Tatort Folge 205: Gebrochene Blüten

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein Tatort mit tödlichem Ausgang: In einem Duisburger Stadtbus wird der Tanzlehrer Prinz Opfer einer brutalen Messerstecherei. Kommissar Horst Schimanski findet dessen schockierte Ehefrau Manuela an einer nahegelegenen Bushaltestelle und begleitet sie nach Hause. Die Ermittlungen führen Schimanski und seinen Kollegen Thanner schnell zu einem thailändischen Täter, der jedoch bereits tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Als Schimanski und sein Team tiefer graben, enthüllen sie einen skrupellosen Menschenhandelsring, der junge Frauen aus Thailand in die deutsche Rotlichtszene schleust. Als die Kommissare der geheimnisvollen Manuela vertrauen und mit ihr zusammenarbeiten, geraten sie unwissentlich in ein tödliches Spiel aus Täuschung und Verrat…

Inhalt der Tatort-Folge „Gebrochene Blüten“

Der orangerot glühende Abendhimmel über Duisburg färbt die Industriekulisse in gespenstisches Licht, während Qualmfetzen vor der riesigen Sonne treiben. In der einbrechenden Dunkelheit ereignet sich die brutale Tat: Ein Messerstich tötet den Tanzlehrer Prinz in einem Linienbus. Hauptkommissar Schimanski, mit seinem charakteristischen Schmuddellook und der unverhohlenen Rauheit des Ruhrgebiets, trifft am Tatort auf Manuela Prinz – die Witwe steht wie versteinert an einer Bushaltestelle, ihr Tanzkleid unter einer Jacke verborgen, eine maskenhafte Starre im Gesicht.

Die Spurensuche im nächtlichen Duisburg ist für Schimanski und seinen besonnenen Kollegen Thanner wie ein Tanz im Nebel – Zeugenaussagen deuten auf einen ausländischen Täter hin, und tatsächlich führt die Spur zu einem jungen Thai. Doch als die Ermittler dessen Wohnung stürmen, finden sie nur eine weitere Leiche vor. Der vermeintliche Mörder liegt erschossen auf dem Boden – scheinbar Selbstmord, doch die Obduktion enthüllt ein ganz anderes Bild.

Schimanskis Instinkt sagt ihm, dass die kühle Manuela mehr weiß, als sie zugibt. Ihr fehlendes Mitgefühl für den toten Ehemann lässt sein Misstrauen wachsen. „Den Toten beweint niemand“, murmelt er zu Thanner, während sie das Tanzstudio beobachten, das am Tag nach dem Mord seinen normalen Betrieb wieder aufgenommen hat. Der Regen prasselt unablässig auf den Asphalt, als wolle er die Spuren des Verbrechens wegwaschen.

Als Manuela Schimanski eines Nachts verzweifelt um Hilfe bittet – angeblich wird sie von Geschäftspartnern ihres Mannes bedroht – lässt er sich auf ein gefährliches Spiel ein. Seine Schwäche für hilflose Frauen trübt seinen sonst so scharfen Blick. „Ehemalige Geschäftsfreunde drohen mit Gewalt, wenn die fälligen ‚Lieferungen‘ ausbleiben“, erklärt Manuela mit zitternder Stimme. Welche Lieferungen? Sie beteuert ihre Unwissenheit, doch ihre Augen verraten etwas anderes.

Die Ermittlungen führen das Team in ein Netz aus Menschenhandel und Ausbeutung. Im Tresor von Prinz finden sie Papiere eingeschmuggelter Thailänderinnen. Das Tanzstudio entpuppt sich als Fassade für einen grausamen Handel mit jungen Frauen. Die Suche nach den Hintermännern gleicht dem Versuch, Rauch mit bloßen Händen zu greifen – immer wenn Schimanski glaubt, einen Verdächtigen zu haben, löst sich die Spur vor seinen Augen auf.

