Tatort Folge 494: Bienzle und der Tag der Rache

Kurz und knapp – darum geht’s

Als der Stuttgarter Kommissar Ernst Bienzle gerade mit seiner Lebensgefährtin Hannelore zusammenziehen will, wird seine Vorfreude jäh getrübt: Zuerst taucht seine ungebetene Patentante Gerlinde mit Sack und Pack in seiner neuen Wohnung auf, dann entdeckt sie ausgerechnet im Hof seines Wohnhauses eine Leiche. Der Tote ist der Motorradrennfahrer Mike Kuron, der mit einem Werkzeug vor seiner Werkstatt erschlagen wurde. Im Umfeld des Opfers entdecken Bienzle und sein Kollege Gächter ein ganzes Netz aus Familienkonflikten und offenen Rechnungen. Als die Ermittlungen immer mehr unerwartete Verstrickungen zutage fördern, müssen die Kommissare erkennen, dass sie einem tödlichen Familiengeheimnis auf der Spur sind, das noch weitere Opfer fordern könnte…

Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der Tag der Rache“

Morgendämmung in Stuttgart. Ein seltener Moment der Zufriedenheit liegt über Kommissar Ernst Bienzle, als er die letzten Umzugskartons in seiner neuen Wohnung auspackt. Nach langer Überredungskunst ist es ihm endlich gelungen, seine Lebensgefährtin Hannelore zu einem gemeinsamen Heim zu bewegen. Doch das häusliche Glück währt nur kurz – ein energisches Klingeln an der Tür kündigt unerwarteten Besuch an: Bienzles Patentante Gerlinde steht mit zahlreichen Koffern im Hausflur und bittet um Unterschlupf. Die strenge ältere Dame macht aus ihrer Missbilligung der „wilden Ehe“ ihres Patenkindes keinen Hehl.

Als hätte das Schicksal noch nicht genug zugeschlagen, berichtet Gerlinde beiläufig von einer Entdeckung im Innenhof – ein Mann liege reglos vor der Werkstatt. Bienzle, zunächst ungläubig, findet tatsächlich einen Toten: Mike Kuron, einen Mitbewohner des Hauses, erschlagen mit einem Werkzeug. Die bleiche Morgensonne wirft lange Schatten über den Tatort und taucht die Szenerie in unwirkliches Licht.

Im leuchtenden Kontrast zum grauen Tatort steht die bunte, aber zerrüttete Welt des Opfers: Mike Kuron lebte für seine Leidenschaft – den Motorradrennsport. Für ihn hatte er einen eigenen Rennstall gegründet und das gesamte Familienvermögen investiert. Seine Frau Susanne musste jahrelang zurückstecken, während ihre Ersparnisse in chromglänzende Maschinen und riskante Rennen flossen. „Es reicht jetzt“, hatte sie ihm bei einem der lautstarken Streitgespräche entgegengeschleudert, die alle Hausbewohner – außer dem meist abwesenden Bienzle – mitbekommen hatten. „Ich will endlich etwas für mich!“

Der Traum der Ehefrau, eine Kindertagesstätte zu eröffnen, stieß bei Mike auf taube Ohren. Stattdessen versuchte er, seine Frau wieder unter Kontrolle zu bringen – ein gefährliches Spiel in einer Beziehung, die längst nur noch von kalter Wut zusammengehalten wurde.

Während Bienzle und sein Kollege Gächter in den dunklen Werkstatträumen nach Spuren suchen, wächst die Liste der Verdächtigen wie ein Schatten an der Wand: Da ist Susannes Vater Kurt Wenzel, der seinem Schwiegersohn sogar Geld geboten hatte, damit er seine Tochter verlässt. Dann Mikes Bruder Christian – gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er für eine Brandstiftung eingesessen hatte, die eigentlich Mike mit zu verantworten hatte. Wie ein Raubvogel, der auf Beute lauert, fordert Christian nun seinen Lohn: Mikes Rennmotorrad und, wie es scheint, auch einen Platz an Susannes Seite.

Als dritter im Bunde der Verdächtigen erscheint Ronald Merdinger, Mikes größter Konkurrent auf der Rennstrecke und Opfer jener Brandstiftung, die Christian ins Gefängnis gebracht hatte. Seine Haut trägt die Narben des Feuers, seine Seele die des Verrats – denn er hatte herausgefunden, dass auch Mike an dem Anschlag beteiligt war.

