Kurz und knapp – darum geht’s
Eine ungewöhnliche Entdeckung erschüttert einen verschlafenen Ort im Hohenlohekreis: Kommissar Bienzle findet auf der Heimreise von einer Tagung den Dorfbäcker kopfüber erstickt in seinem eigenen Brotteig. Widerwillig übernimmt der Stuttgarter Ermittler den Fall und stößt schnell auf familiäre Konflikte und merkwürdige Verhaltensweisen im örtlichen Kegelclub, dem auch das Opfer angehörte. Als kurz darauf weitere Mitglieder des exklusiven Clubs Opfer von Anschlägen werden, ahnt Bienzle, dass hinter der idyllischen Fassade der Dorfgemeinschaft ein düsteres Geheimnis lauert – und als er der Wahrheit näher kommt, gerät auch er selbst ins Visier des Täters…
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der Tod im Teig“
„Das Leben ist ein Kampf“, sagt der Dorfbäcker Grabosch noch zu Kommissar Ernst Bienzle, als dieser frühmorgens die ersten duftenden Brezeln des Tages kauft. Der Frühnebel liegt noch über den Feldern, als der mürrische Stuttgarter Hauptkommissar seinen Geldbeutel in der Bäckerei vergisst und umkehren muss. Was er dann vorfindet, lässt selbst den erfahrenen Ermittler kurz erstarren: Der Bäckermeister liegt vornüber gebeugt in einem Bottich – erstickt in seinem eigenen Teig. Der Kampf, von dem er noch kurz zuvor gesprochen hatte, ist verloren.
Bienzle, ein Mann der knorrigen Selbstgespräche und wortkargen Beobachtungen, steckt nun fest in diesem Dorf, das zunächst so harmlos wirkte wie eine Postkarte. Zur falschen Zeit am falschen Ort – sein brummiger Unmut darüber kann die Tatsache nicht ändern, dass das LKA ihn kurzerhand zum Ermittlungsleiter bestimmt. Der örtliche Polizeidienststellenleiter erweist sich als überfordert, fast unbeholfen, und richtet Bienzle ein provisorisches Büro ein, das mehr einem Besenschrank gleicht als einer Einsatzzentrale.
In der Familie des Toten findet Bienzle schnell mögliche Motive: Kathrin Grabosch, die zwanzig Jahre jüngere Ehefrau des Bäckers, gibt unumwunden zu, sich kurz vor dessen Tod mit ihrem Mann gestritten und sogar mit einer Eisenstange nach ihm geschlagen zu haben. „Er wollte mich nicht gehen lassen“, erklärt sie mit einer Mischung aus Trotz und unterdrückter Angst. Doch getötet habe sie ihn nicht. Der Stiefsohn Mike, vom Vater permanent kritisiert und offenbar kurz vor der Enterbung stehend, weist jede Schuld von sich: „Wenn ich ihn hätte umbringen wollen, hätte ich’s anders gemacht.“
Die Dorfstraßen wirken im Nieselregen wie nasse Schlangen, die sich zwischen den Fachwerkhäusern hindurchwinden. Bienzles Ermittlungen führen ihn in den Kegelclub „Gut Holz“, dessen Mitglieder überraschend teilnahmslos auf den Tod ihres „Kegelbruders“ reagieren. Der Club, eine verschworene Gemeinschaft aus örtlichen Honoratioren – Apotheker, Kiesgrubenbesitzer Riebenschlag, Waldbauer Körner – gleicht einer Festung, in die nur Auserwählte Zutritt erhalten.
Als plötzlich ein Schuss den Kiesgrubenbesitzer Riebenschlag verfehlt, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. „Das ist kein einfacher Mord mehr“, murmelt Bienzle, während er am Fenster steht und in die Dunkelheit starrt, „das ist eine Jagd.“ Weitere Anschläge folgen wie Paukenschläge eines düsteren Konzerts: Alfons Keck wird von seinem Motorrad geschossen und stirbt, der Apotheker entgeht nur knapp einem Mordversuch. Die Atmosphäre im Dorf verdichtet sich wie ein Gewitterhimmel vor dem Sturm. Zwischen den Häusern und in den Wirtsstuben werden die Stimmen leiser, als läge ein bedrohliches Geheimnis über allem.
