Kurz und knapp – darum geht’s
In Frankfurt werden alte, alleinlebende Frauen tot in ihren Wohnungen aufgefunden – angeblich an Herzversagen gestorben. Als die junge, übereifrige Polizistin Ina Springstub gegen alle Widerstände teure Tests für eine der Verstorbenen anordnet, bestätigt sich ihr Verdacht: Die Seniorin Elisabeth Anuschek wurde ermordet, ihre Ersparnisse sind verschwunden. Kommissarin Charlotte Sänger und Kommissar Fritz Dellwo tauchen bei ihren Ermittlungen tief in die Welt der „Armee der Unsichtbaren“ ein, wie eine alte Dame die vergessenen Senioren im Bahnhofsviertel nennt. Als die Kommissare entdecken, dass alle Opfer einem gemeinsamen Lesezirkel angehörten, geraten sie einer erschütternden Mordserie auf die Spur, die sie auch emotional an ihre Grenzen bringt…
Inhalt der Tatort-Folge „Herzversagen“
Schlaflos und von Tabletten abhängig kämpft Charlotte Sänger mit der Trauer um ihre ermordeten Eltern. Während sie noch beim Notar den Nachlass regelt, wird im grauen Frankfurter Bahnhofsviertel eine Seniorin tot in ihrer Wohnung gefunden. Für den Notarzt ein klarer Fall von Herzversagen – ein natürlicher Tod. Doch die unerfahrene Polizistin Ina Springstub zweifelt und ordert eigenmächtig teure Tests.
Parallel dazu verfolgt Dellwo einen Taschendieb durch die engen Gassen des Bahnhofsviertels. Die Verfolgungsjagd führt ihn in eine stille Wohnung, wo er auf eine makabre Entdeckung stößt: Eine weitere alte Frau sitzt mumifiziert in ihrem Sessel – tot seit fast einem Jahr, ohne dass jemand ihr Fehlen bemerkt hätte.
„Wir sind die Armee der Unsichtbaren“, flüstert eine namenlose alte Dame Dellwo bei seinen Nachforschungen in einem Supermarkt zu. Diese Worte lassen den sonst so tough wirkenden Kommissar nicht mehr los. In den Miethäusern des Bahnhofsviertels, wo das Neonlicht der Bars wie ferne Sterne durch die Fenster flackert, leben alte Menschen in erschreckender Isolation. Manche freuen sich tagelang auf den kurzen Besuch des jungen Mannes vom Lesezirkel, der eine neue Zeitschrift bringt.
Für Sänger wird der Fall zunehmend zur emotionalen Belastung. „Ich kann nicht mehr zwischen den Toten unterscheiden“, gesteht sie ihrem Kollegen in einer stillen Nachtschicht. Als sie eine vereinsamte alte Frau kennenlernt und am nächsten Tag deren Leiche identifizieren muss, wird sie schließlich vom Fall abgezogen.
Die Ermittlungen führen zunächst in verschiedene Richtungen: Der Sohn des ersten Opfers, der seine Mutter entmündigen lassen wollte, der Pelzhändler Alexander Nilgens als Freund der Verstorbenen und ein drogenabhängiger Taschendieb geraten unter Verdacht. Doch als Dellwo entdeckt, dass alle Opfer einem Lesezirkel angehörten, konzentrieren sich die Ermittlungen auf einen neuen Verdächtigen. Die Suche gleicht einem Puzzle, bei dem die einzelnen Teile längst vor aller Augen lagen, aber niemand sie zusammensetzen wollte – genau wie die einsamen alten Menschen, die mitten in der Großstadt unsichtbar geworden sind.
Hinter den Kulissen
„Herzversagen“ ist der fünfte Fall des Frankfurter Ermittlerduos Charlotte Sänger und Fritz Dellwo. Gedreht wurde der Film im März und April 2004 in Frankfurt, wobei besonders das atmosphärisch dichte Bahnhofsviertel als Kulisse diente. Unter der Regie von Thomas Freundner, der gemeinsam mit Stephan Falk auch das Drehbuch verfasste, entstand ein gesellschaftskritischer Krimi, der weit über das Genre hinausragt.