Die Ermittlungen gleichen einem Ritt durch ein Labyrinth aus Lügen und Verschleierungen, denn niemand will den Mord beobachtet haben. Susanne und Christian behaupten, den Abend zusammen verbracht zu haben – ein Alibi, das beide schützt wie eine brüchige Mauer. Was sie verschweigen: Sie hatten den Toten bereits vor Gerlinde entdeckt, diese Information aber für sich behalten.

Mit jeder Vernehmung verdichten sich die Hinweise auf ein Familiendrama, das sich wie ein schweres Gewitter über dem Hause Kuron zusammengebraut hat. „In manchen Familien“, murmelt Bienzle nachdenklich, „ist Schweigen gefährlicher als jedes ausgesprochene Wort.“ Während der Kommissar zwischen Mordfällen und Patentanten-Problemen jonglieren muss, zeigt sich, dass Christian die Rolle seines Bruders einzunehmen versucht – als väterliche Figur für Susannes Tochter Eva und als bestimmende Kraft in Susannes Leben.

Die Suche nach dem Täter führt Bienzle immer tiefer in die Abgründe einer zerrissenen Familie, in der Liebe und Hass, Schuld und Rache so eng verwoben sind wie die verschlungenen Bergstraßen, auf denen Mike Kuron seine Rennen fuhr. Doch während sich die Hinweise verdichten, ahnt der erfahrene Kommissar noch nicht, dass die wahren Motive für den Mord viel tiefer liegen als zunächst angenommen…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Bienzle und der Tag der Rache“ ist die 494. Episode der erfolgreichen ARD-Krimireihe und bereits der fünfzehnte Fall mit dem Stuttgarter Kommissar Ernst Bienzle, dargestellt von Dietz Werner Steck. An seiner Seite ermittelt wie gewohnt Rüdiger Wandel als Kollege Günter Gächter. Für die Rolle der leidgeprüften Ehefrau Susanne Kuron konnte die renommierte Schauspielerin Jennifer Nitsch gewonnen werden, während Sven Martinek den Ex-Häftling Christian Kuron verkörpert. Rita Russek spielt Bienzles Lebensgefährtin Hannelore.

Die Dreharbeiten zu diesem spannungsgeladenen Familienkrimi fanden vom 18. Juni bis zum 20. Juli 2001 in Stuttgart, Baden-Baden, Karlsruhe und auf dem legendären Hockenheimring statt, der als authentische Kulisse für die Rennfahrer-Thematik diente. Felix Huby, der als Schöpfer der Figur Bienzle gilt, zeichnete für das Drehbuch verantwortlich, während Konrad Sabrautzky die Regie übernahm.

Bei der Erstausstrahlung am 10. März 2002 im Ersten verfolgten 6,80 Millionen Zuschauer den Fall, was einem Marktanteil von beachtlichen 19,1 Prozent entsprach. Kritiker lobten besonders die gelungene Mischung aus Krimispannung und humorvollen Elementen, die durch den unerwarteten Besuch von Bienzles Patentante entstehen. Die Folge wurde als „Krimikomödienmelodram“ bezeichnet, in dem drei Handlungsstränge – der Mordfall, Bienzles Privatleben und das Familiendrama der Kurons – gekonnt miteinander verwoben werden.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Kommissar Ernst Bienzle – Dietz Werner Steck
Susanne Kuron – Jennifer Nitsch
Christian Kuron – Dirk Martens
Eva Kuron – Lara Fassbender
Kurt Wetzel – Wolff Lindner
Ronald Merdinger – Thomas B. Martin
Tante Gerlinde – Heidy Forster
Rominger – Walter Schultheiß
Schober – Dirk Salomon
u.a.

Stab

Drehbuch – Felix Huby
Regie – Konrad Sabrautzky
Kamera – Hans-Jörg Allgeier
Schnitt – Koswitha Gnädig
Musik – Nikolaus Glowna

2 Kommentare

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  1. vor 17 Jahren

    hallo
    kann mir irgend jemand die folge bienzle und der tag der rache als dvd oder vhs zukommen lassen?

    gruß,carsten
    cs250@hotmail.com

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 494 mit Hauptkommissar Bienzle, der aus Stuttgart. Ja, den Klassiker muss man zweimal gucken, um dieses Tatort-Fernsehspiel zu verstehen. Ich schaute den wissentlich dreimal und fand dieses Sozial-Drama immer noch gestelzt dahin gestellt. Jetzt reicht es aber auch, alles muss man nicht verstehen. Nä………..

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