Kurz und knapp – darum geht’s
Ein brutaler Mord an einer Flüchtlingshelferin erschüttert Göttingen: Die Studentin Mira wird vergewaltigt und ermordet in einem Park aufgefunden. Während ein Serientriebtäter namens „Wikinger“ die Stadt in Atem hält, deutet ein Zeuge darauf hin, dass der Täter aus dem Kreis der Geflüchteten stammen könnte. Charlotte Lindholm lässt heimlich eine in Deutschland verbotene biogeografische DNA-Analyse durchführen, um die Herkunft des Täters zu bestimmen. Als die Ermittlerinnen dem Hauptverdächtigen Munir Kerdagli auf der Spur sind, ahnen sie nicht, dass sie auf eine völlig falsche Fährte geraten sind …
Inhalt der Tatort-Folge „Die Rache an der Welt“
Schlaflos wandelt Charlotte Lindholm durch das nächtliche Göttingen, während irgendwo in der Stadt ein Raubtier lauert. Seit Wochen versetzt der „Wikinger“ die Universitätsstadt in Angst und Schrecken – ein Serientriebtäter, der Frauen mit einem Wikingerdolch bedroht und zu sexuellen Handlungen zwingt. Bislang hat er seine Opfer jedoch am Leben gelassen. Umso schockierender ist der Fund der brutalen ermordeten Studentin Mira in einem kleinen Park am Kiesteich.
Die Hauptkommissarinnen Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz stehen vor einem Rätsel: War es der „Wikinger“, der diesmal einen Schritt zu weit gegangen ist? Ein Zeuge beschreibt den flüchtenden Täter als „Nicht-Europäer“ – eine Aussage, die vor rassistischen Vorurteilen nur so trieft, aber dennoch ernst genommen werden muss. Denn Mira war in der Flüchtlingshilfe aktiv, gab Deutschkurse und hatte besonders engen Kontakt zu dem syrischen Physikstudenten Munir Kerdagli.
Während Anaïs Schmitz methodisch dem „Wikinger“ nachspürt, schlägt Lindholm einen kontroversen Weg ein: Sie lässt heimlich eine biogeografische DNA-Analyse in den Niederlanden durchführen – ein in Deutschland verbotenes Verfahren, das die Herkunftsregion des Täters eingrenzen soll. Diese Entscheidung bringt nicht nur ihren Vorgesetzten gegen sie auf, sondern spaltet auch das Ermittlerteam. Anaïs ist entsetzt über Lindholms Alleingang, der alle rechtsstaatlichen Prinzipien missachtet.
Die Spur führt die Kommissarinnen zu einem besonderen Ereignis: Auf einem Sportplatz findet ein Fußball-Marathon statt, bei dem deutsche und geflüchtete Spieler eine Woche lang ununterbrochen kicken wollen, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Hier war Mira zuletzt gesehen worden. Trainer Henry versichert, dass niemand das Gelände verlassen dürfe – doch Lindholm entdeckt schnell, dass es Schlupflöcher gibt.
Die Ermittlungen gleichen einem Balanceakt auf dem Drahtseil zwischen berechtigten Verdachtsmomenten und gesellschaftlichen Spannungen. Als die DNA-Analyse tatsächlich auf einen Täter aus dem Nahen Osten oder Nordafrika hindeutet, gerät Munir Kerdagli ins Visier der Fahnder. Doch der junge Mann ist spurlos verschwunden – ein Umstand, der den Verdacht gegen ihn nur noch erhärtet.
Lindholm, deren Nerven zum Zerreißen gespannt sind, lässt sich zu immer drastischeren Aktionen hinreißen. Als sie einen dunkelhäutigen Mann durch die Göttinger Innenstadt verfolgt und schließlich auf dem Fußballplatz zur Rede stellt, explodiert ihre angestaute Frustration: „Hier sind Frauen was wert! Dein scheiß Macho-Gehabe geht mir auf den Geist!“ Die Szene offenbart, wie sehr die erfahrene Ermittlerin zwischen feministischen Überzeugungen und unbewussten Vorurteilen gefangen ist.