In den Hauptrollen brillieren Andrea Sawatzki als emotional angegriffene Kommissarin Sänger und Jörg Schüttauf als empathischer Ermittler Dellwo. In Nebenrollen überzeugen Elisabeth Wiedemann als Mordopfer Elisabeth Anuschek, Friedrich Schoenfelder als Pelzhändler Alexander Nilgens und Jan Henrik Stahlberg als Verdächtiger. Besonders bewegend ist der Auftritt von Christel Peters als anonyme alte Dame, die den Ermittlern den Schlüsselsatz des Films zuflüstert: „Wir sind die Armee der Unsichtbaren.“
Die Erstausstrahlung am 17. Oktober 2004 war mit 9,34 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 26,5 Prozent das erfolgreichste fiktionale Programm der ARD im Jahr 2004. Die Kritiker überschlugen sich mit Lob für den beklemmenden Sozialkrimi, der 2005 mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis für die Darsteller Sawatzki und Schüttauf sowie für Regie und Drehbuch ausgezeichnet wurde. Zudem erhielt der Film den Deutschen Fernsehkrimipreis.
In der Begründung der Grimme-Jury hieß es: „Ein Kriminalfilm, dem das Unwahrscheinliche gelingt: Er erfüllt das Gesetz des Genres und genügt dadurch dem zeitkritischen und regionalpatriotischen Anspruch der Reihe.“ Bemerkenswert ist auch, dass „Herzversagen“ bereits der zweite Tatort mit diesem Titel war – der erste stammte aus dem Jahr 1989 vom Saarländischen Rundfunk.
dellwo steth am anfang der Folge im Stau und kommt nicht weiter,er hört ein Musik. Kann mir einer sagen welcher Interpet das ist und wie der titel heist?
Weiß es jetzt nicht, aber es ist bekannt, dass Dellwo ein Led Zeppelin Fan ist. Wie ich auch…
Moin moin allerseits,
als Dellwo im Stau stand, hatte er das Album „Houses Of The Holy“ von Led Zeppelin im CD-Player und hörte den Song „The ocean“.
Thorsten
Nettes Betriebswirte-Bashing.
Ein spannendes Thema und interessante Einblicke in die Welt der Alten. Gut gemacht und gut gespielt.
Leider werde ich das Gefühl nicht los, dass hier die Zigarrettenindustrie für „Schleichwerbung“gezahlt hat. Das ist doch nicht normal, dass im Jahre 2014 der leitende Kommisar bei jeder Gelegenheit eine Zigarrette im Mund hat bzw. dass das wieder ein Thema sein sollte.
Toller Frankfurt Tatort mit ernstem Thema das unter die Haut geht.
Der Tatort mit der Nummer 575 aus der hessischen Main-Metropole Frankfurt. Ein außergewöhnlicher Tod einer alten Dame, durch einen hartnäckig arbeitenden Newcomer (w) der Tatort-Polizei, als ein durch Mord begangenes Verbrechen aufgedeckt, bringt die beiden Profis der Frankfurter Mordkommission, die Hauptkommissare Charlotte Sänger und den Hauptkommissar Fritz Dellwo, auf den Plan und beide kommen einer ungeheuren Mordserie auf die Spur. Ein spannender und interessanter Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 2004, im Bereich der Alten und des Gebrechlichen angesiedelt. Geldgier und Mordsucht gehen hier einher. Außerordentlich sehenswürdig ist der Streifen, wie ich meine, wiederholungswürdig alle Male. Mit einer der besten Tatort-Spielfilme und deutlich über der Zahl 150 der besten in dieser Krimi-Reihe angesiedelt. Die Regie führte übrigens der Thomas Freundner.
