Kurz und knapp – darum geht’s
Im Duschraum eines Bremer Amateurvereins liegt Trainer Detlev Günther tot auf den weißen Fliesen – ausgerechnet kurz vor dem lang ersehnten Aufstieg des FC Bremen in die höhere Liga. Hauptkommissarin Inga Lürsen und ihr Kollege Stedefreund tauchen in die verborgene Welt des Amateurfußballs ein, in der nicht nur Ehrgeiz und Leidenschaft, sondern auch Rassismus und fragwürdige Geschäfte den Ton angeben. Der verdächtige ghanaische Stürmer Jesiah Kumono hatte Streit mit dem Opfer, doch als die Ermittler die wahren Machtstrukturen im Verein aufdecken, führen die Spuren in unerwartete Richtungen – bis in die Familie des Vereinspräsidenten.
Inhalt der Tatort-Folge „Endspiel“
Grelle Scheinwerfer durchschneiden die Dämmerung über dem Bremer Amateurplatz, während Trainer Günther seine Spieler mit schneidender Stimme über den Rasen scheucht. „Das ist hier kein Buschturnier!“, brüllt er den ghanaischen Stürmerstar Jesiah an, dessen Gesicht im harten Kunstlicht jede Demütigung widerspiegelt. Die Atmosphäre ist so kalt wie der Nieselregen, der die Spieler durchnässt, doch die wahre Kälte kommt vom Trainer selbst – einem Mann, der mit systematischer Präzision die wunden Punkte seiner Spieler findet und erbarmungslos ausnutzt.
Hauptkommissarin Inga Lürsen wirkt erschöpft, als sie am nächsten Morgen den Tatort betritt. Das prasselnde Wasser der noch immer laufenden Dusche übertönt beinahe die Stimmen der Tatortermittler. Der Fall kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt – ihre Tochter macht gerade Abitur, und die Beziehung zu ihrem neuen Kollegen Stedefreund ist noch immer von vorsichtiger Zurückhaltung geprägt. Der junge Kommissar hingegen begegnet dem Fall mit dem unverbrauchten Eifer eines Neulings, der sich beweisen will.
Die Ermittlungen führen das ungleiche Duo in eine Mannschaft, die wie ein Mikrokosmos der globalisierten Welt wirkt: Spieler aus Bosnien, Polen und Afrika bilden ein Team, dessen Zusammenhalt auf brüchigem Fundament steht. „Er hat uns alle in der Hand gehabt“, verrät einer der Spieler hinter vorgehaltener Hand. „Über jeden wusste er etwas, das nicht ans Licht kommen sollte.“ Der Trainer hatte sich eine perfide Motivationstechnik zu eigen gemacht – er erpresste seine Spieler mit ihren dunkelsten Geheimnissen.
Im Büro des Vereinspräsidenten Hinderksen, wo vergilbte Pokale vergangener Erfolge verstauben, stößt Lürsen auf einen Mann, der seinen Traum vom großen Fußball mit aller Macht verwirklichen will. Seine Frau, die als Vereinsmanagerin arbeitet, hat bereits ihr Privatvermögen in den Club investiert. „Wir stehen kurz vor dem Durchbruch“, erklärt sie mit fiebrigem Blick. „Der Aufstieg würde alles verändern.“ Die Fahndung nach dem Mörder gleicht einem Slalom durch ein Feld voller versteckter Fouls und Abseitsfallen.
Besonders verdächtig erscheint zunächst Jesiah Kumono, der Star der Mannschaft, der am Tag vor dem Mord einen heftigen Streit mit dem Trainer hatte. Als er versucht zu fliehen, erhärtet sich der Verdacht. Doch warum sollte er seine Karriere aufs Spiel setzen? Die Wahrheit verbirgt sich in den schattenreichen Ecken des Vereinsheims, wo auch die Rolle des Spielervermittlers immer fragwürdiger erscheint. „Ich helfe diesen Jungs doch nur“, beteuert er, während seine Augen das Gegenteil verraten.
Die nächtlichen Fahrten Lürsens und Stedefreunds durch das regennasse Bremen bringen sie schließlich auf die Spur von Florian Hinderksen, dem Sohn des Präsidenten. Ein junger Mann mit schwerem Geheimnis, das der Trainer möglicherweise entdeckt hatte. Als forensische Beweise ihn mit dem Tatort verbinden, verdichtet sich der Nebel der Verdachtsmomente zu einer greifbaren Spur. Doch der wahre Grund für die tödliche Konfrontation in der Dusche liegt tiefer – in einem gesellschaftlichen Tabu, das die Welt des Fußballs noch immer wie ein Phantom heimsucht.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Endspiel“ markiert einen besonderen Meilenstein in der Geschichte der renommierten Krimireihe – es handelt sich um die 500. Folge seit dem Start der Serie im Jahr 1970. Gedreht wurde der Jubiläumsfilm unter der Regie des Argentiniers Ciro Cappellari vom Herbst 2001 bis zum Winter 2002 in Bremen, Verden (Aller), Oyten und der Umgebung der Hansestadt. Für die authentischen Fußballszenen erhielt das Produktionsteam von Radio Bremen und Degeto Unterstützung von Werder Bremen und dem FC Oberneuland.
In den Hauptrollen sind Sabine Postel als Hauptkommissarin Inga Lürsen (ihr 7. Fall) und Oliver Mommsen als Kommissar Stedefreund (sein 2. Fall an Lürsens Seite) zu sehen. Zu den Gaststars zählen Eric Baokye als ghanaischer Stürmer Jesiah, Axel Pape als dubioser Spielervermittler, Florian Heiden als Florian Hinderksen und Michael Brandner als Vereinsmanager. Ein besonderes Highlight für Fußballfans ist der Gastauftritt des bekannten Sportjournalisten Arnd Zeigler, der als Stadionsprecher zu sehen ist.
