Kurz und knapp – darum geht’s
Im malerischen Tirol wird der Wiener Chefinspektor Moritz Eisners Urlaub bei seiner Kollegin Roxane Aschenwald jäh unterbrochen, als im Pfarrhaus eines Bergdorfs die Haushälterin mit gebrochenem Genick gefesselt aufgefunden wird. Was zunächst wie ein brutaler Raubmord aussieht, entpuppt sich rasch als Fall mit tiefen Abgründen, denn neben einem eifersüchtigen Ehemann gerät plötzlich auch der junge, attraktive Pfarrer Bruno Santner in den Fokus der Ermittlungen. Als Eisner hinter dem Schein des frommen Dorfs verbotene Leidenschaften und religiösen Fanatismus entdeckt, geraten nicht nur die Ermittlungen in Gefahr, sondern auch Santners Leben…
Inhalt der Tatort-Folge „Böses Blut“
Neonbeleuchtete Berggipfel stechen in den schwarzblauen Nachthimmel über Tirol. In dieser imposanten Kulisse sucht der Wiener Chefinspektor Moritz Eisner eigentlich nur eines: Erholung bei seiner Kollegin Roxane Aschenwald. Doch die gibt sich kühl und abweisend – trotz seiner offenkundigen Avancen. Die kettenrauchende Kommissarin kämpft nicht nur gegen ihre Gefühle für den charmanten Wiener an, sondern auch mit den Vorurteilen ihrer männlichen Kollegen. „Warum denn immer ich? Natürlich: Frau und alleinstehend. Da bist du immer die Blöde!“, giftet sie, als sie trotz Urlaub zu einem Mordfall gerufen wird.
Das beschauliche Bergdorf wirkt wie eine Postkarte aus vergangenen Zeiten: Holzvertäfelte Gaststuben, in denen Mundart gesprochen wird, und ein stattliches Pfarrhaus, in dem allerdings jetzt Blut vergossen wurde. Die Dorfbewohner bilden eine verschworene Gemeinschaft, die den fremden Ermittlern kaum Einblicke gewährt. „Nur weil der Alois beim Tatort hat mitspielen dürfen als Statist, glaubt er, er ist der Polizeipräsident!“, spottet Wirt Walter Mühlbacher, während draußen der kühle Bergwind an den Fensterläden rüttelt.
Eisner hält sich nicht an Protokolle. Mit lockerer Hartnäckigkeit drängt er sich in die Ermittlungen und bringt damit nicht nur Aschenwalds Geduld an ihre Grenzen. Als wäre das Verhältnis nicht schon kompliziert genug, taucht bei der Obduktion ausgerechnet seine ehemalige Freundin Dr. Renata Lang auf, die Aschenwald unmissverständlich warnt: Auf einen Mann wie Eisner sollte Frau sich besser nicht einlassen. Die Suche nach dem Mörder wird für das ungleiche Ermittlerduo zur emotionalen Achterbahnfahrt.
Im Zentrum des Falls steht der junge Pfarrer Santner, dessen Haushälterin ermordet wurde und der selbst niedergeschlagen im Pfarrhaus aufgefunden wird. Doch in seiner Matratze entdeckt Eisner Spuren, die mit dem frommen Image des Geistlichen nicht vereinbar sind. Die Fahndung gleicht einem Tanz auf dem Vulkan: Hinter jeder Fassade lauern Geheimnisse, die das Dorf lieber verborgen hielte. Die verführerische Margit Karner, von den Einheimischen nur als „pfaffengeil“ beschrieben, macht aus ihrer Begierde für den gutaussehenden Pfarrer keinen Hehl. Ihr eifersüchtiger Ehemann Sepp hingegen macht keinen Hehl aus seiner Wut.
Während Aschenwald methodisch den Spuren nachgeht und zwei Jugendliche aus der katholischen Jungschar befragt, gerät Eisner in den Strudel der Dorfdynamik. Auf eigene Faust setzt er sich auf die Fährte des mysteriösen roten Stringtangas und findet sich dabei zwischen den erotischen Spannungen im Dorf wieder. Als er schließlich in der stillen, zurückhaltenden Barbara Mühlbacher eine unerwartete Verbindung zum Fall entdeckt, führt ihn die Spur hoch in die Berge – wo die Wahrheit gefährlicher ist als der schroffe Abgrund.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Böses Blut“ ist die 475. Folge der beliebten Krimireihe und wurde als Gemeinschaftsproduktion des Österreichischen Rundfunks (ORF) und des Senders Freies Berlin realisiert. Die Dreharbeiten fanden im Jahr 2000 auf dem malerischen Mieminger Plateau in der Nähe von Innsbruck statt, wo die beeindruckende Tiroler Bergwelt eine atmosphärische Kulisse für den Fall bot.
Unter der Regie von Peter Sämann, der später noch zwei weitere Tirol-Folgen („Elvis lebt!“ und „Tödliche Souvenirs“) inszenierte, entstand das Drehbuch aus der Feder von Felix Mitterer. Es ist der sechste Fall des österreichischen Chefinspektors Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und nach „Passion“ bereits der zweite gemeinsame Auftritt mit der impulsiven Innsbrucker Polizistin Roxane Aschenwald, gespielt von Sophie Rois.
