Kurz und knapp – darum geht’s
Im Landkreis Stade wird der blutverschmierte VW-Bus des Bauern Holger Schatz entdeckt, von seiner Frau Simone fehlt jede Spur. Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm, die nach dem Verlust ihres Lebensgefährten emotional angeschlagen ist und heimlich zu Tabletten greift, übernimmt die Ermittlungen – gegen den Widerstand des örtlichen Polizisten Markus Dunker. Als die Leiche von Simone aus einem Weiher gezogen wird und kurz darauf eine weitere Frau nach demselben Muster getötet wird, deutet alles auf einen Serienmörder hin – doch während Charlotte die entscheidende Verbindung zwischen den Opfern aufdeckt, gerät sie selbst ins Visier der Täter…
Inhalt der Tatort-Folge „Schwarzes Herz“
Schlaflos wälzt sich Charlotte Lindholm im kalten Licht der Nacht in ihrem Bett, die Gedanken kreisen unaufhörlich um den gewaltsamen Tod ihres Freundes Tobias. Als das grelle Schrillen des Telefons die Stille zerreißt, greift sie mechanisch nach einer der Tablettenpackungen auf ihrem Nachttisch – ohne sie kann sie längst nicht mehr funktionieren. Ein neuer Fall wartet auf sie, weit draußen im niedersächsischen Flachland, wo der nebelverhangene Morgen einen blutdurchtränkten VW-Bus offenbart.
Im tristen Landkreis Stade, wo die Zeit in den verwaisten Gasthäusern und verwitterten Höfen stehengeblieben zu sein scheint, trifft die LKA-Kommissarin auf den selbstbewussten Dorfpolizisten Markus Dunker, dessen jovialer Ton nicht über seinen Widerwillen gegen die Ermittlerin aus der Großstadt hinwegtäuschen kann. „Den Fall klären wir auch ohne Verstärkung aus Hannover“, behauptet er provokant, während Charlotte dem Hauptverdächtigen Holger Schatz, einem wortkargen Landwirt mit rascher Reizbarkeit, die Handschellen anlegt. Zu offensichtlich scheinen die Indizien: das Blut seiner verschwundenen Frau im Auto, sein fehlendes Jagdgewehr, die Drohungen, die er ausgestoßen haben soll.
Das trübe Wasser des Netzweihers gibt schließlich Simones Leiche frei – gefesselt mit Kabelbindern und durch einen präzisen Kopfschuss getötet. In ihrem Mund findet sich ein mysteriöser schwarzer Klumpen. Noch während Charlotte mit dem seltsamen Fund hadert, zeichnet sich der nächste Schicksalsschlag ab: Eva Rohde, mit der die Kommissarin erst gestern gesprochen hat, wird auf identische Weise ermordet aufgefunden. Die Jagd nach dem vermeintlichen Serienmörder gleicht dem Tasten durch dichten Nebel – jede Spur verschwimmt, sobald Charlotte glaubt, sie gefunden zu haben.
Im dörflichen Mikrokosmos, in dem jeder jeden zu kennen scheint, stößt die innerlich zerrissene Kommissarin auf ein dichtes Netz aus Halbwahrheiten und verschwiegenen Beziehungen. Während ihr eigener Vorgesetzter sie zunehmend kritisch beäugt und Dunker triumphierend ihre Tablettenschachteln im Handschuhfach entdeckt, greift Charlotte zu immer verzweifelteren Mitteln. Die bleichen Winterlandschaften des Stader Landes werden zum Spiegelbild ihrer inneren Leere, und die Spuren im gefrorenen Boden verlaufen wie die ungelösten Fragen in ihrem pulsierenden Kopf.
Als schließlich auch noch der verdächtige Tierarzt Dr. Kehl tot aufgefunden wird und der Fall abgeschlossen werden soll, setzt Charlotte alles auf eine Karte – ohne zu ahnen, dass ihre Beharrlichkeit sie in tödliche Gefahr bringen wird…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Schwarzes Herz“ ist die 621. Folge der beliebten Krimireihe und der achte Fall für die von Maria Furtwängler verkörperte Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm. Die Dreharbeiten fanden vom 31. Mai bis zum 30. Juni 2005 in Hannover, Lüneburg, Stade und Umgebung statt. Der vom Studio Hamburg für den Norddeutschen Rundfunk produzierte Film wurde am 22. Januar 2006 erstmals im Ersten ausgestrahlt.