Während Schmitz den „Wikinger“ erfolgreich fasst – einen geschiedenen Familienvater, der zwischen Hannover und Göttingen pendelt –, wird in Munirs verlassener Wohnung DNA-Material sichergestellt, das auch am Tatort gefunden wurde. Der Kreis scheint sich zu schließen, doch der Hauptverdächtige bleibt unauffindbar. Erst ein Zufallstreffer über die niederländische Polizei, die Lindholms illegale DNA-Probe mit einem unaufgeklärten Vergewaltigungsfall von 2016 verknüpft, bringt die entscheidende Wende. Denn zu diesem Zeitpunkt lag Munir nach einem Verkehrsunfall im Krankenhaus – er kann unmöglich der Täter sein.
Die Wahrheit liegt näher, als die Ermittlerinnen ahnten: Die DNA-Spuren in Munirs Wohnung stammen von seinem Mitbewohner Ehsan, einem afghanischen Flüchtling, den Lindholm bereits auf dem Sportplatz befragt hatte. In der eng vernetzten Community der Geflüchteten waren solche Spuren nicht ungewöhnlich – doch sie führten direkt zum wahren Mörder.
Hinter den Kulissen
„Die Rache an der Welt“ markiert einen besonderen Meilenstein: Charlotte Lindholms 30. Fall und zugleich das 20-jährige Jubiläum von Maria Furtwänglers Tatort-Karriere, die 2002 mit „Lastrumer Mischung“ begann. Für Florence Kasumba als Anaïs Schmitz war es bereits der vierte gemeinsame Einsatz mit ihrer eigensinnigen Kollegin.
Gedreht wurde die NDR-Produktion vom 10. August bis 10. September 2020 in Göttingen und Hamburg. Das Drehbuch stammt von Daniel Nocke, der bereits mehrfach für seine gesellschaftskritischen Krimis ausgezeichnet wurde. Regie führte Stefan Krohmer, der gemeinsam mit Nocke bereits fünfzehn preisgekrönte Langfilme realisiert hatte. Die Premiere fand am 15. September 2022 auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg statt, bevor der Film am 9. Oktober 2022 um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wurde.
Der Fall ist von einem realen Verbrechen inspiriert: dem Mord an einer Studentin in Freiburg 2017, der von einem afghanischen Geflüchteten verübt wurde und die deutsche Flüchtlingsdebatte anheizte. Auch der Fußball-Rekordversuch hat einen authentischen Hintergrund – er basiert auf einer tatsächlichen Aktion in Hamburg.
Mit 8,70 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 28,7 Prozent war „Die Rache an der Welt“ ein voller Erfolg. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte die Folge 1,59 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 20,6 Prozent. Die Kritiken fielen gemischt aus: Während das Lexikon des Internationalen Films nur zwei von fünf Sternen vergab und eine „eher trockene und pädagogische“ Umsetzung kritisierte, lobte Kino.de die „souveräne“ Rückkehr zu bewährten Tatort-Versatzstücken mit „stetig ansteigender Spannungskurve“. Der Spiegel würdigte die subtilen Momente von „Täuschung und Selbsttäuschung“, bemängelte aber, dass der bereits 2020 produzierte Film „stellenweise aus der Zeit gefallen“ wirke.
@Tatort-Fans-Redaktion:
Ich sehe gerade, dass als „Ort: Tatort HANNOVER“ angeführt wird. Wäre nicht richtiger „Tatort: GÖTTINGEN“? Im Tatort-Archiv gibt es die Kategorie „Tatort: GÖTTINGEN“ (bisher 3 Folgen).
Nach meiner persönlichen Meinung gab es auch einige gute (alte) Lindholm-TO´s, die im ländlichen Umkreis Hannovers gelöst wurden (z.B. die kürzlich gesendete Folge „Pauline“).
Das mit Tatort: Göttingen ist schon richtig; der TATORT „Pauline“ wurde allerdings in der Nordheide, u.a. bei Jesteburg inszeniert.
Bewertung mit fünf Sternen ist natürlich Quatsch; ein Stern; höchstens und ja: ich habe ihn bereits gesehen, kann also schon bewerten.
@der Fremde
Danke, für den Hinweis. Da hatte ich mich verklickt, Göttingen statt Hannover ;-) ist jetzt aktiv.
Weder die Story noch das Team fand ich gut.
Ich habe es versucht, aber diese minimal talentierte Frau Furtwängler ertrage ich nicht.
Für alle, die letzte Woche bei einem besonderen Tatort gemeckert haben: Nun endlich wieder der gute, alte politisch korrekte Quark. Nicht meins.
