Kurz und knapp – darum geht’s
In einem Güterwaggon am Osnabrücker Bahnhof wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, deren Identität ein Rätsel aufgibt. Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm, die gerade ihre eigene Schwangerschaft entdeckt hat, muss nicht nur herausfinden, wer das „namenlose Mädchen“ tatsächlich war, sondern auch, ob ein Zusammenhang mit dem tragischen Tod eines kleinen, hyperaktiven Jungen besteht. Als Lindholm beginnt, die Wahrheit hinter der scheinbar intakten Fassade einer Familie zu ergründen, kommt sie einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das nicht nur eine Identität enthüllt, sondern auch einen weiteren Jungen in tödliche Gefahr bringt…
Inhalt der Tatort-Folge „Das namenlose Mädchen“
Früher Morgen in Osnabrück: Ein Arbeiter entdeckt in einem leeren Güterwaggon die Leiche einer jungen Frau. Die Morgendämmerung taucht die Szenerie in kaltes Licht, während die Bahngleise wie leblose Schlangen zum Horizont führen. Zur selben Zeit starrt Charlotte Lindholm in ihrer Hannoveraner Wohnung ungläubig auf einen Schwangerschaftstest. Das kleine Plastikstäbchen in ihrer Hand, das ihr künftiges Leben verändern wird, fällt ins Waschbecken.
Mit dieser unerwarteten Neuigkeit im Gepäck reist Lindholm nach Osnabrück, wo sie mit der lokalen Kommissarin Suzanne Krohn zusammenarbeiten soll. Die kühle Frühlingsbrise begleitet die beiden Ermittlerinnen, während sie den Fundort der Leiche besichtigen. Das einzige Indiz zur Identität des Opfers: ein handgewebter Schal, so kunstvoll, als hätte jemand seine ganze Seele hineingewoben.
„Sie hatte Talent“, bestätigt Professor Richard Voigt von der Fachhochschule, als Lindholm ihm den Schal zeigt. Der charismatische Dozent identifiziert die Tote als Carol Stern, eine 19-jährige Irin, die an seinem Webkurs teilgenommen hatte. Doch Lindholms geschulter Blick entgeht nicht, wie seine Augen beim Anblick des Schals kurz flackern. Verbirgt er etwas?
Die Ermittlungen führen Lindholm zu den Mendes, einer Familie, die gerade vom Schicksal gebeutelt wird. Der vierjährige Frederik ist vor kurzem beim Frühstück an einem Stück Brot erstickt – ein tragischer Unfall, wie es scheint. Die blasse Mutter Simone, deren Augen von durchwachten Nächten zeugen, sitzt wie versteinert im Wohnzimmer. „Frederik war besonders“, flüstert sie, „ein Indigo-Kind.“ Der Vater Jürgen dagegen hält den Blick gesenkt, seine Hände unruhig. Im Hintergrund steht der 17-jährige Mika, dessen Gesicht wie eine verschlossene Tür wirkt.
Die Familie gleicht einem zerbrochenen Spiegel, dessen Scherben nicht mehr zusammenpassen wollen. „Carol war Frederiks Babysitterin“, erklärt Simone mit brüchiger Stimme. „Am Tag seines Todes ist sie nicht aufgetaucht.“
Während Lindholm zwischen Übelkeitsanfällen und der Sorge um ihre eigene Zukunft schwankt, fährt sie wie ein Kompass durch eine Landschaft aus Halbwahrheiten und Verdächtigungen. Die Ermittlung gleicht einer Wanderung durch ein Labyrinth, in dem jeder Weg in eine neue Sackgasse zu führen scheint. War Carol wirklich die, für die sie sich ausgab? Warum taucht ihr Name in keiner Vermisstenakte auf? Und was hat der stille Mika mit der ganzen Sache zu tun, der nachts heimlich Carols Tasche im Garten von Professor Voigt versteckt?