Ach ihr Moserer. Muss ja besonders wichtig sein, dass der Ermittler keine Zigaretten raucht. Übrigens ist der Tatort aus dem Jahre 2004. Ansonsten zum Inhalt. Sehr gutes Thema. Das kann ich erst seit einem ähnlichen Vorfall in den eigenen Reihen erkennen. Sohn des verstorbenen Lebensgefährten meiner Mutter stirbt in der Wohnung. Sohn gerade in Rente, 65, lebt alleine in Köln, keine weiteren Verwandten mehr. Wir kennen uns schon seit 27 Jahren. Also Vater und Sohn waren Teil unserer Lebenswelt. Nach etwa 14 Tagen des Nichterreichens rufe ich mal am Montag bei der Kölner Polizei an. „Sind Sie verwandt? „Nein!“ „Dann kann ich Ihnen keine Auskunft erteilen!“ Ich insistiere und sage, dass die Polizei vielleicht mal in der Wohnung nachschauen könnte. Er: “ Geben Sie mir Namen und Adresse!“ …. Er bittet um einen Moment Geduld. … Ist dann schon über seinen Schatten gesprungen! Räuspern: “ Wir haben Herrn … am Freitag tot in der Wohnung aufgefunden! Weitere Auskünfte kann ich Ihnen nicht erteilen!“
Fortsetzung: Rege mich auf, bin entrüstet, verwirrt und betroffen. Muss tief durchatmen und lasse mir den Namen des Beamten und der Dienststelle geben. Alles aus der Ferne – 400 km. Schlucke und verdaue, rufe meinen Bruder an um ihm dies mitzuteilen. – Es vergehen einige Tage und der Familienrat berät. Inzwischen haben wir über einen ebenfalls besorgten Freund – 300 km von Köln – genaueres erfahren. Freund hatte sich ebenfalls Sorgen gemacht – aus der Ferne -. Hatte erst Hausmeister angerufen – Auto steht in der Tiefgarage – und dann die Polizei. Die – am Freitag vor Ort – lies die Tür öffnen, weil Verwesungsgeruch zu riechen war. Der Sohn lag in der Wohnung auf dem Boden, ca. 11 Tage. Es stank. Diese informationen konnte man nur durch massives und geschicktes Reden mit dem weiter ermittelnden Beamten erfahren. Wir konnten dem Beamten Details zum Umfeld erzählen, wenn er im Gegenzug ein wenig plaudert. Das war es aber dann auch schon. Kein Zugriff unsererseits. Der „Staat“ regelt das alles. Das Vermögen ging an die Stadt Köln. Erb- und Erinnerungsstücke ebenfalls. Er wurde Ruckzuck eingeäschert. Obduktion wurde nicht angeordnet, obwohl wir Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hatten. Es gab keine Ermittlungen. Mit Mühe konnten wir die Stadt Köln und den „Nachlassverwalter“ dazu überreden, die Urne zu uns in die Kleinstadt zu schicken. Das hat die Stadt Köln auch nur gemacht, weil trotz Versand die Beerdigung in unserer Stadt billiger war. Wir mussten eine Erklärung abgeben, dass wir uns um die Grabpflege kümmern. Ansonsten wäre er anonym in Köln beerdigt worden. – In Gedenken an Volker!
Nachtrag: Unser Verdacht auf eine Straftat beruhte darauf, dass Volker mehrere Wochen vorher Handwerker wegen einem Wasserschaden in der Wohnung hatte. Bei meinem letzten Telefonat mit ihm, berichtete er, dass sie noch die nächste Woche kommen werden. – Interessierte den Beamten nicht, dass – wenn die Handwerker ja weitere Termine hatten, ebenfalls hätten merken müssen, dass Volker die Tür nicht öffnet. Unsere Vermutung: Die Handwerker hatten während ihrer Arbeit die Gelegenheit zu erkennen, was es alles an Wertvollem in der Wohnung gibt. Auch erkennen sie, dass Volker sehr zurückgezogen lebt und kaum direkte Sozialkontakte in Köln hat. Das geben sie an einen fremden „Kollegen“ weiter, der zu einem „Handwerkstermin“ bei Volker klingelt, sich Einlass verschafft, Volker bedroht und ausraubt. Bei diesem Zwischenfall kommt es zur tödlichen Auseinandersetzung. Um diese These zu überprüfen, hätte man jemand aus der nicht „legitimen“ Verwandtschaft bitten müssen zu schauen, was und ob etwas fehlt. – Nix, Akte zu und Vermögen an die Stadt Köln.