Ich lese seit Längerem regelmäßig die Kritiken der Tatort-Fans und habe festgestellt, dass ich mich meist der Mehrheit mit ihrer Wertung anschließen konnte. Die für den Tatort Zuständigen sind aber wohl über die Mehrheitsurteile erhaben, denn geändert hat sich nichts. Und wenn immer wieder darauf verwiesen wird, dass es sich um ein gesellschaftlich wichtiges Problem handele, das da dargestellt wird, und künstlerische Aspekte so zu Nebensächlichkeiten erklärt werden, drängt sich mir ein Verdacht auf: der „Tatort“ wird zunehmend zu einer Zweigstelle der Bundeszentrale für politische Bildung. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.
Also ich fand diese Folge nicht so schlecht.
Lindholm und Schmitz wirkten bei ihrem 4. Aufeinandertreffen in Göttingen dieses Mal m.E. etwas natürlicher (Lindholm nicht ganz so arrogant, Schmitz nicht ganz so „abgehoben“).
Die heiklen Themen „Flüchtlinge“, „rassentypisches Verhalten“ bzw. „illegale, aber zielführende DNA-Untersuchungen“ wurden in dieser Folge etwas ausgewogener (und dadurch realitätsnäher) behandelt als üblich –> allein das ist heutzutage schon mutig; bravo dafür!
Mala Emde als „Jelena“ hat mir ebenfalls gefallen (die kannte ich bisher nicht).
Die Auflösung des Falles geriet allerdings zu kurz und flapsig, zu vieles blieb offen.
Insgesamt gesehen: Dreieinhalb Sterne, aufgerundet!
Lindholm geht gar nicht.
Etwas bemüht in der dramaturgischen Umsetzung. Ein Mädchen wird ermordet und es stehen ein Deutscher und ein Imigrant als Täter in der engeren Wahl. An sich gehört zum guten Ton, dass dann im Zweifel der Deutsche Täter ist und der Imigrant nur Opfer von Vorurteilen, dem wurde hier ausgewichen. Dennoch ist die ganze Geschichte nicht so recht glaubwürdig. Da werden verschiedene DNS-Spuren in der Wohnung gefunden und ohne Überlegung wird ein Täter mit vermeintlich passender DNS ausgesucht, ein Fehler, den erst die Schlusssequenz wieder korrigiert. Hier wie in vielen Details ist die Geschichte nicht ausgegoren, man erkennt keine stringente Ermittlertätigkeit. Mit einem Wort, als Krimi nicht Fisch, nicht Fleisch.
0 Stern.. wegen gähnender Langeweile…leider ist die ganze Serie so schlecht geworden – abgesehen von wenigen Ausnahmen ( Wotan W Möhring ) …TATORT MÜNSTER IST EIN REINER KOMÖDIENSTADL.
Die ARD DEGETO Division geht mit Kult-Beispielen voran, hat aber leider bisher PAUL CLEAVE vergessen…
Sorry ich habe Schluss nicht verstanden. Wer war jetzt der Täter? Kerdagli? Und was für ein Motiv hatte er? Ich verstehe es nicht.
@schauinsland: In welchem Sinne soll ein Tatort, in dem ein afghanischer Flüchtling eine deutsche Frau, die ihm sogar geholfen hat, tötet, politisch korrekt gewesen sein?
Man sollte mit dem Urteil vielleicht bis zum Ende der Folge warten.
Ich fand allerdings in dieser Folge zu vieles, was nicht logisch war. Als wäre unter dem politischen Inhalt der eigentliche Krimi ein bisschen verloren. Zum Beispiel ist es gar nicht klar, wieso der Afghane, der Täter, schon früher eine Rolle spielte, das hatte keinen Sinn. Und warum hat er das Opfer im Wald am See vergewaltigt und getötet, und nicht woanders, obwohl sie einander kannten? Und so weiter…
Und Furtwängler ist schauspielerisch nicht so überzeugend (einige in den anderen Rollen schon, die für mich bislang unbekannte Mala Emde, zum Beispiel. Ich glaube, 2 Sterne reichen.
Ich kann mich übreigens auf keinen anderen Tatort erinnern, wo weder das Opfer noch der Täter es geschafft haben, in der Besetzungsliste erwähnt zu werden.