Dann die erschütternde Entdeckung: Die Tote ist nicht Carol Stern, sondern die erst 16-jährige Liz O’Dovan, die nach Irland zurückkehren wollte. „Sie wollte mir helfen“, sagt Mika mit erstickter Stimme, während der Herbstwind durch die kahlen Bäume fährt. „Sie wusste, was mit Frederik wirklich passiert ist.“
Charlotte Lindholm spürt, wie zwei Schicksale – das des toten Jungen und das des namenlosen Mädchens – miteinander verwoben sind wie die Fäden in Liz‘ Schal. Doch als sie die letzte Verbindung knüpfen will, zieht sich eine dunkle Wolke der Gefahr über die Familie Mende zusammen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Das namenlose Mädchen“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert und feierte am 15. April 2007 seine TV-Premiere. Für Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm, verkörpert von Maria Furtwängler, markierte diese 663. Folge der Krimireihe ihren zehnten Fall – und einen besonderen dazu: Lindholm ist die erste schwangere Tatort-Kommissarin überhaupt. Die Idee zur Schwangerschaft ihrer Figur stammte von Maria Furtwängler selbst, die es als „besonders reizvoll“ empfand, eine Kommissarin, deren Beruf typischerweise mit männlichen Attributen verbunden wird, in dieser besonderen Situation darzustellen.
Die Dreharbeiten fanden vom 29. August bis zum 28. September 2006 in Hannover, Osnabrück und Umgebung statt. Besonders die Fachhochschule und die Universität Osnabrück dienten als authentische Kulissen für die Ermittlungen. Die Besetzung glänzte mit bekannten Gesichtern: Neben Maria Furtwängler überzeugten unter anderem Martin Brambach als verzweifelter Vater Jürgen Mende, Ulrike Krumbiegel als trauernde Mutter und Martin Feifel als zwielichtiger Professor Voigt.
Bei seiner Erstausstrahlung erreichte „Das namenlose Mädchen“ beachtliche Einschaltquoten: 7,02 Millionen Zuschauer verfolgten den Fall, was einem Marktanteil von 21,3 Prozent für Das Erste entsprach. In der Gruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer konnten 2,23 Millionen und ein Marktanteil von 16,2 Prozent erzielt werden.
Kritiker lobten besonders die sensible Darstellung einer Familie am Abgrund und die ungewohnt verletzliche Seite der sonst so kühlen Kommissarin Lindholm. Die bewegende Geschichte eines tragischen Familiendramas, verbunden mit der persönlichen Situation der Ermittlerin, machte diesen Tatort zu einem besonderen Beitrag innerhalb der erfolgreichen Krimireihe.
ein wirklich super gutes 1a einmaliges Tatort
Ich als ein Alevite finde es beschämendt ,wie es sein kann das ein Fernsehsender ,das so bekannt ist ohne die Nachwirkungen zur überlegen was mann für ein Film macht
Sehr guter Stoff. Tatort ist mit Recht eine Institution im Öffentlich-Rechtlichen.
Einer der besten Faelle von Charlotte Lindholm. Interessant, dass nur ein paar Folgen spaeter Martin Felser sich (taktisch ?) als schwul bezeichnet, um eventuell ein Gespraech ueber seine Mitbewohnerin abzuwiegeln. Warum wurde seine Affaere mit dieser Polizeiassistentin aus „Das namenlose Mädchen“ nicht weiter ausgebaut ?
Der Tatort mit der Nummer 633 aus Hannover mit der Hauptkommissarin Lindholm vom dortigen Landeskriminalamt in einer ihrer besten Tatort-Verfilmungen. Privat zur Zeit in einer etwas prekären Situation, bekommt sie tatkräftige Unterstützung durch ihren Bekannten Martin und der Mutter Annemarie. So gut abgesichert, kann sie sich voll auf ihren Fall konzentrieren, welcher sich zu einem tragischen Doppelmord entwickelt und an Gemeinheiten so ziemlich gar nichts auslässt. Spannung pur in diesem Tatort-Thriller, selten und absolut sehenswert ist der. Die Idee der Macher dieses Streifens, der Tatorthauptkommissarin durch eine Schwangerschaft ein weibliches Profil zu geben, ist bis heute an Genialität nicht zu überbieten. Sehens- und wiederholungswert.
Martin Brambach hier (2007) mal in einer ‚ernsten‘ Rolle!
Irgendwann danach ist er dann – m.E. leider – ins fast ausschließlich ‚(tragi-)komische Fach‘ abgerutscht … (sei es als ‚On-off-Alkoholiker‘ in „Unter anderen Umständen“, als lächerlicher Vorgesetzter im TO-Team Dresden oder in diversen anderen Filmen der letzten Jahre).
Ich glaube, es würde ihm guttun, auch mal wieder ernstere Rollen zu spielen (können tut er es ja offensichtlich). Dzt erwartet man – wenn er in der Besetzungsliste steht – eigentlich immer eine ‚Kasperl‘-Figur! 😑