Eine Verfolgungsjagd durch die nächtlichen Industrielandschaften Duisburgs endet für Schimanski mit einem heftigen Schlag ins Gesicht – sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne. Die geheimnisvollen jungen Frauen aus Thailand, die als Tanzgruppe „Broken Blossoms“ bezeichnet werden, sind zarte Blüten, die brutal gebrochen wurden. Doch wer ist der wahre Gärtner in diesem grausamen Spiel?

Als Schimanski beginnt, Manuelas Vergangenheit zu durchleuchten, stößt er auf verstörende Ungereimtheiten. Die Beziehung zwischen dem raubeinigen Kommissar und der rätselhaften Frau wird zunehmend komplizierter. Zwischen Anziehung und Misstrauen, zwischen Beschützerinstinkt und Pflichtgefühl verstrickt sich Schimanski immer tiefer in ein Netz aus Lügen und Täuschung…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Gebrochene Blüten“ wurde vom WDR produziert und am 1. Mai 1988 erstmals gesendet, obwohl die Dreharbeiten bereits fast zwei Jahre zuvor stattgefunden hatten. Vom 20. Mai bis zum 23. Juni 1986 entstand der Film unter dem Arbeitstitel „Die Blume aus Bangkok“ in Duisburg. Regie führte Hajo Gies nach einem Drehbuch seines Bruders Martin Gies.

Für die Rolle der geheimnisvollen Manuela konnte Renate Krößner gewonnen werden, die durch ihre Titelrolle in „Solo Sunny“ bekannt wurde und kurz vor den Dreharbeiten von der DDR in die Bundesrepublik übergesiedelt war. An ihrer Seite brillierten die Tatort-Ikonen Götz George als Schimanski und Eberhard Feik als Thanner in ihrer mittlerweile 16. gemeinsamen Folge.

Bemerkenswert sind auch zwei Nebenrollen: Miroslav Nemec, der später selbst als Münchner Tatort-Kommissar Ivo Batic Karriere machen sollte, spielt hier den zwielichtigen Nachtclubbetreiber Blatzer. Zudem hat der spätere Hollywood-Schauspieler Ralf Möller einen kurzen Auftritt als muskelbepackter Schläger.

Die Musik zum Film komponierte Dieter Bohlen, der nach dem großen Erfolg von „Midnight Lady“ aus der Tatort-Folge „Der Tausch“ erneut mit Chris Norman zusammenarbeitete. Der Song „Broken Heroes“ wurde auch über die Grenzen der Krimifolge hinaus bekannt. Kameramann Karl Kases sorgte mit seiner ungewöhnlichen Bildgestaltung und den charakteristischen Lichtinseln für Götz George für eine besondere visuelle Atmosphäre.

Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 11. Januar 2022 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Fassung der Folge aus, was die ungebrochene Popularität der Schimanski-Ära unterstreicht. Das gelbe Hand-Symbol, das Schimanski an seiner Jacke trägt, ist übrigens kein Filmrequisit, sondern das echte Logo des Vereins „Mach meinen Kumpel nicht an!“ aus Düsseldorf, der sich gegen Rassismus einsetzt – ein kleines, aber bedeutungsvolles Detail, das den sozialkritischen Aspekt der Schimanski-Figur unterstreicht.

Videos zur Produktion

ARD PLUS Trailer

Besetzung

Schimanski – Götz George
Königsberg – Ulrich Matschoss
Thanner – Eberhard Feik
Manuela – Renate Krößner
Hänschen – Chiem van Houweninge
Blatzer – Miro Nemec

Stab

Regie – Hajo Gies
Buch – Martin Gies
Szenenbild – Götz Weidner
Kamera – Karl Kases
Schnitt – Claudia Minzloff
Musik – Dieter Bohlen
Produzent – Jörn Schröder

Bilder: WDR

17 Kommentare

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  1. vor 17 Jahren

    Ich habe letztens mit Freunden den alten Tatort „Gebrochene Blüten“ mit Schimi gesehen. Wir haben uns gleichzeitig kaputt gelacht, an den Kopf gefasst und geärgert, über die dämlichen, platten, mitunter pathetischen Dialoge, die ebenso klebrig aufdringliche Musik von Dieter Bohlen in Kombi mit der Stimme von Chris Norman, die zu den schlimmsten Repertoire der 1980er Jahre gehört sowie über die unfasslich schlechte Schauspielleistung der Hauptdarstellerin Renate Krößner.