Blöd: man sieht nach wenigen Minuten Leonard Carow durchs Bild laufen und weiß, dass der Freund des Opfers der Mörder ist. Lediglich als ich Sascha Alexander Geršak (den Namen musste ich hier nachschauen), kam ich kurzzeitig ins Wanken.
Dann war die WG-Mitbewohnerin, die man mit dem Fall zunächst nicht in Verbindung brachte, Favorit. Was für den Tatort-Seher eigentlich ein wichtiges Indiz ist.
Aber nein: der Täter hatte Migrations-Hintergrund, was in der heutigen Zeit in einem Prime-Time-Krimi selten ist.
Ein Tatort, bei dem der Täterl lange Zeit nicht feststeht. Ich fand ihn spannend und gut gespielt. Nicht mein Lieblings-Tatort, aber durchaus ein Tatort, den ich mir irgendwann noch einmal ansehen könnte.
Ich finde übrigens schön, dass Lindholm und Schmitz sich zu einem richtig guten Ermittler-Duo entwickelt haben. Anders als einige Andere finde ich nämlich sowohl Maria Furtwängler als auch Florence Kasumba (musste auch ihren Namen nachschlagen; ich sehe sie leider recht selten) ziemlich gut. Das Furtwängler-Bashing kann ich insofern nicht nachvollziehen. Aber watt den Eenen sin Uhl‘, ist den Annern sin Nachtigall.
Ich habe gerade schon kommentiert, aber ich möchte noch etwas nachtragen: Das Problem Imigrant aus dem nahen Osten und Frau in der Opferrolle, wurde – obwohl hier geboten – nicht angesprochen. Die geradezu toxische Männlichkeit, auch Überheblichkeit, die aus der Erziehung herrührt, und die etwa in Ägypten dazu führt, dass nahezu 100 % aller Frauen, dort schon einmal Opfer sexueller Gewalt waren. Nach oben buckeln und nach unten treten, wobei Fremde im Zweifel immer zu den Getretenen gehören, ist das eigentliche Problem, dem sich hier auch eine Aufgabe der Umerziehung bzw. eines gesellschaftlichen Problembewusstseins widmen muss.
Gesellschaftspolitische Relevanz, viele Fährten und Spannung bis zum Ende. Ein rundum gelungener Tatort.
Wow, der NDR traut sich was. Nicht der etwas weltfremde Freund des Opfers oder der Wikinger waren letztendlich als Täter, sondern ein Asylbewerber. Hätte ich nicht für möglich gehalten.
Ende für mich völlig unlogisch.
Die logisch am besten nachvollziehbare Ermittlungsarbeit der Lindholm war, dass sie den DNA-Abgleich in den Niederlanden veranlasste.
Logisch war auch, dass Schmitz absolut dagegen war, eine solche Untersuchung in Erwägung zu ziehen.
Migranten sind alles ehrliche Menschen.
Was nun wirklich zu den zwei gleichen DNA-Ergebnissen führte, weiß allein der Herr Daniel Nocke.
Nein liebe Tatort-Macher.
Die alte Kommissarin Lindholm gefiel mir besser.
Differenziert, kritisch, spannend – eine Kunst bei dieser round about besetzten Thematik (Migrant:innen + Deutschland)!
Das das Thema Asyl-Migration-Multikulti-Flüchtlinge vielen Zuschauern sauer aufstößt und Schnappstmung auslöst, ist hinlänglich bekannt und wird bei jedem entsprechenden Tatort in den Foren entsprechend negativ gewürdigt.
Vielleicht sollten sich einige „Biodeutsche“ langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass die bundesdeutsche Wirklichkeit sich in den letzten Jahrzehnten ein klein wenig geändert hat!
Und der Tatort diesem Umstand Rechnung trägt.
Ich für meinen Fall bin dankbar
(nach vielen „Experimenten“, oder wie auch immer das Gesehene in der letzten Zeit unter dem Titel Tatort dem Zuschauer Zugemutete zu betiteln ist),
dass diese Lindholm-Verfilmung annähernd einem guten Krimi ähnelte.
Zwar mit Abstrichen, aber drei Sterne erscheinen mir angemessen.
