Kurz und knapp – darum geht’s

Eine Mordserie erschüttert den idyllischen Touristenort Lahnenberg in Tirol: Ein Paraglider, ein Mountainbiker und ein Kajakfahrer – allesamt Gäste des Alpenhotels – werden Opfer tödlicher „Unfälle“. Bei jeder Leiche findet sich ein mysteriöses Souvenir: eine Schneekugel. Der aus Wien angereiste Major Moritz Eisner und seine Kollegin Stefanie Gschnitzer ermitteln unter Hochdruck, denn jeden Tag stirbt ein weiterer Tourist und das Dorf leert sich zusehends. Als die Ermittler auf einen lange zurückliegenden Fall stoßen, bei dem eine junge Frau ums Leben kam, führt die Spur zu einem Racheplan, der das beschauliche Tiroler Bergdorf in seinen Grundfesten erschüttert…

Inhalt der Tatort-Folge „Tödliche Souvenirs“

Kaffeehunger plagt Major Moritz Eisner, als er im Morgengrauen auf dem malerischen Mieminger Plateau eintrifft. In der sporadisch in einem Stall eingerichteten Einsatzzentrale der Gendarmerie fehlt jedoch das begehrte Heißgetränk – ein Running Gag, der Eisners ohnehin schon schlechte Laune nicht verbessert. Das sonnendurchflutete Bergpanorama steht in scharfem Kontrast zur düsteren Realität: Ein Urlauber ist beim Paragliding tödlich verunglückt, ein anderer vom Mountainbike gestürzt, ein dritter beim Kajakfahren ertrunken.

Eisners Wiener Zynismus und seine hemdsärmelige Art prallen auf die Tiroler Gastfreundlichkeit, die angesichts der wachsenden Zahl an Leichen zunehmend bröckelt. Mit seiner Kollegin Stefanie Gschnitzer, die die örtlichen Gepflogenheiten besser kennt und vermitteln kann, bildet er ein ungleiches, aber effektives Team. Unterstützt werden sie vom sympathisch-ulkigen Gendarmen Hans Pfurtscheller, dessen Tollpatschigkeit – vor allem im Umgang mit der sehnlichst erwarteten Kaffeemaschine – für unfreiwillige Komik sorgt.

„Eigenes Hallenbad, immer mehr Betten, Gourmet, Relax, Wellness, Beauty, Fun, Fitness, Activity. Ich kann das alles schon nicht mehr hören! Da krieg‘ ich Magenweh!“, klagt Bürgermeister und Hotelier Robert Stöckl bei einer Befragung. Seine geschäftliche Existenz steht auf dem Spiel, denn die Touristen reisen scharenweise ab. Könnte er der Täter sein, um seinem übermächtigen Konkurrenten Markus Kofler zu schaden?

Das Alpenhotel der Koflers rückt ins Zentrum der Ermittlungen, denn alle Opfer waren dort untergebracht. Die Hoteliersfamilie gleicht einem Pulverfass: Der Patriarch Hans hat sich von seinen Söhnen abgewandt und lebt zurückgezogen. Die Brüder Markus und Werner verfolgen unterschiedliche Geschäftsphilosophien, und im Hintergrund zieht die alte Frau Kofler die Fäden wie eine Spinne in ihrem Netz aus Überwachungsmonitoren.

Als die Ermittler auf einen 16 Jahre zurückliegenden „Unfall“ stoßen, bei dem ein Model im Hotel ums Leben kam, beginnt sich der Nebel zu lichten. Eisners Gespräch mit der amerikanischen Bardame Liz, die ihre Bühnenkarriere aufgegeben hat, bringt einen neuen Verdächtigen ins Spiel: Der DJ und Animateur Jan Becker, der kurz vor dem Tod eines Opfers einen heftigen Streit mit diesem hatte, wirkt seltsam distanziert und spielt in seiner Disko provokativ mit dem Thema Tod.

Die Schneekugeln, diese tödlichen Souvenirs, erweisen sich als Symbol für eine eiskalte Rache, die Jahre auf ihre Vollstreckung warten musste. Mit jedem Tag wird ein weiteres Puzzlestück enthüllt, und die Kommissare erkennen, dass die Opfer nicht zufällig ausgewählt wurden. Sie alle waren Zeugen eines verhängnisvollen Ereignisses, das vertuscht werden sollte…

Hinter den Kulissen

Die Dreharbeiten zur 536. Tatort-Folge „Tödliche Souvenirs“ fanden im Jahr 2002 auf dem Mieminger Plateau und im Ötztal statt. Die Außenaufnahmen des Hotels wurden in Seefeld in Tirol gedreht. Der malerische Bergort diente als perfekte Kulisse für den fiktiven Touristenort Lahnenberg – ein Name, der als Reminiszenz an Felix Mitterers tourismuskritische Filmsatire „Die Piefke Saga“ gewählt wurde.

Die Besetzung wurde angeführt von Harald Krassnitzer in seinem neunten Fall als Major Moritz Eisner. An seiner Seite ermittelte Roswitha Szyszkowitz als Kommissarin Stefanie Gschnitzer. In weiteren Rollen waren Alexander Strobele als Hotel-Tycoon Markus Kofler, Martin Walch als sein Bruder Werner und Philipp Hochmair als undurchsichtiger DJ Jan Becker zu sehen. Besonders Alexander Mitterer als tollpatschiger Gendarm Hans Pfurtscheller sorgte für komödiantische Einlagen.

Regie führte Peter Sämann, für den es nach „Böses Blut“ der dritte und letzte Tirol-Tatort war. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Felix Mitterer, der für seine kritische Auseinandersetzung mit dem Massentourismus in den Alpen bekannt ist und auch die weiteren Tirol-Folgen des ORF schrieb.

Bei der Erstausstrahlung am 22. Juni 2003 erreichte „Tödliche Souvenirs“ 6,53 Millionen Zuschauer in Deutschland, was einem Marktanteil von 23,0 Prozent entsprach. Die Kritiken fielen gemischt aus: Während Rainer Tittelbach von tittelbach.tv den Film als „spannendes, atmosphärisches Krimi-Schmankerl“ lobte, bemängelten andere Kritiker die unausgewogene Inszenierung, die teilweise ins Parodistische abdriftende Darstellung der Nebenfiguren und die vorhersehbare Auflösung. TV Spielfilm würdigte hingegen die „düstere Heimatfilm-Variante“, die „die dunklen Seiten ehrbarer Landsleute, ihrer bigotten Moral und Selbstherrlichkeit“ sezierte.

Musik

Free – Lighthouse Family
Love hurts – Nazareth
Everybody hurts – R.E.M.

Besetzung

Chefinspektor Moritz Eisner – Harald Krassnitzer
Stefanie Gschnitzer – Roswitha Szyszkowitz
Markus Kofler – Alexander Strobele
Jan Becker – Philipp Hochmair
Liz – Dennenesch Zoudé
Elke Immhoff – Freya Trampert
Werner Kofler – Martin Walch
Robert Stöckl – Ludwig Dornauer
Pfurtscheller – Alexander Mitterer
Frau Kofler – Julia Gschnitzer
Hans Kofler – Theo Rufinatscha
Regina – Claudia Maria Haas
Fritz Heinermann – Klaus Münster
Lotte Heinermann – Ingrid Schölderle

Stab

Drehbuch – Felix Mitterer
Regie – Peter Sämann
Kamera – Moritz Gieselmann
Musik – Peter Ponger

Bilder: RBB/ORF