Und was macht deine Geschichte hier im Tatort Forum, lieber logiclöcher ???
Bist du auch alleine und einsam ?
Nö, wenn du nicht die Parallelen erkennst, dann kann ich dir auch nicht helfen.
Fünfter Fall von Kriminaloberkommissar Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Kriminalhauptkommissar Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf), die in Frankfurt ihren Ermittlerort haben.
Chronologisch in der Zeitgeschichte zeigt sich dieser fünfte, verfilmte Fall mit dem Titel “Herzversagen“ einige Zeit später nach dem abgeschlossenen Fall in der vierten Folge. Auch der Mörder in der dritten Folge wurde am Anfang dieser fünften Folge “Herzversagen“ verurteilt.
Das Grundthema, das uns Zuschauer in dieser Folge “Herzversagen“ vorgestellt wird, zeigt neben einem einfachen Whodunit-Fall, auch sehr sozialkritisch das Thema alt sein in der Gesellschaft. Wie manch ältere Personen in einer Großstadt vereinsamen, dadurch vergessen sind und keine Beachtung mehr finden. Dieser Film soll wohl schon zum Nachdenken anregen. Und mit Kriminaloberkommissar Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Kriminalhauptkommissar Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) haben wir hier Ermittler, die durch ihre Charaktereigenschaften, durch ihre Lebensweise und auch wegen ihren privaten Problemen, uns Zuschauer dieses Grundthema ernsthaft vermitteln oder übermitteln. Das passiert dann in dieser Filmgeschichte mit makabren, brutalen und sehr kaltherzigen Mordfällen.
Story:
Am Anfang dieser Folge sehen wir Zuschauer, wie sich die Seniorin Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) mit ihrem Altersgenossen Alexander Nilgens (Friedrich Schoenfelder) in der Oper amüsieren. Danach fahren sie mit dem Taxi nach Hause. Zuerst zu ihr, wobei er, als Charmeur auftretend, noch versucht mit ihr in ihre Wohnung zu kommen. Das klappt aber nicht. Sie geht allein in die Wohnung und dort entstehen dann noch einige Szenen mit Sonderspannungsmomente für den Zuschauer, weil dieser Zuschauer, so wie ich selbst auch, wohl glaubt, dass Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) den nächsten Tag nicht überlebt. Das passiert dann auch. Die Ermittlungsgruppe 3 der Mordkommission in Frankfurt rückt an. Leider aber steckt Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) im Stau und Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) hat gerade eine psychotherapeutische Sitzung. So entscheidet die Kriminalbeamtin Ina Springstub (Chrissy Schulz) vor Ort, trotz dass ein Arzt eine normale Todesursache wegen Herzversagens feststellt, eine aufwändige Streifenlichttopometrie anzuordnen zur Klärung des Todeshergangs. Während gleichzeitig Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) im Stau steht, fällt ihm ein Junkie (Henning Peker) auf, der gerade einer älteren Frau eine Handtasche gewaltsam klaut. Diesen verfolgt er dann erfolglos zu Fuß. Dabei wird er in einen Altbau gelotst, bei dem er in einer Wohnung eine mumifizierte, Frauenleiche findet. Diese Frau ist auch schon sehr alt gewesen und muss fast ein Jahr unbemerkt tot in dieser Wohnung gelegen haben. Auch bei ihr wird ein ärztlicher Totenschein mit Herzversagen ausgestellt. Bei der Ermittlungsgruppe 3 der Mordkommission in Frankfurt wird dann anschließend schon gestritten, warum Kriminalbeamtin Ina Springstub (Chrissy Schulz) diese Streifenlichttopometrie angeordnet hat. Doch die Auswertung bringt dann hervor, dass Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) erstickt wurde. Nun muss ermittelt werden. Das ist recht schwierig, da es keine Zeugen in der Nachbarschaft gibt, die diese Frau kennen. Sie ist fast anonym. Ein Sohn (Hartmut Volle) von ihr, der Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) entmündigen