Tatort Folge 674: A gmahde Wiesn

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein toter Stadtrat in seinem Gartenteich markiert den Auftakt zu einem Mord, der ganz München erschüttert – denn Hubert Serner hatte als Mitglied des Wirtschaftsausschusses entscheidenden Einfluss auf die begehrten Lizenzen fürs Oktoberfest. Die Kommissare Batic und Leitmayr tauchen ein in ein Haifischbecken konkurrierender Wirte und Schausteller, die alle um ihren Platz auf der Theresienwiese bangen. Als Batic sich auf eine Affäre mit der attraktiven Wirtstochter Evelin Buck einlässt, gerät er nicht nur mit seinem Partner Leitmayr aneinander, sondern begibt sich ahnungslos in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „A gmahde Wiesn“

Blasmusik dröhnt über die halbfertigen Festzelte, während Stadtrat Serner reglos in seinem Gartenteich treibt – erschossen und ertrunken. Seine Reinigungskraft Diana Aljescu hat ihn gefunden, geschockt und verstört. Für die Münchner Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr beginnt damit eine Ermittlung inmitten eines bayerischen Mikrokosmos, wo Tradition und Geschäft sich die Hand reichen – oder an die Gurgel gehen.

Batic, der Hitzkopf des Duos, hat eigene Dämonen und einen Hang zu unpassenden Romanzen. Leitmayr, sein besonnener Gegenpol, trägt die Last der Vernunft und den Spott seines Kollegen mit stoischer Ruhe. Gemeinsam bewegen sie sich durch das Spinnennetz aus Beziehungen und Verbindungen, die der tote Serner hinterlassen hat – unterstützt von Assistent Carlo Menzinger, der mit italienischer Verve und einer Vorliebe für Espresso gegen die bayerische Gemütlichkeit ankämpft.

Die Suche nach dem Mörder führt in die Welt der „Wiesnwirte“, wo Johanna Buck (Monika Baumgartner) mit eiserner Hand ihr Bierzeltimperium lenkt und ihre Tochter Evelin (Franziska Schlattner) zwischen Tradition und eigenen Träumen jongliert. „Wir Buck-Frauen wissen, was wir wollen“, erklärt Johanna selbstbewusst – doch was sie genau wollen, bleibt zunächst im Nebel der Andeutungen verborgen.

Parallel geraten die Schausteller-Geschwister Renee und Fridolin Zoll in den Fokus – ihr traditionelles Karussell steht vor dem Aus, weil Serner ihnen die Genehmigung verweigert hat. Die Geschwister kämpfen wie Ertrinkende um ihr Geschäft, während die Wirte-Dynastie Neureuther, Vater Xaver und Sohn Timo, um jeden Quadratmeter ihres Ausschankrechts feilschen.

Batics wachsendes Interesse an Evelin Buck sorgt für Spannungen mit Leitmayr: „Du kannst doch nicht mit einer Verdächtigen anbandeln!“, wirft ihm sein Kollege vor. „Wenn ich auf dich hören würde, wäre mein Leben so trocken wie ein Salzstangerl!“, kontert Batic. Ihre Beziehung gleicht einem altmodischen Karussell – sie drehen sich im Kreis, kommen aber nie vom Fleck.

Die Ermittlungen stecken wie in zähem Bierteig fest, während auf der Theresienwiese die Vorbereitungen für das Oktoberfest immer mehr Fahrt aufnehmen. Jedes Verhör bringt neue Verdächtige und Motive ans Licht – und Batic verstrickt sich immer tiefer in eine gefährliche Liaison, die ihn im wahrsten Sinne des Wortes ins Fadenkreuz bringen wird…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „A gmahde Wiesn“ entstand im August und September 2006 in München und Umgebung unter der Regie von Martin Enlen. Als 46. gemeinsamer Fall des Ermittlerduos Batic und Leitmayr inszenierte Drehbuchautor Friedrich Ani eine Geschichte, die tief in der bayerischen Kultur und Tradition verwurzelt ist.

Mit Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl in den Hauptrollen als Kommissare Batic und Leitmayr bringt dieser Tatort ein eingespieltes Team auf den Bildschirm, das seit 1991 in der bayerischen Landeshauptstadt ermittelt. Michael Fitz als Carlo Menzinger ist hier in seinem vorletzten Fall zu sehen, bevor er in „Der Traum von der Au“ durch eine Erbschaft in den Ruhestand geht. In Gastrollen brillieren Monika Baumgartner als resolute Wirtin Johanna Buck, Franziska Schlattner als ihre Tochter Evelin sowie Bettina Redlich und Michael Tregor als Schausteller-Geschwister Zoll.

Die Erstausstrahlung am 23. September 2007 im Ersten verfolgten 6,61 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 19,6 Prozent entsprach – ein Erfolg, der möglicherweise auch dem oktoberfestlichen Timing zu verdanken war, da die Ausstrahlung auf den Beginn der tatsächlichen Wiesn fiel.