Habe mir nochmals die Wh. auf ONE angesehen, weil ich sehen wollte, ob ich beim 1. Mal verpasst habe, warum genau Esar (also der „Buz-cache“-Spieler, der in Afghanistan am liebsten mit Ziegen ohne Kopf eine Art „Pferde-Polo“ gespielt hat) Mira getötet hat. Nein, ich habe nichts verpasst, es wird nicht erklärt, er war also eher ein – wie auch in der Realität manchmal vorkommender – „Zufalls-Täter“ (vielleicht hat er Mira allenfalls einmal mit Munir gesehen und hat dann eine Gelegenheit und einen Ort gesucht). Seine DNA wurde bei Munir gefunden und Letzterem zugeordnet, weil er eine Zeit – unangemeldet – bei Munir Mitbewohner war (davon wusste die Polizei die längste Zeit nichts).
Und er hatte nicht – wie behauptet – „Feinde in Afghanistan“, sondern er war selbst der „Feind“.
Ja, ich denke, auch solche (oder ähnliche) „Flüchtlings“-Geschichten passieren in der Realität. Insofern war die Folge gut dargestellt …
Ich bin gegen so politisch aufgemotzte „Unterhaltung“ aber alles in allem hat mir diese Folge noch gut gefallen. Frau Furtwängler strahlte eine wahnsinnige Kälte aus, die gar nicht zu ihr passt, bzw. zu der Kommissarin die sie spielt. Kommissarin Schmitz dagegen kommt immer besser herüber und gefällt mir immer besser. Die Idee Migranten einen Rekord im abgesperrten Fussballkäfig machen zu lassen war mal was ganz neues. Der Schluss mit der Aufdeckung des Mörders fand ich wirklich sehr gut. Der Mörder konnte ja die falschen Spuren ja richtig toll legen. Aber wer auf einem Pferd mit einem Ziegentorso Nationalsport treibt ist eigentlich schon unsinnig verdächtig. Oder ist das jetzt bereits wieder Rassismus. Und warum war der Titel „Rache an der Welt“ – how comes…… Versteh ich einfach nicht.
Also: Aktuelle Problematik mit Migranten, interessante Story, gute Handlung, Schauspieler, Unterhaltung. Wegen komischen Schnitten in dem Film – quasi Hüpfer – nur 2 Sterne.
Einfach mal wieder einen guten Krimi ohne das politische Geschehen oder persönliche Tragödien der Ermittler aufzunehmen das wäre toll.
Wieder mal ein Tatort der nicht bis Ende geschaut werden konnte.
Mittlerweile ist man wirklich auf die Bezahlsender angewiesen da wir keine spannenden Filme/Serien hinbekommen.
@Maria + @Momi:
Meine – zugegebenermaßen nicht zu 100% befriedigende – Antwort auf die Wahl des hochtrabenden Titels:
Esar war „nirgends zugehörig“. In Afghanistan war er der „Feind“ und in D wollte ihn auch niemand so wirklich. So nahm er sich einfach immer genau das, was er gerade wollte: Einmal den Sex mit der blonden Flüchtlingshelferin (als diese nicht mittat, beseitigte er sie halt), ein anderes Mal was anderes.
„Die Welt“ mag ihn nicht, also warum soll er „die Welt“ mögen (und auf sie Rücksicht nehmen)?
Um sich von sich selbst (und seiner Nicht-Zugehörigkeit) zu befreien, dazu fehlt ihm offenbar der Mut.
Nicht misslungen, aber auch nicht vollends überzeugend. Positiv herauzuheben das – vergleichsweise – zurückhaltende Spiel der Kommissarinnen; insbesondere von Frau Furtwängler war man da ja in den letzten Jahren teilweise Furchterregendes gewohnt. Auch als Team ist das diesmal ohne großen Nervfaktor abgegangen. Wohltuend auch, dass der Belehrungsgestus mit all seinen Klischees vermieden wurde, für Tatort-Verhältnisse ist das ja fast schon eine Sensation. Hätte mich nicht gewundert, wenn der Zeuge vom Anfang durch irgendeinen hanebüchenen Kniff doch noch als Täter präsentiert worden wäre. Dramaturgisch allerdings war das ein gar zu dünnes Süppchen, das sich letztlich ausschließlich um einen zunächst fehlgedeuteten DNA-Abgleich gedreht hat (am Rande noch die Diskussion, was aus einer DNA-Analyse abgeleitet werden kann, darf oder soll, nicht uninteressant, aber kaum vertieft). Dann lagen da – wie häufig bei Lindholm-Folgen, oder bilde ich mir das ein? – noch ein paar lose Handlungs- bzw. Ermittlungsfäden im Raum, denen zumindest ich teilweise schwer folgen konnte. War aber auch egal, da ohnedies irrelevant. Leidlich spannend, kein großer Aufreger, drei eher schwache Sterne.
