Tatort Folge 859: Kaltblütig

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein vermeintlich tragischer Autounfall erschüttert Ludwigshafen: Die Krankenschwester Roza Lanczek, im vierten Monat schwanger, stirbt, weil die Bremsleitungen ihres Wagens durchgeschnitten wurden. Für die Kommissare Lena Odenthal und Mario Kopper scheint der Fall zunächst klar – alle Indizien deuten auf Frank Brenner, den Lebensgefährten des Opfers, als Täter hin. Doch Odenthal zweifelt an der allzu einfachen Lösung und stößt bei ihren Nachforschungen auf ein kompliziertes Geflecht aus Eifersucht, ungesunder Geschwisterliebe und alten Traumata. Als die Ermittler schließlich dem wahren Täter auf die Spur kommen, müssen sie erkennen, dass die Grenze zwischen Täter und Opfer manchmal erschreckend verschwimmt…

Inhalt der Tatort-Folge „Kaltblütig“

Rastlos durchschreitet Kommissarin Lena Odenthal den Unfallort, während der Novemberwind durch die kahlen Bäume am Straßenrand pfeift. Das verbogene Metall des Unfallwagens glänzt kalt im Licht der Polizeilampen, der Asphalt ist noch feucht vom nächtlichen Regen. Der Tod der jungen Krankenschwester Roza Lanczek lässt ihr keine Ruhe – etwas an diesem vermeintlichen Unfall passt nicht zusammen. „Die Bremsleitungen wurden manipuliert“, bestätigt ihr Kollege Kopper, der mit der Taschenlampe unter das Wrack leuchtet. „Ein sauberer Schnitt, professionell ausgeführt.“

In Koppers Augen schimmert Ungeduld; sein Temperament drängt auf schnelle Lösungen, während Odenthal versucht, die Puzzleteile langsam zusammenzufügen. Seine Bauchentscheidungen stehen oft im Kontrast zu ihrer methodischen Beharrlichkeit – eine Dynamik, die sie als Team stärkt, aber auch immer wieder zu Reibungen führt. „Brenner hat als Einziger am Wagen geschraubt“, murmelt er, schon überzeugt von der Schuld des Verlobten. Doch Odenthal zögert. Ihre Instinkte, geschärft durch jahrelange Erfahrung, signalisieren ihr, dass die Wahrheit komplexer ist.

Der Verhörraum im Präsidium liegt im kalten Neonlicht als Frank Brenner, der Lebensgefährte des Opfers, in eisiges Schweigen verfällt. Seine Hände zittern kaum merklich, als er den Blick starr auf die graue Wand richtet. „Warum verteidigen Sie sich nicht?“, fragt Odenthal, doch es kommt keine Antwort. Brenners Weigerung, sich zu erklären, wirkt wie ein stummes Geständnis. Als Odenthal später durch die klinisch weißen Flure des Krankenhauses schreitet, wo Roza arbeitete, begegnet sie nur Lob für die Verstorbene. „Sie hatte diese besondere Gabe, Menschen aus ihren dunkelsten Stunden herauszuholen“, sagt ihre Kollegin mit tränenerstickter Stimme.

Die Ermittlung gleicht einem Eis, das langsam aufbricht – zuerst erscheint nur eine kleine Rille, doch darunter verbirgt sich ein tiefes, schwarzes Wasser. Wie ein unsichtbares Band scheint die Vergangenheit die Geschwister Frank und Anne Brenner zu verbinden. In Annes Kunstgalerie hängen verstörende Bilder, die von einer traumatischen Kindheit zeugen. „Er hat uns als Kinder mit Benzin übergossen“, raunt sie Odenthal zu, während ihre Augen unruhig durch den Raum wandern. „Frank hat mich gerettet.“

Als Katharina Brenner, die Ex-Frau, ihren ehemaligen Mann hart belastet, wirkt ihr Blick kalt wie das Wasser des Rheins im Januar. „Er wollte Roza loswerden“, behauptet sie mit einer Überzeugung, die keinen Widerspruch duldet. Odenthal spürt, dass unter der Oberfläche dieser seltsamen Dreiecksbeziehung etwas Unausgesprochenes lauert. Die Wahrheit in diesem Fall ist wie ein verschlungener Pfad – je tiefer die Kommissare eindringen, desto dichter wird das Unterholz aus Lügen und Halbwahrheiten.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Kaltblütig“ wurde unter der Regie von Andreas Senn ab Februar bis zum 30. März 2012 in Mannheim, Ludwigshafen am Rhein, Wittlich und im Raum Baden-Baden gedreht. Für den Regisseur war es bereits die dritte Zusammenarbeit mit dem Ludwigshafener Ermittlerduo nach „Der Lippenstiftmörder“ und dem Jubiläums-Tatort „Vermisst„. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Christoph Darnstädt, der ebenfalls zum dritten Mal für einen Odenthal-Tatort verantwortlich zeichnete.