Neben Maria Furtwängler in der Hauptrolle glänzt ein namhaftes Ensemble: Peter Kurth (später selbst Tatort-Kommissar in Frankfurt) als verdächtiger Bauer Holger Schatz, Werner Wölbern als dessen Freund Benno Rohde (der später ebenfalls im Frankfurter Tatort als Staatsanwalt zu sehen sein wird) und Thorsten Merten als Tierarzt Dr. Kehl, der später als Kripochef im Weimarer Tatort Karriere machen wird. In weiteren Rollen sind Tilo Nest als widerspenstiger Dorfpolizist Markus Dunker, Sandra Nedeleff als Eva Rohde sowie Kathrin Ackermann und Ingo Naujoks als Lindholms Mutter und Mitbewohner zu sehen.
Die Folge „Schwarzes Herz“ wurde ein voller Erfolg: Bei der Erstausstrahlung verfolgten 9,51 Millionen Zuschauer die Ermittlungen in der niedersächsischen Provinz, was einem beachtlichen Marktanteil von 25 Prozent entsprach. In der werberelevanten Zielgruppe schalteten 3,46 Millionen Menschen ein – ein Marktanteil von 20,8 Prozent.
Regie führte Thomas Jauch, der bereits mehrere Lindholm-Folgen inszeniert hatte, darunter den direkten Vorgänger „Atemnot“, in dem der Tod von Lindholms Lebensgefährten Tobias Endres (gespielt von Hannes Jaenicke) die Kommissarin in ihre persönliche Krise stürzte. Das Drehbuch stammte von Tatort-Debütant Fabian Thaesler, der besonders durch die poetischen Dialoge auffiel, darunter ein bewegendes Gedicht, das die trauernde Lindholm fast zu Tränen rührt: „Raubt der Tod dir auch den Atem, unsre Liebe kriegt er nicht, führt dein Weg auch weit ins Dunkel, unsre Liebe bleibt im Licht…“
Wir finden ihn für diese Kommissarin schon sehr spannend!
Warum ist Lindholm mit der Gewehr im Nacken plötzlich befreit und die Täter festgenommen. So was passiert nur im Film. Oder hat man ein wichtiges Stück rausgechnitten. Wäre nicht das erste Mal.
Ich suche ein Zitat von Charlottes Mutter, bei dem sie Trauer mit einem Gang über Eis vergleicht. Wer hat diesen Wortlaut komplett?
genau diesen Spruch suche ich auch….. Trauern heisst über dünnes Eis gehen….. und weiter konnte ich mir auf die Schnelle nicht notieren, ich finde aber auch im Film die Stelle nicht mehr. Schade
Wo und wann wird der Film wiederholt, damit man die Passage aufnehmen kann?
Hallo Permalink
ich hab die Stelle gefunden..freu
Trauern heißt über dünnes Eis gehen. Man verlässt das Ufer, bricht ein, versinkt, wird auch ein bisschen selber sterben. Man muss bereit sein, loszulassen um auf der anderen Seite anzukommen.
Vielleicht willst du das Gedicht auch, das kurz vorher gesprochen wurde?
Raubt der Tod dir auch den Atem,
unsre Liebe kriegt er nicht.
Führt der Weg auch weit ins Dunkel,
unsre Liebe bleibt im Licht.
Stürzen Schluchten auch in Tiefen,
spannt die Liebe ihren Steig;
Und kennt kein Herz auch seine Zeiten,
bleibt doch der Liebe Ewigkeit.
LG Christine
Vielen lieben Dank!
Der Tatort mit der Nummer 621 vom Landeskriminalamt Niedersachsen. Die dortig engagierte Hannoverische Hauptkommissarin Lindholm spielt, in diesem düsteren Tatort-Drama um die platonische Liebe zweier junger Männer, eine tragische Hauptrolle und ohne ihren engen und treuen Freund und Wohngemeinschaftsnachbar Felser wäre sie untergegangen, so sehr war nicht nur ihr dienstlichen Engagement sondern auch ihre gut gespielte Trauer über den Verlust eines sehr lieben Freundes. Und neben Martin, den Felser in der Brandung eben, hat sie ja auch noch die liebgewonnene und dichterisch begabte Mama. In diesem vor dem Bildschirm aushaltewürdigen Tatort-Kriminalfilm kommt die kühle Hauptkommissarin nicht nur mit ihrem Leben davon, nein sie löst zur Freude ihrer wahrscheinlichen Vorgesetzten auch noch Mordfälle. Einmalig und einzigartig dieser Streifen, für mich meine ich.