Zur hochkarätigen Besetzung gehörten neben den Hauptdarstellern auch Bernhard Schir als junger Pfarrer Bruno Santner, Christine Neubauer in der Rolle der verführerischen Margit Karner, sowie Helmut Berger als Wirt Walter Mühlbacher. Ein besonderes Highlight war die junge Birgit Minichmayr als Barbara Mühlbacher, die hier ihr beeindruckendes schauspielerisches Talent unter Beweis stellte. In weiteren Rollen glänzten Gundula Rapsch als Dr. Renata Lang, Christian Spatzek als Pfarrer Erich Gasser und Peter Faerber als eifersüchtiger Ehemann Sepp Karner.
Die Erstausstrahlung erfolgte am 22. Juli 2001 im Ersten Deutschen Fernsehen und erreichte beachtliche 6,03 Millionen Zuschauer mit einem Marktanteil von 23,70 Prozent. Der Film thematisiert die kirchliche Norm des Zölibats und seine Folgen – ein typisches Thema für Drehbuchautor Felix Mitterer, der bereits in „Passion“ ein klerikales Thema aufgriff. Insbesondere die erste Filmhälfte wurde für ihren schwungvollen, launigen Ton mit bissigen und ironischen Dialogen gelobt. Nach der Ausstrahlung diskutierten Fans besonders die ungewöhnlich tiefen Einblicke in das Privatleben des sonst so distanzierten Kommissars Eisner und die kontrovers aufgenommene Badeszene im See.
Besetzung
Chefinspektor Moritz Eisner – Harald Krassnitzer
Bruno Santner – Bernhard Schir
Dr. Renate Lang – Gundula Rapsch
Roxane Aschenwald – Sofie Rois
Georg Hacksteiner – Günter Lieder
Hubert Mühlbacher, Mesner – Wolfram Berger
Erich Gasser – Christian Spatzek
Barbara Mühlbacher – Birgit Minichmayr
Stab
Regie – Peter Sämann
Kamera – Moritz Gieselmann
Buch – Felix Mitterer
Der Tatort mit der Nummer 475 aus Österreich. Der Chefinspektor Eisner aus Wien ermittelt in der Tiroler Bergwelt, hat er doch gerade seine Kollegin, die Polizeibeamtin Aschenwald dort besucht, wegen des Mordes an der Haushaltsgehilfin des Pfarrers. Ja, der hat Nöte und Sorgen. Nein, nicht der Pfarrer Bruno, sondern der Moritz. Es entwickelt sich ein sehenswerter Detektiv- und Polizeifilm aus den Tiefen der österreichischen Bergwelt, mit dem über Jahrhunderten gewachsenen Zusammenhaltens der dortigen Ur-Einwohner. Schwer ran zu kommen ist da für den Groß-Städtler Eisner. Sehenswerter Tatort-Krimi, auch in dem kirchlichen Sektor spielend. Für Fans dieses Genres ein Muss, aber auch allgemein, ein mit aufkeimender Spannung und kriminalistischer Neugier gedrehter Alpentatort.
Wirklich gut.
Spannend humorvoll überraschend.
So soll ein Tatort sein.
Eigentlich als Tirol Spin Off geplant wurden diese ja nachträglich ins Tatort Programm aufgenommen. Böses Blut ist wirklich ein schöner Heimatkrimi. Die Kulissen als auch die Charaktere wissen zu unterhalten. 4 Sterne
Ein dreifaches Hollarödulliöh auf dieses sündige Alpen-Rustikal mit Zölibatshintergrund! Da ist alles geboten, was das Herz begehrt. Schon die erste Szene ist buchstäblich umwerfend: Vollweib Christine Neubauer (!) liegt aufreizend vor dem Pfarrer (!) und entledigt sich ihres … halt, das 11. Gebot lautet „Du sollst nicht spoilern“, also lasse ich’s, aber es ist einfach ungeheuerlich. Ein schwüles Klima der Sünde durchwabert den ganzen Film, kaum beherrschbar von den Gegenkräften der katholischen Kirche! Die Frauen sind schön und betont weiblich, die Männer sind kernig und betont männlich, die Dialoge bewegen sich zwischen wortreicher Großstadt-Ironie und lakonischem Bergwelt-Ernst, die Kulisse zwischen Berg-Grandiosität und Postkartenkitsch … tja, so was kriegen nur die Österreicher hin. Köstlich!
@Till Schneider:
Ich stimme zu. Bisher kannte ich diese – offenbar sehr selten gespielte – Folge aus Ö nicht. Sehr sündiges Treiben auf der Alm, hat mit einem TO m.E. nicht viel zu tun, fällt eher unter „Heimatfilm“. Aber kann man sich 1x durchaus ansehen …
Nicht so mein Fall.
So schön wie @Till Schneider kann ich es leider nicht beschreiben, aber mir ging’s ähnlich. Super Tatort. Nur das Ende ist leider deutlich abgeflacht.
@Till Schneider:
Habe den Tatort „Böses Blut“ noch nicht gesehen, dafür aber Ihren ausgesprochen unterhaltsamen Kommentar dazu gelesen. Deshalb vergebe ich für Ihren Kommentar 5 von 5 Lesesterne!