Bienzle, dessen Instinkte scharf sind wie die eines alten Jagdhundes, findet schließlich die Verbindung in Gestalt der jungen Maruschka Steinborn. Ihre ungewöhnliche Zurückhaltung spricht Bände in einer Sprache, die der erfahrene Kriminalist nur zu gut versteht. Doch welches dunkle Ereignis verbindet die ehrenwerten Herren des Kegelclubs mit dem Mädchen? Und warum versucht der Dorfpolizist, die Ermittlungen zu behindern – als hätte er mehr zu verlieren als nur seinen Arbeitsplatz?
Die Aufklärung führt Bienzle tief hinab in die Abgründe menschlicher Niedertracht, die hinter den gepflegten Fassaden dörflicher Wohlanständigkeit lauern. Als er dem wahren Täter auf die Spur kommt, zieht sich die Schlinge des Falles unerbittlich zusammen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Bienzle und der Tod im Teig“ ist die 525. Episode der Krimireihe und die 17. mit dem Stuttgarter Kommissar Ernst Bienzle, dargestellt von Dietz Werner Steck. Die Produktion des Südwestrundfunks (SWR) wurde im Mai und Juni 2002 gedreht. Als Kulisse dienten vor allem Orte im Schwarzwald wie Loffenau und Reichental, aber auch Stuttgart und Karlsruhe mit Umgebung, wobei die Handlung im Hohenlohekreis angesiedelt ist (erkennbar an den Autokennzeichen „KÜN“ im Film).
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Felix Huby, der als geistiger Vater von Ernst Bienzle gilt und insgesamt für 30 Tatort-Folgen die Skripte sowie acht eigenständige Bienzle-Romane verfasste. In einer kleinen Nebenrolle ist der damalige baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll zu sehen – ein bemerkenswerter Gastauftritt aus der Politik.
Bei der Erstausstrahlung am 2. März 2003 im Ersten Deutschen Fernsehen erreichte „Bienzle und der Tod im Teig“ 9,65 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 27,1 Prozent entsprach. Damit avancierte der Film zur erfolgreichsten Tatort-Premiere des Jahres 2003.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die authentische Darstellung der dörflichen Gesellschaftsstrukturen und der menschlichen Abgründe diskutiert, die durch Hubys präzise Milieuschilderung hervorgehoben wurden. Die ungewöhnliche Mordart – das Ersticken im Brotteig – sorgte zudem für Aufmerksamkeit als eine der originellsten Todesarten in der langjährigen Geschichte der Krimireihe.
Bienzle ja,das gefiel uns und gefällt uns immer wieder.
Schade,daß keine neuen mehr gedreht werden.Und das „liebe hergöttle von Biberach“ verstummt ist.
Der Tatort 525. Der Hauptkommissar Bienzle aus Stuttgart ermittelt, eher zufällig und da beim LKA tätig, in einer Reihe merkwürdiger Morde in ländlicher Idylle. Gleichzeitig wird er selber Opfer von Einbrechern, wertvolle Münzen werden u.a. gestohlen. Mit Hilfe seiner engagierten Kollegen bekommt er aber sein Vermögen zurück. Die Tat, welche er ermittelte, handelte um Gruppenvergewaltigung und Rache, in dörflicher Gemeinschaft, begangen durch seriös wirkende Männer. Der Spielfilm erinnert stark an den Tatort Himmelfahrt, den damals KHK Finke aus Kiel lösen konnte. Diesmal blieb aber ein eher innerlich gestärktes Opfer zurück, welches den Racheakt des Vaters moralisch eher anzweifelte. Tja!!
Am 31. Dezember 2016 verstarb der großartige schauspielerische Darsteller von Hauptkommissar Bienzle. Ihm zu Ehren werden seine, ich glaube fünfundzwanzig, Tatort-Filme, nach und nach auf den Bildschirm projektziert. Am 11.01.2017 gleich einer seiner besten. Und: Seine langjährige „Tatort-Hilfskommissarin“ und Film-Lebensabschnittsgefährtin, kann man nach wie vor als erfolgreiche Kommissarin auf einen anderen Sender verfolgen. So ist das Leben.
Seit wann hat man auf der Schwäbischen Alb das Autokennzeichen KÜN ?