Kurz und knapp – darum geht’s
Als die Altenpflegerin Anna Kowski tot im Keller ihres Wohnhauses aufgefunden wird, führen die Spuren das Leipziger Ermittlerduo Saalfeld und Keppler zunächst zu ihrem eifersüchtigen Freund Daniel, der in einem Bestattungsunternehmen arbeitet. Doch bald gerät auch ihr Chef Mike Breuker unter Verdacht, der mit unsauberen Methoden ein Imperium im Pflegebereich aufbauen will und seine Mitarbeiter ausbeutet – Anna wollte ihn mit falschen Abrechnungen erpressen. Als die Ermittler auf eine überforderte Familie mit einem dementen Großvater stoßen, dessen Grundstück auf mysteriöse Weise an Breuker überschrieben wurde, ahnen sie noch nicht, welche verzweifelte Tat hinter dem Tod der Pflegerin steckt…
Inhalt der Tatort-Folge „Heimwärts“
Klamme Finger umklammern eine Taschenlampe, während Kommissar Andreas Keppler durch den kalten Waschkeller eines Leipziger Mietshauses streift. Die Leiche der jungen Altenpflegerin Anna Kowski liegt vor ihm auf dem schmutzigen Betonboden – ihr Hinterkopf blutverschmiert. Seine Kollegin Eva Saalfeld betritt den Raum, in ihrem Gesicht spiegelt sich das grelle Blaulicht der Polizeifahrzeuge von draußen. „Was machte sie hier mitten in der Nacht?“, fragt Saalfeld und blättert in Annas Terminkalender.
Die beiden Leipziger Kommissare könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Keppler ruppig und ungeduldig agiert, versucht Saalfeld mit Empathie an die Zeugen heranzutreten. Besonders bei Mordverdächtigen wirkt diese Strategie oft effektiver als Kepplers konfrontative Art. Doch beiden Ermittlern ist gemeinsam: Sie haben einen ausgeprägten Sinn für soziale Ungerechtigkeiten – der sie auch in diesem Fall antreibt.
Annas Kalender führt sie zu ihrer letzten Patientin – Familie Holst mit ihrem dementen Großvater Karl. „Sie war ein Geschenk des Himmels“, sagt Marie Holst mit Tränen in den Augen über die ermordete Pflegerin. „Die Einzige, die mit Opa zurechtkam.“ Der gelbliche Lichtschein der Wohnzimmerlampe fällt auf Marie Holsts verhärmtes Gesicht, während ihr Mann Hannes angespannt auf dem Sofa sitzt. Im Hintergrund hört man den verwirrten alten Mann nach seiner Mutter rufen.
Die überforderte Familie wirkt wie ein Schiffbrüchiger, der sich an ein leckes Boot klammert – jeder Wellengang droht, sie zu versenken. Die Pflege des Großvaters hat sie an den Rand der finanziellen und psychischen Erschöpfung gebracht. Auch ihre Tochter Svenja muss nach der Schule als Betreuerin einspringen, statt wie andere Jugendliche ihr Leben zu genießen. Als der alte Karl einen Tobsuchtsanfall bekommt, reagiert Kommissar Keppler überraschend einfühlsam – ein seltener Einblick in sein sonst so verschlossenes Wesen.
In der nächsten Szene konfrontieren die Ermittler Annas Freund Daniel Bergmann. Bläulich-kaltes Neonlicht fällt auf sein Gesicht, als Keppler ihn im klinischen Ambiente des Bestattungsinstitutes zur Rede stellt: „Ich habe Sie gesehen. Am Abend vor dem Mord. Vor ihrem Haus.“ Die Befragung gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Bergmann erst leugnet, dann zugibt, dass Anna sich von ihm trennen wollte.
„Das Pflegegeschäft ist wie ein Haifischbecken – nur dass die Haie hier Anzüge tragen“, erklärt Mike Breuker arrogant in seinem modernen Büro, als die Kommissare ihn zu seiner Mitarbeiterin befragen. Der aalglatte Unternehmer wirkt selbstsicher, zu selbstsicher. In Annas Auto werden später eine größere Geldsumme und eine CD mit gefälschten Krankenkassenabrechnungen gefunden – hatte sie ihren Chef damit erpresst?
Als kurz darauf eine weitere Patientin von Anna tot aufgefunden wird, verdichten sich die Hinweise auf Breuker. Die alte Elsa Kluge hatte ihm ihren gesamten Besitz überschrieben. Sein Geschäftsmodell scheint klar: Er nutzt die Hilflosigkeit alter Menschen aus, um an ihr Vermögen zu kommen. Doch für den Mord an Anna fehlt noch das entscheidende Beweisstück.