Die Erstausstrahlung am 20. Mai 2002 erreichte beachtliche 5,63 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 18,40 Prozent für Das Erste. Ursprünglich trug der Film während der Dreharbeiten den Arbeitstitel „Freistoss“, wurde aber schließlich in „Endspiel“ umbenannt – ein passender Titel für den dramatischen Showdown in der Fußballwelt.
Die Jubiläumsfolge sorgte für gemischte Reaktionen: Während einige Kritiker die mutige Thematisierung von Tabus wie Rassismus und Homosexualität im Fußball sowie die Aufdeckung fragwürdiger finanzieller Praktiken in Amateurvereinen lobten, bemängelten andere die thematische Überfrachtung und den stellenweise schleppenden Spannungsbogen. Ein interessantes Detail am Rande: Es war purer Zufall, dass ausgerechnet das vergleichsweise kleine Radio Bremen den Jubiläums-Tatort produzierte – ursprünglich war keine spezielle Planung für die 500. Folge vorgesehen.
Besetzung
Hauptkommissarin Inga Lürsen – Sabine Postel
Kommissar Stedefreund – Oliver Mommsen
Jesiah Kumono, Spieler FC Bremen – Eric Baokye
Dr. Heitmann, Ingas Chef – Hubert Mulzer
Dirk Hinderksen, Präsident FC Bremen – Michael Brandner
Christine Hinderksen, Dirks Frau – Nina Franoszek
Florian Hinderksen, Stürmer FC Bremen – Florian Heiden
Gregor Baumann, Yesiahs Manager – Axel Pape
Kathi, Florians Freundin – Anne Kanis
Hänschen Schmidt, Platzwart FC Bremen – Thierry von Werveke
Detlev Günther, Trainer FC Bremen – Uwe Rohde
Müller, Gerichtsmediziner – Christoph Krix
Wirtin von Ingas Stammkneipe – Cornelia Schmaus
Frau Zeh – Ina Holst
Karlsen, Kriminalassistent – Winfried Hammelmann
Helen, Ingas Tochter – Camilla Renschke
Stab
Regie – Ciro Cappellari
Buch – Britta Stöckle
Kostüm – Astrid Karras
Kamera – Sorin Dragoi (BVK)
Schnitt – Elke Schloo
Szenenbild Gabriele Wolff
Bühne – Christoph Giskes
Ton – Michael Moltrecht
Lichttechnik – Hannes Duls
Bühne – Lür Wangenheim
Ausstattung – Christian Buchtenkirch
Requisite – Peter Lebrecht
Maske – Anke Wallrabe
Garderobe – Diana Gollmer
Aufnahmeleitung – Frank Berszuck
Bilder: rbb/Radio Bremen/Jörg Landsberg
die besten Tatorte mit Götz George
Was die Beschäftigung mit dem Thema Homosexualität im Fußball angeht übt sich die deutsche Fußballkultur bis heute in Ignoranz.
In Hinblick auf die momentane Medienpräsenz des Themas ist dieser Tatort hingegen seiner Zeit vorraus – auch wenn das Thema nur kurz angeschnitten wird…
Ansonsten überzeugten mich die meisten Schauspieler nicht. Und die Szenen waren sehr langatmig – Daher kam bei mir bis zum vorhersehbaren „Twist“ eigentlich nicht die geringste Spannung auf.
@ Thomas Kreyerhoff: Götz George spielt hier doch gar nicht mit… ???
Leider unter Durchschnitt. Der Fall zu plakativ und durchsichtig, genauso die Figuren: dass z.B. der blasse Bubi mit der zu hübschen Verlobten (!) schwul ist, war mir sofort klar, ebenso, dass es eine Tat im Affekt war und kein Anschlag aus Geldgier.
Der Tatort wollte zuviele brisante Themen aufgreifen (Rassismus, schwule Fußballer, Jungs im Leistungssport, Flüchtlingskinder), herausgekommen ist leider ein recht banales und langweiliges Filmchen (es sei denn, man steht auf Bolz- und Duschszenen).
Fazit: Gut fürs Jugendzentrum geeignet, aber als Tatort nicht weiter erwähnenswert…
Der Tatort mit der tollen Nummer 500, vergeben an der Hanseatischen Bremer Polizeischaft, die von der Mordkommission. Die Hauptkommissarin Lürsen und der Hauptkommissar Stedefreund ermitteln in diesem Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 2002 aufgrund eines Falles von Mord und Totschlag. Eine Thematik mit verschiedenster Arten durchlaufen die Macher dieses Tatort-Spielfilms in diesem obskuren Tatort-Streifens und diese jene Thematik, sollen die auch, bitte schön, unter sich sehen. Unglaubwürdiger und klischeehafter und politischer und extravaganter und homophiler Unsinn. Den braucht der aufmerksame Tatort-Zuschauer am Wochenende nun wirklich nicht. Ehrlich.
Ach du jeh für ein 500er enorm schwach. Es gibt deutlich bessere Tatort Folgen rund um den Fussball u.a. Im Abseits mit Fritz Wepper aber diese Fussball Dramalette langweilt eher. Buu
Eine ausgesucht schwache Folge! Wohl nur deshalb jetzt gespielt, weil gerade die Fußball-EM läuft und das Thema „Fußball“ also aktuell ist. Sonst nicht erwähnenswert!
Ich war dabei :D ich war der kleine Junge
Warum wird der Schauspieler Igor Jeftić nirgendwo erwähnt, nicht einmal zu Beginn des Films?
Vielleicht war er damals im Jahr 2002 noch nicht so bekannt?
Grüße aus den Niederlanden.