Nachbemerkung: Die Folgen, als die Lindholm irgendwelche skurril-versponnenen Fälle auf dem flachen Lande ermittelt hat und der Martin treuherzig hinterhergedackelt ist, haben mir wesentlich besser gefallen. Nun, die Zeiten ändern sich.
Hätte der Tatort nicht besser „Die Rache am Zuschauer“ heißen müssen? Ich habe Frau Furtwängler, die ich persönlich für eine der am meisten überschätzten „Ich-habe-exakt-einen-Gesichtsausdruck-zur-Verfügung-Schauspielerinnen“ halte, noch eine Chance geben wollen, habe dann aber wegen Unerträglichkeit abgeschaltet. Wie ich den anderen Kommentaren entnehme zurecht.
Die eine Szene, in der Charlotte Lindholm das Fußballspiel unterbricht (bei 40:35 Min.) fand ich superstark! Wow, das gefiel mir!
Nachtrag für Interessierte: de.wikipedia.org/wiki/Buzkaschi
Buzkaschi (od. „Buz-cache“) gibt es lt. Wikipedia tatsächlich in Afghanistan: Es ist ein traditionelles Reiterspiel in Afghanistan und anderen persisch- und turksprachigen Teilen Zentralasiens … Das Spiel wird von 20 und mehr Spielern gespielt, wobei bereits Spiele mit mehr als 1000 Teilnehmern stattgefunden haben. Zu Beginn des Spiels wird eine tote Ziege, manchmal auch ein totes Kalb, auf dem Spielfeld, das normalerweise einfach ein großes Stück freier Steppe ist, abgelegt, die im Galopp aufzunehmen und vor dem Preisrichter abzulegen ist. Gespielt wird jeder gegen jeden, was das Spiel sehr unberechenbar macht. Es ist alles erlaubt, um an die Ziege zu kommen. Wem es gelungen ist, die Ziege an sich zu bringen, der ist im nächsten Moment auch mit ziemlicher Sicherheit Mittelpunkt eines dichten Reiterpulks, der in vollem Galopp über die Steppe fegt und dessen einziges Ziel es ist, den momentanen Inhaber der Ziege davon abzuhalten, zum Preisrichter zu gelangen. Das Spiel kann durch die mitunter sehr große Zahl an Reitern sehr lange – bis zu einigen Tagen – dauern … Der Gewinn eines Buzkaschi ist mit hohem sozialen Prestige verbunden und kann auch einen hohen Preis – oftmals ein wertvolles Pferd – bedeuten.
Ich stimme @Momi zu, wenn er meint, dass Personen, welche diese Art von „Sport“ betreiben, ohne Weiteres „eigentlich schon unsinnig verdächtig“ sind (oder wie ich meine: „einen an der Waffel haben müssen“). Es hat sich ja am Schluss auch bewahrheitet.
Zwar gibt es einige Kritikpunkte (kann man aufführen oder man läßt es einfach bleiben), aber ein vorzeitiger „drück mich weg – Abschalt -Tatort“ war es, nach meinem Dafürhalten, nicht.
Ganz eindrucksvoll in ihrer Rolle fand ich dieses Ehepaar mit dem diskreten, eigennützigen Helfersyndrom. Die dann als Gegenleistung – von den Aufgenommenen – im Detail erfuhren, wie schrecklich, beschwerlich die Flucht verlief und somit das Bedürfnis der ungebremsten Neugierde vollends befriedigt wurde. Was ja nebenbei in einem Gepräch zwischen dem ehemals dort wohnenden Munir Kerdagli und der WG-Bewohnerin Jelena, offensichtlich wurde.
An Harry: Du musst noch einiges lernen. Erstens ist es absolut egal wieviele schwarze Ermittler es gibt und zweitens hätte ich gerne von Dir gelesen welche weiteren es in den Tatort oder Polizeiruf Teams noch gibt…
Zum Fall: Er war sicher nicht überragend, aber politisch überfrachtet war sicher nicht. Die Auflösung nicht überzeugend, aber ich glaube auch das gibt es in der Realität. Da gebe ich dem „Fremden“ recht.