Die verzweifelte Lage bei Familie Holst spitzt sich zu, als Keppler Spuren von Gewalt am alten Karl entdeckt. „Wir schaffen das nicht mehr“, flüstert Marie Holst, während draußen ein Herbststurm an den Fenstern rüttelt. Als die Familie beschließt, das Haus zu verkaufen, machen sie eine erschütternde Entdeckung: Opa Karl hat das Grundstück bereits an Mike Breuker überschrieben – im Tausch gegen einen Platz in dessen zukünftigem Pflegeheim…
Hinter den Kulissen
Die Dreharbeiten zu „Heimwärts“, dem achten Fall des Leipziger Ermittlerduos Saalfeld und Keppler, fanden vom 8. September bis zum 6. Oktober 2009 in Leipzig und Umgebung statt. Unter der Regie von Johannes Grieser entstand die 766. Folge der traditionsreichen Krimireihe, produziert von Saxonia Media im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks. Das Drehbuch stammte von Heike Rübbert, hinter der Kamera stand Wolf Siegelmann.
Neben den Stammermittlern Simone Thomalla als Eva Saalfeld und Martin Wuttke als Andreas Keppler brillierte ein hochkarätiges Ensemble. In den Gastrollen überzeugten Johanna Gastdorf und Karl Kranzkowski als überforderte Eheleute Holst, Nina Gummich als deren Tochter Svenja, Joachim Tomaschewsky als dementer Großvater, Stefan Konarske als Annas Freund Daniel Bergmann, Dirk Borchardt als skrupelloser Pflegedienstleiter sowie Anne Werner als das Mordopfer Anna Kowski. Weitere Rollen wurden von Maxim Mehmet, Kai Schumann und Swetlana Schönfeld verkörpert.
Bei der Erstausstrahlung am 6. Juni 2010 im Ersten erreichte „Heimwärts“ 8,10 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 25,4 Prozent entsprach. Die Kritiken fielen überwiegend positiv aus. Rainer Tittelbach lobte auf tittelbach.tv die „Mischung aus Krimi und Drama mit Adrenalinschüben für die Helden“ und bezeichnete den Film als „konzentriertes Krimi-Drama mit überzeugenden Schauspieler-Leistungen“. Besonders hervorgehoben wurden die Darstellungen von Joachim Tomaschewsky, dessen „viel gesichtiger Demenzkranker einem eine Vorstellung von dieser paradoxen Krankheit gibt“, und Nina Gummich, die laut Tittelbach „zu den großen Talenten hierzulande gehört“.
Sophie Albers von Stern.de attestierte dem Tatort, er habe „die Balance zwischen der Freude am Mörderraten und der persönlichen Anteilnahme an der Geschichte“ gehalten, während Gregor Dolak bei Focus.de die gesellschaftliche Relevanz betonte: Der Film biete „neben einem spannenden Krimi auch eine beunruhigende Gesellschaftsanalyse“. Bemerkenswert ist, dass „Heimwärts“ ein damals noch wenig beachtetes gesellschaftliches Problem in den Fokus rückte: den Pflegenotstand und die Überforderung von Angehörigen, die ihre älteren Familienmitglieder zu Hause betreuen.
Die Story war ganz gut. Doch schwere Demenz sieht anders aus! –
Außerdem ist Frau Thomalla mit ihrem aufgespritzten Gesicht wirklich kein Hingucker. Ich hätte fast ausgeschaltet.
Schade, dass sie zu den Frauen zu gehören scheint, die schon mit Mitte 40 nicht mit ihrem Alter klar kommen. (Bin selber in dem Alter.) Der passend jüngere Freund unterstreicht das Ganze. Als Mime nicht mehr mit der Mimik spielen können, weil Botox eher zur Maske verzerrt…. Traurig, traurig.
Für mich war’s der erste Tatort mit ihr. Es wird aber auch keinen zweiten geben. Da gibt’s wesentlich bessere und vor allem authentischere Hingucker.
Kann mir jemand sagen von wem das Lied ist das lief als der Bestatter die Leiche der Pflegerin entführt hat und bei sich aufgebahrt hatte????
Vielen Dank und LG
Als großer Tatortfan war das sicher keine Glanzstunde der Reihe.
Die pebrflächliche Darstellung der Demenzkrankheit schoß dem Ganzen den Vogel ab.
Prädikat: Nicht empfehlenswer! ( Leider)
Ihr müsst ja echt den ganzen Tag vor der Glotze sitzen, um beurteilen zu können, wer wie gut spielt. Außer Horrorfilme, die habt ihr nicht gesehen. Ich finde die beiden sind eins der besten Teams. Aber was wären wir Deutschen, wenn wir einmal nichts zu meckern. Zufrieden, das wärt ihr.
Schade, dass der Leiozigtatort abgesetzt wird. Wir haben ihn immer gern gesehen.
Sorry, aber ich finde die Frau T. extrem geil und hoch erotisch.
Der Tatort mit der Nummer 766 aus Leipzig. Saalfeld und Keppler, Hauptkommissare, Mordkommission, nicht zu Späßen aufgelegt, ermitteln. Anfangs – was? Mord an einer Altenpflegerin, Todesfalls an einer Plegebedürftigen und einem konkreten Mordversuch an einem Altenheimbetreiber, oder Chef, oder so in etwa was. Die gesetzliche Krankenkasse wird auch noch betuppt. Ja, jetzt ist Ende. Die Privat-Versicherten Saalfeld und Keppler lassen sich nicht alles gefallen, lösen diesen langweiligen Tatort-Fernsehfilm allmählich. Gott sei Dank.