In den Hauptrollen brillierten neben Ulrike Folkerts als Lena Odenthal und Andreas Hoppe als Mario Kopper auch Götz Schubert als Frank Brenner, Anna Loos als seine Ex-Frau Katharina und Sandra Borgmann als seine Schwester Anne. In weiteren Rollen waren Nadja Bobyleva, Tomek Nowicki, Carmen Birk, Matthias Scheuring, Annalena Schmidt und Peter Espeloer zu sehen. Besonders Anna Loos wurde von Kritikern für ihre nuancierte Darstellung der komplexen Figur Katharina Brenner gelobt.

Die Erstausstrahlung am 13. Januar 2013 im Ersten wurde zu einem beachtlichen Quotenerfolg: 10,02 Millionen Zuschauer verfolgten die Ausstrahlung, was einem Marktanteil von 26,1 Prozent entsprach – die beste Einschaltquote für das Ludwigshafener Ermittlerduo in ihrer gemeinsamen Dienstzeit. Bei einer späteren Wiederholung am 13. Oktober 2019 schalteten immer noch 5,48 Millionen Zuschauer ein, was einen Marktanteil von 16,1 Prozent bedeutete.

Die Folge „Kaltblütig“ markierte für Ulrike Folkerts als Lena Odenthal bereits den 57. Fall seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 1989, was sie zur dienstältesten Ermittlerin der Tatort-Reihe macht. Für Andreas Hoppe als Mario Kopper war es der 48. Fall. Interessanterweise zeigte sich in dieser Episode eine musikalische Ader von Kopper, der mit seiner Band Pink-Floyd-Klassiker wie „Wish You Were Here“ zum Besten gab – ein Element, das von manchen Kritikern als ausgelutschtes Motiv in TV-Filmen bemängelt wurde.

Bei „Kaltblütig“ handelt es sich um eine Produktion des Südwestrundfunks (SWR) in Koproduktion mit der Maran Film. Die atmosphärische Kameraarbeit übernahm Jürgen Carle, für den Schnitt zeichnete Sabine Garscha verantwortlich. Die Redaktion lag bei Melanie Wolber.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

ARD Trailer

ORF Trailer

Musik

Can the Can – Suzi Quatro
Girl from Ipanema – Antonio Carlos Jobim
Wish you were here – Pink Floyd
Folsom Prison Blues – Johnny Cash

Besetzung

Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Hauptkommissar Mario Kopper – Andreas Hoppe
Katharina Brenner – Anna Loos
Frank Brenner – Götz Schubert
Anne Brenner – Sandra Borgmann
Szimon Pecht – Tomek Nowicki
Claudia Miedel – Nadja Bobyleva
Ines – Carmen Birk
Roza Lanczek – Karolina Lodyga
Anwalt Strahmke – Matthias Scheuring
Staatsanwältin Lebeck – Jessica Higgins
Moni – Stefanie Höner
Frau Keller – Annalena Schmidt
Peter Becker – Peter Espeloer
u.a.

Stab

Drehbuch – Christoph Darnstädt
Regie – Andreas Senn
Kamera – Jürgen Carle
Schnitt – Sabine Garscha
Musik – Johannes Kobilke
Szenenbild – Anke Osterloh
Kostümbild – Majie Pötschke
Besetzung – Birgit Geier
Produktion – Nils Reinhardt, Sabine Tettenborn
Redaktion – Melanie Wolber, Manfred Hattendorf

28 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Zur Abwechslung mal ein klassisches Whodunnit. Spannend und (erfreulicherweise, und bei Odenthal nicht selbstverständlich) ohne „Message“.

