Von Verschwörungstheorien bis Weihnachtszauber: Das Krimijahr 2022 bot eine bunte Mischung aus zeitkritischen Themen und experimentellen Formaten. Ein Rückblick auf die Höhepunkte der beliebtesten deutschen Krimireihe.
Im Spiegel der Zeit
Auch 2022 blieb der „Tatort“ seinem Ruf als Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen treu. Während die Corona-Pandemie langsam in den Hintergrund rückte, rückten neue Krisen in den Fokus: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine warf seine Schatten, blieb aber noch Randnotiz. Stattdessen dominierten die Nachwehen der Pandemie: Verschwörungstheorien und gesellschaftliche Spaltung.
In „Videobeweis“ (Stuttgart) und „Katz und Maus“ (Dresden) jagten die Ermittler Fake-News-Verbreiter und Verschwörungsideologen. Der Münsteraner Fall „Propheteus“ trieb das Spiel mit alternativen Realitäten auf die Spitze: Hier glaubte ein Verdächtiger an eine bevorstehende Alien-Invasion.
Brisante Themen, packende Krimis
Doch der „Tatort“ blieb nicht nur bei fantastischen Szenarien. Hochaktuelle Themen wie Polizeigewalt („Das kalte Haus„, Dresden), Rassismus in der Medizin („Risiken mit Nebenwirkungen„, Zürich) und sexuelle Belästigung („Videobeweis„, Stuttgart) fanden ihren Weg in die Drehbücher. Dabei gelang den Machern meist der Spagat zwischen Unterhaltung und Aufklärung.
Besonders packend: die Geiseldramen „Hubertys Rache“ (Köln) und „Katz und Maus“ (Dresden). Hier zeigten sich die „Tatort“-Macher von ihrer besten Seite: Nervenkitzel und psychologische Tiefe in perfekter Balance.
Experimentierfreude und Jubiläen
2022 war auch das Jahr der Experimente. Frankfurt wagte mit „Leben Tod Ekstase“ einen psychedelischen Trip, während München zu Weihnachten mit „Mord unter Misteln“ in die 1920er Jahre reiste. Der Berliner Krimi „Das Opfer“ beeindruckte mit einem intensiven Charakterporträt des sonst so undurchsichtigen Ermittlers Karow.
Jubiläen gab es auch zu feiern: Das Kölner Duo Ballauf und Schenk löste seinen 85. Fall und blickte auf 25 Jahre „Tatort“-Geschichte zurück. In München feierten Batic und Leitmayr ihren 90. Einsatz.
Abschiede und Neuanfänge
Emotional wurde es beim Abschied von Meret Becker als Nina Rubin im Berliner „Das Mädchen, das allein nach Haus geht„. Ein würdiger Abgang nach sieben Jahren, der die Tür für Nachfolgerin Corinna Harfouch öffnete.
Fazit: Qualität auf hohem Niveau
Der „Tatort“ bewies 2022 einmal mehr, warum er Deutschlands beliebteste Krimireihe ist. Mit einer gelungenen Mischung aus gesellschaftlicher Relevanz, spannenden Fällen und mutigen Experimenten hielt er sein Publikum bei der Stange. Auch wenn nicht jede Folge ein Meisterwerk war, blieb das Niveau durchweg hoch.
Für 2023 darf man gespannt sein: Wird der Ukraine-Krieg eine größere Rolle spielen? Welche gesellschaftlichen Debatten finden ihren Weg in die Drehbücher? Eines ist sicher: Der „Tatort“ wird weiterhin den Finger am Puls der Zeit haben – und dabei hoffentlich nie den Unterhaltungsfaktor aus den Augen verlieren.