    Drehbuchautor und Regisseur hätten damit bestraft werden sollen, dass die wegen eines so dumm inszenierten, kruden Spektakels zum Streifendienst verdammt worden wären.

    Schade, schaden, denn die Idee der Geschichte, Mädchenhandel, ist ja sehr spannendes, wichtiges Thema, aber leider ist die Umsetzung schlicht und einfach misslungen!!!!

  2. vor 15 Jahren

    kam gestern – einfach genial. Wer’s nicht kapiert – besser umschalten und irgend so ne verblödende Ami Soap glotzen…

  3. vor 13 Jahren

    Einer der besten Tatorte mit Schimanski. Habe ihn schon bestimmt zehn Mal gesehen. Das Katz und Maus Spiel von Schimanski und Manueal Prinz – einfach genial.
    Den Kommentar oben kann ich nicht nachvollziehen. Krößner spielt überragend die Rolle der Prinz und die Bohlen Musik ist eben 80er pur.

  4. vor 13 Jahren

    Ich war nie ein Fan von Schimanski, dieses schnoddrige Geasabbel macht mich irre.
    Aber „Gebrochene Blüten“ ist keinesfalls der schlechteste Tatort, eher noch der Beste mit diesem Ermittlerduo (oder „Trio“? Hänschen gehört ja schließlich auch dazu).
    Und auch Chris Norman gehört einfach dazu – DAS WAR DAMALS SO. Wem es nicht paßt, der sollte sich solche Filme aus den 80er nicht ansehen.

  5. vor 12 Jahren

    Einer der besten Schimanski-Tatortfolgen. Interessantes Thema, gut umgesetzt. Wie Jürgen richtig sagt: so war das damals.

  6. vor 12 Jahren

    Da geb ich der Caro und dem Gerd Recht…für mich mit den Folgen „MOLTKE“,“DER TAUSCH“ und „ZWEIERLEI BLUT“ die beste Folge…einfach genial auch die Bohlen-Kompositionen !!!!

  7. vor 10 Jahren

    Tatort: Duisburg
    Horst Schimanski, Christian Thanner
    Von 1981 bis 1991 gingen die beiden Kriminalhauptkommissare zum Dienst

    Die Ermittler: Sie waren das Dream-Team der Achtziger. Horst Schimanski (Götz George), der Ruhrpott-Proll mit dem Herz am rechten Fleck, und Christian Thanner (Eberhard Feik), der Brave, der das Chaos beseitigen muss, das Schimi regelmäßig anrichtet. Mit dem Schmuddelbullen Schimi, der Parka statt Trenchcoat trägt, eroberte ein neuer Typ von Kommissar das Fernsehen: einer, der in einem Drecksloch wohnt, der säuft, flucht, sich auch schon mal prügelt und dem die Dienstvorschriften scheißegal sind. Sein Partner Thanner, mit dem er von 1981 bis 1991 ermittelte, stand immer im Schatten des Frauenschwarms, der 2008 zum beliebtesten „Tatort“-Kommissar aller Zeiten gewählt wurde und der seit 1997 in der ARD-Reihe „Schimanski“ wieder Gangster jagt. Und flucht.

  8. vor 10 Jahren

    „Wollen Sie mein Beschützer sein“ – Antwort Schimmi: „Na klar“, Einer der besten Schimanski-Tatorte.