  2. vor 12 Jahren

    guter Tatort, ich mag die beiden Ermittler sehr


  3. Ende der Erstausstrahlung

  4. vor 12 Jahren

    geht doch – diesmal stand nicht nur Tatort drauf – es war auch sehr solide
    gemachter TO drin – hat mir persönlich sehr gut gefallen .

  5. vor 12 Jahren

    Zugegebenermaßen, stand ich dem LU Team eigentlich immer etwas skeptisch gegenüber. Aber der Film (wie schon der letzte aus LU auch) war einfach nur klasse. Die falschen Fährten waren wirklich gut eingebaut und wirkten keineswegs konstruiert. Interessant auch, dass eigentlich jede der beteiligten (Haupt-)Figuren fsich in gewisser Weise schuldig gemacht hat. Sehr gut auch das Ende, war doch Lena vorher total verbissen, aber schlussendlich schafft sie es dann doch mal „Feierabend“ zu machen. 1A

  6. vor 12 Jahren

    Wer war der Mörder??? Ich bin eingeschlafen…

  7. vor 12 Jahren

    Doch; ich verrats:
    Christoph Darnstädt wars. Eindeutig. :o)
    Feiner Tatort mal wieder; erholsam; prima.

  8. vor 12 Jahren

    Kann mir jemand sagen, von wem der Song ist bzw. wie der Titel lautet, denn die Band mit dem Kommisar gespielt hat. Ein unglaublich schöner Song.

  9. vor 12 Jahren

    einer der besten Tatorte der letzten Zeit, Kompliment kriegt auch von mir 5 Sterne
    @günther der eine Song war wish you were here kenne ich von Pink Floyd der andere blusigere titel habe ich
    schon mal von dem eddie…..irgendwas gehört

  10. vor 12 Jahren

    hallo:

    kann mir jemand weiterhelfen und mir sagen, wie der schlagzeuger hieß aus der band von kopper? er spielt doch auch manchmal in tatorten mit, nicht wahr?

    dankeschön!

  11. vor 12 Jahren

    Oh Mein Gott, grausam!!
    Warum hab ich mir das angetan?
    Abgesehen von den brutal einfallslosen Dialogen sind die Kommissare auch noch miese Schauspieler.
    Sie, die hartnäckige (wann jetzt genau? Selbst bei der Befragung mit Gefahr in Verzug, spricht sie als würde sie ablesen!)
    Er, wo fang ich da an…ein „Rocker“, der am nächsten Morgen, wie es sich gehört, abrotzt, weil er ein Bier getrunken hat. Da muss ich auch nicht zwischen den Zeilen lesen, weil es da nichts gibt!
    Die beiden sind profillos und haben kein Charisma,
    da springt der Funkte nicht über, da find ich das Ende nur passend!
    Naja.
    Ich bleib bei München, Münster, ..

  12. vor 12 Jahren

    PS:
    Hier noch meine Sternevergabe!

  13. vor 12 Jahren

    Mein Freund meinte gerade, dass die ..Statiaten.., ne Kommissare das vielleicht lesen, weil es nur eine handvoll solcher Seiten gibt „er würde es tun“.

    NA HOFFENTLICH!
    Nehmt euch ein Beispiel an ALL euren Kollegen. UND nehmt Spauspielunterricht!

    In anspannender Vorfreude auf Läuterung
    Teresa

  14. vor 10 Jahren

    @teresa… Triple comment nix zu sagen.
    @Tatort ein durchaus gelungener Tatort.

  15. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 859 aus Ludwigshafen, Die Hauptkommissare Odenthal und Kopper, warum haben die beiden Primas eigentlich noch keine Wohngemeinschaft, ermitteln in einem tragischen als auch verwechslungsreichen Mord. Hier muß man kombinieren, Hirn und IQ werden verlangt. Kopper schafft es wie immer, der Fall wird natürlich geklärt. In gestrickten Intrigen trifft es oft die Unbeteiligten und Falschen. Wie sagte mein Lehrer damals: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Ehrlich.

  16. Ina
    vor 10 Jahren

    Auch dieser Tatort verdient 5 Sterne! Fühlte mich sehr gut unterhalten.