wollte, und auch der Opernbegleiter Alexander Nilgens (Friedrich Schoenfelder) werden als Anfangsverdächtige ausgesucht. Dann entdeckt Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) durch Zufall ein Indiz, dass schließlich beweist, dass seine mumifizierte, Frauenleiche ebenfalls ermordet wurde. Nun kommt auch der Junkie (Henning Peker) in den härteren Verdächtigenkreis. Doch weitere Ermittlungen und weitere Frauenleichen mit Herzversagen bestätigen die Verdachtsmomente aller in Frage kommenden Verdächtigen nicht. Es gilt herauszufinden welche Gemeinsamkeiten alle getöteten, älteren Frauen hatten, mit Ausnahme von gehortetem, nun verschwundenem Bargeld in ihren jeweils eigenen Wohnungen. Dies ist die Aufgabenstellung für Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf). Und das schaffen beide auch mit detaillierter nicht actionbelasteter, aber intensiver, für mich gut gezeigter Polizeiarbeit. Danach ist die Mördersuche sogar recht einfach.
Wie gesagt, hier wird das Leben von älteren Personen gezeigt, die in einer Großstadt in der Einsamkeit leben. Und das in sehr tragischer Form. Die Geschichte soll uns Zuschauer wohl zum Nachdenken anregen. Vielleicht gelingt es den Filmemachern auch. Schauspielerisch läuft hier alles auf bekannt höherem Niveau ab. Manchmal haben die Schauspieler mit ihren Rollen doch Situationen und Szenen zu spielen, die meiner Meinung nach nicht so natürlich und ehrlich wirken. Da fühlt man schon, dass in dieser Folge zwar selten, aber leider doch etwas nicht immer ganz so passt und deshalb dann einfach passend gemacht wird.
Eigentlich fühlte ich hier öfters, dass bei gewissen Szenen in dem Film es nicht gelangt hatte, dass man eine Erkenntnis hatte oder bekommen könnte. Es werden Szenen vorgestellt und man kann dabei etwas erkennen. Es gab leider auch Szenen, bei denen der Zuschauer so richtig reingestoßen wurde, weshalb eine Erkenntnis dann nicht mehr stattfinden konnte oder musste. Und das nimmt dem Film sehr viel Tiefe und lässt eine eigentlich im Gesamtkonzept gute Folge wie “Herzversagen“ dann am Ende nur als eine positive Durchschnittsfolge dastehen.
Ein Beispiel für solche Szenen ist die Szene, wo Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) in einem kleinen Supermarkt Befragungen anstellt wegen einer der Frauenleichen, die dort in der Nachbarschaft wohnte. Auch wenn man bei dieser Szene einen Kurzeinsatz von Christel Peters bewundern kann, die hier einen schlauen Spruch übermittelt, macht meiner Meinung nach diese Szene mehr kaputt, als dass sie etwas bringt. Vielleicht konnte ich deshalb zum Ende des Filmes die Gefühlsausbrüche von Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) nicht selbst erfühlen. Bei der ersten Folge von Dellwo/Sänger war aber der Gefühlssektor perfekt und toll gelungen. Also das Potential ist bei diesen Ermittlern auf jeden Fall auch für eine solche Tiefe vorhanden. Und wenn es in dieser Folge “Herzversagen“ richtig funktioniert hätte, also der Inhalt tiefsinniger abgelaufen wäre, gespielt wurde er ja manchmal ein klein wenig so, dann hätte diese Folge eine großartige Wertung verdient. So hat es dann zwar den Adolf-Grimme-Preis 2005 als Auszeichnung gegeben. Doch für mich ist diese Folge “Herzversagen“ letztendlich nur drei dicke Sterne wert. Auch der Whodunit-Teil des Filmes war höchstens nur Durchschnitt. Oft wurden in dieser Filmgeschichte Szenen gezeigt von, am Ende unschuldigen Verdächtigen, damit sie bei uns Zuschauer wohl weiter in Verdacht bleiben. Am Schluss hatten diese Szenen aber eigentlich keine Bedeutung gehabt. Der Zuschauer selbst hat während der Folge keine Chance, den Mörder zu erraten. Es sei denn er denkt materiell und nicht personell.
