Kurz und knapp – darum geht’s
Im Fitnessraum des Frankfurter Flughafenhotels wird ein Chinese mit zertrümmertem Kehlkopf unter einer Hantelstange gefunden – ohne Papiere, ohne Hinweise auf seine Identität. Die Ermittler Sänger und Dellwo stehen vor einem Rätsel, bis sich herausstellt, dass das Opfer ein Menschenhändler war. Irgendwo in Frankfurt steht ein Container mit chinesischen Flüchtlingen ohne Nahrung und Wasser – nun beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit. Als die Kommissare endlich eine heiße Spur haben, ahnen sie nicht, dass der wahre Mörder längst unter ihnen weilt …
Inhalt der Tatort-Folge „Der tote Chinese“
Spät in der Nacht treffen sich ein Chinese und ein Russe in der menschenleeren Bar des Frankfurter Flughafenhotels. Sie trinken, lachen, torkeln – die Atmosphäre wirkt beinahe heiter in der sterilen Welt aus Neonlicht und poliertem Marmor. Um den Alkohol auszuschwitzen, begeben sich beide in den Fitnessraum. Nur wenig später ist einer von ihnen tot.
Am nächsten Morgen offenbart sich das ganze Ausmaß des Verbrechens: Der Chinese liegt mit zertrümmertem Kehlkopf unter einer Hantelstange, nackt und ohne jede Identifikation. Ein anderer Chinese – Reinigungskraft am Flughafen und dem Toten zum Verwechseln ähnlich – findet die Leiche und wittert seine Chance: Er stiehlt die Papiere des Mordopfers und verschwindet unbemerkt. Für die Kommissare Charlotte Sänger und Fritz Dellwo wird der Fall zur Zerreißprobe. 600 chinesische Teilnehmer eines Handelskongresses bevölkern das Hotel, Dolmetscher fehlen, und die Hotelleitung zeigt sich wenig kooperativ.
Der Mann mit den gestohlenen Papieren, Wen Hai Wan, versucht derweil am Flughafen einzuchecken – das Ticket nach New York soll ihm endlich ermöglichen, seine Familie in den USA zu sehen. Doch als er durch die Passkontrolle will, reißt ihm jemand die Dokumente aus der Hand. Zwei Ganoven, Robert Roetgen und Jens Richter, haben auf den echten Tony Wang gewartet und nehmen kurzerhand Wen mit. Sie zerren ihn in eine Lagerhalle und verlangen Geld für ihre „Lieferung“ – doch Wen weiß von nichts.
Der Durchbruch in den Ermittlungen kommt durch Shavkat Nazarov, den russischen Trinkpartner des Toten. Er berichtet Dellwo von einem grausamen Geschäft: Irgendwo in Frankfurt steht ein Container mit chinesischen Flüchtlingen, die ohne Nahrung und Wasser zu sterben drohen. Was als Mordfall begann, wird zum verzweifelten Kampf gegen die Zeit. Die Fahndung nach dem Container gleicht der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen – und bei Sänger und Dellwo kriselt es zudem privat, da Dellwo bei seiner Kollegin auszieht.
Inmitten der Wirren taucht die junge Chinesin Min Li Sun auf, die seit einem Jahr nach ihren verschollenen Eltern sucht. Sie sollten illegal nach Europa reisen, kamen aber nie an. Als Dolmetscherin hilft sie den Ermittlern – und kommt dabei dem wahren Mörder gefährlich nahe. Denn die sterile Welt des Flughafens verbirgt dunkle Geheimnisse, und nicht alle, die nach der Wahrheit suchen, werden sie unversehrt finden.
Hinter den Kulissen
„Der tote Chinese“ ist die 716. Tatort-Folge und der 14. Fall des Frankfurter Ermittlerduos Sänger und Dellwo. Gedreht wurde der Film vom Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main und Umgebung. Die Erstausstrahlung erfolgte am 28. Dezember 2008 und erreichte 6,62 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 18,9 Prozent.
Regie führte Hendrik Handloegten, der bereits mit seinem Debütfilm „Paul is Dead“ für atmosphärische Dichte bekannt war. Neben den bewährten Hauptdarstellern Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf wirkten prominente Gastschauspieler wie Matthias Brandt, Johanna Wokalek, Andreas Schmidt und Thorsten Merten mit. Besondere Erwähnung verdient Chike Chan in der Rolle des Wen Hai Wan.
Der Film wurde für den Adolf-Grimme-Preis nominiert, Kameramann Peter Przybylski erhielt 2009 eine Sonderauszeichnung beim Deutschen Fernsehkrimipreis für seine außergewöhnliche visuelle Umsetzung der Flughafen-Atmosphäre. Kritiker lobten besonders die „atmosphärisch überaus dichte Inszenierung“ und die „erlesene Optik“ der Flughafen-Szenen. Nach der Ausstrahlung wurde der Film als „lebendige, packende Globalisierungskritik“ gefeiert, die den modernen Menschenhandel schonungslos entlarvt.
Danke Alberich, war ein Schreibfehler von uns. Direkt korrigiert.
Kann mir jemand sagen wie der Schauspieler heisst welcher den Bundespolizisten gespielt hat ?
Der Tatort Nummer 716 aus Frankfurt. Die Hauptkommissare der Mordkommission Sänger (w) und Dellwo (m) müssen raus um den Tod eines Chinesen aufzuklären. Irgendwie haben diese Landsleute untereinander ein ähnliches Aussehen und so fällt es gar nicht mal sofort auf, dass sein Ausweis auf einer anderen Person übergegangen ist. Schwere Kost ist dieser Tatort-Fernsehfilm. Es fällt einem schwer, vor dem Fernseher sitzen zu bleiben, um diese unscheinbaren und geduldsamen Brüder bis zum Filmende erleben zu dürfen. Tja, als sehens- und wiederholungswert kann ich den Tatort aus dem Jahr 2008 jedenfalls nicht. Das Buch und die Regie waren übrigens von Handloyten, die Kamera führte Przybyliski und Kida Khodr Ramadan spielte Shavkat Nazarov.
Hab den wieder mal angeschaut und gefällt mir ausserordentlich gut. Viel Tragik und noch mehr Szenen die mich irgendwie zum Schmunzeln bringen.
Der eigentliche Fall mutiert dadurch zur Nebensache, für einmal stimmt das so. Schauspielerische Leistung TOP!
Dieser Tatort zieht sich leider sehr lang, da es nicht wirklich gelingt Spannung aufzubauen. Vielmehr gibt es mehrere Handlungsstränge, die erst am Ende zusammengeführt werden. Leider hatte ich darüber manchmal das Gefühl, dass die eigentliche Aufklärung des Mordes eher nebensächlich ist. Die Privatfehde der Ermittler erschwert den Genuss zusätzlich. Die eigentliche Aufklärung passiert am Ende relativ überraschend und fast etwas unlogisch. Kann ich leider nicht weiterempfehlen.
Hat mir sehr gut gefallen. Spannende Geschichte mit Tiefgang, hervorragend inszeniert. Auch die schauspielerische Leistung fand ich top.
Ich sehe mir gerade diese Tatortfolge in der Mediathek an. Interessant, in welchen Tatort- und Polizeiruf-Folgen man die Schauspieler „später“ wieder trifft.
Ansonsten wird in diesem Fall viel telefoniert und viel Chinesisch (?) gesprochen und es dauert ein bisschen, bevor der Tatort Fahrt aufnimmt. Nach 40 Minuten sind die Ermittler noch keinen Schritt weiter…