  17. vor 10 Jahren

    Es geht doch! Wenn Lena und ihr Kopper nicht mit sauertöpfischer moralischer Verbissenheit die Welt retten müssen, sondern einfach einen Mord aufklären sollen, dann kann man da auch zuschauen. Sicher kein filmisches Meisterwerk, aber ich tappte lange im Dunkeln – und insofern war es hinreichend spannend für einen Sonntagabendkrimi.

  18. vor 10 Jahren

    Ich verteile zuerst das Lob, weil damit ist man schneller fertig. 3 Sterne für den Storyautor. Die hat er sich verdient. Hätte echt was draus werden können.

    Leider litt auch diese deutsche Produktion, wie so oft, unter der Besetzung von überwiegend allenfalls zweitklassigen Schauspielern. Mimik, Verhalten, Bewegungen etc. waren oft nicht der Situation angepasst und wirkten aufgesetzt. Hinzukommen die zwanghaft eingebauten „Actionszenen“ wie z.B. die Bedrohungssituation durch den späteren Täter. Hat schon was von Slapstick wenn man erst schießt und dann die Waffe durchlädt. Oder eine Ring um ein Türschloss herumballert, damit man diese auftreten kann. Überlasst die Action doch den Amis. Die können das besser.

    Wie´s richtig geht zeigten die Briten direkt im Anschluss….Inspector Mathias….genauso gute Story, um Welten bessere Schauspieler und fesselnder, trotz fehlender Möchtegernaction.

  19. vor 9 Jahren

    Am anfang sehr gut, und bis 3/4 war die Story sehr spannend. Das Ende war aber ziemlich schwach. Es war viel besser gewesen wenn diese hässlichen ex der Täter war, und das die Frank mit irgendwas erpresst hat oder so. Jetzt war eigentlich alles um sonst. Also ein ziemlich enttäuschendes Ende am vielversprechenden Tatort.

  20. BG
    vor 6 Jahren

    gibt es einen Grund dafür, dass heute schon wieder eine Wiederholung ausgestrahlt wird ?

    Gibt es einen Grund, das es am Sonntag schon wieder eine Wiederholung gibt?

  21. BG
    vor 6 Jahren

    und dann noch so eine langweilige Folge :(

  22. vor 6 Jahren

    Eine Wiederholung, warum denn das???

  23. vor 6 Jahren

    Es ist eine Dreistigkeit, dass der Tatort heute eine Wiederholung von 2013 ist.
    Es ist keine Siommerpause mehr, also was soll das????

  24. vor 6 Jahren

    na Länderspiel bei RTL

  25. BG
    vor 6 Jahren

    Weil RTL Fußball bringt. Wat doof…

  26. vor 6 Jahren

    Alles in allem recht konventionell, in diesem konventionellen Rahmen dann allerdings auch wieder ganz gut gemacht. Und Kopper war halt schon (meistens) auch derjenige in den zumeist recht bräsigen und bemühten bemühten Ludwigshafener Tatorten, der den Unterschied gemacht hat. Die Odenthal hat sich ja m Laufe der Jahrzehnte immer mehr ins Sauertöpfische oder Dauergereizte hinein entwickelt. Gut, dass das in dieser Folge in den Hintergrund getreten ist. Recht gute Unterhaltung, 3,5 Sterne, die man heute mal aufrunden kann.

  27. vor 6 Jahren

    Sehr unterhaltsam. Wären doch alle Tatort so!

  28. vor 6 Jahren

    Einer der schon mit Abstand besten Filme der Tatortreihe, weil er die Synergetik im Denken und Handeln umfassender, als wie gewohnt, darstellt.

    Allerdings wirkt der Titel „Kaltblütig“ verwirrend.

    Denn der kriminalistische und menschlich schwer erträgliche Sachverhalt, am Ende der Ermittlungen, begründet sich in einer, Lebens verändernden und so eher heißblütigen Wertstellung, nämlich der Liebe und ihre nachhaltigen Folgen im persönlichen Umfeld.

    Was war daran Kaltblütig ?
    War es nicht eher die Verzweiflung ?

  29. vor 5 Jahren

    Welchen Film haben sich Kopper und Lena im Kino angeschaut?

    Zitat (sinngemäß): Der Umwelttyp, der sich dann doch für die Autos entschieden hat. – Nee, das waren Roboter.

    Ich dachte erst an Transformers, aber da lief 2012 kein Teil im Kino. Hat irgendwer eine Idee?

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