Kurz und knapp – darum geht’s

Ein grausames Blutbad erschüttert ein Ludwigshafener Gymnasium: Drei Lehrer und ein Schüler werden erschossen im Lehrerzimmer aufgefunden. Alles deutet auf den toten Schüler Paul Cordes als Amokläufer hin, doch Kommissarin Lena Odenthal zweifelt an dieser einfachen Erklärung. Ihre Ermittlungen führen sie zu einer mysteriösen Schülergruppe namens „Verein“, deren Mitglieder ein düsteres Geheimnis zu hüten scheinen. Als Odenthal schließlich entdeckt, dass der vermeintliche Täter selbst ermordet wurde, gerät sie in ein gefährliches Netz aus Lügen, Manipulation und Gruppenzwang …

Inhalt der Tatort-Folge „Gewaltfieber“

Fassungslos steht Lena Odenthal im kalten Neonlicht des Lehrerzimmers, während draußen der fahle Dezemberhimmel die Szenerie in bleiernes Grau taucht. Der metallische Geruch von Blut hängt schwer in der Luft. Vier Leichen, über ein Dutzend Schüsse – selbst für die erfahrene Kommissarin ist dieser Tatort kaum zu ertragen. Die Waffen neben dem toten Schüler Paul Cordes scheinen eine eindeutige Sprache zu sprechen.

„Unmöglich! Paul war ein Musterschüler, brillant, ein Lichtblick“, beteuert Direktor Lobentag mit zitternder Stimme, als Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper ihn befragen. Doch hinter der Fassade des vorbildlichen Gymnasiums brodelt es. Die Kommissarin, die ihren Instinkten mehr vertraut als vermeintlichen Gewissheiten, spürt, dass hier etwas nicht stimmt. Ihre Hartnäckigkeit ist wie ein Dorn im Auge all jener, die den Fall schnell zu den Akten legen möchten.

Die Ermittlungen führen das Team zu einer Schülerclique, die sich mysteriös „Verein“ nennt und an der Schule gefürchtet ist. Wie schwarze Raben halten die Mitglieder zusammen, schützen einander mit einer Mauer aus Schweigen. Unter ihnen: der aufgewühlte Jacky Bräutigam, der die Leichen entdeckt hat, und Fabian, der im Schatten seines Vaters, des Direktors, und dessen Lieblingsschüler Paul lebt. „Der brillanteste unter seinen Schülern kann keinesfalls ein Amokschütze sein“, versichert Lobentag immer wieder, blind für die Verletzungen, die er seinem eigenen Sohn damit zufügt.

Die Nacht legt sich wie ein Schleier über das Schulgebäude, während Odenthal durch die verlassenen Flure streift. Das Echo von Schritten hallt von den Wänden wider – ist sie wirklich allein? Die Suche nach der Wahrheit gleicht einem Irrgarten aus Halbwahrheiten und Verschleierungen, in dem jede Antwort nur neue Fragen aufwirft. „Wenn alles so eindeutig ist, warum fühle ich mich dann, als würde ich gegen eine unsichtbare Wand rennen?“, fragt Odenthal ihren Partner Kopper in einer stillen Minute.

Eine zweite Untersuchung der Spuren bringt schließlich ans Licht, was die Kommissarin längst geahnt hat: Paul Cordes wurde ermordet. Wie Eiswasser fließt diese Erkenntnis durch das Team und verändert alles. Der vermeintliche Täter ist ein weiteres Opfer. Doch wer steckt hinter dem kalkulierten Blutbad? Die Fäden des „Vereins“ ziehen sich enger zusammen, während Odenthal dem dunklen Netzwerk aus Erpressungen, Drogen und Gewalt auf die Spur kommt.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Gewaltfieber“ wurde im Jahr 2001 unter der Regie von Martin Eigler in Baden-Baden gedreht. Die Produktion des Südwestrundfunks (SWR) markiert den 24. Fall für die Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal, verkörpert von Ulrike Folkerts, und den 15. Fall für ihren Kollegen Mario Kopper, gespielt von Andreas Hoppe.

Besonders bemerkenswert an der Besetzung ist der damals noch weitgehend unbekannte Nachwuchsschauspieler Matthias Schweighöfer in der Rolle des Jacky Bräutigam. Seine Darstellung des emotional aufgewühlten Schülers wurde von Kritikern besonders hervorgehoben und deutete bereits sein außergewöhnliches Talent an, das ihn später zu einem der erfolgreichsten deutschen Schauspieler und Filmemacher machen sollte.

Bei der Erstausstrahlung am 2. Dezember 2001 in der ARD erreichte „Gewaltfieber“ 8,64 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 24,70 Prozent. Die gesellschaftskritische Thematik des Films – Gewalt an Schulen, Gruppendruck unter Jugendlichen und die Kluft zwischen Eltern und Kindern – traf einen empfindlichen Nerv in der Gesellschaft zu einer Zeit, in der Amokläufe an Schulen in Deutschland noch ein relativ neues Phänomen darstellten.

Nach der Ausstrahlung wurde besonders die realistische und ungeschönte Darstellung der Gewalt und ihrer psychologischen Ursachen diskutiert. Der Tatort wagte sich an ein Thema, das damals noch weitgehend tabuisiert war und öffnete die Tür für eine breitere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Jugendgewalt.

Besetzung

Kommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Kommissar Mario Kopper – Andreas Hoppe
Chris Domnik – Lena Lauzemis
Fabian Lobentag – Sebastian Urzendowsky
Natascha Günther – Nathalie Spinell
Günter Domnik – Karl Kranzkowski
Frau Keller – Annalena Schmidt
Anna Cordes – Corinna Harfouch
Peter Becker – Peter Espeloer
Dr. Georg Lobentag – Michael Wittenborn
Jacky Bräutigam – Matthias Schweighöfer

Stab

Regie – Martin Eigler
Kamera – Thomas Makosch
Buch – Fred Breinersdorfer
Musik – Wilhelm Stegmeier