Die Geschichte, hin oder her, ob Migrant oder Wikinger, hat mich nicht vom Hocker gehauen, die Geschichte war schwach.
Das Rumgezicke zwischen den beiden Kommissarinen ist uninspiriert. Der Plot war langweilig,
Politische Diskussionen, oder diskussionen über Gehälter haben nichts mit diesem Tatort zu tun. Ich werde Sie entfernen und die Nutzer auch dauerhaft sperren…
Völlig neviges Sounddesign, Telefongeklingel.
Sorry, wenn wir hier im Eifer des Gefechtes neben dem eigentliche Thema gepostet haben. Aber gleich dauerhaft sperren? Als Abmahnung verständlich, aber ohne Verwarnung, dass ihr das nicht haben möchtet, gleich ganz sperren und raus? War das Forum nicht auch immer für Fragen und Anregungen gedacht oder habe ich da was nicht richtig verstanden?
Ein realistischer Qualitätstatort mit einem tollen Ermittlerinnenteam und wissenswerten Fakten. Mir war beispielsweise neu, dass in Deutschland DNS-Proben nicht auf ihre ethnische Herkunft hin untersucht werden dürfen, was eigentlich ein Skandal ist…! Die Auflösung war absolut plausibel, mir hat Lindholms starker Auftritt während des Fußballspiels gleichfalls sehr gefallen (da stimme ich @Mareike gern zu :-)), alles in allem ein sehr sehenswerter Tatort.
Was für einen Tatort @HerrBert gesehen haben will, entzieht sich komplett meinem Verständnis – von „Rumgezicke“ gibt es nicht die leiseste Spur.
@slice me nice:
Ich vermute, @Herr Bert meinte die ‚Meinungsverschiedenheit‘ hins. Anwendung der Rassen-DNA-Untersuchung. Ich fand die Diskussion dieses Mal aber auch – im Unterschied zu manchen Vor-Folgen – eher als angenehm sachlich. Das bessere Verhältnis zwischen den beiden war m.E. greifbar zu spüren … ;-)
M.E. einer der besten TO’s des letzten Halbjahres und sicher der beste vom Team Lindholm&Schmitz. Hier zeigen die beiden, dass auch sehr unterschiedliche Charaktere letztlich miteinander ‚funktionieren‘ können.
(Und die interessierten Zuseher:innen wissen jetzt auch, was ‚buz-cache‘ ist …)
+++ EIL +++
Der Kahlschlag beim „Tatort“ geht weiter – im folgenden ein Auszug von tvforen.de vom 20.12.23:
Nach sechs Einsätzen in Göttingen kehrt Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm wieder ins LKA nach Hannover zurück.
Das bedeutet für den NDR-„Tatort“, dass sich die Zuschauer von dem kompletten Team aus Göttingen verabschieden müssen, einschließlich der Darsteller Florence Kasumba, Daniel Donskoy und Luc Feit. Der letzte gemeinsame Fall „Geisterfahrt“ mit Lindholm und dem Göttinger-Team ist am Sonntag, den 11. Februar um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
@Al.Ter:
Danke für die Info. Da wird dzt. ein reges „Bäumchen-wechsel-dich“-Spiel betrieben. Florence Kasumba soll ja im übernächsten Falke-TO (allerdings einmalig) mitspielen.
Interessanterweise finde ich die Mehrzahl der Weggänge, Wechsel bzw. Neuerungen gar nicht so schlimm. Wie sagt man doch gelegentlich: „Jede Änderung bietet auch eine Chance“! Ich denke da (vorläufig) noch positiv … ;-)
Ich finde es ziemlich mutig, zu diesem Zeitpunkt eine TO-Folge zu wiederholen, in welcher Asylwerber nicht ausschließlich positiv dargestellt werden (eine solch ausgewogene Darstellung hat in dieser Reihe ja durchaus Seltenheitswert).
Die Asylwerber und deren Förder:innen werden aber andererseits auch nicht durchgehend negativ punziert, so finde ich die Darstellung der „Jelena“ durch Mala Emde (die ich vor dieser Folge nicht kannte) als ehrlich bemühte Flüchtlingshelferin ziemlich glaubwürdig.
Für mich weiterhin die beste Folge dieses Teams: ****1/2
Eine Story voller Vorurteile gegen Flüchtlinge, undurchsichtig und langweilig, da ist doch so ein „Wallander“ eine andere Geschichte….. schade ☹️