Kurz und knapp – darum geht’s
Allein und ohne ihren Partner Fritz Dellwo muss sich Kommissarin Charlotte Sänger mit einer Serie brutaler Banküberfälle in Frankfurt auseinandersetzen. Als sie bei einer zufälligen Begegnung mit einer bewaffneten Frau nicht in der Lage ist zu schießen, wird sie vom Dienst suspendiert und muss sich ihrer größten Angst stellen: ihrer Unfähigkeit, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Auf eigene Faust ermittelnd entdeckt sie eine Gruppe von Frauen, die eine ungewöhnliche Leidenschaft für Waffen und historische Duelle teilen – und als sie sich mit ihrer charismatischen Anführerin Jule Fischer anfreundet, gerät sie unwissentlich in einen gefährlichen Strudel aus Gewalt und Rache, der sie ihren Job und sogar ihr Leben kosten könnte…
Inhalt der Tatort-Folge „Waffenschwestern“
Übermüdet und ausgelaugt streift Kommissarin Charlotte Sänger durch die nächtlichen Straßen Frankfurts. Die Lichter der Stadt werfen flackernde Schatten, während in ihrem Kopf die Details der Banküberfälle kreisen, bei denen mittlerweile ein Wachmann erschossen wurde. Ohne ihren Kollegen Fritz Dellwo, der für einen Beamtenaustausch in München weilt, fühlt sie sich verloren in diesem Fall, der ihr alles abverlangt.
Als ihr Chef Rudi Fromm die erschöpfte Kommissarin nach Hause schickt, gerät sie unvermittelt in eine erschütternde Situation: Eine junge Frau mit wildem Blick richtet eine Waffe auf einen Passanten, dann auf Sänger. Die Kommissarin zieht zwar ihre Dienstwaffe, doch ihre Finger erstarren – sie kann nicht abdrücken. Ein hinzueilender Streifenpolizist namens Martin Petzhold löst das Problem mit einem tödlichen Schuss, doch die bittere Erkenntnis folgt sofort: Die Waffe des Opfers war nur mit Platzpatronen geladen. „Spüren ist kein Argument, Frau Sänger“, wirft ihr Staatsanwalt Dr. Scheer vor, während ihr Vorgesetzter mit enttäuschtem Blick daneben steht. Die Suspendierung folgt umgehend.
Doch wie ein Raubtier, das in die Enge getrieben wird, entwickelt Sänger eine störrische Entschlossenheit. Die Visitenkarte eines Schießsportvereins, die sie im Zimmer des Opfers Nadja Koch findet, führt sie in eine fremde Welt – eine Welt, in der Frauen nicht nur schießen, sondern es mit einer fast rituellen Präzision zelebrieren. Die Treffsicherheit, mit der Sänger trotz ihrer inneren Blockade am Schießstand glänzt, öffnet ihr die Tür zu einem exklusiven Zirkel um die charismatische Jule Fischer, die sich als Halbschwester der toten Nadja entpuppt.
Während die polizeilichen Ermittlungen wie ein klappriger Karren durch steiniges Gelände holpern, taucht Sänger immer tiefer in diese Parallelwelt ein. In einer abgelegenen Waldhütte beobachtet sie, wie die Frauen historische Duelle mit scharfer Munition nachstellen – ein gefährliches Spiel zwischen Leben und Tod, das sie ebenso abstößt wie fasziniert. „Hier sind wir frei“, erklärt Jule mit leuchtenden Augen, während der Schall der Schüsse noch zwischen den Bäumen widerhallt.
Das Überwachungsvideo des letzten Banküberfalls wirkt auf Sänger wie ein Nebel, der sich langsam lichtet. Die Bewegungsmuster der vermummten Täter erscheinen ihr plötzlich eindeutig weiblich – eine Erkenntnis, die sie erst mit Unglaube, dann mit wachsender Gewissheit erfüllt. Die feinen Linien zwischen Ermittlung und Freundschaft, zwischen Polizistin und Privatperson verwischen für Sänger wie Kreide im Regen, als sie bemerkt, dass Jule ihre wahre Identität längst kennt.
