Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Heckenschütze versetzt Niedersachsen in Angst und Schrecken: In Braunschweig wird Bäckermeister Michael Petersen vor den Augen seiner Frau durch ein Fenster erschossen – bereits das dritte Opfer eines scheinbar wahllos mordenden Scharfschützen. Hauptkommissarin Charlotte Lindholm vom LKA Hannover unterbricht ihren Urlaub, um die lokalen Ermittler zu unterstützen. Mysteriöse Karten mit poetischen Botschaften wie „Es wird Stille sein und Leere“ tauchen bei den Hinterbliebenen auf. Als die Ermittler entdecken, dass alle Opfer Zeugen desselben tragischen Verkehrsunfalls waren, gerät Lindholm selbst ins Visier des Täters, der längst sein nächstes Opfer im Blick hat…
Inhalt der Tatort-Folge „… es wird Trauer sein und Schmerz“
Nebelschwaden hängen über den nächtlichen Straßen Braunschweigs, als die Stille von einem scharfen Knall zerrissen wird. Durch die hell erleuchteten Fenster einer Wohnung sieht man eine Frau aufspringen, verzweifelt schreien – ihr Mann, der Bäckereibesitzer Michael Petersen, liegt regungslos am Boden, getroffen von der unsichtbaren Kugel eines Scharfschützen.
Hauptkommissarin Charlotte Lindholm wirkt angespannt, als sie am nächsten Morgen die Ermittlungen aufnimmt. Eigentlich wollte sie Urlaub machen, doch dieser Fall duldet keinen Aufschub. Drei Opfer in kurzer Zeit, kein erkennbares Muster. Die Zusammenarbeit mit dem mürrischen Leiter der Sonderkommission, Hauptkommissar Kohl, gestaltet sich schwierig. Seine territoriale Art kollidiert mit Lindholms eigenständigem Ermittlungsstil. „Ich brauche keine Hannoveraner, die mir die Butter vom Brot nehmen“, knurrt er, während die niedersächsische LKA-Beamtin stoisch ihre Arbeit fortsetzt.
In der Bäckerei des Opfers finden Lindholm und ihr Kollege Kai Bergmann einen anonymen Brief für die Witwe – eine schlichte Karte mit der Aufschrift: „Es wird Stille sein und Leere“. Bei den Hinterbliebenen der anderen Opfer entdecken sie ähnliche Karten mit fortgeführten poetischen Zeilen. Die Jagt nach dem „Sniper“, wie ihn die lokale Presse bereits nennt, gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit, denn die Abstände zwischen den Morden werden immer kürzer.
Die herbstlichen Straßen Braunschweigs wirken wie ein Labyrinth aus grauen Fassaden und düsteren Gassen, in denen sich ein unsichtbarer Feind verbirgt. Vor dem Haus des vierten Opfers drängen sich Schaulustige, einige filmen mit ihren Handys – eine makabere Faszination für den Tod, die Lindholm anwidert. In dieser Menge entdeckt sie einen unscheinbaren Mann, der eine Szene zeichnet. Als sie einen Blick auf sein Blatt wirft, läuft ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Bei der intensiven Befragung von Frank Wenzel, dem früheren Ehemann von Beate Petersen und Angestellten in der Bäckerei, erfährt Lindholm von einer gescheiterten Ehe und einer verlorenen Existenz. Als er den vollständigen Text einer Kondolenzkarte zitiert, obwohl die Witwe nur einen Teil erhalten hat, nimmt sie ihn fest – doch irgendetwas an diesem vermeintlichen Durchbruch fühlt sich falsch an.
Nach langen Nächten vor Akten und Zeugenaussagen macht Lindholm eine entscheidende Entdeckung: Alle Opfer waren am Neujahrstag Zeugen desselben Verkehrsunfalls auf der Autobahn. Die winterliche Straße, die an jenem Tag unter einer dünnen Eisschicht glitzerte, wurde zum Schauplatz einer Tragödie. Als sie im Internet ein Video dieses Unfalls findet, auf dem zu sehen ist, wie Schaulustige die Rettungskräfte behindern, während eine Frau in ihrem Wrack um ihr Leben kämpft, beginnt sich das düstere Puzzle zu einem Bild zu fügen, das sie in einen gefährlichen Showdown mit einem von Trauer und Rache getriebenen Killer führt…
Hinter den Kulissen
Der NDR-Tatort „… es wird Trauer sein und Schmerz“ wurde vom 3. März bis zum 2. April 2009 in Braunschweig und Umgebung gedreht. Für Maria Furtwängler in der Rolle der Charlotte Lindholm war es bereits der 15. Fall seit ihrem ersten Auftritt als niedersächsische LKA-Ermittlerin im Jahr 2002.
