Kurz und knapp – darum geht’s
Am Ufer der Isar wird der Grafiker Werner Hübner tot aufgefunden – ein Familienvater, der neben seinen leiblichen Kindern auch die leukämiekranke Salima aus Afghanistan als Pflegekind aufgenommen hat. Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein merkwürdiges System: Die „Stiftung Kinderhilfe“ zahlt Pflegefamilien großzügige monatliche Beträge, unter der Bedingung, dass die kranken Kinder ausschließlich in der Klinik der Stiftungsgründer Prof. Frey und Dr. Jahnn behandelt werden. Als die Ermittler den wahren Zweck hinter der vermeintlich wohltätigen Organisation entdecken, geraten sie in einen moralischen Abgrund, der weit über einen einfachen Mordfall hinausgeht…
Inhalt der Tatort-Folge „Häschen in der Grube“
Herbststimmung in München. Während das fahle Sonnenlicht durch die Isarauen schimmert und das Rauschen des Flusses die wenigen Spaziergänger begleitet, findet eine Gruppe Jugendlicher zwischen den Steinen am Flussufer eine männliche Leiche – Werner Hübner, einst erfolgreicher Grafiker und liebevoller Pflegevater der leukämiekranken Salima.
Hauptkommissar Ivo Batic kämpft während der Ermittlungen mit einem ganz eigenen Problem: Die Katze seiner betagten Nachbarin ist verschwunden, und nun soll ausgerechnet eine übereifrige Polizeiakademie-Dozentin, Dr. Katharina Jung, die bei den Kommissaren hospitiert, ihm bei der Suche helfen. Sein Kollege Franz Leitmayr hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig – die Mordermittlung hat für ihn klare Priorität, selbst wenn die nervige Dr. Jung ständig mit ihren theoretischen Erklärungen dazwischenfunkt.
Der Fall wirft schnell Fragen auf: Warum erhält die Familie Hübner 3.000 Euro monatlich von der „Stiftung Kinderhilfe“ für die Betreuung des Pflegekindes? Wieso darf Salima ausschließlich in der „Hellerhof-Privatklinik“ behandelt werden? Und was hat es mit den Wutausbrüchen zu tun, die Werner Hübner kurz vor seinem Tod hatte? „Ich bringe Salima nicht mehr zu euch“, soll er bei einer Versammlung der Pflegeeltern gedroht haben – ein Satz, der wie ein Stein ins Wasser fällt und immer weitere Kreise zieht.
Während Batic und Leitmayr die anderen Pflegefamilien mit ähnlichen ausländischen Kindern befragen, zeichnet sich ein beunruhigendes Muster ab: Alle Pflegeväter sind arbeitslos, alle Familien finanziell auf die großzügigen Zahlungen der Stiftung angewiesen. Ihre Ermittlungen führen wie ein verschlungener Pfad zum Herzen der Klinik, wo Prof. Ansgar Frey und Dr. Dr. Martin Jahnn fieberhaft an ihrem Durchbruch in der Leukämie-Forschung arbeiten – ein Medikament namens „Cineleuk 651″, das kurz vor der Markteinführung steht.
Die Biologin Sina Fröhlich, eine junge Mitarbeiterin der Klinik, wirkt nervös, als die Kommissare sie zu den Behandlungsmethoden befragen. Ihre Hände zittern wie Herbstlaub im Wind, während sie über die Fortschritte in der Therapie der kleinen Patienten berichtet. „Die Kinder machen gute Fortschritte“, sagt sie, doch ihre Augen erzählen eine andere Geschichte – eine Geschichte, die so dunkel ist wie die Schatten, die allmählich über die Isar fallen.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Häschen in der Grube“ wurde vom 27. Mai bis zum 27. Juni 2008 in München und Umgebung gedreht. Ursprünglich trug die Produktion des Bayerischen Rundfunks den Arbeitstitel „Versuchskaninchen“, der jedoch später geändert wurde. Der endgültige Titel leitet sich von einem Tagebucheintrag des ermordeten Werner Hübner ab, in dem er über Salima schreibt: „Armes Häschen macht man krank, bis es nicht mehr hüpfen kann.“
In diesem 51. Fall des beliebten Münchner Ermittlerduos Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) spielen einige hochkarätige Gaststars mit: Hanns Zischler als Professor Ansgar Frey und Joachim Król als Dr. Martin Jahnn beeindrucken in den Rollen der ambitionierten Mediziner. Martin Rapold verkörpert den ermordeten Werner Hübner, während Stephanie Japp als seine Ehefrau Anne zu sehen ist. Die Rolle des Pflegekindes Salima wurde mit der jungen Eslem Gür besetzt.
Die TV-Premiere am 23. November 2008 im Ersten sahen knapp neun Millionen Zuschauer – ein beachtlicher Erfolg, der die anhaltende Beliebtheit der Münchner Tatort-Ausgabe unter Beweis stellte. Bemerkenswert ist auch ein produktionstechnisches Detail: Mehrmals im Film sind Mundbewegungen zu erkennen, bei denen die Schauspieler offenbar „Afghanistan“ sagen, während in der Tonspur unverfänglichere Begriffe wie „Heimatland“ zu hören sind. Die Gründe für diese nachträgliche Synchronisation blieben unklar.