Als der Streifenpolizist Petzhold brutal hingerichtet aufgefunden wird, verdichten sich die Anzeichen zu einem bedrohlichen Muster. Die Waffe in Jule Fischers Hand gleicht einem Pendel, das über Sängers Leben schwingt – und die Ermittlerin steht vor der ultimativen Prüfung ihrer Fähigkeit, nicht nur zu zielen, sondern auch abzudrücken, wenn es darauf ankommt…
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge „Waffenschwestern“ wurde vom Hessischen Rundfunk produziert und ist der einzige Fall, in dem Kommissarin Charlotte Sänger ohne ihren Kollegen Fritz Dellwo ermittelt. Gedreht wurde der Film unter der Regie von Florian Schwarz in Frankfurt am Main und Umgebung. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Michael Proehl, der gemeinsam mit dem Regisseur ein spannendes Psychogramm der Hauptfigur erschafft.
In den Hauptrollen brillieren Andrea Sawatzki als Kommissarin Charlotte Sänger und Nina Kronjäger als ihre geheimnisvolle Gegenspielerin Jule Fischer. In weiteren Rollen sind Martin Feifel als Mordkommissionsleiter Rudi Fromm und Sascha Göpel als Jan Gröner zu sehen – für Letzteren war es übrigens der letzte Auftritt in der Reihe, da seine Figur im Verlauf des Films den Tod findet.
Bei der Erstausstrahlung am 14. Dezember 2008 verfolgten 6,49 Millionen Zuschauer den ungewöhnlichen Fall im Ersten Deutschen Fernsehen, was einem Marktanteil von beachtlichen 18,4 Prozent entsprach. Die Kritiker lobten besonders die intensive Darstellung von Andrea Sawatzki und die atmosphärische Inszenierung des Konflikts zwischen den beiden Hauptfiguren.
Ein interessantes Detail am Rande: Die Teufelsmasken, welche die Bankräuberinnen bei ihren Überfällen tragen, sind eine Hommage an den Kultfilm „Gefährliche Brandung“ mit Patrick Swayze, in dem eine Surferclique mit Präsidentenmasken Banken ausraubt. Diese filmische Referenz unterstreicht den Aspekt der weiblichen Aneignung einer traditionell männlich konnotierten Domäne – sowohl in Bezug auf Bankraub als auch auf den Umgang mit Waffen.
….wer kann mir helfen, habe den Tatort „Waffenschwestern“ mit meiner Lieblings-Kommisarin am Sonntag verpasst….wer weiss, wann es eine Wiederholgung gibt und wo?..
Wenn Charlotte Sänger deine Lieblingskommissarin ist,
dann kann dir glaub ich niemand mehr helfen… :-))
Also, ich will nicht sagen: leider habe ich das schon gelöscht, denn ich fühle dabei kein Bedauern.
Ganz so schlimm, wie Marco, sehe ich die Sache aber nicht.
Tatsächlich erinnere ich die ersten Folgen dieser Reihe um Kommissar Sänger und Dellwo als sehr interessant, düster und dramatisch und durchaus nicht übel gemacht.
Allerdings finde ich auch, daß sich das inzwischen doch recht verlaufen hat, es ist nicht konkret geworden, verharrt in Schemen und wird einfach so laufen gelassen. Irgendwie habe ich fast den Eindruck, daß die Schauspieler vielleicht die einzigen sind, die da noch spielen wollen, ihre Rollen ausfüllen und eben weitermachen. Voranbringen kann das aber nur ein gutes Team von Autoren und Regisseuren und Produzenten und die haben vielleicht alle keine Lust mehr an dem Thema, oder werden dauernd ausgetauscht, ich weiß es nicht.
So werden auch für mich tatsächlich diese Tatorts zu den schlimmsten!
Toll, Charlotte auch mal alleine ermitteln zu sehen!
Interessanter Fall, abwechslungsreich und stilvoll. Super!
Der Tatort Nummer 714 aus Frankfurt mit den Hauptkommissaren Sänger und Dellow. Kein gewöhnlicher Tatort-Thriller von Bandenkriminalität und rücksichtslosen Raubüberfällen mit Toten und Verletzten. Verursacher eine Frauen-Gang, äußerst brutal und kompromisslos. Und so werden die auch seitens der Exekutive bekämpft. Den habe ich seit der Erstsendung bislang zweimal gesehen und finde, daß man diesen rasanten Kriminalfilm auch ein drittes Mal gucken kann. Spannende Unterhaltung, sehenswert für Action-Fans und andere. Doktor Scheer wurde gespielt durch Thomas Balou Martin.
Like the camera, I love watching Charlotte Sänger. Maybe it’s because I don’t understand her, which is good. Most characters in series and movies fit in a box: action hero, cynical guy with a heart of gold, woman seeking revenge, nice lady etc, but Sänger is a bit of an enigma.