: Rudolph Moshammer

Besetzung

Paul Stoever – Manfred Krug
Peter Brockmöller – Charles Brauer
Anette Bille – Heidrun Gärtner
Tante Poldi – Inge Meysel
Ehrenfried – Siemen Rühaak
Jochen Bille – Peter Davor
Sigbert – Ferdinand Dux
Reingard – Michaela Rosen
Günter Muller – Robert Giggenbach
Ferdinand – Bastian Trost
Petersen – Kai Maertens
Bechtel – Rudolph Moshammer
Jasmin – Edda Leesch
Stefan Struve – Kurt Hart
u.a.

Stab

Buch – Raimund Weber
Regie – Helmut Förnbacher
Aufnahmeleitung – Bernhard Liedtke
Produktion – Kerstin Ramcke
Produktionsleitung – Rolf L. Freisler
Redaktion – Doris J. Heinze
Kamera – Hartwig Strobel
Schnitt – Wiebke Koester
Musik – Klaus Doldinger
Szenenbild – Hans Zillmann
Maske – Heiko Wengler-Rust
Bildtechnik – Winfried Staschau
Ton – Hans Joachim Bahr

Bilder: NDR/M. Sawhney

14 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Muss auch mal sein: ein leichtgewichtiger Adelsschmarrn, und dann noch mit dem Mooshammer.

  2. vor 12 Jahren

    Diese automatischen Sterne treiben mich noch in den Wahnsinn. Nein, keine fünf, maximal 2!

  3. vor 12 Jahren

    Super Tatort, schau ich nur wegen den beiden Brocki und Stöver

  4. vor 12 Jahren

    nochmal mit 5 Sternen

  5. vor 10 Jahren

    Gugge ich nochmal. Keine Werbung . Und ruhe genießen. Und danach umschalten auf HR3 und noch ein Tatort. Schönen Samstag abend euch allen. Der Tatort gugger aus Hessen.

  6. vor 10 Jahren

    Ach wie schön, ein TO, wo man die Dialoge noch versteht und die Schnitte noch Zeit zum schauen lassen. Und Schauspieler, die die Bezeichnung verdienen!

  7. vor 10 Jahren

    viereinhalb Sterne für einen Tatort, bei dem man keine Sekunde gelangweilt oder überfordert ist. Lediglich die Tatsache, dass der völlig unerwartetete Täter seine Ex-Verlobte um die Ecke brachte, kam für mich am Schluss zu plötzlich und wirkte auch sehr konstruiert.

  8. vor 10 Jahren

    @einige Vorschreiber
    Nix da – „automatische 5 Sterne“!

    Zu bemeckern und ENDLICH MAL ABZUÄNDERN! liebe Macher (und Programmierer) unserer HP tatort-fans.de ist es,
    dass man(n)/Frau keine NULL STERNE geben kann.
    Gerade bei den vielen unterirdisch – schlechten heutigen TO’ten MUSS es möglich sein, einem Film KEIN STERN zu geben, wenn ich der Meinung bin,
    dieser hat auch KEINEN – NICHT EINEN Stern verdient. Arbeit für Euch!

    Aber, Alle können wir einfach auf 1 bis 5 STERNE einstellen:
    Bevor wir schreiben, erstrahlen IMMER schon 5 STERNE in gelber Pracht.

    Da gehe ich mit der Maus VON UNTEN und VON RECHTS NACH LINKS
    ran und wähle nach und nach die meiner Meinung nach unverdienten
    Sterne weg, linke Maustaste gedrückt halten und „wegwischen“!

    Das klappt wunderbar auch jederzeit aus der TextBox heraus!

    UND – Niemand braucht sich mehr ärgern, filmischen Schrott etc. mit
    so unverdient! 5 leuchtend gelben Sternen bedacht zu haben!

    Für real gewollte, weiterhin wunderbar subjektiv gefärbte Meinungen hier!
    Viele liebe Grüße aus Berlin,
    Peter

  9. vor 10 Jahren

    Dieser herrliche Manne & Brocki – TO bekommt von mir aber
    natürlich die vollen 5 Sterne! Ich mag‘ die Filme der beiden,
    bin Amateur-DJ Musikpepe . .
    Wer so musikalisch ist, da übersehe ich manche Schwächen gern.

  10. vor 9 Jahren

    Ein Tatort Kriminalfilm aus dem Jahr 2000 und mit einer der besten Polizeifilme des Hamburger Mordermittlerteams, bestehend aus den Hauptkommissaren Brockmöller und Stoever. Ermittelt wird im Mordfall an einer neugierigen Reporterin, welche aber nicht nur dienstlich angefeindet wird, sondern auch privat bestimmten Gruppierungen im alt eingesessenen Adel im Wege zu stehend scheint. Souverän und arbeitsmässig gekonnt, gehen die beiden Fernsehen-Profis vor, lassen bei ihren Ermittlungen kein Fettnäpfchen aus und treiben in gekonnter Weise den Täter in die polizeilich dicht geschnürte Enge. Ausgesprochen sehenswürdig ist dieser hanseatischer Tatort-Streifen, spannend und wiederholungswürdig. Alle Achtung. Und Stefan Struve wurde gekonnt durch Kurt Hart dargestellt.

  11. WW
    vor 5 Jahren

    Nüchtern betrachtet ist die Geschichte sehr konstruiert und an den Haaren herbei gezogen. Es fehlt an spannung und mancher Dialog ist hölzern.
    Aus heutiger Sicht bleibt es aber ein recht unterhaltsamer Tatort-Klassiker. Zudem freut man sich über ein Wiedersehen mit längst verstorbenen Personen und über die unverwechselbar spitzen Bemerkungen von Stoever.

  12. vor 5 Jahren

    Der antfaschistische Dreh wirkt zwar ziemlich konstruiert und bietet lediglich Stoff für ein blindes Motiv, doch insgesamt ein spannender und amüsanter Krimi mit Augenzwinkern und originellen Kommissaren, an die z. Z. nur noch die Münsteraner heranreichen. Eine grundsätzliche Feindseligkeit gegenüber „blauem Blut“ ist nicht zu erkennen. Ungeklärt: Erbt die gräfliche Familie nach dem Tod ihres Neuzugangs dessen Vermögen? Die Beisetzungszeremonie zum Schluß galt ja wohl ihm.

  13. vor 5 Jahren

    Mit der schwächste Stoever Fall.

  14. vor 4 Jahren

    Vielleicht nicht der beste Stoever Fall trotz toller Besetzung, aber für Zwischendurch trotzdem unterhaltsam. Spannungsarm. 3 Sterne

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