„Häschen in der Grube“ markierte zudem das Ende der Karrieren von Drehbuchautorin Ingeborg Bellmann und Regisseurin Dagmar Knöpfel – es blieb ihr einziger gemeinsamer Tatort-Beitrag.
Ein super Tatort!!!
Er berührt zwar mehr als er mitreißt, aber das ist ja nicht schlimm. Es war ein guter Münchener, aber sicher nicht der beste doch er treibt durch die Dramatik mit den Kindern an zum weiterschauen an und ist zwar für die Münchener ungewöhnlich schlicht gehalten was den Homor betrifft, aber genau richtig.
Ich finde es ist eine schöne und berührende Geschichte.
Den Tatort an sich fand ich ganz gut, es gibt aber „Abers“.
Ich glaube, dass es sowas gegeben hat und gibt. Ebenso wie die Versuche an DDR-lern oder heute Afrikanern (auch Kindern!!!!!). Die Pharmaindustrie macht doch vor nichts Halt. Da geht es um Millionen. Unverschämt finde ich immer das Argument, sie würden Millio. Menschen helfen, mit den paar, die sie da opfern! Das ist sowas von zynisch!
Aber die Darstellung der Pflegeeltern finde ich schon wieder zum Kotzen! Ich war selbst Pflegemutter über ca. 16 Jahre. Die Pflege und Erziehung eines schwerkrankes Kindes (ob körperl. oder geistig oder seelisch behindert) ist ein Vollzeitjob. Höhere Zahlungen wurden auch erst nach einer entspr. Ausbildung und bei einer entspr. Behinderung gewährt. Das waren ca. 1500€ damals. Davon waren ca. 750€ für die Belange des Kindes und 750€ die Bezahlung für die 24h Arbeit !
Dann waren die Richtlinien vom Amt auch ständig anders, wie man es für die Politik brauchte. Anfangs sollte man gar nicht nebenher arbeiten gehen. Als dann diese Zahlungen abgeschafft wurden bzw. radikal gekürzt (unter der RotRoten Regierung), da hieß es plötzlich, die Eltern sollen ein Einkommen haben, damit sie nicht auf das Geld angewiesen wären. Da wurde es – wie hier im Film – so hingestellt, als würden sich die Eltern bereichern wollen. Bestimmt gibt es sowas, aber in der Regel geht es um die Kinder und Pflegeeltern opfern sich auf. Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, aber das war total hart mit diesem schwierigen Kind. Ich finde, die Pflegeeltern werden in Deutschland immer wieder diskrimieniert und beleidigt, ihre Arbeit nicht gewürdigt. Warum? Weil die Heimlobby in Deutschland eng verbandelt ist mit der Politik. Die Kinder müssen in Heimen leben, weil die dort doppelt und dreifach verdienen. Die Masse macht`s.
Im Übrigen, wo war denn das Jugenamt bei dieser Stiftung? Das ist ja offizieller Menschenhandel. Es muss doch auffallen, dass plötzlich Kinder auftauchen und in Pflegefamilien leben. Das erschließt sich mir im Film nicht.
Nu erstmal genug.
Ein guter Tatort, das auch malein Thema genommen wird, wo auf Menschenversuch aufmerksam gemacht wird finde ich gut. Auvh vom Film her gut.
Mir hat der Tatort sehr gut gefallen. Er ist spannend und das Ausmaß des Verbrechens der Ärzte kann man anfangs nicht im vorhinein erraten (auch wenn der eigentlich Mord durch die Arzthandlung z.T. etwas in den Hintergrund tritt).
Ich finde gar nicht, dass die Pflegeeltern schlecht wegkommen in diesem Film – wenn, dann die Ärzte. Die finanzielle Situation der Eltern stellt nur den Hintergrund dar, warum sie angesichts des hohen Pflegegeldes der Privatstiftung nicht groß hinterfragt haben, woher die Kinder kommen. Dennoch waren alle sehr pflichtbewusst und fürsorglich. Die Mädchen wirkten in den Familien glücklich. Das es sdeutlich mehr Geld als üblich war, kommt auch im Film heraus.
Traurig macht die Tatsache, dass es alles Mädchen sind, denn nur die werden von ihren leiblichen Eltern an Fremde verkauft, egal wofür. Man kann nur hoffen, dass solche Kinder, die es ja wirklich gibt, nie in ihre Heimat zurück müssen, wo ein Mädchenleben nichts wert ist.
Batic und Leitmayr, die Kommissare von der Münchener Mordkommission, ermitteln im Tatort Nummer 712 in einem Tötungsdelikt, begannen aus Habgier und Gewinn-und Geltungssucht sowie unter medizinischen gewissenlosen Akademiker, auch als Ärzte bezeichnet. Die machen Menschenversuche, allerdings ohne die minderjährigen Kinder um Erlaubnis zu fragen und die mutmaßlichen Eltern schon gar nicht. Hierfür wird Geld in Umlauf gebracht, viel Geld und trotzdem reine Peanuts. Ein Film wie ein Hammer auf den glühenden Amboss. Der regt regelrecht zum Nachdenken und Grübeln an. Ganz ehrlich.