Die Regie führte Friedemann Fromm, der sich mit präzisen Kameraeinstellungen und einer kühlen, distanzierten Bildsprache der thematischen Grundidee des Voyeurismus auch visuell annähert. Durch die Linse des Killers beobachtet der Zuschauer die ahnungslosen Opfer in ihren hell erleuchteten Häusern – eine Meta-Ebene, die den Zuschauer selbst zum Voyeur macht.
Drehbuchautorin Astrid Paprotta, die 2005 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde, ließ sich bei dieser Geschichte von der zunehmenden Bedeutung des Schauens und Beobachtens in unserer heutigen Mediengesellschaft inspirieren. In Interviews erklärte sie, dass es ihr um die „Verletzlichkeit des Privaten“ ging und um eine Gesellschaft, „in der ein Unglück erst als real empfunden wird, wenn Bilder davon existieren und herumgeschickt werden.“
Die Erstausstrahlung am 15. November 2009 erreichte beachtliche 9,13 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 24,4 Prozent – ein deutlicher Beweis für die anhaltende Beliebtheit der Lindholm-Fälle. Kritiker lobten besonders die vielschichtige Täterpsychologie und die gelungene Einbindung gesellschaftskritischer Themen wie die Sensationslust der Mediengesellschaft.
Volllllll geilllll!!!!!
Einfach genial.
Tatsächlich habe ich Mitleid mit dem Täter und Abscheu für die Opferangehörige empfunden.
Sehr sehr gelungen.
DAs erste mal in meinem Leben, wo ich wirklich KEIN Plan hatte. Oft genug blickt man alles viel zu früh durch! Chapeau!
Wirklich mal wieder ein sehr gelungener Tatort mit toller Handlung. Charlotte Lindholm überzeugt zudem durch ihr überaus sympathisches Auftreten und ihre Ausstrahlung.
Ein schweres Thema (Gaffer am Unfallort behindern Rettung) stark in Szene gesetzt, wenn auch etwas plakativ. Lohnt sich. Tolle Kommissarin auch.
ein toller tatort, der zum nachdenken angeregt hat und hoffentlich vielen klar gemacht hat, das man im echten leben nicht nur einfach „zuschauer“ und verantwortung tragen muss!ein thema das wirklich perfekt umgesetzt wurde und furtwängler spielte wieder einmal sehr authentisch!
Der Tatort mit der Nummer 747 aus Hannover. Es ermittelt die Hauptkommissarin Lindholm vom dortigen Landeskriminalamt im Falle eines Heckenschützen und mehrfachen Mörders. Mit dabei sind die Kommissare Kohl und Bergmann, welche der Sonderkommission zur Aufklärung der mysteriösen Mordserie in Braunschweig angehörig sind. Denn ein Zusammenhang unter den Opfern gibt es augenscheinlich nicht, bis die Tatort-Polizeibeamten eine erstaunliche Parallelität zwischen den einzelnen Mordopfern feststellen. Ein packender Tatort-Thriller rund um das Thema Selbstjustiz und Rache, spannend und sehenswert inszeniert. Trotz seiner erzählten Intensität bis heute erstaunlicher Weise mit verhältnismäßig wenigen Meinungen versehen. Für mich einer der besten Lindholm-Tatort-Verfilmungen, die zusammen mit dem geistig-literarisch veranlagten Martin eine brillante filmische Wohngemeinschaft eingegangen ist.
Uff tata da isser. Bester Lindholm. Mega Thriller. Top 30 Tatort absolut. NDR bitte mehr aus Braunschweig. Nach dem Tatort bin ich mal ins Magniviertel gereist und habe mir ein Bild gemacht.
@ Dirk: Ich teile Ihre Ansicht –> einer der besten Lindholm-Krimis! Ich sah diese Folge vor ein paar Tagen wieder und bemerkte, wie flach die Lindholm-Krimis der letzten Jahre geworden sind. Anne Ratte-Polle gefällt mir auch in deren Rolle in dieser Folge (Fr. Petersen): Interessant finde ich bei ihr (auch in anderen Rollen) vor allem den unsteten Blick bzw. das Stimm-Timbre, das macht sie m.E. irgendwie unverkennbar.
Hervorragender Tatort. Was für ein Highlight verglichen mit den 2020er Fällen. Da stimmt wirklich fast alles, auch der Felix Vörtler als Dummy, so wie er jetzt auch den Dämlack in den Friesland Krimis aus Leer nach Klaus-Peter Wolf im ZDF gibt. Absolut sehenswert!
Sehr empfehlenswerte Folge. Schon damals (2009) waren die ‚Gaffer‘ ein großes Problem. Das ist mit der seit damals verbreiterteren Nutzung der Smartphones sicherlich nicht besser geworden … 😑