Nach dem Ansehen dieser Folge “Herzversagen“ bin ich jedoch wieder beruhigt, nachdem diese Ermittler Sänger/Dellwo nach der letzten, vierten verkorksten Folge, wieder eine ganz gute Folge hingekriegt hatten.
Die Folge “Herzversagen“ ist auf jeden Fall schon eine Empfehlung wert. Sie zeigt uns Zuschauer mehr als nur einen klassischen Kriminalfall. Wenn in nicht allzu kurzer Zeit im TV eine Wiederholung anstehen würde, könnte ich mir die Folge ohne Probleme mal wieder ansehen.
Meine Schulnote: 3
Für mich eindeutig der beste Tatort mit Dellwo und Sänger. Nicht nur bitterböse, sondern auch mit feinem Humor gewürzt. Kann man immer mal wieder sehen!⭐⭐⭐⭐⭐
@Ralph
Muß mich für die positive Einschätzung bedanken, weil sie mich dazu veranlaßt hat, mir im Nachgang diese Folge in der Mediathek zu gönnen.
Denn eigentlich sind Dellwo & Sänger nicht so mein Fall, was eher an Frau Sawatzki denn an Jörg Schüttauf liegt (wozu ich mich bereits am 27.1.21 um 20:21 Uhr in den Kommentaren zu »Das Böse« geäußert habe).
Muß aber zugeben, daß die doch einige bemerkenswert gute Folgen zur Reihe beigesteuert haben, so »Das Böse« und »Weil sie böse sind«, wobei ich letztere noch für einen Tick besser halte.
⭐️⭐️⭐️⭐️ sind auf jeden Fall gerechtfertigt.
Ein schöner, klassischer „Wer war’s“-Krimi, der zum Mitraten einlud. Der Junkie konnte es nicht gewesen sein; auf Jan Henrik Stahlberg, der schon in etlichen TOen auftauchte, mußte man lange warten – da der Name aber schon im Intro erschien, konnte der Zuschauer schon mal Vermutungen anstellen. Als ein AWO-Mitarbeiter erwähnt wurde, keimte schon ein Verdacht auf …
Aus soziokultureller Sicht ist das Thema „Unsichtbarkeit der Alten“ auch 20 Jahre später immer noch aktuell und demzufolge wichtig – wie es die alte Dame im Supermarkt so treffend beschreibt:
„Sie suchen ein Mitglied der hochgeheimen Gesellschaft, alles alte Frauen, alleinstehend. […] Wir sind die Armee der Unsichtbaren, wir werden von niemandem gesehen.“
Nur eine winzige Nebenrolle, aber auf den Punkt gebracht von Christel Peters – bekannt aus Gritta von Rattenzuhausbeiuns/DEFA 1985, ab Folge sieben als Mutter von Commissario Brunetti in den Donna-Leon-Verfilmungen und nicht zuletzt als „Mutter aller Schnäppchen“ in der Media Markt- Werbung.
Besonders gut gefallen hat mir Friedrich Schoenfelder, der sein Handwerk unter Koryphäen wie Gründgens, Piscator und Fehling gelernt hat; unvergessen als Synchronstimme von Sir John Gielgud, David Niven et al.
Der im selben Fach tätige, erst kürzlich verstorbene Eckart Dux fragte ihn einmal im fortgeschrittenen Alter:
„Friedel, du bist so gut in Form – joggst du oder gehst du in die Muckibude, wie machst du das?“
„Ja, das kann ich dir sagen: Ich arbeite“, gab der lakonisch zur Antwort.
(Hörfunkreihe ‚Gesprächszeit‘ mit Nicole Ritterbusch, RB 2015/2024)