Ich mag die frühen Lindhilm Filme sehr. Auch dieser ist wieder 90 min durchgehend unterhaltsam. Meiner Meinung nach typisch Niedersächsisch schön. Lindholm ist ja in NDS ganz schön unterwegs gewesen anfangs. Teufelsmoor, Vechta, Stade, Braunschweig. Bei Lindholm immer Abwechslung garantiert. So auch in diesem Fall.
Spannend, but then the last minute ….. I don’t understand what happened.
@Walterleo – Genau! Was war denn das für ein Ende. Stattdessen die überflüssigen Szenen mit dem Tretroller. Wie kann man nur auf so eine blöde Idee kommen einem erwachsenen Menschen noch einmal das Kindergeschenk zu schenken. Und dass Ingo Naujoks alias Martin Felser irgendwann nicht mehr wollte kann man hier schon erahnen. Ständig die überflüssig besorgte Trottelrolle zu spielen hält kein noch so guter Schauspieler durch.
Ein witziges und schlüssiges Ende wäre webnigstens gewesen, wenn der Martin Felser – Ingo Naujoks mit irgendeinem Taxi durch das Gebüsch zwischen die beiden Henker gebrettert wäre.
Ansonsten ganz nett.
@ Oheim Petri: Darauf war die Rolle Martin Felser ja angelegt. Frau Lindholm sollte eine absolute Powerfrau sein und weil der Darstellerin etwas Charisma und Ausdrucksstärke dazu fehlte, brauchte es einen Trottel, ein treudoofes Hündchen, das neben ihr ganz alt aussieht. Nach dem Motto „willst du taff erscheinen, umgib dich mit Leuten, die das Gegenteil sind“. Dass man dafür so ein schauspielerisches Schwergewicht wie Ingo Naujoks ausgesucht hat, ist ein Frevel. Und selbst wenn man als Darsteller das Spielchen von Anfang an durchschaut, lässt man sich vielleicht darauf ein, eine feste Rolle im TATORT ist ja schließlich was. irgendwann hatte er aber auch irgendwann keinen Bock mehr dazu, garniert mit der Begründung „die Rolle sei auserzählt“.
Als er weg war, haben sich die Macher ein paar andere Sachen einfallen lassen. Mal hat sie untergebene Männer zusammengepfiffen, die man allzu tumb chauvinistisch in die Szene stolpern ließ, dann vernachlässigte sie ihren Sohn (eine hinzunehmende Begleiterscheinung bei einer Karrieremenschin), dann noch Prügeleien vor Nachtlokalen, jüngere Liebhaber und gesellschaftlicher Aktivismus. Alle Geschichten waren von Anfang an auf das Image der Kommissarin zugeschnitten. Und sie hält sich schon lange damit – muss man auch erst einmal schaffen.
Dieser Tatort war spannend, wenn auch der Fall in meinen Augen an den Haaren herbeigezogen war. Da der Schluss reichlich abrupt bzw. äußerst kurios, um nicht zu sagen blöd (Geburtstagsfeier am Steg) war, habe ich auch vielleicht von der Auflösung Einiges nicht kapiert.
Spoiler:
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Wer hat jetzt den Hund getötet? Rhode, damit er Schatz‘ Frau aus dem Haus locken kann?
An den Haaren herbeigezogen finde ich,
-) dass Schatz seinen Rausch ausschläft währenddessen er von seinem Freund seine Frau aus dem Haus holen und töten lässt
-) dass sich zwei Freunde zusammentun und beschließen ihre Frauen zu töten
Spoiler Ende
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Wie schon öfter in Kommentaren angesprochen finde ich die Darstellung der Dorfbewohner reichlich einseitig, wenn sie entweder als dumm-naiv oder brutal oder beides präsentiert werden. Die Städter sind dann immer die G’scheiten.
Im Übrigen mag ich das Schauspiel von Fr. Furtwängler sehr gerne, sie macht ihre Sache gut.
Würde mich freuen, wenn ein anderer Kommentator meine Fragen beantworten würde.
LG und gesund bleiben.
Johannes