Kurz und knapp – darum geht’s

Mit einem Seesack voller Falschgeld kehrt Seemann Harry Rohwedder nach Deutschland zurück – umgerechnet eineinhalb Millionen D-Mark in gefälschten 50-Dollar-Noten, die er in Umlauf bringen will. Nach einem missglückten Versuch in Hamburg flüchtet er nach Frankfurt zu seiner Ex-Freundin, wo er nicht nur von der Unterwelt verfolgt wird, sondern auch von Kommissar Bergmann, der den Spuren der plötzlich auftauchenden Blüten nachgeht. Als Harry einen letzten, großen Deal abschließen will, um sich und seiner neu entdeckten Familie ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen, gerät er zwischen alle Fronten – ohne zu ahnen, dass am Ende seine Blütenträume in einem bitteren Erwachen enden werden…

Inhalt der Tatort-Folge „Blütenträume“

Der Hafen von Hamburg liegt unter grauem Novemberhimmel, als Seemann Harry Rohwedder von seinem Schiff geht – äußerlich unscheinbar, doch in seinem Seesack verbirgt sich ein Vermögen in falschen 50-Dollar-Noten. Das metallische Knirschen der Hafenkräne begleitet seine ersten nervösen Schritte auf deutschem Boden, während er geschickt die Zollkontrolle umgeht.

In Frankfurt sitzt Kommissar Bergmann müde in seinem spartanisch eingerichteten Büro. Sein Assistent Wegener bringt dampfenden Kaffee – Bergmanns einziger Luxus an langen Arbeitstagen. Der Kommissar wirkt distanziert, in sich gekehrt, ein Mann, der seine Emotionen wie hinter einer unsichtbaren Mauer verbirgt. Dennoch entgeht seinem scharfen Blick nichts, was für den Fall wichtig sein könnte.

„Ein Luftwaffenoffizier soll es gewesen sein“, berichtet ein Zeuge über den Angriff auf den Taxifahrer, der jetzt im Krankenhaus liegt. Das grelle Licht der Neonröhren spiegelt sich in den Brillengläsern des Kommissars, als er die falschen Dollarscheine untersucht, die am Tatort gefunden wurden. „Wer bringt solches Falschgeld in Umlauf – und warum so unbeholfen?“, fragt er sich und seine Kollegen.

Derweil betritt Harry die kleine, mit abgenutzten Möbeln eingerichtete Wohnung seiner Ex-Freundin Jutta. „Harry?“, entfährt es ihr ungläubig, als sie nach fünf Jahren der Abwesenheit plötzlich den Vater ihrer Tochter vor sich sieht. Das leise Ticken der Küchenuhr markiert die angespannte Stille zwischen ihnen. „Ich habe eine Tochter?“, stammelt Harry überrascht, während durch das schmale Fenster das fahle Licht der Straßenlaternen in den Raum fällt.

Harrys Versuch, seine Blüten einzeln umzutauschen, gleicht einem Tanz auf dem Vulkan. In der blitzenden Uniform eines US-Offiziers bewegt er sich durch die Geschäfte Frankfurts wie ein Schauspieler auf seiner Bühne. Doch mit jedem Schein, den er in Umlauf bringt, zieht er die Schlinge um seinen eigenen Hals enger.

Die Fahndung nach dem falschen Offizier gestaltet sich für Bergmann und sein Team wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen der Großstadt. Frankfurts Straßen, nass vom herbstlichen Regen, spiegeln die Lichter der Stadt wider, während die Ermittler ihre Runden drehen und Zeugen befragen.

„’Das Geld habe ich in Las Vegas gewonnen'“, zitiert Bergmann spöttisch aus dem Verhör mit Jutta. „Welche Frau würde nicht an solche Märchen glauben wollen?“ Das Telefon schrillt, ein weiterer falscher Fünfziger ist aufgetaucht.

In der Zwischenzeit wird der Druck auf Harry von allen Seiten größer. Nicht nur die Polizei ist ihm auf den Fersen, sondern auch der skrupellose Golz, der ihm aus Hamburg gefolgt ist. Im fahlen Mondlicht einer regennassen Nacht kommt es zum Schusswechsel, bei dem Harry verletzt wird – eine Spur aus Blut und falschen Scheinen führt die Ermittler zu seinem vorläufigen Versteck.

Verzweifelt versucht Harry, sein Falschgeld an den Hehler Starek zu verkaufen, bevor die Schlinge sich endgültig zuzieht. Der kalte Wind, der durch Frankfurts Straßenschluchten pfeift, scheint sein Schicksal vorwegzunehmen, als er sich zu seinem letzten Deal aufmacht. Was er nicht weiß: Bergmann ist ihm bereits dicht auf den Fersen…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Blütenträume“ wurde vom Hessischen Rundfunk produziert und unter der Regie von Claus Peter Witt gedreht. Die Dreharbeiten fanden vom 8. November bis zum 17. Dezember 1982 in Frankfurt und Umgebung sowie in Hamburg statt, wobei die graue Winterstimmung der norddeutschen Städte perfekt zur melancholischen Grundstimmung des Films passt.

In der Rolle des Harry Rohwedder ist Manfred Zapatka zu sehen, der dem verzweifelten Seemann mit seinen Blütenträumen eindrucksvoll Leben einhaucht. Lutz Moik verkörpert zum dritten und letzten Mal den Kriminalhauptkommissar Bergmann, dessen zurückhaltende Art zum Markenzeichen dieser frühen Frankfurter Tatort-Ermittlerfigur wurde.

Bei seiner Erstausstrahlung am 1. Mai 1983 erreichte der Film 16,92 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 48 Prozent entspricht – fast jeder zweite eingeschaltete Fernseher in Deutschland zeigte also diesen Tatort.

Eine Besonderheit dieser Folge ist, dass sie zu den wenigen Tatort-Filmen ohne Leiche gehört. Statt eines Mordfalls steht hier ein Wirtschaftsdelikt im Mittelpunkt, was in der damaligen Zeit für die Krimireihe eher ungewöhnlich war. Das Thema Falschgeld traf dabei einen Nerv im Deutschland der frühen 1980er Jahre, als Betrugsdelikte zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückten.

Nach der Ausstrahlung wurde besonders die realistische Darstellung des Falschgeldmilieus gelobt. Tatsächlich hatte sich das Produktionsteam intensiv mit der Arbeitsweise der Zollfahndung beschäftigt, um ein authentisches Bild zu zeichnen – selbstverständlich ohne dabei echte Anleitungen zur Falschgeldherstellung zu liefern.

Besetzung

Kommissar Bergmann – Lutz Moik
Hauptmeister Wegener – Peter Buchholz
Harry Rohwedder – Manfred Zapatka
Jutta Nickel – Erika Skrotzki
Monika, Tochter der beiden – Christine Lorenz
Neumeier – Heinrich Schweiger
Golz – Jochen Kolenda
Manfred Starek – Heinrich Giskes
Olschesky – Edgar Hoppe
Herr Mesch – Karl Hans Meuser
Frau Mesch – Gaby Reichardt
Benno Klotzer – Claus Fuchs

Stab

Buch – Bruno Hampel
Regie – Claus Peter Witt
Kamera – Werner Hoffmann
Szenenbild – Hartmut Schönfeld
Schnitt – Brigitte Rhotert
Ton – K.F. Rowoldt
Musik – Eugen Thomass
Produktionsleitung – Dieter von Volkmann