Besonders bemerkenswert: Schauspieler Olaf Kell wirkte nicht nur vor der Kamera mit, sondern fungierte bei diesem Film auch als Regieassistent. Die Kritik nahm den Film mit gemischten Gefühlen auf – während der Stern lobte, dass „jede Menge Zahlen um die Wirtschaftsmacht Wiesn, derb-deftige bayerische Bonmots und die bewährte Dreifaltigkeit der Münchner Kommissare“ den Film sehenswert machten, wurde auch angemerkt, dass der Krimi „ein wenig ins Schmierenfach abgedriftet ist mit einem romantischen Kommissar und jeder Menge bayerischer Schunkelmusik im Hintergrund.“

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

ARD Trailer

Kritik

Der München-„Tatort“ „A gmahde Wiesn“ ist wie ein überschäumendes Wiesnbier: Er verspricht viel, hinterlässt aber einen etwas schalen Nachgeschmack. Zwar bietet der Film solide Krimi-Unterhaltung mit pittoresken Bildern vom Oktoberfest, doch die Handlung plätschert stellenweise so dahin wie das Wasser im Eisbach. Für Fans von bayerischem Lokalkolorit und des eingespielten Ermittlerduos Batic und Leitmayr ist der Film sicher sehenswert. Wer jedoch einen tiefgründigen Blick hinter die Kulissen des Oktoberfests erwartet, wird enttäuscht sein. Am Ende bleibt der Eindruck: Diese Wiesn war vielleicht doch nicht so „gmaht“, wie der Titel verspricht.

Besetzung

Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Assistent Carlo Menzinger – Michael Fitz
Johanna Buck – Monika Baumgartner
Xaver Neureuther – Fred Stillkrauth
Renee Zoll – Bettina Redlich
Fridolin Zoll – Michael Tregor
Sebastian Zehner – Christian Hoening
Diana Aljescu – Anita Matija
Hubert Serner – Bruno Graf
Ilsa Mischnik – Conny Glogger
Reporterin – Zora Thiessen
Polizist Christian – Lex
Gast im “Alten Schmied” – Ernst Cohen
Timo Neureuther – Joram Voelklein
Evelin Buck – Franziska Schlattner
August “Gustl” Eckl – Philipp Sonntag
Elizabeth Serner – Sabine Bach
Hilde Gerbera – Claudia Wipplinger
Ferdinand Hauser – Norbert Heckner
u.a.

Stab

Drehbuch – Friedrich Ani
Regie – Martin Enlen
Musik – Dieter Schleip
Kamera – Philipp Timme

Bilder: BR/Laurent Trümper

10 Kommentare

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  1. vor 18 Jahren

    Dieser Tatort ist mit seinem bayrischen Charme einer der schönsten und spannendsten Münchner Tatorte die ich bis jetzt gesehen habe .

  2. gjb
    vor 15 Jahren

    tja, unsere bayernfreunde naschen eben gern.

    ( der lief aber auch erst letzte woche….. )

    bei den bayernto´s war auch schon mal jeder der komm`s in

    irgendwas verwickelt, was unmittelbar den fall betraf…

    und ganz toll ( war dieses mal nicht dabei ) finde ich

    immer diese verfolgungsjagden mit dem plötzlich auf –

    tauchenden müll -, umzugswagen oder die plötzlich sich

    schliessenden bahnschranken, der leere akku….da kommt

    richtig spannung auf….( glauben die macher…! )

    und wie hier schon häufiger angesprochen, die beispiellose

    koordination der sender, die lernen das nie…!

    grüsse gjb

  3. vor 15 Jahren

    man liest hier immer nur noch die beiden die alles schlecht machen. Wenns so schlecht wär warum schaut ihr das dann dauernd?

  4. vor 15 Jahren

    „Die Hoffnung ist ein langes Seil, an dem sich viele zu Tode ziehen.“

  5. vor 12 Jahren

    Vielfacher Mord mit vielfachen Tätern – und am Ende rächt sich das Prekariat. Und das vor diesem Wiesn.Wahnsinn, cool!

  6. vor 11 Jahren

    Absolut empfehlenswert…muss immer wieder zur Wiesnzeit gesendet werden…für alle die, die diese Folge bisher verpasst haben !!!

  7. vor 11 Jahren

    Driftet ziemlich stark ins Komödienfach ab und beleuchtet die gigantische Wirtschaftsmacht rund um das Münchner Oktoberfest. Batic hat mal wieder seine Hormone nicht im Griff ;-) Ganz nett mal zwischendurch – auch gerade jetzt zur „Wiesnzeit“ mit einem gewissen Werbeeffekt, obwohl schon 2006 gedreht.

  8. vor 9 Jahren

    Der Tatort 674 aus München. Es ermitteln die beiden Hauptkommissare Batic und Leitmayr in der Blüte ihres Tatort – Wiesns — äh, Wesens. Genug Poltersteine wird diesen beiden Hütchenspielern ja in die Tatort-Welt geschmissen und jeder dieser Fernsehermittler muß mal ran, mit einer Zeugin/Tatverdächtigen. Na denn, echt bayerisch. Früher, als Bub, schaute ich regelmäßig dieses Königliche Bayerisches Amtsgericht. Aber immer nur einmal.

  9. vor 8 Monaten

    @Der Fremde – wie schätzen sie die Möglichkeit auf Einstellung in die Mediathek ein – ich fürchte, an diesem Abend nicht zu Hause zu sein, möchte aber diese Folge nicht versäumen

  10. vor 8 Monaten

    @Richard:
    Ich schaue TOs sehr selten in der Mediathek. Aber wenn ich einen Film sehen möchte, zu dessen Ausstrahlung ich nicht daheim bin, speichere ich diesen auf meiner Aufnahme-Festplatte ein. Außerdem habe ich eine ‚Replay‘-Funktion für die Sendungen der letzten 7 Tage.
    Hins. Thema ‚Mediathek‘ gibt’s sicherlich User, die sich da besser auskennen. Aber danke für Ihr Vertrauen … 😉

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