  9. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 205. Die Duisburger Hauptkommissare Schimanski und Thanner ermitteln nicht, sie jagen. Ein anfängliches Phantom bekommt Konturen. Damals in Erstsendung gesehen, ist mir dieser Tatort-Krimi in Vergessenheit geraten. Komplizierte Zusammenhänge werden geklärt, von Denkern, die bis an ihre Leidensfähigkeit gehen und hierbei die gesellschaftlichen Förmlichkeiten aufrecht halten können. Eigentlich kein schlechter Streifen, bei härterer Gangart sogar Action – Jackson – Qualität.

  10. vor 8 Jahren

    Schlichtweg grossartig – 80er Jahre Musik und Feeling! Unerreicht: die Pool-Szene

  11. vor 6 Jahren

    Gebrochene Blüten gehört für mich, einem Kind der 80/90er Jahre, zu den besten Schimanski-Folgen. Wie gut kann ich mich noch daran erinnern wie ich als kleiner Steppke beim Satz: „Wollen Sie mein Beschützer sein“ mit Schimmi gerne getauscht hätte. So ist es auch heute geblieben. Diese Szene ist für mich ein Maßstab was einst Horst Schimanski auszeichnete.
    Die zweite Schlüsselszene ist m.E der (gewollt) provozierte Suizid von Manuela Prinz, ja unter Zuhilfenahme des Schusses aus Schimmis Colt mit der sie Thanner und Hänschen alermierte, dann im Höhepunkt das leere Magazin in ihrer Pistole mit der Schimmi bedroht wurde.
    Auch 2019 absolut Klasse!

  12. vor 5 Jahren

    RIP Renate Krößner :-( (* 17. Mai 1945 in Osterode am Harz; † 25. Mai 2020 in Mahlow)

  13. vor 3 Jahren

    Ist das zweite Bild nicht aus „Unter Brüdern“ von 1990?

  14. vor 3 Jahren

    „Wollen Sie mein Beschützer sein?“ –> LEGENDÄR!!!
    Auch hier ist die eigentliche Krimi-Handlung nebensächlich, es geht nur um das „Spiel“ zw. Manuela Prinz (inkl. ihrer großen Augen plus ihres weißen Reifrocks) und Schimanski.
    Aus diesem Grunde m.E. der beste Schimanki-TO, kann man sich alle paar Jahre ansehen (zumindest die entscheidenden Sequenzen).

  15. vor 3 Jahren

    Der beste Schimanski-Tatort!
    Gute Geschichte, hervoragende Schauspieler (ich feiere die zwei Alten in Wasserburg, – und was für ein Gegensatz, der auch mein Leben bestimmt hat: NRW/Duisburg – Oberbayern/Wasserburg), phantastische Kameraarbeit mit großartigen und bewegenden Bildern, absolut zur ganzen aufgebauten Stimmung passender Bohlen-Song (man muß den ja sonst nicht mögen).
    Mich jedenfalls hat das alles nach vielen Jahren wieder sehr angesprochen und berührt. Und mehr erwarte ich nicht von 90 Min. Fernsehen.
    Traurig, daß fast alle schon tot sind: Schimanski, Thanner, Krößner, Duisburg…

  16. vor 3 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 205 aus dem Jahr 1988. Die drei Duisburger Kommissare geben ihr allerbestes und nach Jahrzehnten ist dieser Spielfilm absolut sehenswert.
    Die Meinung vom 26.08.2015 halte ich.

  17. vor 1 Jahr

    Der für mich beste Tatort aller Zeiten! Das Drehbuch! Die Schauspieler! Das Duisburger Ambiente! Die Musik! (Dieter Bohlen). Einfach perfekt! Und die kleinen „Nebenkriegsschauplätze“ wie z.B. die Szenen in Wasserburg mit den bayrischen Originalen! Der Regisseur Hajo Gies bezeichnete in einem Buch die „Gebrochenen Blüten“ als einen sehr „artifiziellen“ Tatort! Stimmt! Aber genau diese teilweise Künstlichkeit harmoniert bestens mit der Schroffheit von Schimanski, Thanner und Hänschen! Und Renate Krössner ist der perfekte Gegenpart zu den Nachos aus Duisburg! 10 von 10 Punkten!

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